Sich von der Masse abheben oder doch nicht?

vom 03.11.2011, 12:19 Uhr

Es gibt Menschen, die wollen unbedingt sich von der Masse abheben. Sie verhalten sich so oder zeigen sich so, dass sie sich auf jeden Fall von der breiten Masse abheben. Selbst die Wohnungseinrichtung ist so, dass sie sich abheben und eben anders sind. Dann gibt es wieder Leute, die wollen sich eigentlich nicht von der breiten Masse abheben, aber sie tun es trotzdem, weil sie außergewöhnlich intelligent oder eben auch außergewöhnlich dumm sind. Weil sie eben nicht so sind wie die anderen Menschen, es aber eigentlich gar nicht wollen.

Wie sieht es bei euch aus? Hebt ihr euch von der breiten Masse ab? Wodurch hebt ihr euch ab? Hebt ihr euch ganz bewusst von der breiten Masse ab oder eher ungewollt und könnt aber auch nichts daran machen? Seid ihr eher die "graue Maus", die sich deswegen von der Masse abhebt oder seid ihr der "schillernde Regenbogen"?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich hebe mich schon von der Masse ab, aber das war ursprünglich gar nicht so gewollt. Das fing schon damals im Kindergarten an. Ich wollte nicht mit den anderen Kindern spielen, ich wollte lieber versuchen, ein Buch zu lesen. Ich kannte ja schon die Buchstaben von ein paar Namen und habe mir diese dann aneinander gereiht. Ich wollte immer lernen statt zu spielen und habe meine Eltern schon mit vier bedrängt, in die Schule gehen zu dürfen. Mit fünf wurde ich dann endlich eingeschult und war immer die Jüngste in meiner Klasse, bis ich dann auch noch die elfte Klasse übersprungen habe und mit gerade erst 17 mein Abitur in den Händen hielt. Das ist schon ein erster Punkt, in dem ich mich von der Masse unterscheide. Es ist aber nicht so, dass ich es je darauf angelegt hätte, besonders klug zu sein oder besser als die Anderen. Ich wollte schon immer alles ganz genau wissen und habe in der Schule deshalb gut aufgepasst und mich auf naturwissenschaftlichen Gebieten in meiner Freizeit unterbewusst weiter gebildet, weil ich mich sehr für diese Themen interessiert habe und deshalb oft Artikel gelesen habe oder im Winter wenn es dunkel war und ich draußen nichts mehr machen konnte experimentiert habe. Ich habe mich nie bewusst hingesetzt um zu lernen, ich habe mich einfach dafür interessiert.

In der Schule viel dann auch noch auf, dass ich sehr häufig eine andere Meinung hatte als der Rest der Klasse. Und auch heute noch sehe ich viele Dinge ganz anders als meine Mitmenschen. Wenn ich meine Meinung gesagt habe, dann habe ich sie niemals den Lehrervorstellungen oder der allgemeinen Auffassung angepasst. Das hat oft zu ausschweifenden Diskussionen geführt, was ich eigentlich gar nicht beabsichtigt hatte. Ich denke meistens, dass meine Sicht der Dinge ganz normal wäre. Wenn ich mich in der Schule geäußert habe wurde es dann manchmal aber doch ganz still in der Klasse, weil meine Mitschüler und Lehrer das Ganze erst einmal verdauen mussten. Manchmal waren meine Äußerungen zugegebener Maßen auch schon sehr radikal.

