Der alltägliche Wahnsinn - ich kann es nicht mehr hören ...
Wer heute Abend ins Internet schaut, der könnte denken, der Wahnsinn sei ausgebrochen:
- PapandrEU ist abgetreten, ein Nachfolger unbekannt.
- Berlusconi tritt ab, aber die Märkte sind nervös ohne Ende. Der ganze G20 Gipfel war (haben wir es nicht gesagt?) für die Katz', die Zinsen hoch wie nie. Ätsch!
- Der Iran bastelt an einer Atombombe, die nun sogar schon deutsche Städte bedroht.
- Theo Zwanziger wankt schon, wegen der Schiedsrichterprobleme
- und dann noch das: Die Ösis und die Schweizer wollen kein "Wetten das" mehr
Geht euch das auch so? Ich glaube, ich brauche mal ein bisschen Eifel oder Hunsrück.
Mir gehen solche Meldungen auch langsam auf den Keks, einmal am Tag würde auch reichen! Zumal ich der Meinung bin, dass es weitaus wichtigere Dinge auf der Welt gibt, vor allem auch größere Probleme! Aber ich finde sowieso, dass man irgendwie keine Nachrichten mehr hören mag, weil es nichts Erfreuliches oder Positives mehr zu hören gibt, traurig, aber wahr! Und es interessiert mich herzlich wenig, ob Berlusconi nun zurücktritt oder wer als nächstes "Wetten dass" moderiert, es gibt wirklich Wichtigeres auf der Welt!
Ich muss für die Schule Artikel aus der FAZ sammeln und da steht seit Wochen auch das gleiche drin: Deutschland knapp vor einer Rezession, Der Euro bricht ein, alles rund um den EFSF und so weiter. Natürlich müssen die Nachrichten gebracht werden, aber da ich nun jeden Tag den Wirtschaftsteil lese, ist mir aufgefallen dass sich viele Artikel wiederholen. Natürlich sind diese oft von unterschiedlichen Autoren mit teilweise unterschiedlichen Aussagen, aber die Grundaussage bleibt: Der Wirtschaft geht's nicht gut, das habe ich mittlerweile auch verstanden. Bei dem Hin und Her mit diesem Rettungsschirm sehe ich auch nicht mehr durch. Wenigstens liest man ab und zu noch Meldungen wie: "Deutschlands Staatsschulden sinken durch einen Bilanzpfusch um ca. 55 Milliarden" oder "Der Mittelstand wird immer reicher".
Das Gefühl habe ich auch und wäre ich nicht wegen meines Wi/Po-Abis gezwungen, diese Nachrichten zu verfolgen, würde ich wahrscheinlich keine Zeitung mehr anrühren und die Nachrichten nur für den Wetterbericht einschalten. Es geht mir nämlich tierisch auf die Nerven, das in etwa 90% alle Berichte und Artikel negativ sind, da kann man doch nur schlechte Laune bekommen. Ist man ein richtiger Crack in Sachen Politik und Wirtschaft, kann man das vielleicht noch spannend finden. Aber mich erschöpft es mittlerweile nur noch und interessant finde ich es schon lange nicht mehr, weil man nach tagtäglichen Horrormeldungen seit 2007/2008 dagegen abstumpft.
War es denn nicht nur eine Frage der Zeit, bis das Euro-Konstrukt wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt und die aktuellen Staatsoberhäupter sich deshalb nach und nach aufs Altenteil zurück ziehen? Mich jedenfalls verwundert das nicht, weshalb ich entsprechende Medienmeldungen nur noch zur Kenntnis nehme, aber mich nicht darüber aufrege.
Gegen das Atombomben-Wettrüsten im Ausland kann ich persönlich herzlich wenig tun. Soll ich mein Erspartes jetzt in einen Atomschutzbunker investieren? Oder hätte ich das schon tun sollen, als Nordkorea zugegeben hat, im Besitz von Atomwaffen zu sein?
Fußball ist für mich ein netter Sport, den man sich ab und zu mal ansehen kann. Wenn er von Profi-Spielern ausgeübt wird, muss es wahrscheinlich auch eine Art Oberboss geben, der über die Vereine wacht. Aber ob nun Theo Zwanziger oder Otto Fünfziger Chef des DFB ist, interessiert mich in etwa genauso wie ein Sack Reis, der in China umfällt.
Und "Wetten dass...?" war eigentlich schon immer Thomas Gottschalks Sendung. Wenn die Österreicher und Schweizer sich die Sendung ohne ihn nicht mehr ansehen wollen, müssen sie das ja auch nicht. Aber ist das eine ach so dramatische Meldung, dass man deshalb eine Sinnkrise bekommen muss?
Natürlich braucht die Medienbranche immer etwas, über das sie berichten kann. Damit eine echte Schlagzeile daraus wird, muss das Geschehen natürlich auch schön aufgebauscht werden und bei den Lesern, Hörern und Zuschauern echtes Entsetzen oder große Empörung hervorrufen. Die Frage ist nur, ob man sich von der medialen Panikmache anstecken lässt oder ob man sich seine innere Ruhe bewahrt. Ich für meinen Teil bleibe zwar auf dem aktuellen Stand, werde aber nicht bei jeder Meldung gleich hysterisch oder möchte mich in vermeintlich ruhigere Gegenden zurückziehen. Wer weiß, ob die Schreckensmeldung von morgen nicht aus der Eifel kommt.
