Angst vor Umzug - Kind nässt wieder ein

vom 03.11.2011, 17:22 Uhr

Hier habe ich kurz von einer Familie erzählt, die kommendes Jahr auswandern werden. Im Grunde war auch so weit alles geklärt und die Kinder auch so weit darauf vorbereitet. Nun ist das ältere Kind aber scheinbar doch mit der Situation so dermaßen überfordert, dass es Probleme hat, normal auf Toilette zu gehen. In den letzten Tagen ist es leider vermehrt vorgekommen, dass das Kind in die Hose gemacht hat, obwohl es bereits seit wenigen Jahren selbstständig auf Toilette gehen kann.

Beim Gespräch zwischen Mutter und Kind ist wohl herausgekommen, dass das Kind, inzwischen fünf Jahre alt, Angst hat. Angst vor dem unbekannten Land, Angst, nicht mit der Sprache sprechen zu können und auch Angst, keine Freunde mehr zu bekommen. Ich denke, dass es vollkommen normal ist, aber das Einnässen macht der Mutter schon Sorgen und sie macht sich da auch ein wenig Vorwürfe. Die Eltern wollten die Kinder auch nicht mit diesen Plänen überrumpeln, aber inzwischen sehen sie es wohl anders.

Von den Erziehern aus dem Kindergarten gab es diesbezüglich keine Rückmeldungen, sie wüssten auch nicht, weshalb das Kind nun wieder einnässt. Der Umzug dort wurde noch nicht thematisiert, das soll geschehen, wenn es so weit ist und das Kind nur noch ein bis zwei Wochen in den Kindergarten gehen sollen.

Ich konnte nun der Mutter leider auch keinen Ratschlag geben, der ihr nun großartig weiterhilft. Ich konnte ihr ausschließlich sagen, dass sie dem Kind gegenüber keine Vorwürfe oder Beschuldigungen loswerden soll und dass sie das Kind weiterhin behutsam auf den Umzug vorbereiten beziehungsweise es eben ein wenig mit der Sprache und dem Land und auch mit dem Wohnort vertraut machen soll, die kindliche Neugierde quasi wecken.

Was aber könnten Mutter und Vater noch tun, um das Kind zu unterstützen und es Mut zu machen, damit das Kind die Angst verliert und auch nicht mehr einnässt? Eine Reise dorthin ist noch geplant und wird wohl kurz nach Weihnachten stattfinden. Aber man muss doch noch anders dem Kind zumindest zum Großteil die Ängste nehmen können? Wie machen die Eltern dies am besten?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Mit Kindern in dem Alter hilft es nicht, wenn man es einmal geklärt hat. Sie wollen es immer und immer wieder thematisieren und am Besten immer und immer wieder das gleiche hören, damit sie ein Gefühl von Verlässlichkeit entwickeln können. Die Eltern sollten also mit viel Geduld öfter mal das Gespräch aufgreifen und mit dem Kind das Auswandern thematisieren und besprechen, wie es wahrscheinlich werden wird.

Für uns ist es ja, wenn wir tief in uns gehen, kein Stück anders. Das Unbekannte bereitet und mehr oder weniger Angst. Das, was uns Tag für Tag bekannt ist, ängstigt uns nicht. Deshalb sollten die Eltern versuchen, das Land Australien, seinen Bewohner und seine Sprache sowie seine landestypischen Elemente für das Kind zu etwas gewohnten und bekannten zu machen. Dazu eignen sich gut Geschichten die die Eltern vorlesen. Ich kenne keine schönen Bilderbücher über Australien, aber vielleicht kann da jemand anderes aushelfen, zum Beispiel in einem separaten Thread.

Was ich Dir empfehlen kann, ist die Hörspielreihe "Die Reisemaus" von Europa. Leider konnte ich da noch keine CD über Australien finden. Aber für den Einstieg ist das vielleicht eine ganz nette Sache, denn die kleine Maus fährt in alle möglichen europäischen Länder, lernt dort neues Essen und neue Freunde kennen. Zumindest kann man so mit dem Kind ganz locker thematisieren, dass es auch in anderen Ländern nette Menschen und schöne Sachen gibt. Vielleicht gibt es auch ein Hörspiel über Australien, das direkt für Kinder geeignet ist.

