Als Erwachsener an Sankt Martin singen gehen
Bei uns war gestern mal wieder einer Sankt Martin und ich fand das früher als Kind immer toll. Auch heute mag ich noch gerne Süßigkeiten und meine Freundin hat gestern vorgeschlagen, dass wir das nächstes Jahr auch wieder machen und uns dann von Tür zu Tür "singen". Irgendwie finde ich den Gedanken ziemlich witzig, allerdings denke ich auch, dass ich mir dabei etwas blöd vor kommen würde. Immerhin bin ich schon Anfang 20 und so etwas ist ja eigentlich nur für kleinere Kinder gedacht. Ich war glaube ich seit der vierten Klasse nicht mehr an Sankt Martin sammeln, da ich mich einfach zu alt dafür fand.
Was würdet ihr tun, wenn auf einmal Erwachsene bei euch vor der Tür stehen und Martinslieder singen? Habt ihr das vielleicht selber schon einmal im fortgeschrittenem Alter gemacht und wie waren eure Erfahrungen dabei?
Ich würde den Erwachsenen garantiert nichts geben und würde ehrlich gesagt, innerlich, wenn nicht sogar sichtbar, einen Vogel zeigen. Ich würde die Tür wieder zu machen und würde dann möglicherweise gar nicht mehr an die Tür gehen, weil ich mir dann ziemlich veräppelt vorkommen würde. Selbst, wenn ich mit meinen Kindern, als sie klein waren singen gegangen bin, habe ich mich im Hintergrund gehalten. Erwachsene haben dabei nichts zu suchen. Mit 20 oder höher will man doch als Erwachsen gelten. Also benehmt euch doch auch so.
Ich denke auch, dass man das Martins-Singen doch den Kindern überlassen sollte. Wenn es jetzt auch noch Erwachsene anfangen, von Tür zu Tür gehen, dann bleibt ja am Ende nichts mehr für die Kinder übrig, und die sollten doch etwas vom Martins-Singen haben.
Wenn ich nun an die Türe gehe, und ich würde dann einen Erwachsenen, oder auch schon einen Jugendlichen von 16 Jahren dort stehen sehen, dann würde ich auch garantiert nichts geben. Ich denk, dass die Grenze so bei etwa 15 Jahren liegt. Bis dahin, würde ich den Kindern auch noch etwas geben. Ich selber kenne auch niemanden, der noch in einem solchen Alter zum Singen geht. Das würde ich auch ziemlich albern finden. Das ist einfach etwas für Kinder, und sollte auch dabei bleiben. Ich kann mir auch nicht wirklich vorstellen, dass du und deine Freundin, euch Süßigkeiten ersingen könnt.
Warum soll man das als Erwachsener nicht machen? Ich habe zwar noch nie an Sankt Martin gesungen, aber am Adventssingen (was ja de facto ein und dasselbe ist - es werden da eben nur Weihnachtslieder gesungen) nehmen bei uns auch viele Erwachsene teil und das ist immer sehr schön, denn auch die Erwachsenen mögen doch Süßigkeiten und hinterher Glühwein. Ich selbst habe auch mit 19 noch beim Adventssingen mitgemacht, als es hier organisiert wurde und wüsste keinen Grund, der dagegen sprechen sollte.
Mesmerizing hat geschrieben:Was würdet ihr tun, wenn auf einmal Erwachsene bei euch vor der Tür stehen und Martinslieder singen?
Ich würde das wohl spontan entscheiden, da das bisher nicht vorgekommen ist, dass jemand vor meiner Tür stand und mir etwas vorgesungen hat. Wenn ich gerade in Singstimmung wäre, dann würde ich sicherlich mitsingen und eventuell auch mitkommen zum weiteren Singen. Aber wenn ich keine Lust dazu hätte, dann würde ich wohl nicht mitsingen. Irgendetwas geben würde ich aber weder Erwachsenen noch Kindern, da ich Bettler an meiner Haustür nicht leiden kann und meistens auch nichts da hätte.
