Vernunftsbeziehungen: Können die gut gehen?
Vor kurzem war in "Gute Zeiten schlechte Zeiten" die Rede von Vernunftsbeziehungen. Ayla hat mit einem türkischen Kollegen beschlossen, dass sie eine Vernunftsbeziehung führen sollen bzw. wollen. Das ist nicht gut gegangen. Denn einer hat sich dann doch verliebt und dann war es ziemlich kompliziert. Aber gibt es wirklich Vernunftsbeziehungen die gut gehen und die von beiden Seiten auch als glücklich bezeichnet werden können? Vernunftsbeziehung heißt ja nicht, dass man sich nicht schätzt und auch gern hat und auch Sex hat. Aber es fehlt doch eigentlich was.
Denkt ihr, dass reine Vernunftsbeziehungen wirklich gut gehen können und dass diese auch ein Leben lang halten können und dass man auch mit einer Vernunftsbeziehung eine Familie gründen kann? Könntet ihr euch vorstellen eine Vernunftsbeziehung zu führen?
Zunächst einmal müsste es eine klare Definition für eine Vernunftsbeziehung geben um die Frage wirklich beantworten zu können. Ich bin der Meinung, dass eine Beziehung in der einem der Beiden etwas fehlt generell keine Chance hat auf Dauer zu bestehen. Wenn sich nun zwei finden und der Meinung sind, sie sind mit einer Vernunftsbeziehung derzeit am Besten bedient, so denke ich dass dies kein langfristiger Gedanke ist, der dahinter steht.
Dennoch kann ich mir vorstellen, dass daraus eine langfristige Beziehung erwächst. Ob diese dann noch als Vernunftsbeziehung zu bezeichnen ist oder ob es einfach zu einer Beziehung geworden ist, müsste man dann natürlich prüfen. Eine Beziehung in der sich beide wohlfühlen und nichts vermissen hat immer Chancen langfristig zu funktionieren.
Ich denke schon, dass eine solche Vernunftsbeziehung klappen kann. Die meisten Beziehungen früher waren doch auch von solcher Art. Man hat eben das geheiratet, was gut für einen ist und oft ist daraus dann auch Liebe gewachsen und noch viel öfter wurden Familien gegründet.
Mittlerweile ist das aber meiner Meinung nach seltener, da die Gefühle doch sehr im Vordergrund stehen. Allerdings denke ich auch dass es heute noch solche Beziehungen gibt, vor allem wenn man viele schlechte Erfahrungen gemacht hat und man eben einfach nur noch eine stabile Beziehung will. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass daraus eben mehr Gefühle entstehen, da man eben sieht, wie der andere auch näher betrachtet ist und man sich durch viel gemeinsame Zeit doch stark zueinander hingezogen fühlen kann.
Es gibt doch genug Beziehungen, die irgendwann zu "Vernunftsbeziehungen" werden. Sie haben zwar nicht als solche angefangen, aber irgendwann haben sich die Gefühle für den anderen verflüchtigt und geblieben sind dann die gemeinsamen Kinder oder die gemeinsamen Verpflichtungen und wenn man Glück hat noch eine Freundschaft und Achtung voreinander.
Ich denke, dass das wirklich oft so lange gut geht bis sich einer der Partner wieder verliebt oder bis es die gemeinsamen Verpflichtungen nicht mehr gibt. Wenn ein Paar wegen der Kinder zusammen geblieben ist und wenn diese Kinder dann erwachsen sind und das Haus verlassen gibt es ja keinen Grund mehr die Beziehung weiter aufrecht zu erhalten.
Ich könnte mir nicht vorstellen, eine Vernunftbeziehung zu führen. Ich habe auch den Eindruck, dass solche Beziehungen, wenn überhaupt, vorrangig von Leuten eingegangen werden, die nicht alleine sein können oder sich finanzielle Vorteile dadurch erhoffen. Zumindest würde ich diese Behauptung für Leute aus Mitteleuropa so aufstellen, die sich frei für oder gegen eine Beziehung entscheiden können und nicht mit Repressalien durch ihr Elternhaus rechnen müssen, weil sie sich (laut ihrer Familie) für den falschen Partner entschieden haben. Wer sich eigenständig für einen Partner entscheiden kann und sich dann trotzdem in eine reine Vernunftbeziehung begibt, wird sicher ein Problem damit haben, alleine zu sein - oder es sind materielle Gründe im Spiel. Sonst würde sich derjenige sicher gegen eine solche Geschichte entscheiden.