Dann würde ich mit dem Kind viel über die Tierwelt Australiens erarbeiten. Vielleicht gibt es einen Zoo in der Nähe, wo man lustige Kängurus und Koalas beobachten kann. Krokodile, Schlangen und Spinnen würde ich erst mal ausklammern, da die meist den Kindern Angst machen. Eine Ausnahme ist es natürlich, wenn das Kind besonders gerne Krokodile mag. Mit tollen Tieren kann man Kinder eigentlich leicht begeistern und es gibt auch viele schöne Sachbücher und Filme für Kinder über Tiere.

Dann würde ich mit meinen Kinder an der Stelle deiner Bekannten auch mal etwas typisch australisches kochen, was den Kindern auch gut schmeckt. Ich würde jetzt nicht unbedingt Känguru-Steak servieren, das könnte nach hinten losgehen. Aber jedes Land hat typische Kindergerichte, die man seinem eigenen Kind gerne anbieten kann. Vielleicht findest du da ja was. Ich denke da an so etwas wie gegrillte Marshmallows vom Lagerfeuer oder so etwas romantisches womit man Kinder begeistern kann.

Auf jeden Fall sollten die Eltern möglichst nicht schimpfen, wenn das Kind nachts einnässt, denn das Kind macht das nicht um die Eltern zu ärgern, das passiert unbewusst im Schlaf. Wer kennt nicht den Spruch, dass man sich vor Angst in die Hosen macht. Das trifft eben leider auf Kinder zu. Auch bei Kindern nach der Scheidung ihrer Eltern beobachtet man dieses Verhalten oft. Es ist im Grunde nur ein sichtbar gewordener stummer Schrei nach Hilfe und Geborgenheit.

Wenn das Kind Angst hat, sich nicht verständigen zu können, kann man das Kind in einen englischen Kindersprachkurs anmelden. So etwas sollte es eigentlich in jeder größeren Stadt geben, da es sehr viele Eltern gibt, die das fördern wollen. Wenn das Kind grundlegende Dinge auf Englisch sagen kann, kann man diese Angst ganz einfach entkräften. Es gibt auch eine Reihe Sprachlernspiel für Kinder. Meine Kinder lieben zum Beispiel von Kosmos das Englischlernspiel mit Hexe Huckla. Das kann man mit viel Fantasie auf verschiedene Schwierigkeitsstufen anpassen. Dieses und andere Spiele machen auch jüngeren Kindern Spaß. Zum Thema Spielen fällt mir auch noch ein guter Bumerang als typisches australischen Spielgerät ein. Wenn man das kann und der Bumerang zurück kommt ist das für Kinder sehr faszinierend und verknüpft Australien mit positiven Gefühlen.

Dann kann man auch mit den Kindern einfach Lieder singen, die auf Englisch sind, zum Beispiel "Old Mc Donald had a farm". Oder man lässt die Kinder Digeridoo und Regenrohr ausprobieren. Vielleicht kann man dem Kind auch einen Star aus Australien näher bringen. Mir fällt da gerade keiner ein, aber es gibt sicher viele.

Um die Angst zu nehmen, dass man sich nicht mit anderen Kindern unterhalten kann, kann man das Kind ja öfter mal mit einem netten Migrantenkind spielen lassen. Kinder in dem Alter verstehen sich in der Regel sehr gut mit Körpersprache. Auch wenn das Kind kein australisches Kind ist, kann man dem Kind so gut erfahrbar machen, dass man sich trotzdem verständlich machen kann und dass das Spiel trotzdem Spaß macht.

Wichtig ist auch und das verstehen schon fünfjährige, dass die Eltern immer und immer wieder glaubhaft versichern, dass sie als Eltern auch im neuen Land immer für das Kind da sein werden und ihm immer helfen werden, egal was geschieht. Das ist für das Kind wichtig, dass es weiß dass es sich Hilfe holen kann und die Eltern seine Bedenken ernst nehmen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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