Betreuungsgeld statt KITA

vom 08.11.2011, 03:33 Uhr

Unsere Bundesregierung plant ja ab 2013 ein Betreuungsgeld einzuführen, wenn man sein Kind nicht in eine KITA gibt, sondern sich selbst um das Kind kümmert. Würdet Ihr wegen diesem Betreuungsgeld dem Kind zuliebe zu hause bleiben oder lieber in eine KITA geben?

Im Gespräch sind ja 150 Euro, die man als Eltern dann vom Staat zusätzlich bekommen könnte. Die Regelungen werden zur Zeit noch ausgearbeitet, aber die Frage bleibt, wie der Staat diese neue Förderung finanzieren möchte.

» kowalski6 » Beiträge: 3399 » Talkpoints: 154,43 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Für den Staat ist es wesentlich kostengünstiger wenn Eltern das Betreuungsgeld in Anspruch nehmen, anstatt ab 2013 auf ihren Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz zu pochen. Mein Lebensgefährte und ich haben gestern schon gewitzelt, dass sie wohl selbst wissen das sie die Anzahl an benötigten Plätzen ab 2013 nicht zusammen bekommen und so können sie hoffen das manche aufs zusätzliche Geld setzen. Das gute am neuen Betreuungsgeld ist ja, dass man im Gegensatz zum Elterngeld beispielsweise uneingeschränkt arbeiten gehen kann. Es ist dir dann überlassen wie du dein Kind betreuen lässt. Einzige Voraussetzung für das Betreuungsgeld ist lediglich das kein öffentlicher Krippenplatz in Anspruch genommen wird.

Man kann sich natürlich streiten ob es sinnvoll ist sein Kind, nur wegen dem Betreuungsgeld später in die Kita zu schicken. Wenn ich daran denke, was mir von Erzieherseiten für "Vorwürfe" gemacht wurden, dass ich mein Kind erst mit 2 Jahren und 8 Monaten in die Kita gegeben habe, dann frag ich mich was sie den Eltern dann sagen, die ihr Kind wirklich dann erst ab 3 Jahre in die Kita schicken. Zumindest unsere Kita hält dieses Einstiegsalter für zu spät. Krippe/Kita ist wichtig für Kinder. Der Umgang mit anderen Kindern ist einfach unheimlich wichtig und fördert die Kinder in ihrer Entwicklung. Kurz um das ganze Thema bietet viel Potenzial für Gesprächsstoff.

Ich persönlich würde auch mein zweites Kind "so spät" in die Kita schicken. Ob mit oder ohne Betreuungsgeld. Sicherlich freut man sich über dieses zweite "Kindergeld" aber beim ersten Kind hatte ich es ja auch nicht. Für mich das ganz große Plus am Betreuungsgeld, es ist Einkommens-unabhängig und ohne Auflagen was die Erwerbstätigkeit angeht. Aber ein wenig müssen wir ja noch warten. Und bis 2013 ist noch lange hin. Wer weiß was bis dahin noch alles passieren kann. Ein bisschen traue ich dem Braten noch nicht.

» LifeLines » Beiträge: 213 » Talkpoints: 4,50 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Eine ähnliche Sache gibt es schon seit einigen Jahren in Thüringen für Kleinkinder. Allerdings wird das Geld dort so oder so gezahlt. Behält man sein Kind zu Hause, dann bekommt man es selbst und wenn es in die Kindertagesstätte geht, dann bekommt halt die Einrichtung das Geld.

Nur was sind denn eigentlich 150 Euro wert bei der ganzen Geschichte? Geht eine Mutter nicht arbeiten, weil sie ihr Kind zu Hause betreut, dann bekommt sie die 184 Euro Kindergeld und dann halt noch 150 Euro für die Betreuung. Aber eine Kinderbetreuung ist doch wesentlich mehr wert. Zumal ich die Gefahr dabei sehe, das immer mehr Kinder nicht die Mindestanforderungen erfüllen, wenn sie dann in die Schule kommen. Also wird es dort auch immer schwerer für die Lehrer, die Kinder auf einen gemeinsamen Stand an Wissen und Können zu bringen.

