Bestattet mich auf der Wiese - Nur so dahergesagt?
Ich habe schon einige anonyme Beerdigungen mitgemacht und finde sie einfach schrecklich. In letzter Zeit höre ich vermehrt von älteren Leuten auch immer wieder die „Willensbekundung“ auf einer Streuwiese und somit anonym beerdigt zu werden. An den finanziellen Hintergründen liegt es hierbei aber in den meisten Fällen gar nicht und von daher sind mir die Beweggründe nicht ganz nachvollziehbar.
Meine Mutter hat einen derartigen Wunsch zwar bisher nicht geäußert, aber selbst wenn, würde ich diesem auf keinen Fall nachkommen. Was meint ihr dazu und wie sind eure diesbezüglichen Erfahrungen? Was könnten die Auslöser oder Hintergründe für den Wunsch einer derartigen letzten Ruhestätte sein? Sagt man so etwas mal schnell so daher und meint es vielleicht im Innersten eigentlich nicht so?
Ein interessantes Thema! Zunächst einmal vertrete ich die Meinung, dass der berühmte letzte Wille eines jeden Menschen grundsätzlich ein ganz wichtiger Wunsch ist, der auf jeden Fall von den Nachkommen berücksichtigt werden sollte. Ich würde es ganz schrecklich finden, über diesen aus persönlichen Gründen - mein eigenes Empfinden, meine eigenen Ansichten - hinwegzugehen. Leider habe ich etliche Fälle erleben müssen, bei denen das so war. Wenn Du also sagst, Du würdest einem entsprechenden Wunsch Deiner Mutter ganz sicher nicht nachkommen, löst das bei mir nur bedingt Verständnis aus. Mir ist sehr wohl bewusst, wie schwer der Abschied eines geliebten Menschen ist. Wie wichtig es sein kann, eine Anlaufstelle zu haben, an der man die sterblichen Überreste besuchen kann. Und auch, wie schwer manche Wünsche umzusetzen sind - weil sie nicht den eigenen Bedürfnissen und Überzeugungen entsprechen. Dennoch: Wenn es sich nicht einfach um etwas locker dahergesagtes handelt, wenn es sich im ein konkretes Bedürfnis des Verstorbenen dreht, dann sollte da das eigene Empfinden meines Erachtens nach deutlich in den Hintergrund treten.
Da sind wir dann auch schon beim nächsten Punkt: Kann so eine Aussage ernst gemeint sein, fernab von finanziellen Bedürfnissen? Ja, das kann sie - die eigene Erfahrung lehrt es mich. So kannte ich beispielsweise eine Dame, die am Ende ihres Lebens auf viele Fehler zurückblickte und sich sehr darüber grämte. Trotz der Vergebung ihrer Angehörigen war es ihr ein inniger Wunsch, nach ihrem Ableben vollständig ausgelöscht zu sein - es folgte logischerweise eine anonyme Beerdigung. Ein anderer Grund kann meines Erachtens nach der Wunsch nach möglichst wenig Aufwand sein: Die Pflege eines Grabes kostet Zeit und auch Geld. Nicht jeder möchte dies seinen Nachkommen zumuten. In meiner Familie wurde dies beispielsweise mit einer schlichten Marmorplatte gelöst, die vielleicht ein paar Mal im Jahr gesäubert werden muss - viele gehen da vermutlich andere Wege.
Ich bin mir sicher, dass vieles einfach nur dahergesagt wird. Das mag auch das an sich unangenehme Thema des Todes betreffen - man sagt doch, der Umgang damit wird leichter, wenn man es mit Humor nimmt? Grundsätzlich aber glaube ich, dass sich die meisten Menschen schon zu Lebzeit gründlich Gedanken darüber machen, wie sie später einmal beerdigt werden möchten. Der Tod ist eben etwas, das jeden betrifft und die Angst vor einem solchen Thema lässt sich oftmals nur mindern, wenn man sich aktiv damit befasst. Wenn Du also einen solchen Wunsch hörst, scheu Dich nicht, da noch einmal nachzufragen. Dann kann Dir derjenige sagen, ob er das wirklich ernst meint - und auch warum. Du trittst damit bestimmt niemandem auf die Füße, wenn Du aufmerksam bist. Darüber hinaus lassen sich Unklarheiten wohl nur auf diese Weise beseitigen.
Ich selbst möchte übrigens nicht anonym beerdigt werden - wir haben eine Familiengruft und dort soll auch mein Platz sein. Es wird Dich nach dem Lesen meiner Äußerungen allerdings nicht verwundern, dass ich der Umsetzung eines entsprechenden Wunsches meiner Lieben nicht im Wege stehen würde.
