Frauen in schlechterer Jobsituation
Ich habe heute einen Beitrag gesehen, in dem die Problematik behandelt wurde, dass Frauen jobmäßig nicht gut dastehen. In dem Beitrag wurde berichtet, dass 75 % aller Mini-Jobs von Frauen besetzt sind. Oft sind die Frauen verheiratet, haben Kinder daheim und der Mann ist der Vollzeit-Ernährer.
Dieses Verhältnis hat aber zur Folge, dass diese Frauen auf lange Zeit gesehen auf jeden Fall den Kürzeren ziehen. Im Falle einer Scheidung oder es passiert was anderes, hat die Frau keinerlei staatliche Absicherung, da sie ja auch keine Beiträge zahlt.
Das erschreckende dabei ist aber, dass solch ein Rollenmodell (Frau bleibt daheim und hütet die Kinder, Mann geht arbeiten) von staatlicher Seite auch noch unterstützt wird. Man denke nur an die Steuerklassen 5 und 3. Dieses Modell ist aber total veraltet, angesichts der Entwicklung der Scheidungsrate. Wie steht ihr zu dem Thema? Ist das bei euch etwa auch so?
Ich stecke zwar nicht in einer solchen Situation, allerdings sehe ich hier auch ein großes Problem. Immer wieder liest man, dass junge Frauen zwar im Schnitt die besseren Schulabschlüsse vorweisen können, scheinbar geht es aber danach für viele nicht erfolgreich weiter, sondern es geht bergab. Ein Problem sind sicher die klassischen Frauenberufe, die immer noch viele junge Frauen erlernen und in denen klassischerweise miserabel bezahlt wird. Ich selbst habe vor meinem Studium auch eine Lehre gemacht in einer Branche, die ziemlich stark von Frauen dominiert wird. Die Bezahlung war wirklich unterirdisch, als Geselle hätte ich unter 1000 Euro Brutto bekommen, während der Lehre war es nur ein Bruchteil davon. Die Jobs, die Frauen oft ergreifen, sind an sich schon ein Problem - also Jobs als Friseurinnen oder selbst als Sozialarbeiterinnen. Selbst mit einem (Fach-)Hochschulabschluss verdient man in klassischen Frauenberufen oft viel zu wenig.
Neben dem Problem, das viele Frauen selbst dann schon haben, wenn sie Vollzeit arbeiten und nicht zwischendurch ausfallen, kommt natürlich auch die Sache mit den Kindern dazu. Es gibt natürlich viele Paare, die sich Kinder wünschen. In sehr vielen Fällen ist es dann leider so, dass die Bemühungen um den Bereich Kind, Kindeserziehung und im weitesten Sinne auch Haushalt allein an der Frau hängen bleiben. Viele Frauen steigen dann komplett aus dem Job aus, bilden sich nicht mehr weiter, arbeiten nicht an ihrer Karriere, sondern bleiben teilweise jahrelang im Haushalt und steigen dann nach zehn Jahren und mehr vielleicht mit einem Minijob wieder ins Berufsleben ein. Das finde ich alles andere als ideal.
Ich finde es wichtig, dass Frauen Wert auf eine gute berufliche Stellung oder gar so etwas wie eine Karriere legen. Ich glaube, dass sich auch viele Frauen praktisch automatisch in diese Rolle begeben und gar nicht aktiv versuchen, mehr zu erreichen. Wirklich schwer haben es dann oft die Frauen, die sich nicht zwischen Kind und Karriere entscheiden möchten, sondern beides erleben wollen. So etwas ist möglich, dennoch wird es diesen Frauen dann oft schwer gemacht. Dabei bleiben sicher einige Leute auf der Strecke. Ich bin allerdings niemand, der nun für die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Frauen pocht. Das ist schließlich nicht ein Problem, das nur Frauen betrifft. Ich denke, dass viele Männer von ihrem hohen Macho-Ross herunterkommen müssen, um auch mal anzupacken, sofern ein Paar eben eine Familie gründen will. Richtige Probleme kommen ja nicht unbedingt bei denen auf, die allein als Paar zusammenleben, richtig schwierig wird es oft erst, wenn Kinder geplant sind.
Ich kann mir keine Kinder in meinem Leben vorstellen. Abgesehen davon ist es für mich normal, dass mein Partner arbeitet, ganz unabhängig vom Geschlecht. Ich war erst einmal mit einer Frau zusammen, die um einiges älter war als ich und beruflich ziemlich erfolgreich war. Das war für mich praktisch der Normalzustand und ich kann mir das auch nicht anders vorstellen. Würde ich nun Kinder mögen und eine Partnerin haben, die ebenfalls Kinder mag und auch will, wäre es sicher schwieriger, wenn beide weiterhin in Vollzeit arbeiten. Dennoch würde ich mir das so wünschen. Dieses Modell, dass die Frau zu hause bleibt und zugunsten der Familie auf ihre Karriere verzichtet, gefällt mir aus vielen Gründen nicht - zum einen sollte jeder auf eigenen (finanziellen) Beinen stehen, aber ein guter Beruf ist auch ein Stück Bestätigung. Ich finde es wichtig, dass jeder der Partner auch auf beruflicher Ebene Erfolg erlebt. Und letztendlich fände ich es auch extrem unsexy, wenn zu hause nur eine kleine Hausfrau auf mich warten würde. Das ist aber nur ein Punkt von vielen.
trixietripp hat geschrieben:Das erschreckende dabei ist aber, dass solch ein Rollenmodell (Frau bleibt daheim und hütet die Kinder, Mann geht arbeiten) von staatlicher Seite auch noch unterstützt wird. Man denke nur an die Steuerklassen 5 und 3.