Im Endeffekt wird da wieder was auf den Weg gebracht, was nicht bis zum Schluss durchdacht ist. Aber es ist ein schneller Weg, um sich aus der Verantwortung zu schleichen, welche der Staat eigentlich hat mit dem Anspruch, das jedes Kind einen Platz in der Kindertagesstätte zu bekommen hat. Nur dieser Anspruch besteht nicht erst seit gestern und man hätte schon wesentlich mehr dafür tun können, das neue Einrichtungen entstehen oder vorhandene Einrichtungen erweitert werden.

Zumindest jede größere Ortschaft verfügt über ungenutzte Gebäude, welche eben entsprechend genutzt werden können. Selbst wenn diese Gebäude saniert oder renoviert werden müssten, würde dies für eine Region wesentlich mehr bringen, wenn man dort eine Kindertagesstätte einrichtet. Denn ortsansässige Firmen können über entsprechende Förderprogramme bei der Auftragsvergabe bevorzugt werden. Die Orte werden mit einer Kindertagesstätte für junge Familien attraktiver, was den Ort insgesamt mehr einbringt, als der verfallende Leerstand.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ehrlich gesagt frage ich mich, was man möchte - es ist doch widersprüchlich, einen Rechtsanspruch auf Krippenplätze einzurichten und nun ein Betreuungsgeld in Höhe von 100 Euro ab dem 1.1.2013 und dann ein Jahr später ein Betreuungsgeld in Höhe von 150 Euro auszuzahlen. Ich finde es sehr merkwürdig, aber wahrscheinlich ist es schon so, dass man eben dieses Recht auf irgendeine Art und Weise umgehen will und einen Anreiz erschaffen möchte, um das Kind selbst und nicht fremd betreuen zu lassen.

So, wie ich es verstanden habe, geht es aber auch darum, nicht nur einen Krippenplatz nicht in Anspruch zu nehmen, sondern auch darum, nicht eine Tagesmutter in Anspruch zu nehmen. Nun kommt es darauf an, wie die Tagesmutter bezahlt wird - läuft es mit über das Jugendamt wird man auf das Betreuungsgeld verzichten müssen, läuft die Finanzierung der Tagesmutter ausschließlich privat ab, sind die 100 beziehungsweise 150 Euro wahrscheinlich dennoch zu erhalten.

Tja, was soll man machen? Zumindest nun nicht auf Teufel komm raus ein Kind bekommen, sondern schon überlegen, ob man diese Verantwortung auf sich nehmen möchte und auch, ob man diese auch auf sich nehmen kann. Nun allein aufgrund des Geldes ein Kind zu zeugen, halte ich für Blödsinn. Wäre ein Kind unterwegs, sehe es schon anders aus, aber ich denke, wenn man die Möglichkeit hat, das Kind auch zu Hause von sich selbst betreuen zu lassen, würde ich dies wohl eher bevorzugen. Allerdings unabhängig vom Geld, sondern eher, weil ich denke, ein Kind braucht durchaus in den ersten Jahren die Eltern und auch, weil ich sehen möchte, wie mein Kind sich entwickelt.

Bei uns wird man im Übrigen nicht schief angeschaut, wenn man sein Kind erst mit drei oder sogar mit vier Jahren in den Kindergarten schickt. Eine Empfehlung, es bereits mit wenigen Monaten in eine Fremdbetreuung zu geben, ist eher verpönt und da wird schon gesagt, "das macht man nicht". Ich denke aber, es reicht schon aus, wenn man die ersten Lebensjahre vielleicht an einer Spielgruppe teilnimmt, aber gleich eine komplette Fremdbetreuung für fünf (Vor)mittage die Woche oder so finde ich auch heftig, wenn man nun nicht auf das Gehalt der Mutter angewiesen ist. Allerdings kann und will ich diesbezüglich auch niemanden verurteilen.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich finde es sehr wichtig, dass Kinder schon im frühen Alter mit anderen Kindern regelmäßig Kontakt haben und das Sozialverhalten erlernen. Natürlich können Kinder das auch zu Hause lernen, aber in einer Gruppe mit anderen ist das doch was anderes.

Vor allem Einzelkindern tut man langfristig keinen Gefallen, wenn man sie zu lang daheim lässt, denn sie lernen dann nicht so sehr wie es ist zu teilen. Ein Kind teilt in der Regel gerne mit seiner Mama, aber mit anderen Kindern das Spielzeug zu teilen fällt den meisten schwer.

