"Hotel Mama" angesagt wie nie

vom 01.11.2011, 13:52 Uhr

Ich habe hier in der Wochenzeitung einen Bericht gelesen, dass das "Hotel Mama" angesagt ist wie nie. Zwar sagen die Jugendlichen oft, dass sie ausziehen werden, wenn sie 18 sind oder ihr eigenes Geld verdienen, aber in der Realität sieht das alles anders aus. Angeblich sollen jeder zweite Mann und jede dritte Frau im Alter von 34 Jahren immer noch zu hause bei der Familie leben. Anscheinend haben die jungen Leute erst später wahr genommen, dass es sich in "Hotel Mama" doch super leben lässt. Die Wäsche wird meist gewaschen, getrocknet und gebügelt und oft sogar noch in den Schrank gelegt. Gerade das männliche Geschlecht wird von Mama wohl dahingehend sehr verwöhnt. Die Miete wird von Papa übernommen und wenn es hoch kommt, wird ein wenig Kostgeld gezahlt, für Essen, welches mundgerecht, oftmals sogar im Zimmer, serviert wird.

Warum also sollte man aus so einem "Hotel" ausziehen? In der Zeitung steht, dass fast 50 % der Männer bis 25 Jahre noch zu hause wohnen und von den Frauen sind es immerhin noch 33 %. Ist denn die Nesthockergeneration wieder angesagt? Oder ist das in der Zeitung nur dahergeschrieben? Wann seid ihr zu hause ausgezogen? Kennt ihr erwachsene Menschen, die noch zu hause leben? Wann habt ihr vor auszuziehen? Wenn ihr Eltern seid, versucht ihr eure Kinder dazu zu bewegen auszuziehen, wenn sie ein bestimmtes Alter erreicht haben? Wenn man diese Kuppelshow "Schwiegertochter gesucht" ansieht, scheint es ja wirklich so zu sein, dass "ältere" Männer das Hotel Mama nicht verlassen wollen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Stand da auch dabei wie viele davon in einem Hartz IV-Haushalt leben? Denn man darf ja nicht vergessen, das man bis zum 25. Lebensjahr dann nicht ausziehen darf, wenn nicht gerade triftige Gründe vorliegen. Daher ist das kaum verwunderlich, wenn so viele junge Leute noch zu Hause leben.

Zumal es auch günstiger ist, wenn eine junge Mutter mit dem Kind allein lebt und der Kindesvater weiterhin bei den Eltern gemeldet bleibt. Sind wir doch mal ehrlich und sehen es vom rein finanziellen Teil. Da ist diese Konstellation, wie von mir beschrieben, einfach sinnvoller, weil man eben alle sozialen Leistungen damit größtmöglich ausschöpft. Selbst wenn die jungen Leute arbeiten sollten, bekommt eben eine offiziell alleinerziehende Mutter noch entsprechende Zuschüsse, als wenn sie mit dem Kindesvater zusammenleben würde.

Daher sollte man diese Zahlen nicht nur als nackte Fakten sehen, sondern auch darüber nachdenken wo die Gründe dafür liegen. Nicht weil es bei Mama bequemer ist, sondern weil man damit mehr für sich selbst vom Staat abschöpfen kann.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


@Punktedieb: Das stand natürlich nicht dabei. Aber im Alter von 34 Jahren ist das dann auch nicht mehr relevant. Mit 25 ist es sicher noch relevant. Obwohl dabei steht, dass die erwachsenen Kinder auch mit einem eigenständigen Beruf und eigenem Einkommen immer noch zu hause wohnen und da ist es wohl auch nicht relevant, ob die Eltern Hartz 4 bekommen. Denn wenn die Kinder nicht wollen, dass das Geld mit angerechnet wird, wäre dann doch der normale Weg einfach ausziehen. Aber sie bleiben ja auch mit eigenem Einkommen noch zu hause.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich bin mit 19 Jahren von daheim ausgezogen. Damals hatte ich auch vor, zumindest bis zu meinem Vordiplom daheim wohnen zu bleiben, da ich eben auch ein sehr gutes Verhältnis zu meiner Mutter hatte, aber dann kam die erste große Liebe dazwischen und ich bin ausgezogen. Ich bin aber froh, dass ich diesen Schritt gegangen bin, denn so war ich schon früh selbständig. In Hotel Mama zu bleiben, bis ich 30 bin wäre für mich aber auch niemals in Frage gekommen. Natürlich ist es angenehm, wenn man sich um so gut wie nichts kümmern muss, weil man bekocht wird und auch die Wäsche gewaschen wird, aber mir ist meine Selbständigkeit dann echt wichtiger, muss ich sagen.

