Friedhof- Etikette bei fremden Beerdigungen
Ich musste neulich auf dem Friedhof an den Gräbern meiner Großeltern ein paar Arbeiten erledigen, dabei blieb es nicht aus dass ich mehrmals auf verschiedenen Wegen hin und her laufen musste. Beim Wasser holen ist es mir dann passiert dass mir auf dem Weg zurück ein Friedhofsmitarbeiter entgegen kam der feierlich eine Urne trug und mich böse anfunkelte weil ich nicht sofort zur Seite ging. Das mag sicherlich auch richtig gewesen sein, aber ich hatte meinen Blick hoch konzentriert auf den Weg gerichtet um mit meinen vollen Gießkannen auf dem feuchten Untergrund nicht auszugleiten. Dann dauerte es noch eine Weile bis ich diesen Vorgang realisiert hatte und dann war der Zug auch schon an mir vorbei.
Hinterher hatte ich mir überlegt was man eigentlich machen muss wenn einem ein Trauerzug entgegen kommt. Natürlich gebietet es die Höflichkeit dass man an die Seite tritt, aber geht man dann langsam weiter oder stellt man dann die Gießkannen auf dem Boden ab? Oder bleibt man dann mit trauernder Meine steif und stumm stehen bis alle Leute vorbei sind obwohl man ja mit dem Verstorbenen nichts abzumachen hat?
Ich habe es selbst noch nicht erlebt, kann dir auch nicht sagen, wie man sich zu verhalten hat. Ich würde wahrscheinlich einfach weitergehen. Ich war selbst mal in so einem Trauerzug und die uns entgegenkommenden Leute sind auch einfach nur weiter gegangen.
Es geht ja letztlich immer darum, die Trauernden beim letzten Geleit nicht zu stören oder gar zu behindern. Es ist also denkbar, jede von Dir genannte Handlungsalternative zu nehmen und eben zur Seite zu gehen und anschließend stehen zu bleiben, langsam seines Weges zu gehen (sofern es nicht der gleiche Weg der Trauergemeinde ist) oder aber seine normale Geschwindigkeit beizubehalten. Wobei das eher schwierig sein dürfte, weil die Wege auf Friedhöfen für gewöhnlich nicht sehr breit sind und man sich so in die Quere kommen würde. Zusammenstöße (zumal wenn einer eine volle Gießkanne bei sich trägt) sind da sicher wenig angebracht.
Wenn man aber den Trauerzug nicht stört und sich nicht in den Vordergrund drängt, ist also jedes Verhalten erlaubt. Man muss nur versuchen, sich möglichst unscheinbar zu machen. Wobei das ja auch leicht an Hand der Frage zu klären ist, welches Verhalten von anderen man selbst erwarten würde. Nicht wenn man zu Grabe getragen wird (da dürfte es egal sein), sondern wenn man für eine Person eine Beerdigung organisiert und der verstorbenen Person sehr nahe gestanden ist. Niemand kann zwar erwarten, dass dann alle Welt trauert. Wohl aber, dass die eigene Trauer respektiert wird und man nicht unnötig gestört wird.
Ich denke auch, dass man dann in so einer Situation einfach darauf achten sollte, dass man nicht stört. Man kann das Ganze einfach mal aus der Sicht der Trauernden sehen. Würde mir da jemand mit einer Gießkanne entgegen kommen und nicht Platz machen, wäre ich sicherlich nicht begeistert. Das mag sicherlich eine Kleinigkeit sein, aber ich denke, dass man selbst in so einen Moment mal kurzzeitig denkt, dass das unhöflich ist. Man hat schließlich einen Menschen verloren und will ihm die letzte Ehre erweisen und da hat jemand nichts besseres zu tun, als Gießkannen durch die Gegend zu schleppen. Ja, das mag ein unfairer Gedanke sein, aber wenn man in Trauer ist, kann denkt man ja nicht unbedingt rational.
Wenn nun direkt jemand neben dem Grab der eigenen Angehörigen beerdigt werden würde und ich wollte da Grabpflege betreiben, würde ich definitiv damit aufhören und das Ganze vertagen. Das fände ich sonst auch reichlich unhöflich, wenn ich da herum buddeln und nebenan wird eine Urne beigesetzt. Lärm sollte man selbstverständlich auch vermeiden. Ich mag Kinder, aber schreiende, rennende Kinder haben meiner Meinung nach auch wenig in der Nähe einer Beisetzung zu suchen.
Natürlich sollte man es sich tunlichst verkneifen den alten Gassenhauer "Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei" zu pfeifen. Das könnte möglicherweise je nach Charakter der Trauernden einen mittleren Tumult auslösen. Wenn man schon pfeifen muss, dann wäre allerhöchstens noch etwas besinnliches wie "Nehmt Abschied, Brüder" oder ähnliches begräbnistaugliches anzuraten. Nein, im Ernst. Musik ist in so einem Fall natürlich unpassend. Man sollte auch möglichst keinen Player laut stellen. Auch Handytelefonate in der Nähe werden sicher keine Begeisterung auslösen. Aber das ist auf einem Friedhof eh nie angebracht.
Im Übrigen hat vermutlich jeder Friedhof und nicht nur die bei uns um die Ecke eine Friedhofsordnung. Da steht vermutlich auch drin, wie man sich in dem Fall verhalten soll, falls eine Beerdigung in der Nähe statt finden soll. In jedem Fall kann man ja leise etwas wie "mein Beileid" murmeln, wenn man in so eine Situation kommt. Es weiß zwar eh jeder, dass das nicht mit allzu tiefer Emotion verbunden ist, aber im Endeffekt weiß jeder, der auf dem Friedhof gerade das Grab eines Angehörigen pflegt, wie sich der Abschied nach einem Todesfall anfühlt. Und ein prinzipielles Mitgefühl für die Situation kann man schon äußern, auch wenn man die Personen nicht direkt kennt.
Ich wäre wahrscheinlich zur Seite getreten und kurz stehen geblieben, um dann noch leise mein Beileid auszusprechen. Mit der Gießkanne im Weg stehen bleiben ist sicherlich blöd und auch weitergehen erscheint mir nicht so wirklich gut.
Immerhin hast du geschrieben, dass die Kanne sehr voll war und sicherlich sieht das nicht besonders gut aus, wenn man dann versucht an den Trauergästen vorbei zu kommen, ohne etwas zu verschütten. Zumal diese Gefahr ja immer besteht. Einem Trauergast Wasser über die Füße kippen, wäre in dem Fall sehr schlecht.
Man sollte denke ich mal irgendwie sein Mitgefühl zeigen, auch wenn man den Verstorbenen nicht kannte. Man kennt ja auch das Gefühl und da kann so ein im Weg stehender Mensch schon zu viel sein. Zumal bei so einer Trauerfeier eben auch alles klappen sollte. Würde ich gerade in einer Unterhaltung stecken, würde ich diese dann auch kurz beenden. Immerhin sollte man sich da schon irgendwie ruhig verhalten.
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