Dieses Jahr die Weihnachtsbäckerei boykottieren?

vom 03.11.2011, 20:16 Uhr

Jetzt mal weg von der ganzen Auto-Diskussion: Fällt eigentlich niemandem auf, dass der Oktober die Erntezeit ist? Und das dieses Jahr die Ernten ziemlich miserabel waren und deshalb die Preise selbstverständlich steigen? Die voraussichtliche gesamte Getreideernte ist in Deutschland 2011 um über 2,5 Millionen Tonnen gesunken im Vergleich zu 2010. Wir hatten ja im Sommer auch recht schlechtes Wetter, was einen deutlichen Teil dazu beitragen dürfte. Millionen Tonnen weniger von einem Produkt machen sich selbstverständlich nach der Erntezeit im Oktober im Preis bemerkbar - also im November, was passender weise kurz vor Weihnachten liegt. Und ein niedrigeres Angebot bei (im Vergleich zum Vorjahr) gleichbleibender Nachfrage muss man doch wohl nicht erklären?

Klar ist das blöd, vor allem, weil Mehl zu den Grundnahrungsmitteln gehört. Aber noch viel blöder ist das, weil Mehl auch zur Berechnung für den Verbraucherpreisindex gehört, an dem man zum Beispiel die Inflation teilweise misst. Ganz grob gesagt könnte man fast behaupten "schlechte Ernte, schlecht fürs Geld", auch wenn das natürlich nicht der einzige Wirtschaftsfaktor und wie gesagt extrem vereinfacht ist.

Diese Mehlpreiserhöhung ist also schon wichtig für die Wirtschaft. Für mich als Einzelperson heißt das allerdings trotzdem nicht, dass ich auf meine Weihnachtsbäckerei verzichten werde. Ich persönliche werde die höheren Preise in Kauf nehmen und vielleicht schaffe ich es ja noch, bevor die Preisanpassung von den Discountern zu den Supermärkten rüber geschwappt ist, ein paar Kilo Mehl zu ergattern.

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» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich fürchte man muss schon einen ganz verschlafenen Tante-Emma-Laden kennen, um noch irgendwo Weißmehl für 25 Cent je Kilo aufzutreiben. Ich hatte heute sowieso meinen Wocheneinkauf zu erledigen und habe dann mal, weil ich schon da war, auch in alle Läden in die ich rein musste mal nach den Mehlpreisen geschaut. Gestern ging es durch die Medien. Heute waren bei Penny und Kaufland die Mehlpreise bereits erhöht. Eine Bekannte, die ich beim Einkaufen traf, erzählte mir, dass auch bei unserem Netto Markendiscount das Mehl bereits teurer geworden ist. Weil ich noch nicht alles zusammen hatte, was ich brauchte bin ich dann noch mal zu Norma, den ich eigentlich eher ungern betrete. In unserer Filiale sind die Mitarbeiter derartig verplant, dass denen sogar die Edelsalami im Regal verschimmelt und das Obst und Gemüse mehr nach Kompost aussieht, als nach frischer Ware. Aber: Den Mehlpreis hatten auch die bereits erhöht. Irgendwie fühle ich mich verarscht.

Ihr meint, ich übertreibe? Dann erkläre ich euch mal warum. Das liegt nicht nur daran, dass über Nacht heute anscheinend deutschlandweit die meisten, wenn nicht sogar alle Handelsketten (Wo das Mehl nicht gerade im Sonderangebot war) den Mehlpreis erhöht haben. Nicht etwa, dass der eine auf 43 Cent und der andere vielleicht auf 44 Cent erhöht hätte, nein, alle haben unisono den Preis auf 45 Cent erhöht. Wenn ich mich an das erinnere, was ich über Wirtschaft gelernt habe, frage ich mich, ob da nicht mal das Bundeskartellamt einen Blick darauf werfen sollte, warum plötzlich alle den selben Preis brauchen. Rein nach der Theorie müsste das eine Weile Wettbewerb geben, bis sich ein mittlerer Preis einpendelt. Hat es da etwa Preisabsprachen gegeben? Waren die in Deutschland nicht illegal?

Mit der selben Meldung wurde gestern berichtet, dass Milch um wenige Cent billiger geworden ist. Überall in allen Läden in denen ich war, war der Milchpreis mit handschriftlichen krakeligen, orangefarbenen Schildchen heruntergesetzt, damit es so aussieht, als ob in der Eile kein richtiges Schildchen gedruckt werden konnte. Bei dem Mehl befanden sich allerdings überall witzigerweise sauber gedruckte Schilder mit dem neuen Preis, die aussahen, als hingen sie schon ewig da. Ich finde das schon bemerkenswert. Noch witziger finde ich, dass ausgerechnet Kaufland ein Schild beim Mehlstapel angebracht hat, dass von dem (wohlgemerkt frisch verteuerten) Mehl nur zehn Päckchen pro Haushalt verkauft werden. So etwas ist mir echt unerklärlich und ich könnte schwören, dass dieses Schild letzte Woche noch nicht da hing. Als ob nach einer Preiserhöhung jemand in Kaufrausch verfallen könnte!

Die Theorie mit den Missernten mag ja richtig sein. Vielleicht ist die Meldung bezüglich der Getreideernte auch an mir vorbeigegangen. Normalerweise wird, wenn an der Preiserhöhung die Missernte Schuld ist, gleich immer äußerst öffentlichkeitswirksam und langatmig die Schuld auf die Bauern geschoben. Dieses Jahr nicht. Aber vielleicht kommt das ja noch die nächsten Tage.

Und was mir heute noch aufgefallen ist: Die Nudelpreise wurde auch schon massiv angehoben. Als nächstes wird dann vermutlich auch das Brot angehoben werden. Hat man alleine vom Mehl als kleiner Haushalt vielleicht nur Mehrkosten von vielleicht vier Euro, wenn man mit zwanzig Kilo Mehl im Jahr auskommt, dann kommen da noch diverse Euronen von anderen Getreideprodukten dazu. Mag sein, dass es da anderen Studenten finanziell besser geht als mir, aber das werden meiner Ansicht nach noch einige deutlich am Portmonee merken, die es nicht im Überfluss haben.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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