Mit dem Betreuungsgeld spart man sich natürlich nicht viel, da man dann später wieder arbeiten gehen kann bzw. einen privaten KiTa-Platz bezahlen muss. Dass mehr Plätze in KiTas geschafft werden müssen, ist klar. Soweit ich das mitbekommen habe, sollte man das Kind schon praktisch im 1. Monat der Schwangerschaft anmelden.

» blumenmädchen<3 » Beiträge: 125 » Talkpoints: 4,24 » Auszeichnung für 100 Beiträge


*steph* hat geschrieben:Ehrlich gesagt frage ich mich, was man möchte - es ist doch widersprüchlich, einen Rechtsanspruch auf Krippenplätze einzurichten und nun ein Betreuungsgeld in Höhe von 100 Euro ab dem 1.1.2013 und dann ein Jahr später ein Betreuungsgeld in Höhe von 150 Euro auszuzahlen. Ich finde es sehr merkwürdig, aber wahrscheinlich ist es schon so, dass man eben dieses Recht auf irgendeine Art und Weise umgehen will und einen Anreiz erschaffen möchte, um das Kind selbst und nicht fremd betreuen zu lassen.

Ganz davon abgesehen, dass man so das Problem der nicht vorhandenen Krippenplätze ein Stück weit umgeht ist das doch wohl vor allem eine ideologische Frage. Diese ganzen Bestrebungen mit dem Betreuungsgeld kommen von der CSU bzw. CDU, also der Partei, die ein recht konservatives Weltbild vertritt. In das Weltbild der CSU passt ein braves Hausmütterchen, das jahrelang keiner Beschäftigung nachgeht und sich nur auf Hausarbeit und Kindererziehung konzentriert, einfach wesentlich besser als eine selbständige und selbstbewusste Frau, die nicht auf ihr eigenes Einkommen verzichten möchte.

Ich denke das Betreuungsgeld ist der falsche Weg und wird letztendlich den Kindern mehr schaden als nutzen, weil es hauptsächlich von den falschen in Anspruch genommen werden wird. Also ich denke man wird so keine gut ausgebildeten Menschen dazu bewegen ihr Kind nicht in der Kita anzumelden. Für Menschen, die eher zur Unterschicht zählen, könnten 150 Euro aber schon ein Anreiz sein. Das sind aber auch die Leute, die sich tendenziell eher weniger um die Kinder kümmern und die sie schon Morgens vor dem Fernseher parken. Es werden in dem Zusammenhang immer wieder Kinder von Migranten genannt und auf mögliche Probleme in der sprachlichen Entwicklung hingewiesen, aber ich weiß von einer Bekannten, dass es auch genug Kinder aus deutschen Familien gibt, die bei der Einschulung sprachlich nicht altersgemäß entwickelt sind.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Für Kinder ab welchem Alter soll das Betreuungsgeld bezahlt werden? Ich dachte bisher an Kinder ab drei Jahren, weil man seit Jahren ja an sich einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz hat. Und der Sinn dahinter ist natürlich klar. Es kommt günstiger mehr Eltern eine Art Prämie zu bezahlen und so die Baukosten und Lohnkosten einzusparen. Samt dem was sonst noch mit dran hängt.

Die Frage in dem Thread war ja, ob man seine Kinder deshalb daheim betreuen würde. Ganz ehrlich, wer kann sich heute noch leisten? In den meisten Familien werden an sich zwei Gehälter gebraucht. Und von einem Gehalt und 150 Euro und dem Kindergeld, werden die meisten Familien nicht satt werden. Also für mich wäre das finanziell gesehen kein Anreiz.

Ansonsten sehe ich es durchaus als sinnvoll an, wenn Kinder in den Kindergarten gehen. Alleine schon wegen der sozialen Kontakte und das Lernen mit anderen Menschen umzugehen. Das ist doch was anderes, wenn man das im Kindergarten lernt. Außerdem werden ja auch in Kindergärten noch andere Dinge vermittelt. Wenn man nicht gerade eine Ausbildung zum Erzieher hat, hat man die in den seltensten Fällen wirklich drauf.

Die Möglichkeiten die ein Kindergarten sonst noch bietet, wie viele verschiedene Spielzeuge, Ausflüge und so weiter, die kann man von 150 Euro im Monat sicherlich schwer finanzieren. Mal davon abgesehen, dass dafür dann ja auch ein Gehalt fehlt.