Schule war mir eigentlich aber immer egal, als ich erst einmal aus dem Kindergarten raus war. Der war aber ja auch schrecklich, wer geht da schon gerne hin! Mir waren meine Ponys (seit meiner Geburt habe ich eines, seit ich sechs Jahre alt war zwei. 2003 bekam ich mein erstes Großpferd und heute habe ich drei Pferde und immer noch mein altes Pony.) und auch der reiterliche Erfolg schon immer wichtiger. Zu denen habe ich eine Beziehung, zur Schule nicht. Ich habe Verantwortung meinen Tieren gegenüber und nichts in der Welt kann für mich wichtiger sein, als dieser Verantwortung nach zu kommen. Außerdem bin ich sehr ehrgeizig, was den Reitsport angeht. Zu Schulzeiten hatte ich drei Reitstunden in der Woche und zwei Stunden voltigieren, am Wochenende dann Reit-und Voltigierturniere, meistens beide Tage und oft beide Disziplinen am selben Wochenende. Ich sitze seit meiner Kindheit jeden Tag auf einem Pferd. Da ist mir auch das Studium nicht wichtig genug für, dies einzuschränken. Und da sieht man noch einen Punkt, an dem ich mich abhebe: In der Schule und im Kindergarten wollten immer alle ein Pony haben, ich hatte damals schon ein eigenes. Als einzige aus meiner Klasse, das änderte sich erst auf dem Gymnasium. Dort waren wir zu dritt.

Und dann wollte ich auch niemals so sein wie die anderen. Das fing auch schon im Kindergarten an. Bei Aldi gab es Regenjacken für Kinder im Angebot und wir waren dort hin gefahren, weil meine Mutter zum Backen Eier brauchte und Aldi war der nächste Laden in der Gegend, obwohl wir sonst nie dort einkauften. Ich fragte dann meine Mutter nach einem Regenmantel, denn er war ganz bunt und hatte einen tollen Seehund auf dem Rücken in groß und auf der Brust in klein abgebildet. Die wollte ich als Kind natürlich unbedingt haben, meine Mutter, die die Qualität bei Aldi damals schon nicht sehr überzeugend fand, hat dann eingewilligt und am nächsten Tag bin ich mit meinem neuen Regenmantel bei strahlendem Sonnenschein in den Kindergarten gegangen - wo fast alle Kinder einen solchen Regenmantel trugen. Alle fanden das ganz toll und haben sich gefreut, wie schön es doch ist dass wir jetzt alle dieselbe Jacke haben und haben die Motive verglichen. Die Mütter fanden das ja auch zu süß, wie wir da alle mit den Mänteln standen. Ich habe meinen Regenmantel ausgezogen, meiner Mutter gegeben und mit Tränen in den Augen gesagt: "Den ziehe ich nicht an!" Mutter fand das auch total blöd, dass ihr Kind einen Mantel hat, den so gut wie alle haben und ich habe ihn nie wieder gesehen, ich glaube, sie hat ihn an Ort und Stelle verschenkt. Das war das letzte Mal, dass wir ein Kleidungsstück bei einem Diskounter gekauft haben.

Ich trage sowieso bevorzugt Marken, welche man nicht so häufig antrifft. Ich habe viele Szene Shirts von DropDead, mit denen man schon etwas auffällt, weil zerschnittene Katzen darauf prangen. Heute allerdings trage ich einen blauen Pullover von Ralph Lauren, ich habe also irgendwie keinen festen Stil. Gestern trug ich eine rot-blau karierte Hose. Immer so Teile oder Kombinationen, die einen schon etwas von der Masse abheben. und das mittlerweile ganz bewusst, ungefähr seit der siebten Klasse schon. Und dieses Verhalten werde ich wohl auch nicht so schnell ablegen.

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» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Zunächst mal hat das ja überhaupt nichts mit Intelligenz zu tun. Wie kommst du darauf, dass jemand der sich von anderen Menschen unterscheiden möchte, außerordentlich dumm oder klug sein muss? Alle Menschen sind verschieden. Wir sind alle Individuen, die sich selbst entfalten wollen. Natürlich stehen dieser Persönlichkeitsentfaltung bestimmte Regeln und Normen des gesellschaftlichen Zusammenlebens im Weg.

Wir können also nicht so leben wie wir es gerne wollen. Es gibt bestimmte Pflichten die wir erfüllen müssen, bestimmte Traditionen die wir einhalten müssen und so weiter. Welche Regeln und Normen jeder Einzelne einhält oder nicht einhält bleibt ihm selbst überlassen. Man muss also abwägen, wie viel seiner eigenen Persönlichkeit man aufzugeben bereit ist, um den Normen zu entsprechen und die anderen nicht vor den Kopf zu stoßen und sich selbst nicht aus der Gesellschaft auszuschließen.

