Ist das Faultier nicht faul, aber der Mensch ein Faultier?

vom 05.11.2011, 13:56 Uhr

Einen äußerst schlechten Ruf haben Menschen, die sich schlecht oder gar nicht entscheiden können, etwas sinnvolles, beziehungsweise überhaupt etwas zu tun. Sie bewegen sich nur langsam und würden am liebsten den ganzen Tag faul in der Sonne liegen. Man bezeichnet diese Menschen als Faultiere, Faulpelz, Faulenzer,oder als faulen Hund, in Anlehnung an die zahnarmen Säugetiere der Dreifinger- und Zweifinger-Faultiere. Ist die Bezeichnung für einen faulen Menschen diesen Tieren gegenüber gerechtfertigt?

Die Faultiere verbringen ihr Leben hängend an einem Ast. Sie bewegen sich langsam in Zeitlupe und hangeln sich von Ast zu Ast. Das aber machen sie nicht, weil sie faul sind. Dahinter steckt ihr Erfolgsrezept. Sie müssen viel Energie sparen. Denn sie nutzen eine Futterquelle, die zu mager für viele andere Tiere wäre. Ausschließlich ernähren sie sich von den Blättern der Baumkronen, die sehr nährstoffarm sind. Sie haben eine Körperlänge von etwa einem halben Meter und wiegen dabei nur wenige Kilogramm. Der Hauptanteil des Gewichtes ist der Mageninhalt. Nur alle acht Tagen setzen sie Kot und Urin auf der Erde ab. So haben sie von allen Säugetieren die niedrigsten Stoffwechselraten. Um die Körpertemperatur anzuheben, nutzen sie vor allem ein Sonnenbad. Durch die niedrige Energie sind diese Tiere gezwungen, sich langsamer zu bewegen. Es hat also nur den Anschein, dass sie faul sind. Könnte man von den Menschen, die als faul bezeichnet werden, auch etwas Ähnliches sagen? Oder wenigstens Verständnis für sie haben? Welche Gedanken kommen euch, wenn ihr träge Menschen seht, beziehungsweise welche kennt?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Selbstverständlich ist der Name nicht gerechtfertigt. Ein Tier ist wohl kaum einfach faul und wie du schon gesagt hast, verbirgt sich immer ein Grund dahinter. Und wenn man mal bedenkt: eine Schildkröte ist nun auch nicht wesentlich schneller. Vielmehr glaube ich, dass der Mensch auf die scheinbare Faulheit dieser Tiere neidisch war. Soweit mir bekannt haben die Ureinwohner sich schon darüber beschwert, dass dieses Tier den ganzen Tag am Baum hängt und sich morgens in der Sonne räkelt und genüsslich frühstückt.

Das mag durchaus so aussehen, aber dieses Tier scheint anspruchslos zu sein und sein Futter muss es sich trotz allem besorgen. Würde der Mensch mit weniger auskommen, könnte er seinen Tag ja auch so verbringen. Für mich ist das also eher Neid und mit Faulheit hat das eigentlich nichts zu tun. Zumal ein Tier einfach mal nicht so denkt wie ein Mensch. Dieses Tier hätte man wohl einfach anders nennen sollen und gut ist.

Ich kenne niemanden, den ich wirklich als richtig faul bezeichnen würde. Die Menschen die ich kenne, arbeiten alle und das teilweise auch ziemlich hart. Und solchen Menschen steht es meiner Meinung nach dann wenn sie von Arbeit kommen auch zu, wenn sie mal nichts tun. Das würden dann einige vielleicht als faul ansehen, ich tue das allerdings nicht. Man sollte natürlich trotz allem weiterhin seinen Pflichten nachkommen. Als Faultier habe ich nun eigentlich auch noch niemanden bezeichnet, soweit ich mich erinnern kann.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Ich denke, für solche hinkenden Tiervergleiche gibt es mehrere Gründe. Zum einen machen sich Menschen, die ihre Mitmenschen mit Tieren und deren vermeintlich schlechten tierischen Eigenschaften vergleichen, keinerlei Gedanken über evolutionär sinnvolle Entwicklungen der Tiere. Zum anderen wurden schon zu Äsops Zeiten die Fabeltiere mit einer Reihe menschlicher Eigenschaften versehen, was wohl auch heute noch in den Köpfen der Menschen erhalten geblieben ist.

