Die Sache mit dem Mindestlohn
Wie die CDU ja jetzt bekannt gegeben hat, soll jetzt doch der Mindestlohn eingeführt und auch durchgesetzt werden. All das ist ja ganz schön und auch gut gemeint. Doch was mir dabei sauer aufstößt, ist die Absicht den Mindestlohn da einzuführen, wo es keine Tariflöhne gibt. Wurden da die Arbeiter vergessen, deren Tarife seit Jahren nicht erhöht wurden? Denn speziell die Handwerkerbranche arbeitet nach Tariflohn und der ist meist sehr niedrig.
Hier in Sachsen-Anhalt gibt es gerade in der Handwerkerbranche zahlreiche “Aufstocker, die allein von ihrem Lohn nicht leben können. Der Tariflohn einer Friseurin in Sachsen-Anhalt liegt meines Wissens bei 3.89 Euro (brutto) in der Stunde. Der Stundenlohn vom Bäcker, vom Floristen und vom Gärtner dürfte auch nicht viel höher liegen. Was ist mit diesen Arbeitern? Die sollen auch weiterhin für den niedrigen Tarif arbeiten, während andere einen Mindestlohn bekommen?
Wie seht ihr das? Habe ich die Nachricht falsch verstanden oder wurden tatsächlich die Niedriglohntarife vergessen?
Mal anders gefragt. Wie soll denn alles auf einmal verändert werden? Wobei Tariflöhne ja Sache der Gewerkschaft sind. Man kann also gar nicht erwarten, das eine Regierung so viele Dinge mit einem Beschluss verändert. Also muss man das Stück für Stück machen.
Da aber eben Tariflöhne eine Vereinbarung zwischen den Gewerkschaften und den Arbeitgebern sind, kann da auch vom Staat erst mal nicht viel gemacht werden. Denn wenn man, gerade in diesem Bereich, erwartet, das der Staat alles von oben her regelt, dann haben wir wieder Verhältnisse die dem Sozialismus gleichen. Da wurde auch alles von der Regierung diktiert.
Schlimm bei der Geschichte mit dem Mindestlohn wird es vor allem in den Berufen, die du angesprochen hast. Schlussendlich wird hier der Mindestlohn die Schwarzarbeit fördern, wo es nur geht. Nehmen wir mal das Beispiel der Friseurin: Sie hat derzeit einen durchschnittlichen Bruttolohn von 3,89 Euro pro Stunde. Nun wird hier ein Mindestlohn von, sagen wir mal 5,50 Euro eingeführt. Das Klingt im ersten Augenblick nicht nach viel, wird es aber für den Arbeitgeber am Ende sein. 1,61 € pro Stunde mehr, macht 12,88 Euro Pro Tag mehr, das sind dann in der Woche (bei 40 Stunden) 64,40 Euro die eine Friseurin teurer wird, das sind dann im Monat 257,60 (4 Wochen). Nun hat ein Friseursalon in der Regel nicht nur eine Friseurin sondern meist ca 3 oder auch mehr. Bei 3 Mitarbeitern sind das schon rund 773 Euro, die das ganze im Monat Brutto teurer ist. Ich vernachlässige jetzt absichtlich mal die dazu kommenden Lohnnebenkosten.
Durch diese künstlich erzeugte Lohnerhöhung hat zwar die einzelne Friseurin am Ende des Monats mehr Geld in der Tasche, allerdings wird der Salon die Preise für eine Frisur anheben müssen. Durch diese Preissteigerung werden sich weniger Kunden eine professionelle Frisur leisten können und gehen dem entsprechend nicht mehr so oft los, um sich die Haare schneiden zu lassen. Dadurch wird der Salon im Umkehrschluss Umsatzeinbußen haben und die eine oder andere Friseurin wird ihren Job verlieren. Da nun das Frisieren teurer geworden ist und der eine oder andere Mensch selber nicht in der Lage dazu ist, sich die Haare selber zu schneiden, wird die eine oder andere Friseurin, die zuvor ihren Job verloren hat am Ende die Haare in Nachbars Badezimmer schneiden.
