Gespieltes Lachen, wenn man etwas nicht witzig findet

Mir tut der Witzeerzähler in solchen peinlichen Momenten schonmal leid, denn gestellt lachen kann ich auch nicht und man würde mir das auch sehr deutlich anmerken.

Wenn ich denjenigen mag, versuche ich, mit einem eigenen Witz die Situation zu überspielen und echte Lacher zu erzeugen (was natürlich auch nicht immer gelingt...) oder irgendwie abzulenken, indem ich auf Aspekte des Witzes ernsthaft eingehe, so nach dem Motto: "Aber mal ohne Quatsch, es ist ja wirklich..."

In Fällen, wo ich den Witzeerzähler nicht mag, kann ich auch so fies sein und ihn die Situation erleiden lassen und zusehen, wie er sich daraus befreit. Aber das ist natürlich nicht so nett...

Der Anstand sagt es einem, dass man in so einer Lage trotzdem lachen muss. Ich versuche dann immer an etwas wirklich Witziges zu denken und meistens klappt das auch ohne das es auffällt. Danach versuche ich schnell ein anderes Thema zu finden, bevor mein Gegenüber noch mal so einen "Brüller" loslässt. Es ist ja auch für den Witzeerzähler nicht angenehm, wenn er selber merkt, dass es nicht witzig war.

Ein gespieltes Lachen, das also überhaupt keine ehrliche Motivation hat, finde ich ehrlich gesagt total nervtötend und ich mochte das auch noch nie leiden. Schon als Kind konnte ich deutlich heraushören, wer ein ehrliches Lachen hatte und wer nicht, und ich konnte schon damals nicht verstehen, weshalb man denn nicht einfach nicht lacht, wenn man etwas nicht lustig fand. Heutzutage erzählt mir mein Freund hin und wieder etwas, bei dem er lachen muss, weil es wohl so etwas typisches Situationskomisches aus seiner Arbeit ist, wo ich weder die besagten Personen kenne, von denen er mir erzählt noch dieser geschilderten Situation irgendetwas Lustiges entnehmen kann.

Er lacht dann also alleine und ich sehe nicht wirklich erfreut aus, aber manchmal lächle ich ihn dann an, weil ich ihn da vor mir sitzen und lachen sehe und mich das allein einfach ansteckt. Das ist nichts weiter als ein Zeichen von Zuneigung, würde ich meinen, und ich weiß auch, dass ihm durchaus klar ist, dass ich diese Geschichte nicht lustig finde und auch nicht aus diesem Grund schmunzeln muss. Wenn ich eine Geschichte aber eben gar nicht lustig finde und es mir beinahe leid tut, dass ich da mit einem eher kühlen Gesichtsausdruck sitze, dann erwähne ich in der Regel, dass es sich hier sicherlich um eine Situationskomik handelt, die für mich aufgrund dem wenigen bzw. gar nicht vorhandenen Bezug zu den Darstellern und dem Handlungsort nicht wirklich nachempfindbar ist. Das geht dann in Ordnung und es wird nachvollzogen, also denke ich, dass das eine ganz gute Möglichkeit ist, den anderen, der einen vielleicht sogar gezielt zum Lachen bringen möchte, nicht gänzlich zu enttäuschen.

Ansonsten ist mir häufiger bei seiner Mutter aufgefallen, dass diese mir auch hin und wieder solche Insidergeschichten erzählt, die ich nicht wirklich lustig finden kann, weil mir zu allem, was darin vorkommt, der Bezug fehlt. Allerdings fällt es mir auch bei ihr nun nicht wirklich schwer, wenigstens zu schmunzeln, denn in solchen Momenten sehe ich immer diese ältere Dame vor mir, die seit einigen Wochen ganz plötzlich auf mich zukommt und mich umsorgt, mich anspricht und wirklich nett zu mir ist, was deshalb so auffallend ist, weil sie die Monate zuvor sehr zurückhaltend war und mich wohl in meiner Schüchternheit nicht überfordern wollte. All das fällt mir in einem solchen Moment, wenn ich einfach nicht lachen kann, auf oder ein und ich muss dann schmunzeln, was sie wohl als Anteilnahme an ihrer Geschichte versteht. Ich finde das allerdings nun nicht schlimm, sondern sogar ganz in Ordnung so. Im Endeffekt kränke ich sie damit nicht und habe trotzdem nicht unehrlich lachen müssen, was ich im Übrigen auch gar nicht kann.

