Lohnt ein Auto überhaupt noch?

vom 09.11.2011, 19:50 Uhr

An dieser Stelle muss ich dir mal zwei Praxisbeispiele geben, die für und eben gegen ein Auto sprechen.

Während meiner Ausbildung befand sich eine direkt Zugverbindung zwischen meiner Arbeitsstätte und meinem Wohnort. Die täglichen Kosten für Hin- und Rückfahrt beliefen sich dabei auf rund 7 €. Da ich in der Ausbildung war, hatte ich an zwei Tagen Berufsschule, die sich in meinem Ort befand. Brauchte ich also nur noch an 3 Tagen die Woche an die Arbeit. Ich kann also hier von rund 100 € Fahrtkosten im Monat ausgehen. Gegenüber einem Auto also sehr sehr günstig. Hier hätte ich insgesamt täglich 50km Fahrt gehabt. Dazu kommt noch die Versicherung, die Anschaffungs- und Unterhaltskosten.

Nach meiner Ausbildung wechselte ich den Betrieb. Nun ist dieser nur 17km von meinem Wohnort entfernt. Leider ist es jedoch so, dass hier keine Zug- und Busverbindung herrscht und ich somit zwangsweise auf ein Auto angewiesen bin. Zudem ist es bequemer und ich muss meine Arbeitszeiten nicht an den Bus anpassen. Gerade am Abend sind die Verbindungen hier sowieso sehr schlecht. Ob ich dadurch günstiger fahre wie vorher steht dabei fast außer Frage.

Es kommt meiner Meinung nach also auf die Situation an und kann ich so pauschal nicht unterstreichen. Bei wem generell gute Zug- und Busverbindungen herrschen, der sollte sich durchaus mal mit dem Thema Jahres- und Monatskarte auseinandersetzen.

» stang2k » Beiträge: 161 » Talkpoints: 5,22 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Komplett auf die Bahn umzusteigen, ist auch in meiner Umgebung nicht wirklich möglich, weil unser öffentliches Nahverkehrsnetz einfach zu schlecht ausgebaut ist. Man kann sich hier auch leider nicht mit den Bussen behelfen, wo keine Züge verkehren, denn in unserem Dorf fährt der Zug täglich genau drei mal: zweimal zu den üblichen Schulzeiten, also morgens und mittags sowie einmal am Abend gegen 18 Uhr. Es fährt zwar ein Zug durch unser Dorf, allerdings kommt dieser nur alle zwei bis vier Stunden hier vorbei und hält auch nur dann an, wenn jemand am Bahnsteig zu sehen ist oder wahlweise einer der Zuginsassen hier aussteigen will, worauf er übrigens zunächst den Schaffner aufmerksam machen muss, denn ansonsten hält der Zug hier nicht von alleine.

Die größere Nachbarstadt ist zwar nicht weit entfernt, aber auch dort sieht es mit dem öffentlichen Nahverkehrsnetz nicht wirklich viel besser aus. Insofern braucht man hier definitiv ein Auto, um sich frei bewegen zu können und auch wirklich zeitnah die Arbeitsstelle erreichen zu können oder in der Lage ist, seine Arzt- oder sonstigen Termine wahrzunehmen. Mittlerweile wurde hier allerdings vom ortsansässigen Busunternehmen wenigstens noch ein so genannter Flexibus, der wie ein Anrufsammeltaxi funktioniert, eingerichtet, der wiederum aber leider ziemlich teuer ist. Würde ich mit diesem Fahrzeug zu meiner Arbeitsstelle fahren, dann hätte ich nicht nur den Aufwand, jedes Mal diesen Flexibus rufen und darauf hoffen zu müssen, dass er auch verfügbar ist und fahren kann, andererseits hätte ich dadurch aber eben auch erhebliche Kosten. Mein Auto ist relativ kostengünstig im Unterhalt und für Versicherung und Steuer muss ich monatlich gerade mal 44 Euro kalkulieren, meine Spritkosten habe ich ganz gut im Griff, weil ich mittlerweile relativ wenige Fahrten mache, die größere Entfernungen ausmachen.