Rosenhecke hat geschrieben:Meine Mutter hat einen derartigen Wunsch zwar bisher nicht geäußert, aber selbst wenn, würde ich diesem auf keinen Fall nachkommen
Daran sieht man, wie egoistisch der Wunsch einer "normalen" Grabstätte von den Angehörigen ist. Warum sollte man den Wunsch nicht nachgehen? Aus einem egoistischen Grund wollen manche Angehörigen den letzten Wunsch nicht erfüllen. Nämlich den, dass die Angehörigen keine "Anlaufstelle" zum Trauern haben. Aber es ist egoistisch so zu denken.
Wenn ein Mensch gerne anonym beerdigt werden will, dann ist es ein Wunsch, den man auch nachkommen sollte. Für den Toten ist es doch egal, ob er in einem Reihengrab, einer Gruft oder in einem kleinen Urnengrab beerdigt wird oder eben anonym. Für den, der den Wunsch äußert ist es aber beruhigend, dass die Angehörigen sich um nichts kümmern müssen. Ich würde auch anonym beerdigt werden wollen. Warum nicht? Da kann zwar kein Angehöriger hingehen und trauern, aber dann muss er eben einen anderen Ort finden damit er trauert. Ich würde nicht wollen, dass sich irgendjemand nach meinem Tod verpflichtet fühlen soll mir Blumen zu bringen, die sie zu Lebzeiten nicht gebracht hätten.
Mal ehrlich, der Tote merkt nicht mehr, wo er beerdigt wird und ob die Urne nun in einem Massengrab anonym beerdigt wurde oder ob er einsam und alleine in einem kleinen Urnengrab liegt. Auch merkt er nicht, ob er verbrannt wurde oder in einem Sarg beerdigt wurde. Nur die Angehörigen merken es und da ist es in meinen Augen mehr als egoistisch, wenn man diesem Wunsch dann nicht nachkommt.
Rosenhecke hat geschrieben:Meine Mutter hat einen derartigen Wunsch zwar bisher nicht geäußert, aber selbst wenn, würde ich diesem auf keinen Fall nachkommen. Was meint ihr dazu und wie sind eure diesbezüglichen Erfahrungen? Was könnten die Auslöser oder Hintergründe für den Wunsch einer derartigen letzten Ruhestätte sein? Sagt man so etwas mal schnell so daher und meint es vielleicht im Innersten eigentlich nicht so?
Also wenn das meiner Mutter letzter Wille wäre, dann würde ich ihn ihr auch auf jeden Fall erfüllen, da gäbe es für mich gar keine Überlegung. Ich würde ja auch erwarten und wollen, dass meine Kinder mir meinen letzten Wunsch erfüllen und finde es mehr als einfach nur respektlos, wenn man seinen eigenen Mutter den letzten Willen verwehrt.
Warum man den Wunsch nach einer solchen Form der Bestattung äußert, dass kann wohl nur die betroffene Person selbst näher erläutern. Ich kann mir vorstellen, dass man seine Angehörigen nicht mit der Grabpflege belasten will oder dass man einfach zu Lebzeiten die Vorstellung, dass der eigene Körper in einer Holzkiste unter der Erde liegt und von den Würmern zerfressen wird, nicht akzeptieren will. Da wäre dann eine Einäscherung in Betracht zu ziehen, und mal ganz ehrlich, warum sollte man Wert darauf legen, eine Häuflein Asche aufzubewahren?
Man weiß als Angehöriger zwar sicherlich, dass es sich bei der Asche um die sterblichen Überreste eines Familienmitglieds handelt, aber das ist doch schon ziemlich abstrakt! Dann kann man sich auch gleich auf einer Wiese verstreuen lassen, das ist doch eigentlich auch eine ganz schöne Vorstellung. Man findet seine letzte Ruhe sozusagen bei den schönen, wilden, freien Blumen und geht in die Natur über, Asche ist ja auch nicht gerade das schlechteste Düngemittel.
Und wenn man als Angehöriger um sein verstorbenes Familienmitglied trauern will, dann ist es doch auch egal, ob man jetzt zu einer richtigen Grabstätte geht, oder ob man die Wiese besucht, auf der der Tote verstreut worden ist. Bei beiden Ruhestätten geht es primär um die Symbolik als Ort zur Trauer. Es stellt sich ja auch niemand ernsthaft den verwesenden Leichnam seiner Mutter vor, wenn er sie an ihrem Grab besucht.