Sorry, aber das Steuerrecht schreibt keinerlei Geschlechterrollen vor. Die Aufteilung der Steuerklassen hat über das Jahr gerechnet sowieso keine Auswirkung (denn am Ende wird sowieso die Abrechnung über alle Einkommen gemacht) - und ob nun der Mann oder die Frau mit der Klasse 3 belegt wird, entscheiden die Eheleute.
Das Problem was du hier ansprichst, ist doch das Problem das in aller Regel das Gehalt des Mannes signifikant höher ist (sonst wäre eine Aufteilung der Klassen in 4/4 angeraten) als das Gehalt der Frau. Und das bewirkt doch auch, dass bei der Entscheidung, wer zu Hause bleibt, die Frau eben den Part übernimmt. Das ist eine rein wirtschaftliche Entscheidung, welche vernünftig ist. Und verdeutlicht, dass von einer Gleichbehandlung der Geschlechter auch heute bei weitem keine Rede sein kann.
Ich denke, dass man hier verschiedene Tatsache berücksichtigen muss und es nicht nur so ist, dass sich verschiedene berufliche Bereiche, in denen eben vor allem Frauen gerne arbeiten, sich für Minijobs sehr gut anbieten, andererseits ist es allerdings aber auch so, dass jeder Mensch, der in einem Unternehmen arbeitet, das bestimmte Voraussetzungen erfüllt, seine Arbeitsleistung in Teilzeit erbringen kann – egal, ob es sich dabei um einen männlichen oder einen weiblichen Teilnehmer handelt. Dass es so viele Frauen gibt, die in Minijobs tätig sind, halte ich deshalb in erster Linie für eine gezielte Entscheidung der jeweiligen Frauen und denke, dass sie seltener keine andere Wahl haben als einen Minijob anzunehmen.
Die staatliche Absicherung im Falle einer Scheidung einer solchen Frau, die einen Minijob ausübt, ist schon allein aufgrund der Tatsache nicht gegeben, dass sie verheiratet war und hat weniger damit zu tun, dass sie in keine Kasse einbezahlt hat, denn Arbeitslosengeld 2 würde ihr grundsätzlich zustehen, hätte ihr Mann kein Gehalt oder ein wesentlich zu niedriges. Wichtiger ist hier wohl die Tatsache, dass sie verheiratet war, wenn sie sich scheiden lässt, sie hat also einen Anspruch auf Trennungsunterhalt, und der Trennungsunterhalt ist wiederum gar nicht mal so gering, wenn der Mann einigermaßen verdient.
Die Steuerklassen sind ebenfalls nicht schuld an der Tatsache, dass Frauen einen Minijob ausüben und man sollte wohl auch nicht vergessen, dass es immer noch die Steuerklasse IV für Eheleute gibt, die der Steuerklasse I für Unverheiratete entspricht. Man ist also nicht gezwungen, die Steuerklassen III und V zu wählen, sondern kann auch einfach Steuerklasse IV nehmen – somit werden beide steuerlich gleich behandelt. Es bietet sich allerdings nur dann an, die Steuerklasse IV zu wählen, wenn man keinen sonderlichen großen Gehaltsunterschied innerhalb einer Ehe hat. Verdient einer deutlich weniger als der andere, so lässt sich über die Wahl von Steuerklasse III und V einiges herausholen, das etwas mehr Geld in die eigene Kasse fließen lässt. Und wenn die Frau, die hier den Minijob ausübt, irgendwann eine Vollzeitstelle annimmt und nicht mehr sonderlich viel weniger verdient als ihr Mann, dann wechseln die beiden eben von III und V in Steuerklasse IV, auch das ist kein Problem.
Erschreckend finde ich hieran zunächst einmal nichts und ich will mir auch nicht anmaßen, ein Urteil darüber zu fällen, ob Frauen, die Kinder großziehen, lieber eine Karriere in Erwägung ziehen sollten oder ob es ausreicht, wenn sie ihren ursprünglichen Job – oder von mir aus auch einen neuen – einige Jahre lang in Teilzeit oder auf Minijobbasis ausüben, das will ich doch jedem selbst überlassen. Ich halte es allerdings für besser, auf Minijobbasis arbeiten zu gehen als eben gar nicht, wenn man Kinder hat – auch das gibt es ja und es wird teilweise sogar aus Überzeugung praktiziert. Das finde ich erschreckend – nicht aber, wenn eine Frau die ersten Jahre über mehr für ihre Kinder da sein will und solange eben auf 400-Euro-Basis arbeitet.
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