So wird ein Mensch auch gern mal als "sturer Esel" betitelt, obwohl der Esel nicht stur ist, wenn er unvermittelt stehen bleibt, sondern nur versucht, ihm unbekannte Gefahren abzuwägen. Oder wie oft hat man schon den Ausdruck "dumme Kuh" gehört, obwohl Kühe ein ausgeprägtes Sozialverhalten haben, den Weg zum Stall auch allein zurück finden würden und einfach in Stress-Situaionen nur wenig Adrenalin ausschütten? So ist das Faultier auch nicht faul, obwohl ihm das vom Menschen gern unterstellt wird und er es auf sich selbst und sein Verhalten überträgt.

» Doreen82 » Beiträge: 316 » Talkpoints: 7,93 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich denke, ich könnte mich teilweise auch zu den Faultieren zählen - auch wenn ich Aktivitäten nachgehe. Ich bin in meiner Freizeit jedoch recht faul und bewege ich tatsächlich dann auch etwas langsamer. Ich kann diesen Stress und Hektik der Zeit nicht ab und versuche daher immer etwas gegen zu steuern. Daher lasse ich mir in meiner Freien Zeit auch immer sehr viel Zeit, schließlich kann ich das im Berufsleben ja nicht so ausleben, da wird von einem einfach mehr verlangt, als langsam durch die Gegend zu gehen. Ich empfinde es als keine Beleidigung gegenüber dem Faultier, diese Aussage bezieht sich ja nicht auf das Tier direkt, sondern eher auf seinen Namen. Hier passt dann einfach auch, dass das Tier recht langsam wirkt und gemütlich auf Bäumen schläft und vor sich hin träumt. Wenn man diese Charaktereigenschaften nun auf den Menschen assoziiert, dann fallen hier natürlich extreme Gemeinsamkeiten auf.

Ein Affe kann auch sehr träge und faul wirken, wenn er gemütlich am Baum hängt und sich die Sonne auf den Bauch scheinen lässt. Nur hier wiederum kann man schlecht einen Vergleich ziehen, denn Affe können auch agil sein und sich flink bewegen. Wenn der Affe jedoch nicht hätte den Namen "Affe" sondern vielleicht "Faultier" bekommen, dann würde man den faulen Menschen auch mit dem Affen vergleichen. Ich glaube, dass es hier nur das Wort ist, welches für den trägen Menschen benutzt wird. Ich kenne auch viele Menschen in meinem Kreis, die auch etwas langsamer "ticken", aber trotzdem eine gute Qualität bei der Arbeit abliefern.

Es kommt halt immer auf die innerliche Einstellung an. Wer nun ganz und gar faul ist und nichts weiter macht außer schlafen, der ist in meinen Augen kein Faultier sondern hat ein psychisches Problem. Daher verbinde ich ein Faultier mit einem etwas langsamen Menschen, der sich auch noch für Kleinigkeiten Zeit nimmt.

» Humpen2020 » Beiträge: 356 » Talkpoints: 0,63 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Natürlich sind Faultiere in dem Sinne nicht faul, dass finde ich eigentlich selbstverständlich, genauso wenig wie Schweine irgendwie faul sind oder Kühe dümmer, als andere Tiere. Wir nutzen aber eben gerne Beispiele aus der Natur und dem Tierreich um uns damit zu beschimpfen, meistens stimmen diese Vergleiche natürlich nicht mit dem Wahren überein, aber daran kann man nichts ändern, das Wort Faultier hat sich in unserer Sprache fest integriert.

Ich selbst bin so gesehen ''allergisch'' gegen besonders faule und träge Menschen. Natürlich kommt es auf die Situation an, denn wenn ich mich Abends auch einfach mal nur auf der Terrasse ausstrecken will und erlebe da Menschen wie eine gute Freundin von mir, die einfach nicht entspannen kann, die sich einfach unglaublich schwer damit tut, liegen zu bleiben und nichts zu tun, dann geht mir das schon ziemlich gegen den Strich, den faul sein sollte man auch schon können, wie will man sonst richtig entspannen?

Es gibt aber Menschen die einfach generell in ihrer Lebenshaltung faul sind, dass heißt dann in etwa, kein Haushalt, den macht Mama schon, nicht in der Schule lernen, wozu denn, sich nach dem schlechten Abschluss keine Stelle suchen, wozu denn, das Geld kommt schon irgendwie von selbst. Solche Einstellungen finde ich persönlich ja schon widerwärtig, ein bisschen Ehrgeiz darf schon sein und diese Art von Faulheit verbinde ich persönlich ja damit, dass man sich in gewisser Weise bereits selbst aufgegeben hat.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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