Schlussendlich wird die Schwarzarbeit zunehmen, die Friseure werden weniger Umsatz haben und damit weniger Steuern und Lohnnebenkosten an Vater Staat abführen. Der einzige, der am Ende gewinnt, ist der Kunde, der sich in seinem Badezimmer die Haare schneiden lässt.
martin22 hat geschrieben:Durch diese künstlich erzeugte Lohnerhöhung hat zwar die einzelne Friseurin am Ende des Monats mehr Geld in der Tasche, allerdings wird der Salon die Preise für eine Frisur anheben müssen. Durch diese Preissteigerung werden sich weniger Kunden eine professionelle Frisur leisten können und gehen dem entsprechend nicht mehr so oft los, um sich die Haare schneiden zu lassen.
Ich weiß ja nicht ob hier einfach ein Denkfehler vorliegt oder ob ich die Sache hier einfach etwas anders sehe. Natürlich ist die Konsequenz, dass der Preis für die Dienstleistung hierbei steigen wird. Aber ich bin nicht der Meinung, dass man sich dann die Leistung nicht mehr leisten kann. Denn der Sinn und Zweck des Mindestlohns ist doch, dass du dann mehr Geld im Geldbeutel hast und dir das dann eben doch leisten kannst. Deswegen würde ich meinen, dass sich dabei nicht viel ändern wird, da eben der höhere Preis durch die Mehreinnahmen abgedeckt ist.
Höhere Preise bedeuten aber auch weniger Kunden. Und wenn ich mal von mir ausgehe, habe ich in den letzten 20 Jahren nur einmal den Friseur besucht. Schneiden und färben mache ich selbst zu Hause bei mir. Ok, die Kinder sind alle halbe Jahre mal dran, aber selbst das Pony schneide ich zwischendurch bei ihnen selbst und mein Freund lässt sich die Haare von seiner Ex-Frau schneiden, welche gelernte Friseuse ist, aber in dem Beruf nicht mehr arbeitet.
Da sieht man schon, das eine ganze Familie weitgehend auf den Besuch beim Friseur verzichten kann. Und so geht es vielen anderen auch. Die Oma, welche also jetzt alle vier Wochen zum Nachfärben ihrer Haare geht, wird dann vielleicht nur noch alle sechs Wochen kommen. Rechnen wir das auf das Jahr um, so kommt sie eben nicht mehr 13 Mal zum Friseur, sondern nur noch acht Mal.
Was wieder zur Folge hat, das entweder eine Friseuse entlassen werden muss oder man wieder die Preise erhöht. Wobei man sicherlich eher eine Kündigung aussspricht, damit man durch wieder höhere Preise nicht noch mehr Kunden verprellt.
Das Beispiel "Friseur" ist doch vom Mindestlohn nicht betroffen. Das Thema "Mindestlohn" betrifft die Friseurbranche nicht. Also muss man hier auch nicht nachdenken, ob es zu Preiserhöhung oder zur Schwarzarbeit kommt. Denn die Einführung des Mindestlohns soll nur für Branchen eingeführt werden, die keinem Tarif unterliegen. Und die Friseurbranche wird tariflich bezahlt. Also bekommen die Friseure trotz Einführung des Mindestlohnes nur 3,85 Euro. Da ja die Tarife nicht erhöht werden,.
Ich denke der große Haken an der "Tarifgeschichte" ist, dass immer mehr Arbeitgeber aus den Tarifverbänden austreten, um keine angemessenen Löhne zahlen zu müssen. Die Politik reagieren erst, wenn der Druck zu groß ist oder halt kurz vor Wahlen. Und natürlich auch ganz wichtig: Die Angestellten bzw. Arbeiterschaft ist kaum organisiert (z.B. Gewerkschaften)- da freut sich der Arbeitgeber. Sicher ist dies nicht bei allen Arbeitgebern der Fall, einige haben auch sicher zu knapsen, um über die Runden zu kommen.
Deutschland ist ein Niedriglohnland. Damit wir unsere immer neuen Exportrekorde aufstellen und unsere Rolle als Werkbank Europas weiter ausbauen können, werden die Stückkosten gering gehalten. Das ist nur mit einer unternehmerfreundlichen Politik möglich.
In den vergangenen 10 Jahren sind die deutschen Nettolöhne inflationsbereinigt durchschnittlich um 9 Prozent gefallen. In den PIGS-Staaten sind die Löhne dagegen regelrecht explodiert - einer der wichtigsten Gründe, in dessen Folge diese Staaten jetzt von uns Geld brauchen.