Hier wäre ich jetzt etwas verwirrt, aber so wie der Vorschlag klingt, heißt dies, dass man in Eigeninitiative von Tür zu Tür geht und dann singt, um "Spenden" einzusammeln? Ich kenne so was eigentlich ausschließlich so, dass es von Kirchenvertretern organisiert wird und immer vorher klar ist, wofür die potentiellen Spenden verwendet werden. Und wenn hier eine erwachsene Person dabei ist, dann hält diese sich im Hintergrund. Schließlich soll das Ganze ja ein Auftritt der Kinder sein.
Ich würde nichts geben, denn der Martins Umzug und das dazugehörige Martins-Singen ist doch für die Kinder und nicht gedacht als Erwachsener von Haus zu Haus zu laufen und etwas zu sammeln (und wenn´s nur Süßigkeiten sind).
Ich denke man sollte sich als Erwachsener im Hintergrund halten, wenn man mit seinen Kindern von Haus zu Haus läuft und Martins Lieder singt, in der Hoffnung etwas zu bekommen. Am Ende werden die Türen gar nicht mehr aufgemacht und die Kinder sind tot traurig. Bei uns standen noch nie Erwachsene geschweige denn Kinder vor der Türe und sangen Martins Lieder. Meist ist hier im Ort nur ein Umzug, bei dem man mit ziehen und Martins Lieder singen kann. Am Ende des Umzuges bekommen die Kinder eine Martins Brezel. Die Eltern "können" sich Glühwein kaufen.
@derpunkt: Es ist in vielen Gegenden so, dass dieser Martinszug nicht durch einen Verein, sondern durch die Gemeinde oder Stadt organisiert wird. Dann gibt es keine Tüten für die Kinder und auch keine Stutenmänner, Weckmänner oder wie sie überall heißen. Dann gehen die Kinder mit Tüten und der Laterne von Tür zu Tür und singen, damit sie Süßigkeiten bekommen. Das ist so, wie es jetzt eben zu Halloween gemacht wird oder hier wird es in der Gegend zu Karneval gemacht. Aber das ist ausschließlich was für die Kinder und nicht für die Erwachsenen.
Geht es darum das die Erwachsenen allein, also ohne Kinder unterwegs sind oder sind sie einfach nur mit ihren Kindern unterwegs, um diese beim singen etwas zu unterstützen? Beides habe ich schon erlebt oder sogar selbst mitgemacht. Und ich kann daran nicht unbedingt etwas schlimmes finden.
Bei uns, meine Eltern hatte eine Dienstwohnung bei der Bahn, standen am Vorabend von Sankt Martin frühere Schulfreunde plötzlich an der Tür und haben gesungen. Ok, sie wussten auch, das meine Eltern und ich, das nicht als üblen Scherz auffassen werden und sie wollten eh mit dem Zug in die Stadt. Also hat mein Vater kurzer Hand eine Runde gegeben. Also für jeden einen kleinen Likör und wir hatten alle unseren Spaß dabei.
Zum ersten Sankt Martin waren damals meine Kinder noch kein Jahr alt. Aber wir waren mehrere Mütter, welche halt die Laterne am Kinderwagen befestigt hatten und zusammen los gezogen sind. Uns hat dabei auch niemand komisch angeschaut und wir wussten auch, das es bei manchen im Ort dann seit Jahren für mitgehende Eltern auch etwas Alkoholisches gab. Auch die Jahre danach bin ich mit meinem Kindern mitgegangen und habe sie auch teilweise beim Singen unterstützt. Ich finde auch das nicht weiter schlimm, wenn man da als Erwachsener mitsingt.
@ derpunkt. Deine Verwirrung kann ich grad vollkommen nachvollziehen. Ich kenne dieses Martinssingen in dem Sinne auch nicht. Sowas kenne ich dann eher von den Sternsängern, dass da an den Türen geklingelt wird und gesammelt wird. Das sind bei uns dann aber auch eigentlich hauptsächlich Kinder. Meist sind 1 - 2 erwachsene Begleitpersonen dabei, aber sonst geht alles hauptsächlich von den Kindern aus.
