Das Schnüffeln geht weiter: Der Schultrojaner
Es ist erst vor kurzem eine große und berechtigte Aufregung über den Bundestrojaner entbrannt. Letzte Woche kam eine neuer Skandal hinzu. Es geht um den Schultrojaner. Eigentlich hört sich das fast wie ein Aprilscherz an, es ist aber leider keiner. Wie auf dieser Seite in diesem Beitrag und noch einigen anderen Beiträgen nachzulesen ist, ist zu Anfang des Jahres 2011 eine Vereinbarung in Kraft getreten, nach der es Lehrer erschwert werden solle, einfach mal so Arbeitsblätter zu kopieren.
Letztlich kennt das wahrscheinlich jeder unter uns, der in den letzten fünfundzwanzig Jahren in die Schule gegangen ist. Der Lehrer hat ein tolles Buch und kommt morgens mit einem Stapel daraus kopierter Arbeitsblätter in den Unterricht. Dem sollte nun ein Riegel vorgeschoben werden. Eigentlich absurd. Die Eltern können oft schon nicht mehr genug Geld für die benötigten Materialien aufbringen, Gelder für Leihbücher an Schulen sind selten vorhanden. An vielen Schulen sind die Kopierbudgets so knapp, dass die Lehrer die meisten Kopien schon lange aus eigener Tasche bezahlen. Wie also soll es weiter gehen, wenn man nicht mehr kopieren darf? Stellt sich natürlich die Frage, wie man das verhindern will.
Die Schulbuchverlage haben dazu einen besonders hinterlistigen Plan ausgefuchst, den der Staat wie es scheint mit abgesegnet hat. Auf mindestens einem Prozent der Schulen soll jedes Jahr mit Hilfe eines Trojaners eine Prüfung sämtlicher Computer erfolgen, ob dort irgendwo unberechtigte Kopien des Lehrmaterials vorhanden sind. Alleine die Vorstellung finde ich gruselig.
Abgesehen davon, dass mich das als Lehrer unheimlich motivieren würde wieder zum klassischen Frontalunterricht mit Tafel und Kreide ohne jede pädagogische Abwechslung zurück zu kehren, frage ich mich, was mit all den Daten angefangen werden soll. Wenn der Direktor Pornofilme völlig legale auf seinem Bürorechner abgespeichert hat oder ein anderer Lehrer Nacktbilder seines Lebensgefährten gespeichert hat, wem geht das eigentlich etwas an? Warum muss dann der komplette Datensatz gefilzt werden? Muss man sich dann als Lehrer irgendwann rechtfertigen, wenn man zu Unterrichtsvorbereitung auch auf Seiten war, die vielleicht nicht unbedingt der öffentlichen Mainstream-Meinung entsprechen?
Schneidet der Trojaner auch noch andere Daten mit und was passiert, wenn sich ein ahnungsloser Lehrer im Chat mit seinem Partner über den Schulalltag ablästert, hat das dann Folgen?
Am schlimmsten finde ich aber das, was auf dieser Seite in den Raum gestellt wird, dass der Staat da eine Vereinbarung mit den Schulbuchverlagen eingegangen ist, und das anscheinend billigt. Die ganze Misere mit den Kopien fing ja an, weil es an öffentlichen Schulen keinen Lehrer gibt, der nicht unter den Sparzwängen zu leiden hat. Mal ganz abgesehen davon, dass die Verlage ihre Interessen und Einkünfte vertreten wollen. Aber was bitte hat der Staat von so einer Vorgehensweise? Wie wird das künftig für die Eltern, wenn sie die doppelte Menge an Lehrmaterialien kaufen müssen und davon dann nur Bruchteile benutzt werden können, denn kein Lehrwerk ist durch und durch optimal? Wie seht ihr das?
Ich bin kein Fan von Internetkontrolle, aber mich hat es zu meiner Schulzeit unglaublich aufgeregt, dass meine Eltern alljährlich für teures Geld Bücher kaufen mussten, die dann im Unterricht gar nicht benutzt wurden, weil die Lehrer mit ihren eigenen zusammengeklaubten Kopien gearbeitet haben. Wenn man dem mal einen Riegel vorschieben würde, fände ich DAS sogar einmal vernünftig.
Das was du erwähnst, ist ein völlig anderes Problem. Daran wird auch der Schultrojaner nichts ändern. Der offizielle Grund für die Einführung dieser Spionagesoftware ist, dass die Verlage mehr Geld haben wollen. Das Geld, das ihnen entgeht, wenn die Lehrer aus ihren Büchern für die Schüler etwas kopieren. Wenn Eltern für ihre Kinder Bücher kaufen, die dann letztlich nicht benutzt werden, dann ist das den Verlagen egal. Das Geld für die Bücher haben sie so oder so kassiert. Der Trojaner wird also nicht überwachen, ob die Bücher benutzt werden, oder nicht. Das ist technisch auch gar nicht möglich. Außerdem steht es ja jedem Schüler frei, das Buch zum eigenständigen Lernen zu verwenden.
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