Das ist zunächst nicht eine Entscheidungen, sondern eine Menge an vielen kleinen Entscheidungen, die am Ende entscheiden wird wie wir unser Leben leben werden. Für mich ist Anpassung ein Zeichen von Schwäche, aber auch von Rücksicht gegenüber anderen Menschen und die Entfaltung der Persönlichkeit ein Zeichen von Durchsetzungskraft, aber auch von Egoismus. Jeder muss hier seinen eigenen Mittelweg finden.

Ich habe schon sehr früh angefangen mich von den anderen abzugrenzen, auch wenn das wohl, wie bei den meisten anderen auch, unbewusst geschah. Ich vertrete resolut meine Meinung und werde mich auch in sehr vielen Fragen nicht so leicht überzeugen lassen. Das mögen einige als stur bezeichnen, andere vielleicht als konsequent. ich könnte jetzt dutzende Beispiele anführen, aber das würde dann sowieso niemand mehr lesen wollen. Ich grenze mich auch optisch nicht bewusst ab, sondern trage einfach das was mir gefällt, auch wenn das dann wieder einige vor den Kopf stoßen könnte.

Ich bin der Meinung, dass unsere Gesellschaft im Allgemeinen viel toleranter werden sollte und man möglichst jeden Lebensstil, der niemand anderen schädigt, beeinträchtigt oder verletzt akzeptieren und anerkennen sollte. Aber bis dahin wird es noch ein weiter Weg sein. Ihr könnt das hier als einen Appell zu mehr Individualismus verstehen. Macht doch einfach was euch gefällt und lasst euch nicht von irgendwem eine Meinung aufzwingen!

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» daaldi91 » Beiträge: 389 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Da ich seit meiner Geburt an einer Erbkrankheit „leide“, hebe ich mich schon rein optisch von der Masse ab und ich kann dagegen auch nichts tun. Ehrlich gesagt kenne ich es aber auch nicht anders, wobei ich als Kind mehr Probleme damit hatte, vor allem aber als Jugendliche. In der Zwischenzeit ist vieles passiert, das mir weitergeholfen hat, vor allem chirurgische Eingriffe, die dafür sorgen sollten, dass ich der „breiten Masse“ rein optisch angepasst werde. So ganz wird das nie möglich sein, aber ich lege mittlerweile auch keinen gesteigerten Wert mehr darauf, mich nicht von anderen zu unterscheiden. Ich denke aber, dass ich das trotzdem tue und immer tun werde, egal, ob ich so aussehe wie die Mehrheit.

Ich glaube allerdings überhaupt, dass es die breite Masse nicht wirklich gibt und man sie nur deshalb so wahrnimmt, weil man sie eben nur optisch wahrnimmt und nicht jeden Einzelnen dieser breiten Masse kennt. Würde man das tun, so würde sich sicherlich schnell herausstellen, dass eben nicht jeder ist wie der andere und an jedem irgendetwas Außergewöhnliches ist. Ich kann jedenfalls nicht behaupten, dass die Menschen, die ich bisher kennengelernt habe, sich in irgendeiner Art geglichen hätten. Sie waren teilweise vielleicht charakterlich ähnlich und trugen ähnliche Kleidung, hatten dieselben Gegebenheiten in ihrem Alltag und einen ähnlichen Wissensstand, aber ich konnte doch noch an jedem etwas Besonderes finden, egal, ob das nun negativer oder positiver Art war.

Dass es diese „breite Masse“ zu geben scheint, ist allerdings meiner Meinung nach eher eine Illusion, die auf der Tatsache basiert, dass wir eben ähnlich auftreten, sei es durch Kleidung, die als Massenware angefertigt wird oder durch Trends die jedes Jahrzehnt mit sich bringt und denen sich eben viele anschließen, weil sie ihnen zusagen. Zu sagen, dass es sich dabei aber um einen Einheitsbrei handelt, fände ich jedoch verkehrt, weil sich diese Wahrnehmung eben nur auf das Äußere eines Menschen beziehen kann. Ich hatte weder in meinen Schulklassen noch unter meinen Freunden oder in den Sportvereinen, in denen ich Mitglied war, das Gefühl, dass dort nur sich gleichende Personen herumlaufen oder sich wenigstens der Großteil irgendwie ähnelt, nein.