Ich kann sehr gut alleine sein und gehe eine Beziehung nur dann ein, wenn diese eine Bereicherung für mein Leben darstellt. Dabei spielt nur die Qualität der Beziehung selbst eine Rolle, andere Überlegungen sind egal. Natürlich spielen auch rationale Überlegungen eine Rolle bei der Auswahl eines Partners. Ein gewisser Rahmen sollte da schon gegeben sein. Allerdings überlege ich nicht, inwiefern ein Partner für mich nützlich sein könnte. Ob ich Single bin oder einen Partner habe, macht für mich eigentlich keinen so großen Unterschied. Das sind eben zwei verschiedene Dinge, die ich aber beide zeitweise ganz gerne habe.
Eine Vernunftbeziehung schließt natürlich nicht aus, dass die beiden Partner sich sehr sympathisch sind und auch wirklich eine gute Zeit miteinander haben. Allerdings gebe ich einer solchen Beziehung keine echte Chance. Auch in einer normalen Liebesbeziehung kann es passieren, dass einer der Partner sich anderweitig verliebt und die Beziehung dann beendet. Das passiert tagtäglich und ist ja auch nicht schlimm. Allerdings ist eine Vernunftbeziehung meiner Meinung nach noch viel anfälliger für dieses "Problem", da die Liebe zueinander als elementares Bindungsglied in einer solchen Beziehung nicht existent ist. Wenn eine Beziehung aus Vernunft aufrechterhalten wird, haben beide Partner ja eigentlich ein Interesse daran, das System auch aufrechtzuerhalten, eben aus scheinbar vernünftigen Gründen. Wenn sich einer von beiden dann verliebt, zerbricht dieses Vernunftsystem oder der Partner entscheidet sich gegen die neue, echte Liebe und wird dadurch sehr unglücklich.
Ich persönlich würde mich überhaupt nicht so eng an einen Partner binden wollen, dass ich nicht von heute auf morgen aus der Beziehung raus könnte. Wenn man keine gemeinsamen Verpflichtungen hat (gemeinsame Immobilien, Kinder), kann man wirklich ohne Rücksicht auf die Rahmenbedingungen das machen, was man möchte. Ich möchte mit einem Partner nur dann zusammen sein, wenn ich mich auch ohne jegliche Verpflichtung und jegliches Vernunftgefühl immer wieder für diesen Menschen entscheiden würde. Falls das nicht mehr gewährleistet ist, geht die Beziehung ihrem Ende zu.
Ich denke, aus fast jeder Beziehung wird irgendwann mal eine Vernunftsbeziehung, denn wenn man sich die ältere Generation mal anschaut (die eigenen Eltern), dann ist es doch meist so, das man früher einmal sehr glücklich war, dann kam der Kinderwunsch und die Kinder kamen und man hat nur noch neben sich her gelebt. Meine Eltern wohnen zwar noch zusammen in ihrem 2-Familienhaus mit meinem Bruder, jedoch schlafen sie getrennt und auch sonst läuft da absolut nichts mehr. Sie wohnen wie eine WG nur noch zusammen und verwalten den Haushalt zusammen. Traurig aber wahr.
In meinem Bekanntenkreis fängt diese Art der Vernunftsbeziehung nun auch schon an: Ein guter Freund von mir ist seit Februar mit seiner Freundin zusammen, sie ist auch schon schwanger und bekommt das Kind im Februar 2012. Nun sind die beiden zusammen gezogen, da sie eine kleine Wohnung hatte und er auch eine 1-Zimmer Wohnung. Nun wohnen sie in einer 3-Zimmer Wohnung, jedoch läuft es alles andere ab als harmonisch. Er kommt sehr ungern heim, weil sie immer wieder meckert und Streit sucht. Da er Schichten arbeitet und 12 Stunden am Stück arbeitet im Sicherheitsdienst, ist er meistens von 7-19 Uhr arbeiten und wenn er heim kommt, muss er auch noch kochen. Zwischen den beiden läuft nichts, d.h. kein Kuss, kein Kuscheln, nichts. Er kommt also heim, kocht, würde gerne mit ihr den Abend verbringen, doch sie hat keine Lust und so enden die Abenden immer, das sie TV schaut und er den restlichen Abend (wovon nicht mehr viel übrig ist) am PC verbringt. Sie schlafen nun auch schon getrennt, d.h. sie im Bett und er auf der Couch. Jedoch will er sich nicht von ihr trennen, weil sie zusammen ein Kind bekommen, der Vernunft eben.