Ich denke, dass ist eher ein Anreiz für Familien, die eh ein niedriges Einkommen haben und das Einkommen damit aufstocken wollen. Zum Beispiel Familie die Hartz 4 Leistungen beziehen. Und ich stelle es mir schwer vor, wenn man eh mit wenig Geld leben muss, dann noch einen solchen Betrag nur für das Kind zu verwenden. Im Endeffekt wird es in das Haushaltseinkommen mit einfließen und die Kinder werden davon direkt weniger haben. Also es wird sicherlich nicht nur zum Kauf von Spielzeug etc. genutzt werden.

Da Kinder aus einkommensschwachen Familien aber oftmals eh weniger soziale Kontakte haben und generell weniger Möglichkeiten haben, halte ich es für wichtiger, dass gerade diese Kinder einen Kindergarten besuchen. Klar hätten die Eltern die meiste Zeit und so weiter. Klar sind Eltern die berufstätig sind eher auf einen Kindergartenplatz angewiesen. Dafür fehlen aber den Kindern aus einkommensschwachen Familien einfach die anderen Möglichkeiten, die zum Teil mit dem Besuch eines Kindergartens abgedeckt wären.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



LittleSister hat geschrieben:Für Kinder ab welchem Alter soll das Betreuungsgeld bezahlt werden? Ich dachte bisher an Kinder ab drei Jahren, weil man seit Jahren ja an sich einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz hat. Und der Sinn dahinter ist natürlich klar. Es kommt günstiger mehr Eltern eine Art Prämie zu bezahlen und so die Baukosten und Lohnkosten einzusparen. Samt dem was sonst noch mit dran hängt.


Das Betreuungsgeld soll für das zweite und dritte Lebensjahr gezahlt werden, wenn ich das noch richtig in Erinnerung habe. Es geht ja dabei nicht um einen Kitaplatz, sondern den Krippenplatz. Den Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz ab 3 Jahre gibt es ja schon länger. Aber ab 2013 besteht ja auch ein Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz. Nimmst du also diesen nicht in Anspruch und schickst dein Kind nicht vor 3 Jahre in die Kita, dann hättest du ein Anspruch auf das Betreuungsgeld. Sofern es denn wirklich kommt.

» LifeLines » Beiträge: 213 » Talkpoints: 4,50 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Mir stellt sich da eigentlich eher die Frage: Was meint ihr, welche Personengruppen das Betreuungsgeld nutzen werden? Berufstätige Menschen, die auch mit einem Kind wieder arbeiten wollen, oder eher Eltern, die sowieso den ganzen Tag zu Hause sitzen und nichts besseres zu tun haben als Internet und Fernseher?

Letztendlich versucht man hier den Mangel an Erziehungskräften und Kindereinrichtungen einfach auf die Eltern wieder abzuwälzen. Ich bezweifle, dass Mütter, die einen guten Job haben, das Betreuungsgeld lange in Anspruch nehmen werden, da sich Betreuung zu Hause und ordentlich arbeiten einfach gegenseitig ausschließen.

Ich bin der festen Überzeugung, dass dieses Geld am Ende wieder nur bei denen landet, die bis jetzt auch kein selbst erarbeitetes Einkommen haben und auch nicht haben werden. Bei den meisten anderen wird es keinerlei Rolle spielen.

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» martin22 » Beiträge: 231 » Talkpoints: 0,58 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich verstehe den politischen Hintergrund von dem Betreuungsgeld nicht ganz. Welche Mutter/ Vater entscheidet sich wegen 150 Euro im Monat dafür das Kind zu Hause zu betreuen. Das ist doch sehr wenig, das kann doch kein Anreiz sein.

Ich selbst habe mich dafür entschieden zu Hause zu bleiben bis mein Kind 3 Jahre alt ist. Mein Mann verdient so viel dass es reicht und ich nicht arbeiten gehen muss. Klar wenn ich dafür zusätzlich noch 150 Euro bekommen würde, da würde ich auch nicht nein sagen. So dick haben wir es jetzt auch nicht. Aber ich finde man sollte dieses Geld besser für den Ausbau der Kinderbetreuung verwenden.

» Isella » Beiträge: 190 » Talkpoints: 74,64 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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