Spitznamen von den Eltern übernommen

vom 05.11.2011, 20:05 Uhr

Gerade in ländlicheren Regionen und in kleinen Dörfern, kennt sich jede Familie. Dann kommt es auch häufig vor, dass man den Vornamen seiner Eltern als eine Art Spitzname aufgebrummt bekommt. Beispielsweise gibt es bei uns im Ort eine ältere Dame, die bei allen nur als "Die Eustacher", also die Tochter vom Eustach, bekannt ist. Ihr Vater hieß Eustach und deswegen hat sich der Spitzname bei den Einwohnern in unserem Dorf eingeprägt. Außerdem gibt es noch einen älteren Herrn, der immer "Jonas" genannt wird, obwohl er eigentlich Berthold heißt. Auch bei ihm hieß eigentlich sein Vater so, wie er heute mit Spitznamen bezeichnet wird.

Gibt es bei euch im Dorf auch einige Leute, die vielleicht noch mit dem Namen eines ihrer Elternteile angesprochen werden? Oftmals heißt es ja dann auch Müller junior und Müller senior oder so etwas dergleichen. Kennt ihr diese Leute auch nur unter dem Spitznamen, denen ihnen das Dorf verliehen hat und der eigentliche Vorname geht mehr oder weniger verloren? Wieso benutzen gerade die älteren Leute gerne die Namen der Eltern, wenn sie von irgendjemandem aus dem Dorf sprechen? Von der jüngeren Generation ist man dies ja nicht gewohnt.

» iCandy » Beiträge: 1584 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Das wird es wohl in jedem Dorf geben. Ein Klassenkamerad von mir hat heute noch den Spitznamen Bäcker. Sein Urgroßvater hatte im Ort damals die Bäckerei und der Spitzname ging also über Großvater und Vater weiter. Ähnliches, wo die Spitznamen aus anderen Gründen entstanden sind, kenne ich auch bei anderen Leuten.

Und selbst hier in der Stadt, wo manche Familien schon seit Generationen in einem Viertel wohnen, gibt es solche Vererbungen von Spitznamen. Ich denke mal, das man sich davor gar nicht schützen kann. Vor allem, wenn ein Spitzname schon über mehrere Generationen vererbt wurde.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich komme ja aus einem Dorf und muss sagen, dass mir so eine Vererbung von "Spitznamen" unbekannt ist. Man sagt zwar immer noch "Das ist die aus dem Haus vom Polizisten", obwohl dieser Polizist schon seit Jahrzehnten nicht mehr lebt und die Dame das Haus nur gekauft war und nicht mit dem Mann verwandt war. Das wird auch noch bei einigen anderen dazugezogenen Nachbarn so gehandhabt, aber meistens nur als Erklärung wenn der richtige Name fällt. Und das macht man auch noch, wenn die betroffene Person schon seit längerem im Dorf wohnt. Vererbte Namen sind mir aber nicht bekannt.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich habe davon auch noch nichts gehört. Meine Oma kommt von einem kleinen Dörfchen und selbst da habe ich so was noch nicht vernommen. Ich denke mal das es die wenigsten so machen bzw. das es sich mit der Zeit wohl verlaufen hat. Ich finde es ist nicht mehr zeitgemäß und deshalb wird es auch nicht mehr so oft angewendet.

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» alkalie1 » Beiträge: 5526 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich komme auch aus einem Dorf, und ich kenne die beschriebene Spitznamen-Vererbung noch ganz gut. Ich nehme das aber vor allem bei meiner Oma und nur hin und wieder bei meinen Eltern wahr. Ich vermute, dass das vor allem daher kommt, ohne das jetzt bös zu meinen, dass ältere Menschen sich nicht mehr so viel merken können. Wenn dann, was ja gerade im Dorf häufiger vorkommt, zum Beispiel der Sohn die Nachfolge seines Vaters antritt, dann ist auch der Sohn im Allgemeinen für seine Tätigkeit bekannt, und der einmal gelernte Name (Jonas, der Vater) steht dann schon fast symbolisch für die Tätigkeit - und wenn sie irgendwann von Berthold (der Sohn) ausgeübt wird, ist der eben auch der Jonas.