Und wenn man als Angehöriger um sein verstorbenes Familienmitglied trauern will, dann ist es doch auch egal, ob man jetzt zu einer richtigen Grabstätte geht, oder ob man die Wiese besucht, auf der der Tote verstreut worden ist. Bei beiden Ruhestätten geht es primär um die Symbolik als Ort zur Trauer. Es stellt sich ja auch niemand ernsthaft den verwesenden Leichnam seiner Mutter vor, wenn er sie an ihrem Grab besucht.
Das sehen vermutlich viele Leute anders. Ich persönlich halte es schon für wichtig, eine Ruhestätte zu haben, an der man verweilen kann, um dort um den Verstorbenen trauern. Dies kann ich in meinen Augen bei einer, wie du es nanntest "richtigen Grabstätte" besser, als mich z.B. irgendwo auf eine mehrere Hektar umfassende Wiese zu stellen. Vielfach wird es, denke ich, einfach als wichtig wahrgenommen, wenn der/die Verstorbene gut "fassbar" bleibt - und dies ist bei einer Grabstätte in meinen Augen einfach besser gegeben, als bei einem Ort, an dem die Reste des Verstorbenen in praktisch alle Himmelsrichtungen verweht worden sein könnten.
Mein Vater ist vor ca. 1 Jahr gestorben. Wir haben uns damals dafür entschieden ihn in einem Ruheforst bestatten zu lassen. Wir bereuen bis heute diese Entscheidung nicht. Er hat den Wald immer geliebt und schon vor seiner schweren Erkrankung gesagt, dass er im Wald bestattet werden möchte. Wir haben kurz nach seinem Tod darüber nachgedacht, ob er nicht doch auf den Friedhof beerdigt werden sollte. Ich war aber immer dafür, dass er im Ruheforst unter einem Baum beerdigt werden soll.
Viele Freunde meines Vaters konnten es sich nicht erklären, warum wir so gehandelt haben. Nachdem sie aber mal persönlich den Ruheforst aufgesucht hatten, waren die Meinungen nur noch positiv. Wir hätten meinen Vater auch anonym auf einer Wiese beerdigen lassen, wenn es sein Wunsch gewesen wäre. Das Leben ist nunmal ein Kreislauf und der Tod gehört dazu. Das ganze hat einfach mit Respekt gegenüber dem Wunsch meines Vaters zu tun.
Aus meiner Erfahrung heraus kann ich nur sagen, dass sich die meisten Menschen schon zu Lebzeiten darüber Gedanken machen, wie sie einmal bestattet werden wollen. Diesen Wunsch sollte man als Angehöriger nicht abschlagen.Es geht bei der ganzen Sache ja nur darum, dass man als Angehöriger einen Anlaufpunkt hat. Unter dem Baum liegt nur die Urne meines Vaters. Aber das was ihn ausgemacht hat und warum ich ihn geliebt habe, trage ich in meinem Herzen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich immer wenn ich aus dem Wald zurückkomme, ruhig bin und mich ein wenig getröstet fühle.
Da wir einige Gräber auf verschiedenen Friedhöfen haben und nun den Vergleich zum Ruheforst feststellen können, haben wir uns jetzt schon dafür entschieden, auch im Ruheforst begraben zu werden. Bei meinem Vater war die Erkrankung nur von kurzer Dauer. Wir haben uns schon kurz nach der Diagnose mit dem Tod befasst und viel darüber geredet.
Etwas anderes ist es, wenn jemand aus dem vollen Leben gerissen wird. Viele Angehörige haben Unfallopfer im Ruheforst beerdigen lassen. Dort ist man die meiste Zeit alleine. Ganz selten, dass man mal jemanden antrifft. Es gibt keine Friedhofsordnung und auch keine Öffnungszeiten. Am Baum ist eine Plakette angebracht mit den Namen. Man kann kommen und gehen, wie man möchte. Es ist,als würde man einfach einen Spaziergang durch den Wald machen.
Warum sollte man dem Wunsch eines Verstorbenen nicht nachkommen? Meine Mutter hat auch geäußert, dass sie eine anonyme Bestattung wünscht und ich werde im Falle des Todes ihrem Wunsch nachkommen. Auch ich habe bereits festgelegt, dass ich ebenfalls eine solche Bestattung wünsche.