Tatsache ist für mich allerdings aber auch, dass ich mit meinem Auto eben vor allem den Komfort habe, von einer Haustür zur nächsten zu fahren, auch mal länger irgendwo zu bleiben, weil ich das in diesem Moment gerne möchte, ohne mich an irgendwelche Abfahrtszeiten zu halten, nicht bei Regen und Schnee irgendwelche Fußmärsche zu Bahnhöfen zurücklegen zu müssen und meine Einkäufe ebenfalls ohne Probleme transportieren zu können, vor allem aber, ohne, dass das einer logistischen Höchstleistung gleichkommt. Mein Auto ist für mich nicht nur bequem, sondern es steht vor allem für meine persönliche Freiheit, mich jederzeit überallhin bewegen zu können. Allein deshalb zahle ich dafür gerne mehr an monatlichen Kosten als für ein Monatsticket irgendeines Nahverkehrsnetzes, dessen Reichweite wiederum begrenzt ist und das es hier, wie gesagt, auch gar nicht in einem ausreichenden Maß gibt.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich könnte mir nicht vorstellen, komplett auf die Bahn umzusteigen und dann auch noch komplett auf mein Auto zu verzichten. Ich fahre ab und zu mit der Bahn zur Uni. Dann fahre ich mit meinem Auto lediglich zu einem nahegelegenen S-Bahnhof und steige dort in die Bahn um. Grundsätzlich könnte ich die Strecke zum Bahnhof auch mit dem Bus überbrücken, allerdings finde ich Busfahren noch viel schlimmer als Bahnfahren und somit wäre das für mich keine Alternative. Eine U-Bahn gibt es in dieser Stadt leider nicht. Bei diesem Beispiel geht es nun auch nur um die Fahrten zur Uni, allerdings gibt es ja auch noch viele weitere Fahrten für die ich mein Auto benutze und auch nur ungern darauf verzichten würde.

Es ist sicher richtig, dass es nicht ganz billig ist, ein Auto zu unterhalten. Gerade wenn es sich um ein größeres und leistungsstärkeres Fahrzeug handelt, kommt einiges zusammen (trotz günstigen 30 Prozent bei sämtlichen Autoversicherungen). Mein Auto kommt diese Woche auch wieder in die Werkstatt, was auch wieder ordentlich Geld kosten wird. Dennoch gab es bei mir nie die Überlegung, mein Auto abzuschaffen. Auf der einen Seite ist ein Auto einfach sehr praktisch. Wenn ich einkaufen fahre, nehme ich immer mein Auto mit. Müsste ich auch die ganzen Getränke schleppen, fände ich das schon ziemlich unpraktisch. Dazu kommen noch Fahrten zu Freunden, zum Hundeplatz oder auch Fahrten in andere Städte, um dort etwas zu unternehmen. Vor allem macht mir das Autofahren aber auch Spaß. Ich fahre auch gerne einfach mit dem Auto herum, gerade im Sommer. Darauf könnte und wollte ich definitiv nicht verzichten. Mindestens ein eigenes Auto ist für mich definitiv wichtig, ich würde mir auch niemals ein Auto mit einem Partner teilen. Mein Auto ist schon mein Lieblingsspielzeug. Allein deshalb würde ich nicht darauf verzichten.

Übrigens ist es nicht so, dass man alle Ziele mit Bus und Bahnen zu jeder Zeit erreichen kann. Hier im Ruhrgebiet sind die Städte nun auch nicht so groß und in diesen kleinen Orten läuft nachts zum Beispiel gar nichts mehr. Nach ein Uhr nachts bekommt man hier nicht einmal mehr einen Nachtbus - auch nicht am Wochenende. In etwas größeren Städten wie Köln, Hamburg oder Berlin geht das schon besser, aber so optimal wie das hier dargestellt wird, ist es noch lange nicht. Abgesehen davon ist es auch einfach angenehmer, in Ruhe mit dem eigenen Auto zu fahren als sich in einen Bus mit stinkenden und schreienden Menschen zu quetschen. Auch wenn ich nach Berlin ziehen werde, werde ich nicht auf mein Auto verzichten.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wir haben dies natürlich auch mal durchgerechnet ob sich der Umstieg von Auto auf öffentliche Verkehrsmittel für uns lohnen würde, da mich die Spritpreise auch total nerven und auch die Reparatur Kosten vom Auto sind in den wenigsten Fällen nicht ohne.

Bei unserer Rechnung ist heraus gekommen das sich ein Umstieg bei uns nicht wirklich lohnt, da wir jeden Tag eine ziemlich lange Strecke zurück legen und mit zum Beispiel der Bahn um fast das doppelte teurer kommen und dabei noch nicht mal der höhere Zeitbedarf mit eingerechnet. Wenn wir weniger Kilometer hätten, dann würde es sich lohnen, also auf Kurzstrecken, aber auf langstrecken kommt man mit dem Auto trotz hoher Benzinpreise und Nebenkosten günstiger.