Ob das am Ende die richtige Entscheidung ist, ist jedem selbst überlassen.
Ich habe schon oft bei Freundinnen erlebt, dass aus einer Vernunftbeziehung eine richtige Liebesbeziehung geworden ist. Die Vorraussetzung dafür ist allerdings, dass sich beide darauf einlassen und sich füreinander öffnen und nicht noch die Augen nach etwas anderem aufhalten. Eine Freundin von mir hat lange um einen Mann gekämpft, er hat sich dann auf sie eingelassen, weil es das Vernünftigste war (eine besser Frau hätte er niemals abbekommen), und mit der Zeit hat er sich wahnsinnig in sie verliebt. Kann also klappen.
Meine Großeltern haben eine mit einer Vernunftehe begonnen, aus der dann die große Liebe wurde. Die beiden waren 53 Jahre verheiratet und haben sich respektiert und geliebt. Bei GZSZ hatte Ayla ja von Anfang an noch Gefühle für jemand anderen, so ist die Beziehung natürlich von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Ich persönlich bin kein Fan von sogenannten Vernunftbeziehungen. Mir würde das wichtigste - nämlich die Liebe - fehlen. Über kurz oder lang würde ich mich quälen und unwohl fühlen. Und das ganze würde mir dem andern gegenüber auch unfair vorkommen. Außerdem glaube ich auch, dass es bei solchen "Beziehungen" nicht zu selten vorkommt, dass einer von den beiden Betroffenen, nach einiger Zeit dennoch Gefühle entwickelt.
Wenn man sich weiterhin vor Augen behält, dass ein Liebesgeständnis zu nichts führen könnte, weil Gefühle von Anfang an tabu waren. So behält man diese für sich und quält sich indem man versucht die Gefühle zu unterdrücken, was alles andere als einfach ist.
Sollte man es doch wagen seine Gefühle dem anderen zu gestehen, so wird zu allerhöchsten Wahrscheinlichkeit, die Vernunftbeziehung beendet und man hat nichts als Kummer und Leiden übrig und bereut eventuell sein Geständnis. Denn das der andere Partner sich auf eine "richtige" Beziehung einlassen will und wird, kommt wohl leider allzu selten vor.
Ich würde behaupten wollen, dass ich zumindest eine Person kenne, die eine solche Beziehung führt, die man als Vernunftsbeziehung bezeichnen kann. So richtig vernünftig finde ich eine „Vernunftsbeziehung“ nämlich nicht, weil ihr in der Regel eine meiner Meinung nach entscheidende Basis fehlt. Meiner Auffassung nach ist eine Vernunftsbeziehung tatsächlich vor allem eine solche, die einem oder beiden Beteiligten einen bestimmten Sicherheitsfaktor bieten soll, vielleicht sogar mehrere. Im Prinzip sehe ich diese Vernunftsbeziehungen als eine Art Übereinkommen, das zu einer festen Vereinbarung zwischen zwei Menschen wird, die bestimmte eher rationale Ziele verfolgen.
Diese Person, die ich kenne, hat ihre Beziehung ursprünglich allerdings aus emotionalen Gründen gewollt und sich irgendwann dagegen entschieden, diese Beziehung aufrecht zu erhalten. Dass daraus ein erneuter Anfang wurde und damit auch der Grundstein zu dieser Vernunftsbeziehung gelegt wurde, die allerdings nicht als solche von einem der beiden Beteiligten bezeichnet wird, ging mir der Tatsache einher, dass der weibliche Part dieser Beziehung ein Kind erwartete. Plötzlich kamen wohl entsprechende Wünsche nach Sicherheiten, sowohl der Sicherheit des Kindes, mit Mutter und Vater aufwachsen zu können als auch der finanziellen Sicherheit durch einen weiteren Geldgeber. Es wurde geheiratet und alles mögliche zusammen aufgebaut, aber für einen der beiden Beteiligten ist diese Beziehung gar nicht wirklich das, was eigentlich gewünscht ist. Es wird nach außen hin eine Fassade der glücklichen Familie aufgebaut, und wenn man sich anhört, wie es dieser Person geht, dann wird einem ganz anders.