Vielleicht hebe ich mich aber gerade durch diese Sichtweise von der breiten Masse ab und lege mehr Wert darauf, einen Menschen wirklich kennenzulernen als ihn bereits im Vorfeld in eine Schublade stecken zu wollen. Vielleicht sieht man mir das wiederum aber ebenfalls nicht an und steckt mich selbst ebenfalls in eine Schublade, wenn man sich nicht für den Charakter eines Menschen interessiert. Ich will sicherlich nicht zwanghaft versuchen, irgendetwas darzustellen, das ich nicht bin, nur, um mich dadurch irgendwie besonders wirken zu lassen und somit von den vermeintlich ähnlichen Menschen, die mich umgeben, abzuheben. Wichtiger ist mir, dass die Menschen, die mich kennenlernen, sich von mir überzeugen können oder eben feststellen, dass sie mich weniger mögen. Im Endeffekt kommt es mir darauf an, dass diejenigen, die sich mit mir umgeben, das tun, weil es ihnen um mich geht, um mein Wesen. Nicht um das, was ich nach außen hin darstelle – auch, wenn ich versuche, kein falsches Bild von mir zu vermitteln. Wie man wahrgenommen wird, entscheidet man letzten Endes nicht komplett selbst.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Als Berliner weiß man, sich von der Masse abzuheben und individuell zu sein, ist nicht so leicht wie es klingt. Die "Berliner Szene", beziehungsweise eher deren Hipster wollen sich ja auch bewusst von der Masse abheben, dennoch sind sie alle gleich, tragen Nerd-Brillen, konservative Kleidung, fahren auf rostigen, alten Fahrrädern, hier ist das passiert, wogegen sie sich alle wehren wollten. Sie wollte individuell sein und als solches angesehen werden, haben es jedoch so übertrieben, dass sie alle wieder das gleiche machen und unter "Hipster" zusammengefasst werden ohne sich abzuheben. Blöd gelaufen.

Ich selbst mag manche Elemente aus dieser Szene, aber ich würde nicht einer Mode folgen und mich total in ein bestimmtes Schema drängen lassen. Auch andere Dinge, die mich in eine Schublade stecken, mag ich nicht. Eine Ausnahme ist der ab und zu getragene Anzug. Hierbei lässt es sich einfach nicht vermeiden. Ein Anzugmensch ist immer ein Anzugmensch, muss am Anzug liegen. :-) Ansonsten hebe ich mich ganz gerne von der Masse ab, sehr selten bewusst, aber doch bin ich eigentlich ganz stolz, dass ich meinen Stil mehr oder weniger für mich allein hab. Ich gucke nicht in Modezeitschriften, gucke keine Modenshows und geh auch nicht Schaufensterbummeln in der Stadt, um irgendwelche Eindrücke zu bekommen von Dingen, die man kaufen und wie man sie kombinieren könnte.

Ich mache lieber mein eigenes Ding, so besitze ich als Mann beispielsweise ein paar UGG-Boots. Ich habe erst sehr wenige andere Männer mit diesen Winterschuhen gesehen und werde auch ab und zu negativ drauf angesprochen oder merke belustigende Blicke, was mich allerdings kalt lässt. Mir gefallen die Boots gut kombiniert und finde sie total bequem und im Winter praktisch und im Endeffekt kommt es darauf an, sich selbst wohl zu fühlen. Ich kombiniere gern solche Dinge, besitze auch zwei Frauenhosen, die vom Schnitt her einfach gut passen und zusammen mit höheren Schuhen, zum Beispiel Herrenstiefeln echt gut aussehen. Es gibt viele, die das nicht gut finden, allerdings werde ich auch ab und zu auf der Straße angesprochen von Menschen, die es gut finden und sich danach erkundigen, wo man solche Dinge kaufen kann. Man ist also hin- und hergerissen, die einen finden es gut, die anderen nicht, mir ist es egal, jedensfall setze ich mich zwar bewusst von der Masse ab, es geht mir aber nicht darum unbedingt anders zu sein.