Ich kenne allerdings einige Männer in meinem Alter (die sind so zwischen 27-31 Jahre alt), die noch daheim wohnen. Frauen, die in diesem Alter noch daheim bei Mama wohnen, sind mir aber nicht bekannt. Vielleicht ist es ja wirklich so, dass Mütter ihre Söhne gerne lange bemuttern und sich die Männer auch gerne bemuttern lassen. Ein guter Bekannter ist 28 und sieht gar nicht ein, warum er von zuhause ausziehen sollte. Er hat auch keine feste Beziehung, so dass eine gemeinsame Wohnung mit einer Freundin auch nicht in naher Zukunft bevorsteht. Er wird deshalb zwar schon von manchen Freunden belächelt, aber ihm gefällt es und er lässt sich auch gerne bedienen. Also ich finde das unmöglich und würde es ehrlich gesagt auch nicht mitmachen. Ich liebe meinen Sohn, aber das bedeutet nicht, dass er sein halbes Leben lang daheim wohnen bleiben soll. Ich versuche, ihn zu einem selbständigen Menschen zu erziehen und ihm dann auch klar zu machen, dass er irgendwann sein eigenes Leben leben soll - und das in einer eigenen Wohnung, nicht in Hotel Mama ;)

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



@Diamante: Ich bin mit knapp 28 Jahren bei meinem Eltern ausgezogen. Mein Nochgatte war dann auch schon fast 30 Jahre. Wir haben damals so lange gewartet, weil wir ja ein Haus bauen wollten. Mietzahlungen, welche Andere in unserem Alter zahlen mussten, haben wir halt konsequent gespart, um eben das Wohneigentum zu schaffen. Auch das sind Gründe, warum immer mehr Kinder so spät zu Hause ausziehen.

Aber in solchen Statistiken werden eben nur die nackten Zahlen genannt. Und wenn deine Tochter solche Pläne gehabt hätte, hättest du sie sicherlich dabei unterstützt und ebenfalls gesehen, das man damit seine kostenintensiven Ziele schneller erreichen kann.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich habe nicht vor bei meinen Eltern aus zu ziehen, bis ich dreiundzwanzig Jahre alt bin. Das hat den einfachen Grund, dass ich bis dahin noch mit meinem Studium beschäftigt bin und währenddessen will ich nicht noch extra Geld verdienen müssen, nur damit ich mir eine Wohnung leisten kann. Das sehe ich einfach nicht ein. Ich habe eigentlich auch nicht vor, danach sofort aus zu ziehen. Aber da man sich ja auch nicht immer aussuchen kann, wo man nach dem Studium zu arbeiten beginnen kann, muss ich wohl oder übel höchstwahrscheinlich nach Beendigung des Masters zu hause ausziehen.

Wenn es nicht den Grund mit der Referendars-Stelle gäbe, dann würde ich auch wirklich keinen Grund sehen um von zu hause weg zu ziehen. Man hat dort wenig Arbeit, muss nur sehr wenig Miete und Essensgeld bezahlen, Mama fährt mich überall hin und ich muss auch bedenken, dass ich meine Pferde bei mir behalten will. Das heißt wenn ich umziehe, dann muss ich auch vier Pferde unterbringen, denn ohne meine Pferde gehe ich nirgendwo hin!

Ich finde es auch überhaupt nicht schlimm, wenn man bei seinen Eltern wohnen bleibt. Wenn es keinen trifftigen Grund gibt, sich eine eigene Wohnung oder ein haus zu nehmen, dann spart man damit Geld und hat oft auch sehr viel Komfort.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Die Gründe, weshalb das "Hotel Mama" immer beliebter wird, kann wirklich viele Gründe haben. Man ist der Schatz der Eltern, die ihr Kind nicht ziehen lassen wollen, für das Kind ist es so bequem und auch der finanzielle Aspekt spielt eine nicht geringe Rolle. Dabei ist es erst einmal unerheblich, ob man selbst arbeitet und ein gewisses Einkommen erzielt, oder ob man eben auf ein Sozialgeld angewiesen ist. Ich denke aber, man hat schon seinen Vorteil, wenn man jenseits der 25 ist und leider Hartz IV-Unterstützung erhält, dann auszuziehen, aber wie es heißt, ist es nun mal auch nicht einfach, mit einem Sozialgeld eine Wohnung zu finden und zu bekommen.