Ich selbst könnte mir nicht vorstellen, eine reine Vernunftsbeziehung zu führen, weil ich in einer Beziehung einfach nicht glücklich bin und auch nicht zufrieden sein kann, wenn ich merke, dass meine emotionale Basis angekratzt ist. Mir ist schon in meiner letzten Beziehung aufgefallen, dass ich sogar dann unglücklich in einer Beziehung werde, wenn ich merke, dass beide an einer Beziehung beteiligten Partner einfach nur auf emotional unterschiedlichen Standpunkten stehen, auch, wenn beide das, was sie empfinden, für Liebe halten. Wenn ich nicht das Gefühl habe, dass meine Liebe richtig verstanden wird, weil mein Partner in dieser Hinsicht vielleicht eine etwas abgewandelte Definition hat und wenn demnach das, was er mir an Liebe gibt, nicht das ist, was ich als Liebe kenne, dann mache ich mir ernsthaft Gedanken darüber, ob diese Beziehung Bestand haben kann.
Das mag jetzt hart klingen, aber es ist eher ein schleichender Prozess, der viel Nachdenken mit sich bringt und wirklich alles andere als leicht ist. Jedenfalls zeigt mir das aber, wie wichtig mir die emotionale Basis in einer Beziehung ist und dass sie es überhaupt ist, die mich eine Beziehung eingehen, führen und auch beibehalten lässt. Eine Beziehung nur zu führen, weil ich davon irgendwie profitieren kann, käme für mich nicht wirklich in Betracht, zumal ich den größten Profit, den man aus einer Beziehung ziehen kann, ohnehin in dem Gefühl sehe, dass man geben kann und das man gegeben bekommt.
Das ist eine wirklich schwere Frage, ich kenne das Beispiel, welches du genannt hast, aber wir müssen schon differenzieren, was man unter einer Vernunftsbeziehung versteht. Grundsätzlich sehe ich die Vernunft darin, dass Menschen sich Vorteile durch diese Beziehung versprechen. Die Vorteile können finanziell, religiös oder auch das nicht alleine sein betreffen.
Grundsätzlich denke ich, dass viele Menschen eine Vernunftsbeziehung eingehen, damit sie nicht alleine bleiben wollen, weil die Eltern es für besser empfinden (gerade bei religiösen Eltern) und zum anderen eben, weil finanzielle Absicherungen wichtig sind. Das solche Beziehungen auf die Dauer einfach keinen Wert haben sollte glaube ich jedem einleuchten. Eine Beziehung baut man für gewöhnlich auf Liebe, Vertrauen und Zuneigungen auf und nicht aufgrund irgendwelcher Vorteile.
Ein Beispiel, welches man durchaus nehmen kann, wäre eine Vernunftsbeziehung der Religion wegen. Ich kenne viele türkische Menschen, die sich in deutsche verliebt haben, wo die Eltern jedoch strickt, gegen gewesen sind. Sie kamen mit Argumenten, dass der/die Deutsche die Traditionen und Religionen nicht verstehen würde und den Mann oder die türkische Frau nicht so glücklich machen könne, wie ein Landsmann oder eine Landesfrau. Dieser Aspekt hat einige dazu bewegt, die Vernunftsbeziehung für die Eltern und zur Vermeidung des Stresses mit einem Türken oder einer Türkin zu führen. Das hier keine lange Lebensdauer der Beziehung vorhanden sein wird ist doch schon von vornherein klar, wenn man eher gezwungen in diese Beziehung geht.
Völlig irrelevant aus welchen Gründen eine Vernunftsbeziehung eingegangen wird eine lange Lebensdauer ist nicht garantiert. Es sind für mich Beziehungen, die nur einen Zweck erbringen sollen, der jetzt natürlich unterschiedlich sein kann, daher verzichte ich auf die Auflistung. Die Liebe und der Rest, der zu einer Beziehung dazugehören sollte, fehlt hier nahezu immer! Aus dem Grund sind solche Beziehungen einfach nicht von langer Dauer.
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