Das sehe ich genauso, wen interessiert das schon?! Viel wichtiger ist es doch zu wissen, wer wen heiraten wird, wo es wieder Ehestreit gibt und wer sich geschieden hat oder auf dem Weg dahin ist. Wer hat ein neues Kleid, von wem wurde es gemacht und welcher abwechslungsreiche, kunstvolle Popsong wird uns demnächst beglücken? Das interessiert mich wirklich! Auch sollte man meiner Meinung nach mehr darüber bringen, wer beim Supertalent aufgetreten ist und wie die Jury entschieden hat, was das Publikum dazu meint. Und über Jugendliche die sich ins Koma gesoffen haben oder Autounfälle bei denen man sich zwanzig mal überschlagen hat, habe ich jetzt auch schon länger nichts mehr gehört. Das kann ich wirklich nicht nachvollziehen! Die wissen heute auch absolut nicht mehr, was wirklich wichtig ist.
Dann schau mal direkt vor der Haustür nach, im Hunsrück oder in der Eifel ist es nicht weniger dramatisch. Wen interessieren schon die globalen Nachrichten die sowieso weit weg sind. Gestern habe ich erfahren dass ein ehemaliger Klassenkamerad gestorben ist, eine Kollegin hat sich den Fingernagel am Kopierer abgebrochen und an unserer Schule gab es einen Amoklauf. Das sind die Nachrichten die wirklich interessieren und wo man auch mitfiebern und mitleiden kann.
Ist es nicht so, dass der Wahnsinn zu keiner Epoche der Menschheitsgeschichte gefehlt hat? Ist es nicht so, dass nur der Wahnsinn die Existenz von uns allen unter Beweis stellt? Daher hätte dessen Ausbruch allein nicht wirklich was an Dramatik. Vielmehr ist es der Normalzustand, den wir als Menschheit wohl nie zu durchbrechen in der Lage sein werden.
Gerne auch zu den einzelnen Punkten, die Du genannt hast. Denn wenn nun in einem Staat ein gewählter Repräsentant von seinen Ämtern zurück tritt, ist das ein ganz normaler Vorgang. Es sind oftmals die Umstände, die vielleicht kurios sein können. Nicht aber der Rücktritt selbst! Auch hier ist es z.B. viel dramatischer, wenn es zu einem Rücktritt von nicht gewählten Staatrepräsentanten kommt. So z.B. bei Ceausescu, Hussein oder al-Gaddafi. Und dennoch war auch hier jeweils nicht das Ende der Geschichte erreicht. Bei Berlusconi verhält es sich genau gleich. Das dann die "Märkte nervös" reagieren sollen, ist Bankergeschwätz.
Das der Iran dann an einer Atombombe bastelt, überrascht nun auf der Welt höchstens den BND. Aber auch nur dann, wenn das was offiziell von der Regierung dazu in der Vergangenheit gesagt wurde, auch wirklich geglaubt wurde! Und das bezweifle ich. Es ist vielmehr so, dass Seitens der Bundesrepublik es sich niemand mit den Machthabern in Teheran verscherzen wollte. Spätestens seit dem Ende von Hussein ist das ja wohl die regionale Supermacht in der Region.
Und das Theo Zwanziger wackelt, bedeutet keinen Umbruch oder Veränderung. Es ist wohl nur so, dass andere Nachfolger des Wartens überdrüssig sind und es nun viele Hoffnungsträger gibt, die gerne den Platz einnehmen. Genau so, wie es ein Zwanziger gemacht hat.
Der Punkt bzgl. der Österreicher und Schweizer hat es vielleicht insofern in sich, als dass den Schweizern eine gewisse Langsamkeit nachgesagt wird und den Österreichern intellektuelle Leistungen nicht zugetraut werden. Aber im konkreten Fall sind die Schweizer schneller und die Österreicher doch klüger als die Deutschen.
Wenn es heute tatsächlich was wirklich dramatisches gibt, dass höchstens die Tatsache, dass die Kantine heute eine Kartoffelsuppe aufzutischen plant. Das ist nun wirklich nichts, was mir den Gang zum Essen erleichtern würde. Es ist wohl so, dass ich trotz Kälte heute lieber nach draußen gehen werde.
Ich persönlich habe da eine recht abstrakte Sichtweise auf den Stand der Dinge und den alltäglichen Wahnsinn, das was in der Politik passiert und wie andere Länder diplomatisch die Wände anderer schwarz anstreicht, das war eine etwas misslungene Metapher.
Wie dem auch sei. Für mich gehört der alltägliche Wahnsinn, der ja auch oft von dem Medien hochgepuscht wird, eindeutig dazu. Eine Gesellschaft braucht Probleme. Ohne Probleme kann man nichts lernen. Obwohl ich dann doch manchmal das Gefühl habe die Politik lernt nicht und tritt nur auf der Stelle. Da es doch oft immer nur das gleiche ist und doch alle 2 Jahre ein schwarzes Loch innerhalb der Finanzen in den Medien auf den Tisch kommt. Es klingt nach einer Regelmäßigkeit, dabei ist es immer da. Genervt bin ich keines Falls, ich versuche mich dafür zu interessieren, aber auch die Dinge nicht zu nah an mich ran zu lassen.
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