Dem letzten Willen eines Menschen sollten die Angehörigen nachkommen. Selbst wenn die Angehörigen keine Anlaufstelle mehr für ihre Trauer haben, zum Trauern braucht man keinen Ort. Ich selbst meide zum Beispiel Friedhöfe und ich trauere lieber für mich selbst. Wenn deine Mutter also den Wunsch einer anonymen Beerdigung hat, dann kann ich es nicht nachvollziehen, wenn man diesem nicht nachkommen würde. Der Mensch ist am Ende doch eh nur ein Haufen Erde oder eine Handvoll Asche, er lebt im Inneren der Menschen, die sich an ihn erinnern und die ihn lieben weiter.
Der Wunsch einer anonymen Beerdigung sollte aber zumindest irgendwo schriftlich erfasst sein, damit man wirklich einen Nachweis hat, dass die Person den Wunsch nicht irgendwann nur mal dahergesagt hat und nicht ernst gemeint hat. Ich persönlich wünsche mir eine anonyme Beerdigung, aber an sich eine Seebestattung, aber ob dies möglich sein wird, steht noch in den Sternen.
Rosenhecke hat geschrieben:Was könnten die Auslöser oder Hintergründe für den Wunsch einer derartigen letzten Ruhestätte sein? Sagt man so etwas mal schnell so daher und meint es vielleicht im Innersten eigentlich nicht so?
Ich denke es gibt sehr gute Gründe für so eine Entscheidung, die sehr wohl gut durchdacht sind. Vielleicht besser durchdacht als wenn man sich in einem normalen Grab beerdigen lässt.
Zum einen denke ich, dass viele Menschen mit einem Wald oder einer Wiese wesentlich angenehmere Gedanken verbinden als mit einem Friedhof und warum sollte man seine "letzte Ruhestätte" nicht an einem schönen Ort finden? Friedhöfe gehören ja oft auch zur Kirchen und vielleicht kann man damit ja auch überhaupt nichts anfangen und möchte deshalb lieber an einer Stelle begraben werden, die frei von solchen Ideologien ist.
Und zum anderen ist das Thema Grabpflege sicher auch ein wichtiger Grund dafür, sich gegen ein normales Grab zu entscheiden. Ich kenne wirklich viele Fällen, in denen das ein echtes Problem ist. Sie wohnen nicht mehr in ihrem Heimatort, wo die Eltern oder Großeltern begraben sind und dann muss man entweder weite Wege in Kauf nehmen oder jemanden beauftragen, was auch nicht ganz billig ist. Ich finde es in solchen Fällen sehr vernünftig, wenn man sagt, dass man die Angehörigen später einmal nicht mit der Grabpflege belasten möchte.
Ich verstehe auch nicht, was da daran so schrecklich findest oder anders gefragt, was ist an einem normalen Grab so toll? Brauchst du einen Stein mit eingraviertem Namen um dich an eine Person zu erinnern?
Ich persönlich denke, dass es der wirkliche Wunsch der Verstorbenen ist und ich finde auch, dass man den Wunsch dann auch erfüllen sollte. Schließlich ist es der letzte Wunsch, den die Menschen in ihrem Leben geäußert haben und wenn sie kein Grab möchten, dann ist es eben so, so schwer es einem dann auch fällt. Aber ich würde den Wunsch meinen Eltern oder Großeltern auch versuchen zu erfüllen.
Ich habe bisher jedoch auch noch nicht gewusst, dass es so was gibt. Wenn es das in meiner näheren Umgebung geben würde, dann hätte ich mir so was vielleicht auch schon mal aus Interesse angeschaut, auch wenn es sehr komisch klingt.
Und das ist eben egoistisch von den Angehörigen, die dem Toten seinen letzten Wunsch nicht erfüllen wollen, weil SIE sonst nicht richtig trauern können. Was ist denn mit demjenigen, der sich wünscht anonym beerdigt zu werden. Hat denn dieser Mensch kein Recht darauf einfach auch mal seinen Willen durchzusetzen und dann auch noch den letzten Willen? Warum muss dann ein Angehöriger egoistisch sein? Dass, was man auf dem Friedhof betrauert ist entweder Asche oder eine Hülle, die nicht mehr derjenige ist, der er mal war. Da kann man auch an einem Bild trauern.
Wenn ein Mensch sich wünscht auf einer Wiese beerdigt zu werden, auf der eben andere (im Leben gleichgesinnte Menschen) "liegen", dann sollte man ihm auch diesen Wunsch erfüllen. Alles andere wäre egoistisch und der letzte Wille sollte man doch, wenn es eben möglich ist auch erfüllen.
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