Ein Mindestlohn ist sinnvoll um endlich wieder die deutsche Binnenwirtschaft zu beleben und die Frustratioon in unserem Land zu bekämpfen. 8 Euro Stundenlohn (im Osten entsprechend der Kaufkraftparität weniger) sind mit Sicherheit nicht zu viel verlangt. Besonders nicht für eine ausgebildete Kraft:
Ich als Abiturient, aber ohne Ausbildung, verdiene gegenwärtig 8,53 Euro pro Stunde und habe noch kleine "Bonbons": Jobticket für 20 Euro und Essensgutscheine.
Ich finde einen Mindestlohn auf diesem Niveau sinnvoll, da dieses Gehalt grade ein Einkommen garantiert, für das es sich lohnt zu arbeiten. Schwere körperliche Arbeit sollte höher vergütet werden, als ich damals in der Stoßdämpferfabrik gearbeitet habe, empfand ich die Bezahlung von 7,79 Euro als mehr als ungerecht, weil die Arbeit einfach die Hölle war. Oder Anders: Als Ausgleich für die zu erwartenden gesundheitlichen Probleme die nach einiger Zeit auftreten sollte hier ein höherer Mindestlohn, etwa 9-10 Euro eingeführt werden.
Beim Mindestlohn geht es um Lohnuntergrenzen. Diese Mindestlöhne fände ich als Lohnuntergrenze korrekt. Alles darüber hinaus sollte man mit Tarifverträgen festhalten.
Die Sache mit den Mindestlohn ist ziemlich einfach: Entweder man ist dafür, dass die Leute bei Vollzeitarbeit von ihrem Lohn leben können (und zwar ohne Zuschüsse vom Jobcenter) und ist somit für einen Mindestlohn oder man ist ein … (hier bitte Zitat von Volker Pispers einfügen, fängt mit „Riesen“ an und hört mit „och“ auf).
Zumal eines der beliebten Hauptargumente, das Mindestlöhne Arbeitsplätze vernichten und Schwarzarbeit fördern in der realen Welt nicht zutreffen. In den Ländern, die einen Mindestlohn eingeführt haben, verschwanden in erster Hinsicht jene Arbeitgeber, welche einzig und alleine auf das Geschäftsmodell setzten: Lassen wir einen guten Teil unserer Löhne vom Staat durch Zuschüsse zahlen, also die extrem unseriös waren.
Und auch die Schwarzarbeit ging nicht sprunghaft in die Höhe, sondern sank eher, da Schwarzarbeit nicht nur auf der nachfrage danach basiert, sondern sehr viel mehr auf der Bereitschaft sich den Risiken auszusetzen. In dem Augenblick, in dem jemand legal mehr Geld verdienen kann, als er illegal verdient, lohnt sich das Risiko nicht mehr wirklich Schwarz zu arbeiten.
Die Weigerung einen Mindestlohn einzuführen lohnt sich im Grunde nur die Arbeitgeber. Damit die Arbeitnehmer (trotz Vollbeschäftigung) finanziell über die Runden kommen, müssen diese aufstocken vom Staat lassen, d.h. letztlich lassen sich da die Firmen die Arbeit von uns allen bezahlen. Und eine Firma, die nur dann konkurrenzfähig ist, wenn sie ihre Löhne zum guten teil vom Staat zahlen lässt macht irgendwo etwas grundlegend falsch.
Also zunächst mal finde ich es unumgänglich, dass endlich gesetzliche Mindestlöhne eingeführt werden. Es kann einfach nicht sein, dass jemand, der Vollzeit arbeitet, nicht von seinem Gehalt leben kann. Da muss Abhilfe geschaffen werden. Es muss dafür gesorgt werden, dass, gemessen an den allgemeinen Lebenshaltungskosten, die ja statistisch und regional erfasst werden, jeder für sich selbst sorgen kann.
Ich persönlich würde da aber nicht vor den Bereichen Halt machen, in denen es tarifliche Regelungen gibt, denn auch hier muss durch einen Vollzeitjob ein menschenwürdiges Leben möglich sein. Und die Lösung kann nicht lauten, dass der Statt aufstockt.
Im Bereich Urlaubstage gibt es nach meinem Wissen doch auch Grenzwerte, die von den Tarifparteien nicht unterschritten werden dürfen. Möglich wäre eine Änderung also auch dort, wo es Tarifverträge gibt. Das Totschlagargument ist dann natürlich immer, man gefährde Arbeitsplätze. Aber mal ganz ehrlich: Wer nicht findet, dass ein Mensch, der den ganzen Tag für einen Arbeitgeber arbeiten geht, von seinem Lohn leben können muss, der verhält sich in meinen Augen einfach nur asozial.
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