Was die Farbenpracht angeht, so ist das mal so, mal so. Seitdem man ein bisschen älter und nicht mehr 18 ist, trage ich viel braun, beige, dunklere Farbtöne, ältere und nicht mehr so die knalligen. Anders ist das im Beruf oder in der Freizeitkleidung, meinetwegen, wenn ich bei Sportvereinen arbeite oder andere Sportarten und Sportler unterstütze. Da ich sowieso meistens bunte Schuhe anhab und eine Jogginghose, besitze ich auch bunte T-Shirts und Pulloverjacken, die von Zeit zu Zeit auch in die Alltagskleidung "hineinkombiniert" werden. Ich bin eigentlich für alles offen, die Hauptsache ist, dass es mir gefällt.

» benutzer7 » Beiträge: 2116 » Talkpoints: 49,80 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich persönliche bemühe mich nicht darum, dass ich mich von der breiten MAsse abhebe. Das ist so, weil ich es nicht wichtig finde und ich eher die Sachen trage, benutze und kaufe, die mir eben gefallen. Im Gegensatz zu anderen Leuten mache ich mir nicht vorher Gedanken, ob ich damit auch genug auffalle.

Aber ich denke, dass ich vor allem in der Schule, manchmal doch ein bisschen auffalle, vor allem zwischen den Mädchen aus meiner Klasse. Ich trage meistens eher gedeckte Farben, wie schwarz oder eben auch dunkelblau. Alle anderen Mädels aus meiner Klasse tragen fast immer knallbunte Klamotten.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich persönlich kleide mich, wie ich will. Ich richte meine Wohnung ein, wie es mir gefällt. Ich sage, was ich denke und die was die anderen von mir denken, tangiert mich relativ wenig. Ich bin ich und damit ganz individuell und irgendwie einzigartig. Mit ist es egal, ob ich aus der Masse heraus steche, ich lege es jedenfalls nicht extra darauf an. Warum sollte ich auch?

Wenn man es genau betrachtet, ist es heutzutage doch eher so, dass die Gesellschaft keineswegs mehr so prüde, spießig und "gutbürgerlich" ist, wie früher. Alles ist geprägt von Individualismus, Toleranz und Akzeptanz. Ich finde, heutzutage fallen doch nicht mehr diejenigen auf, die irgendwie "besonders" sind, eher diejenigen, die sich eben bieder geben, die sich einem "Einheitszwang" unterwerfen.

» claupau » Beiträge: 208 » Talkpoints: 5,16 » Auszeichnung für 100 Beiträge



benutzer7 hat geschrieben:Als Berliner weiß man, sich von der Masse abzuheben und individuell zu sein, ist nicht so leicht wie es klingt. Die "Berliner Szene", beziehungsweise eher deren Hipster wollen sich ja auch bewusst von der Masse abheben, dennoch sind sie alle gleich, tragen Nerd-Brillen, konservative Kleidung, fahren auf rostigen, alten Fahrrädern, hier ist das passiert, wogegen sie sich alle wehren wollten. Sie wollte individuell sein und als solches angesehen werden, haben es jedoch so übertrieben, dass sie alle wieder das gleiche machen und unter "Hipster" zusammengefasst werden ohne sich abzuheben. Blöd gelaufen.

Genau daran musste ich bei diesem Thema auch denken. Nämlich, dass die bewusste Suche nach Individualismus oft genug einfach nur zu einer anderen Art der Anpassung führt. Und diese Anpassung ist dann oft noch viel extremer als das bei Normalbürgern der Fall ist, weil man in bestimmten Szenen einfach bestimmte Äußerlichkeiten aufweisen muss um überhaupt als Mitglied erkannt zu werden.