Ich bin mir sicher, dass viele Leute diese Situation kennen und auch schon mal ein Lachen vorgespielt haben. Mir passiert das meistens in der Uni oder in der Arbeit. Wenn ein Dozent mit mir spricht, etwas vermeintlich Lustiges erzählt und lacht, lache ich meistens aus Höflichkeit mit. Ich möchte nicht, dass er oder sie sich dann blöd vorkommt und so springe ich eben über meinen Schatten und tue so, als ob ich es auch lustig fände. Aber ich habe schon mit anderen Studenten mal darüber geredet und das macht eigentlich fast jeder so. Aber wenn ich ehrlich bin, ist das auch in der Schulzeit schon das ein oder andere mal vorgekommen. Man will dem Lehrern oder Dozenten eben gefallen und hofft so auf ein paar zusätzliche Sympathiepunkte.

Auch in der Arbeit lache ich über schlechte Witze von meinen Vorgesetzen. Aber wie ich das mitbekommen habe, machenes dort auch alle anderen so. Ich weiß nicht, woran das genau liegt. Vielleicht möchte man auch hier nicht, dass sich der Gesprächspartner blöd vorkommt und einen gut leiden kann. Ich mache das aber nie zu übertrieben und künstlich, weil dann würde ich mir am Ende selber blöd vorkommen. Meistens lächel ich nur und nicke freundlich, um meinem Gegenüber zwar ein gutes Gefühl zu geben, aber mich nicht selbst zu verlieren.

Ich glaube auch nahezu jeder musste sich zu einem solchen Lachen oder Lächeln schon einmal durchringen. Mir geht es dabei nicht anders, und meistens hat es etwas mit der Arbeit zu tun. Denn wenn dort ein Kunde oder auch der eigene Chef kommt und einen Witz macht, dann lacht man schon aus Anstand um sich einiges an Ärger zu sparen.

Anstand ist es wohl weniger als einfach eine sehr bequeme Möglichkeit Ärger aus dem Weg zu gehen. Daher bin ich auch häufiger eine der Personen, die sich in einem solchen Fall ein Lächeln abringt. Zu einem Lachen reicht es in der Regel selten. Ich mache so etwas sicher nicht sehr gern. Aber mal ehrlich: wie oft verbiegt man sich im Alltag für Kunden oder Vorgesetzte. Da ist ein müdes Lächeln kein Problem, erst recht wenn man sich damit dann auch noch etwas Ärger ersparen kann.

Im Freundes- und Bekanntenkreis dagegen bin ich schon ehrlich. Da wird das in der Regel aber auch nicht so persönlich genommen, wenn man über einen Witz nicht so lacht, weil man den nicht so toll findet oder vielleicht auch nur kennt. Da käme ich mir aber auch blöd vor, so zu tun als ob ich etwas lustig finde, das aber nicht der Fall ist.

Ich hasse gespieltes Lachen auch total und daher mache ich es auch nicht. Wenn mir jemand einen Witz erzählt, den ich nicht wirklich lustig finde, dann lache ich auch nicht darüber. Wieso sollte ich denn so tun, als würde ich etwas witzig finden?! Ich bin nicht der Meinung, dass man den Erzähler des Witzes damit irgendwie kränken kann. Man muss eben damit rechnen, dass andere Leute einen anderen Humor haben, als man selbst. Mein Chef hat auch schon mal einen Witz erzählt, den ich total seltsam fand. Während einige andere Kolleginnen und Kollegen dann mitgelacht haben, habe ich keine Miene verzogen. Ich kann es einfach nicht. Ich habe mich dann zu dem vermeintlichen Witz einfach nicht geäußert. Glücklicherweise hat mein Chef aber auch selten Zeit, einen Witz zu erzählen.

Im Freundeskreis lache ich erst recht nicht aus Höflichkeit mit. Wenn ein Bekannter einen Witz erzählt, den ich nicht lustig finde, lache ich nicht darüber. Meistens schaue ich dann auch etwas skeptisch und sage der betreffenden Person auch, dass ich den Witz nicht sonderlich gut finde. Ich finde das gar nicht schlimm, denn ich bin da ganz ehrlich und verstelle mich nicht, nur um einem anderen Menschen zu gefallen. Ich finde auch, dass man sofort merkt, wenn jemand das Lachen nur spielt. Ich finde das einfach nur peinlich und mache dann lieber gar nichts. Das hat nichts damit zu tun, dass ich keinen Anstand hätte oder irgendwie unhöflich wäre. Ich bin einfach nur ehrlich, das ist alles. Dafür muss ich mich nun wirklich nicht schämen!