Ich kenne hier zusätzlich aber auch noch viele Spitznamen die sich generell auf Tätigkeiten (oder Beschreibungen) beziehen, zum Beispiel "Hans Bank", der eigentlich Janssen heißt, was im Norden aber quasi Müller entspricht und viel zu oft vorkommt, und da er bei einer Bank arbeitet wird er eben Hans Bank gerufen. Dass das ein Spitzname ist habe ich überhaupt nur erfahren, weil ich es als Kind ganz lustig fand, dass jemand "Bank" heißt und erst danach hat mich meine Mutter darüber aufgeklärt - sonst würde ich wohl bis heute noch denken, der gute Mann hieße wirklich Hans Bank. Dessen Sohn übrigens, der nicht bei einer Bank angefangen hat zu arbeiten, wird auch Hans Bank gerufen - aber Junior. Sein Vater war im Dorf eben sehr bekannt, und die Verbindung (Das ist der Sohn von ...) bleibt dadurch bestehen. Wenn man ihn jetzt nämlich bei seinem Vornamen + Janssen nennen würde, müsste erstmal jeder nachfragen, wer das denn überhaupt sein soll.

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» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich kenne das auch, aber eher von meiner Oma. Sie sagt dann auch immer so etwas wie "Ja, das sind die ..." und die Kinder haben dann eben den Namen der Kinder oder eben auch der Enkel von dem und dem. Ich denke mal, dass es einfach leichter ist, das so zu sagen, als sich die ganzen Namen zu merken. Wenn es dort mehrere Generationen gibt stelle ich mir das ziemlich anstrengend vor die ganzen Namen zu behalten, vor allem wenn man sehr viele Leute kennt, so wie meine Oma beispielsweise.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Also ich wohne auch in einem kleinen Dorf und auch in der Umgebung sind einige Dörfer, aber so etwas gibt es bei uns eigentlich nicht. Spitznamen bekommt man in der Regel auf anderen Wegen oder leiten sich vom Namen her ab. Aber den Namen der Eltern zu übernehmen ist mehr als unüblich.

Bei uns gibt es da aber etwas ähnliches. Ein Freund von mir heißt Sebastian mit Vorname, aber der wird seit er 13 oder 14 Jahre alt ist nur noch Bache genannt. Bache ist übrigens ein weibliches Wildschwein. Der Name kommt daher da schon sein Vater immer so genannt wurde. Und dessen Vater auch schon. Also da liegt das in der Familie. Ich traue mich wetten, falls er mal einen Sohn hat, wird der auch so genannt :D . Das ganze geht bei ihm aber schon so weit dass viele nicht einmal seinen richtigen Namen kennen. Ihn kennt man einfach nur als Bache.

» Equilibrium » Beiträge: 145 » Talkpoints: 9,74 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ursprünglich komme ich ja aus einer ganz anderen Gegend, aber auch aus einer ländlichen und eben von einem Dorf. Dort hießen tatsächlich die meisten Leute umgangssprachlich so, woher sie kamen. Es gab und gibt viele Bauern und diese Höfe hatten dann einen besonderen Namen, wohl aufgrund von Vorfahren. Jedenfalls blieb es so nicht aus, dass man dann eben mehr den Spitznamen beziehungsweise den Hofnamen verwendet hat, nicht aber den Vor- und Zunamen.

Hier verhält es sich fast so ähnlich, es ist aber nicht so ausgeprägt wie dort, wovon ich stamme. Hier haben dann die Personen ihre dorfeigenen Spitznamen, welche aber nichts mit dem Geburtshaus zu tun haben. Das liegt aber auch daran, dass hier die Bauernhöfe nicht mehr ganz so verbreitet sind, einige Höfe gibt es noch, aber die meisten sind stillgelegt.

Warum man diese Spitznamen verwendet hat, weiß ich nicht. Aber gerade bei einem gewöhnlichen Nachnamen wie Müller oder so hat man dann eher die Person so zuordnen können, wenn man eben den Bauernhofnamen genannt hat. Das ist zwar auch merkwürdig, war aber Gang und Gebe. Ich denke, es wird damit aber auch weniger werden und man wird immer mehr den Vor- und Zunamen verwenden.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


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