Ich fand es schon immer extrem lächerlich, wenn irgendjemand etwas getan hat um individuell zu sein. Wie oft habe ich das zum Beispiel schon von Leuten gehört, die sich ein Tattoo stechen lassen. In meiner Generation hat inzwischen fast jeder ein Tattoo, was ist denn daran noch individuell? Selbst wenn man das Motiv selber entworfen hat ist die Tatsache, dass man tätowiert ist, doch völlig Mainstream. In meiner Schulzeit gab es mal eine Zeit, in der es total angesagt war Kleidung second hand zu kaufen und der Hintergedanke war natürlich, dass man dann ein einmaliges Teil hat und ganz individuell ist. Ich habe damals auch fleißig mitgemacht, aber rückblickend kann ich sagen, dass das natürlich alles andere als individuell war und die Sachen, die man sich dann second hand gekauft haben, sahen zwar nicht ganz genau wie die Sachen der Mitschüler aus, aber der Stil war schon ähnlich.

Heute verschwende ich kaum Gedanken daran, wie individuell oder mainstream etwas ist, das ich gerade tue oder schön finde. Eine Ausnahme bildet höchstens meine Einrichtung. Ich möchte mich in meinem Haus zuhause fühlen und dieses Gefühl geht für mich schon verloren, wenn es dort dann aussieht wie im IKEA Katalog oder im Möbelprospekt. Wenn ich bei jemand anderem die gleiche Couch, womöglich noch gepaart mit einer ähnlichen Wandfarbe im Wohnzimmer sehen würde, würde ich in meinem eigenen Wohnzimmer nicht mehr so wirklich das Gefühl haben, dass das mein Wohnzimmer ist. Ich habe mich deshalb auch von meinen roten Wänden verabschiedet als diese Wandfarbe modern wurde.

olisykes91 hat geschrieben:Ich trage sowieso bevorzugt Marken, welche man nicht so häufig antrifft.

Den Satz habe ich inzwischen schon so oft gehört, da frage ich mich langsam wirklich, ob den bekannten Marken überhaupt noch genug Kunden bleiben, denn die scheinen ihnen ja wirklich in Scharen davon zu laufen. Dem Individualisten dürften hingegen ziemlich bald Leute mit den gleichen Klamotten begegnen.

Ich finde es bei Kleidung eh ziemlich unmöglich wirklich individuell und einmalig zu sein. Selbst wenn ich meine Kleidung selber entwerfe und selber nähe bin ich ja von der aktuellen Mode abhängig. Also mir ist es schon öfters passiert, dass ich bei Stoffen oder Knöpfen Kompromisse schließen musste weil das, was ich mir für einen Entwurf eigentlich haben wollte, nicht zu bekommen war.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich persönlich hebe mich wohl auch ziemlich von der Masse ab, aber eigentlich eher ohne, dass ich dies überhaupt jemals vorgehabt hatte. Eigentlich ist mir wohl auch schon optisch anzusehen, dass ich nicht wie andere Menschen bin, was den Geschmack für Kleidung und auch einige Ansichten, betrifft, jedenfalls habe ich keinen besonders ausgefallenen, sondern eher einen recht modernen und schlichten Kleidungsstil, welchen man ja mittlerweile sehr oft an jungen Leuten auf der Straße beobachten kann, und dennoch ist meiner Ansicht nach klar zu erkennen, dass es sich dabei eben um meinen eigenen Geschmack, und nicht den anderer Leute, handelt. Ich kombiniere jedenfalls einige Kleidungsstücke und Accessoires, die andere Anhänger dieses schlichten Kleidungsstils absolut nicht tragen würden und die ich auch noch nie an irgendwelchen anderen Leuten gesehen habe, weil sie eben weder schlicht sind, noch dem gängigen Ideal der Mode widersprechen. Aber mir ist das egal, solange ich die Klamotten, die in meinem Kleiderschrank hängen, auch selbst mag und gerne anziehe, ist es mir, auf deutsch gesagt, völlig Wurst, ob anderen diese Kleidung auch gefällt oder eben ob nicht.