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» alkalie1 » Beiträge: 5526 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich kann mir nicht vorstellen, auf das Auto zu verzichten. Gerade, wenn man ein Kind hat, ist man regelrecht auf das Auto angewiesen und hat fast jeden Tag wichtige Termine, die man eben nicht mit Bus und Bahn erreichen kann. So waren wir mit unserem Kind kürzlich zum Babyschwimmen und mit Bus und Bahn wären wir zum eigentlichen Ziel gar nicht hingekommen bzw. hätten einen beträchtlichen Weg zu Fuß gehen müssen.

Auch das Einkaufen würde sich schwierig gestalten, denn wie bekommt man dann die Wasserkästen nach Hause. Da ich hier fast nur nach Sonderangeboten kaufe, sind es manchmal schon bis zu vier Kästen Wasser, die ich pro Einkauf im Auto verstaue.

» kowalski6 » Beiträge: 3399 » Talkpoints: 154,43 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Wer die Möglichkeit hat, der sollte so weit es geht auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. Bei meinem Arbeitsweg muss ich, selbst wenn ich mir demnächst ein Auto hole, weiter mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren und bin froh, dass ich mir dann zumindest die Fußwege vom und zum Bahnhof (täglich 50 Minuten) sparen kann. Größere Einkäufe muss man praktisch mit dem Auto machen.

Außerdem ist es auf dem Land eigentlich sowieso nötig, da man aufgrund zu weniger und schlechter Linien häufig ewig unterwegs ist um Kurzstrecken zu überwinden. Ich persönlich werde das Auto also dann immer für Kurzstrecken benutzen und Langstrecken möglichst weiter mit der Bahn zurücklegen und bin sicher, dass ich da mit einer Tankfüllung im Monat zurecht kommen werde. Anders machen würde ich es natürlich, wenn ich kein Jobticket bezahlt bekommen würde.

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Das kommt ganz darauf an, wo man wohnt, denn einige Menschen können es sich aufgrund ihres Wohnortes oder auch aufgrund ihres Arbeitsplatzes gar nicht erlauben, sich auf die öffentlichen Verkehrsmittel zu verlassen. Ich nehme einfach mal meinen eigenen Wohnort als Beispiel. Ich wohne in einem eher kleinen Ort, hier gibt es zwar auch gute Verkehrsverbindungen in die anderen Städte, aber sie sind doch nicht so flexibel, wie man es vielleicht brauchen würde. Einige Personen, die beispielsweise früh anfangen zu arbeiten und dafür in die nächste Stadt müssen, könnten das gar nicht mit dem Bus schaffen, weil unsere Busse hier auch erst gegen 6 zu fahren anfangen. Das ist natürlich schon eine große Einschränkung. Muss man etwas später arbeiten, ist das schon besser, dennoch muss man meistens mit langen Wartezeiten rechnen, den die Busse fahren hier nur im Stundentakt. Man muss in den meisten Fällen etwa einen Bus nehmen, der zwei Stunden vor der geplanten Ankunftszeit losfährt, denn nur so bekommt man den Anschlussbus, der dann allerdings fast 45 Minuten eher ankommt, als man braucht. Nimmt man den nächsten, kommt man zu spät.

Man merkt also schon, dass das hier mit den Verkehrsverbindungen gar nicht so einfach ist, und besonders nicht, für Menschen die sehr flexibel sein müssen. Wenn jemand Makler ist oder aus anderen Gründen regelmäßig zu bestimmten Terminen muss, der schafft das mitunter eigentlich gar nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, der muss sich dann definitiv ein Auto anschaffen. Ich denke, dass ein Auto schon eine teure Anschaffung ist, mit der man auch laufend Kosten hat, aber ich selbst würde darauf nicht verzichten wollen. Noch ist es bezahlbar und solange das so bleibt, verzichte ich nicht darauf, weil ich dank des Autos sehr flexibel sein kann und das ist mir schon sehr wichtig. Müsste ich ständig nach Busfahrplänen und so weiter schauen, wäre meine Freizeit sehr eingeschränkt, außerdem würde ich auch viel Zeit damit verschwenden, auf Anschlussbusse zu warten oder auf den eigentlichen Termin, wenn der Bus mal wieder zu früh ist.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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