Panikattacken durch überfüllte Hörsäle
Meine Mutter kam letztens bei einer Freundin ins Gespräch. Und zwar studierte die Tochter der Freundin bis vor kurzem BWL, nun hat sie ihr Studium aber aus gesundheitlichen Gründen abbrechen müssen. Durch den Abschluss des G8 & G9-Jahrgangs sind ja dieses Jahr doppelt so viele Studenten an den Universitäten unterwegs.
Das Mädchen bekam in der Enge im Hörsal starke Panikattacken, musste sogar schon einen Psychiater aufsuchen, der ihr allerdings auch nicht viel weiterhelfen konnte. Es sind einfach die viel zu überfüllen Hörsäle, die Studentin sitzen wie die Sardellen im Glas aneinandergereiht, weil die Universitäten einfach viel zu klein für die diesjährigen Studenten sind. Das Mädchen ist allerdings nicht schlecht, sie war gut in der Schule, sonst hätte sie ja garnicht studieren können, aber die überfüllten Hörsäle machen ihr nun alles kaputt.
Sollte man dagegen nicht etwas tun? Sollen gute Studenten ihr Studium aus gesundheitlichen Gründen abbrechen, nur weil die Hörsäle viel zu voll sind? Ich hoffe mal es wird sich nächstes Jahr wieder etwas mäßigen, da es dann ja nur ein Jahrgang ist. Wahrscheinlich liegt es nur an diesem Doppeljahrgang. Was könnte man als Student tun, wenn man sich in einem überfüllten Hörsal mit mehreren hunderten Leuten zu eingequetscht vorkommt? Ist da wirklich der einzigste Ausweg, das Studium abzubrechen? Wie würdet ihr euch verhalten?
Du musst dir erst einmal über die Krankheit oder besser gesagt über den Begriff der Panikattacke richtig klar werden, denn der volle Hörsaal ist hier nur ein sehr geringer Aspekt. Das Mädchen wird mit Sicherheit auch noch bei ganz anderen Situationen solche Attacken bekommen, denn eine Panikattacke lässt sich weder örtlich noch zeitlich bestimmen.
Selbst schon der Gedanke an einen Hörsaal löst im menschlichen Körper schon gewisse Reaktionen aus. Sie kann es nicht selbst in den Griff bekommen, denn sie braucht dringend eine sogenannte Angsttherapie. Die Krankenkassen zahlen diese auch, allerdings kann eine Behandlung unter Umständen auch mehrere Jahre andauern.
Naja, wenn man ernsthaft eine Panikattacke gehabt hat, so würde ich das Studium grundsätzlich erstmal vorläufig abbrechen und mich in eine aufbauende Therapie begeben, denn vor allem Panikattacken ist nicht zu spaßen. Der Punkt an der Panikattacke ist ja, dass sie Situationunabhängig und jederzeit auftreten, unabhängig von der Fülle des Hörsaales.
Allerdings ist der Abbruch des Studiums keine Seltenheit: Auch im Studiengang der Humanmedizin beispielsweise gibt es Abbrecher, die einfach mit dem Stress und dem Aufwand des Studiums nicht zurechtkommen. Bei der von dir beschriebenen Person denke ich jedoch, dass da mehr dahinter steckt, als nur die Angst vor überfüllten Hörsälen, denn Vorlesungen sind keine Pflichtveranstaltungen. Man kann sich den Lernstoff also auch zu Hause per Lehrbuch oder Internet aneignen. Auch die Dozenten bzw. Profs wären in solch einer Situation gesprächsbereit und würden ihre Unterlagen dem Studenten wahrscheinlich zukommen lassen.
Ja, man sollte was dagegen tun. Das Mädchen sollte was dagegen tun. Sie sollte eine Therapie machen und nicht einfach das Studium abbrechen und vor der Situation fliehen, denn dann löst sie ihr Problem nicht. Wenn sie wirklich in Enge und Menschenmassen Panikattacken bekommt, dann ist das im Hörsaal ja nicht die einzige Situation, in der das auftritt, sondern passiert immer wieder. Klar, im Hörsaal ist es meistens schlimmer, wenn der sehr voll ist, weil da auch oft keine Fenster drin sind, aber das kann ihr ja jederzeit auch auf dem Weihnachtsmarkt oder beim Shoppen passieren, dass es voll ist und sie eine Panikattacke bekommt.
Studenten sollten nicht wegen so etwas ihr Studium abbrechen müssen. Aber was soll die Uni machen? Man kann schlecht für ein Jahr, in dem die Zahlen so hoch sind, so schnell mehr Plätze schaffen. Hätte man die Studenten alle abgelehnt, würde genauso gejammert. Ich denke, dass die Universitäten da auch nichts anderes tun können, außer eben weniger Studenten zuzulassen als in die Hörsäle passen (wobei die Unis ja auch Abbrecher berücksichtigen müssen, die nach wenigen Wochen wieder aufhören).
Der Studienabbruch ist in der Situation nicht der einzige Weg, sondern gar keine Lösung. Ich denke, wer wegen so etwas schon nach so kurzer Zeit (bei uns läuft gerade mal die zweite Vorlesungswoche - für einige Erstsemester die erste) abbricht, der hatte auch noch andere Gründe und die Panikttacke vorgeschoben. Denn eine Therapie ist machbar und ein Studium kann man auch ohne täglich anzutanzen absolvieren (es reicht, wenn man zu den Klausuren geht). Davon abgesehen ist es ja nun auch bekannt, dass es nur in den ersten Vorlesungen volle Hörsäle gibt, denn die Zahl der Anwesenden reduziert sich im Laufe des Semesters. Die Möglichkeit eines Krankheitssemesters kann man bei so etwas nutzen und bekommt dadurch auch keine prüfungstechnischen Nachteile.
Was hat denn hier eigentlich der Hörsaal mit der direkten Panikattacke zu tun? Nichts, denn eine Panikattacke entsteht nur in den seltensten Fällen bei einer Enge oder bei sehr vielen Menschenmassen. Panikattacken kommen aus den heiteren Himmel und man kann sich unbehandelt davor kaum effektiv schützen.
Auch eine Behandlung kann und wir auch nur von Erfolg gekrönt sein, wenn man alle Lebenssituationen der betreffenden Person auch in die Behandlung mit einräumt. Ansonsten lässt in der Regel die nächste Panikattacke nicht lange auf sich warten.
Bei uns sind die Hörsäle auch total überfüllt und wir haben keinen Doppeljahrgang. In Geschichte gibt es glaube ich um die 200 Plätze und jeder ist belegt und es stehen auch noch total viele so im Raum. Da bekommt man schon manchmal Platzangst und ich finde das auch nicht so angenehm. Aber ich muss ehrlich sagen, dass ich es auch in Ordnung finde, wenn das so ist. Ich finde es so viel besser, wenn man sich quetschen muss und vielleicht etwas unangenehmer sitzt oder steht, anstatt dass dafür viele andere nicht zum Studium zugelassen werden, weil es am Platz mangelt. In der Beziehung bin ich dann nicht so egoistisch und denke auch an alle anderen, die dann eben nur da sind, weil es so viele Plätze gab und das ist schon in Ordnung.
Wenn es mir so gehen würde, dann würde ich versuchen das irgendwie zu beheben, vor allem durch eine Therapie. Abbrechen würde ich auf keinen Fall, das wäre für mich der letzte Ausweg. Ich denke auch nicht, dass alle Kurse so voll sind und selbst wenn, dann würde ich mich in die Nähe der Tür stellen, da fühlt man sich doch viel wohler, wenn man jederzeit die Gelegenheit hat zu gehen.
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