Außerdem habe ich zurzeit recht auffällige Haare, welche ebenfalls noch einmal ziemlich in das Bild stechen, wenn mich Leute mustern, und häufig wurden sogar schon anhand meiner feuerroten Haarfarbe irgendwelche dummen Vorurteile über mich gebildet, nach dem ich eben angeblich ein besonders feuriges Temperament habe, oder mich nicht allzu sehr für die weibliche Seite interessieren würde, was das Aussehen anbetrifft. Das beides absolut falsch ist, bemerken die Menschen immer erst später und sprechen mich teilweise auch darauf an, was mir persönlich aber ziemlich auf die Nerven geht. Ich kann einfach nicht verstehen, warum man allein seines Aussehens wegen zu einer besonderen Art von Außenseiter wird – man wird weder gemieden noch verachtet, und dennoch steht man teilweise etwas außerhalb der Gesellschaft, weil man eben einfach wesentlich anders ist, als andere Menschen. Ich persönlich bin aber jedenfalls wesentlich lieber anders, anstatt in der breiten Masse unterzugehen und somit nur eine von vielen dar zu stellen, da ist es mir eigentlich ganz recht, dass mein Aussehen recht großes Aufsehen erregt und ich damit ursprünglich ungewollt aus der Masse heraussteche.

Aber auch vom Charakter her bin ich im Großen und Ganzen wesentlich anders als die anderen Menschen in meinem Alter, ich verstehe mich für gewöhnlich am besten mit Leuten, welche mindestens zehn bis zwanzig Jahre älter sind als ich, mit Leuten aus meinem eigenen Alter dagegen weiß ich eigentlich recht wenig anzufangen. Daher ist auch mein Freundeskreis und der Rest meines Umfeldes ziemlich anders gestrickt, als das für gewöhnlich bei Menschen in meinem Alter der Fall sein sollte, ich hebe mich eben irgendwie durch meine innere Ruhe von der Masse ab, welche mir sowohl in Fragen nach dem Charakter als auch in Fragen nach dem Aussehen sagt, wie ich wirklich bin und was ich daher zu tun habe, beziehungsweise für welche Klamotten ich meinen Geldbeutel zücken und mit welchen Menschen ich meine Zeit verbringen würde. Alles in allem unterscheide ich mich dadurch eben ziemlich deutlich von anderen Menschen, habe darunter allerdings keinerlei Nachteile. Im Gegenteil, ich bin eigentlich eher stolz darauf, dass ich nicht in der breiten Mainstream-Masse versinke und mein eigenes Ding durchziehe.

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» porcelain » Beiträge: 1071 » Talkpoints: 5,47 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Bis vor ein paar Jahren habe ich mir auch noch ziemlich viele Gedanken um die "breite Masse" und Individualität gemacht, mittlerweile ist mir das ziemlich egal und ich finde es teilweise sogar eher lächerlich, wenn man so intensiv darüber nachdenken muss, ob und wie man sich von den anderen abhebt. Zumal ja fast jeder denkt, er würde anders sein als andere; jedenfalls hört man häufiger "Ich bin ja so individuell!" als "Och ja, ich bin halt wie andere auch". Man könnte fast meinen, dass alle Individualisten sich erneut zu einer breiten Masse zusammen gesammelt haben.

Ich bin der Meinung, dass sich (fast) alle Menschen irgendwie von anderen abheben; die einen vielleicht mehr als die anderen. Ebenfalls denke ich, dass Dinge wie Wohnungseinrichtung oder Kleidung ("..die ja sonst wirklich niemand anderes trägt, sondern nur ich") viel dazu beitragen, dass man sich abhebt. Ich wage mal zu behaupten dass die Mehrheit der Leute Kleidung trägt, die gefällt; selbst die, die auf aktuelle Trends und dergleichen achten.

Ich denke es ist nicht ganz so einfach von der breiten Masse zu reden, oder auch davon, wer sich nun davon abhebt oder nicht und welche Kriterien erfüllt werden müssen. Jeder will sich doch irgendwie als was besonderes fühlen und schon gar nicht wie alle anderen sein; ob es gelingt oder nicht oder ob andere nun bemerken, dass man anders ist, ist dabei doch völlig egal und ich denke auch, man sollte aufhören ständig darüber nachzudenken, ob man nun wirklich so individuell ist oder doch in Richtung "breite Masse" geht.

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» Nana_2011 » Beiträge: 2250 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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