Die Tradition an St. Martin kenne ich nun eher mit den Martinsumzügen, die meist von den Kindergärten organisiert werden. Da laufen dann die Kinder mit ihren selbstgebastelten Laternen mit und singen. Wenn man sich da als Erwachsener mit untermischt würde das gar nicht auffallen, allerdings gibt es dabei eben nichts zu sammeln.
Hier scheinen ja einige Traditionen durcheinander geworfen zu werden bzw. einige scheinen die St. Martins-Tradition des Bettelns gar nicht zu kennen. Die genannten Sternsinger sind etwas ganz anderes: das ist eine von den Kirchen organisierte Sammelaktion, wo man in erster Linie eigentlich Geld sammelt, was dann den Ländern in der Dritten Welt zu Gute kommt. Aus meiner fünfzehnjährigen Erfahrung, wo ich dabei mitgemacht habe (vom Sternträger, über König bis hin zur Begleitperson), war es so, dass die als Könige verkleideten Kinder verplombte Sammeldosen hatten, und dann meist ein oder zwei erwachsene Begleitpersonen dabei waren, je nach Größe der Gruppe. Nun wollen viele, vor allem ältere Leute, aber nicht nur Geld geben, sondern auch den Kindern etwas Gutes tun, wenn sie sich Anfang Januar durch die Kälte begeben, und geben ihnen Süßigkeiten. Das durften die Begleitpersonen dann immer mitschleppen und später wurde es im Gemeindezentrum von allen Gruppen gesammelt und an die Kinder gerecht verteilt. Ganz unverschämt fand ich dann immer, wenn die Leute ihre Weihnachtsteller loswerden wollten und einige uns die ganzen Teller in die Tüte kippen wollten. Da haben wir dann immer gesagt, dass die Kinder jeweils direkt zugreifen dürfen und mehr nicht.
Aber zurück zum Thema: In meiner Kindheit war es so, dass einige Kinder direkt nach dem Martinsumzug in der Grundschule mit ihren Laternen losgezogen sind und dann im Viertel an den Türen gebettelt haben, was heute wohl eher an Halloween gemacht wird (mir unverständlich, aber gut). Ich selber bin dabei nie mitgegangen, da meine Eltern und vor allem mein Vater das nicht wollte, da er Angst hatte, dass es so aussieht, dass wir uns nichts leisten könnten. Da wir etwas außerhalb wohnten, kamen bei uns aber auch eigentlich nie Kinder zu St. Martin vorbei.
Ansonsten kenne ich die Tradition aber wirklich nur für Kinder und wenn Erwachsene als Aufpasser dabei sind, dann sollten die sich im Hintergrund halten. Ich bin weiß Gott manchmal auch noch ein kleines Kind in mancher Beziehung, aber ich wäre mit Anfang zwanzig damals nicht von Tür zu Tür gezogen für ein paar Süßigkeiten. Wenn Erwachsene vor meiner Tür ständen, würden sie wohl auch eher nichts kriegen, denn im Normalfall sollten die sich die Süßigkeiten auch selber kaufen können. Wenn Eltern ihre Kinder begleiten, finde ich das was anderes und vollkommen in Ordnung. Und wenn man nun partout als Erwachsener losziehen möchte, muss man sich eben ein Alibi-Kind ausborgen für den Abend.
@Nikky
Bei den von dir erwähnten Martinsumzügen ist es eigentlich sogar erwünscht, dass die Eltern mit ihren Kindern dabei sind, damit die Aufsichtspflicht eben nicht nur an den Betreuern oder Lehrern hängen bleibt. Außerdem kann man als Elternteil ja wenigstens einmal im Jahr etwas gemeinsam mit seinen Kindern unternehmen und vielleicht mal früher Feierabend machen. Also ein sich "Untermischen" sehe ich dabei eigentlich eher nicht.
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