Ein sehr guter Freund von mir ist etwas älter als ich und lebt auch noch im Elternhaus. Bei ihm sieht die Sachlage so aus, dass er nun mal gesundheitliche Probleme hatte, diese inzwischen aber so weit behoben sind und er seine Berufstätigkeit auch gewechselt hat. Er befindet sich gerade in seiner Zweitausbildung und könnte sich ohne eine amtliche Unterstützung keine Wohnung leisten. Er möchte aber auch nicht auf das Amt angewiesen sein, so dass er nun erst einmal die elterliche Wohnung nutzt. Er wird auch komisch angeschaut, aber ich finde seine Einstellung als sehr realistisch und gesund. Man muss halt auch die Umstände beleuchten, das stimmt schon.

Dieser Freund wird zu Hause aber nun nicht von vorn bis hinten bedient, sondern muss schon selbst für seine Sauberkeit und Ordnung sorgen, das Gleiche gilt auch für das gesamte Haus, dass er dann putzen muss und so weiter. Hotel Mama ist also nicht immer Hotel Mama, aber das weiß man als Außenstehender nicht und ich denke, dass eine Mitarbeit seitens des erwachsenen Kindes durchaus angebracht ist und man sich nicht alles hinterher tragen lassen sollte. Allerdings sind nicht selten die Eltern zum größten Teil mit daran Schuld, weil sie eben keine Mitarbeit der Kinder verlangen und wenn es zu spät ist, nicht selten ausgelacht werden.

Auch ist die Frage, wie sich die Wohnverhältnisse aufteilen? Es muss ja nicht immer nur eine Wohnung sein, sondern was spricht dagegen, wenn man sich mit den Eltern ein Haus teilt und man dort quasi eine eigene Wohnung einrichtet? Auf dem Lande ist es nicht unüblich, wir haben sogar mit drei Generationen unter einem Dach gelebt. Zählt das auch schon als Hotel Mama oder wie konkret will man da eine Grenze ziehen, wo fangen die Unterschiede an?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Nach der Trennung von meiner Ex-Freundin muss ich gestehen musste ich finanziell ausgebrannt wie ich war auch wieder zurück zu Mama ziehen. Nun bin ich allerdings froh wieder auszuziehen und mir während dieser Zeit Geld für einen Neuanfang angespart zu haben.

Genossen habe ich die Zeit hier allerdings nicht. Ich bin nicht der Typ der sich von Mama gerne verwöhnen lässt bzw. ihr alles im Haushalt überlässt. Damit würde ich einfach nicht mehr klarkommen. Ausserdem merkt man erst dann wieder wie schön es war eine eigene Wohnung zu haben wenn man einmal ausgezogen war. Daher kann ich Leute einfach nicht verstehen die so lange bei Hotel Mama wohnen und nicht lieber ihr Leben selber in den Griff bekommen.

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» piranha » Beiträge: 819 » Talkpoints: 0,89 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich bin mit 26 daheim ausgezogen. Der Hauptgrund war, dass ich bis 24 in der Ausbildung steckte (schulisch und im letzten Jahr mit 300€ Vergütung) und eine eigene Wohnung einfach unter keinen Umständen finanzierbar gewesen wäre. Danach wollte ich wenigstens warten bis ich die Probezeit überstanden habe und dann ging noch einige Zeit ins Land bis ich die passende Wohnung gefunden hatte da die Suche nicht gerade leicht ist. Mann will ja auch nicht von daheim ausziehen und dann wieder auf 20qm wohnen.

Ich muss auch zugeben, dass ich erst zu diesem Zeitpunkt auch bereit zum ausziehen war. Hätte ich es vorher getan hätte ich wohl sehr gelitten, ich war einfach noch nicht soweit komplett auf mich gestellt zu sein, auch wenn es sich doof anhört. Hätte ich einen Partner gehabt wäre ich aber sicher auch früher ausgezogen. Aber jetzt bin ich froh erstmal alleine zu wohnen. Ausserdem hatte ich so 1,5 Jahre Zeit Geld zu sparen was ich dann in Möbel investieren konnte. Ganz ehrlich, wenn ich sofort ausgezogen wäre hätte ich wahrscheinlich jahrelang aus Kisten leben müssen denn die Wohnung hatte nichtmal eine Küche und ich habe für die Grundausstattung (und das sind keine Luxusmöbel oder WMF Besteck) rund 10.000€ ausgegeben. Wie sollte man sich eine Wohnung halbwegs wohnlich einrichten wenn man nicht sparen konnte und mit NICHTS anfängt? Man braucht ja wirklich alles, von den Möbeln bis hin zur Klobürste.

Ich finde auch nichts schlimmes daran so lange bei den Eltern zu bleiben. Wobei ich finde bei 27-28 sollte dann echt die Grenze sein. Wer über 30 noch bei Mama wohnt... das kommt mir dann schon recht komisch vor und ich denke erst wenn man sein eigenes Leben hat kann man auch wirklich erwachsen werden!

» SweetSecret » Beiträge: 177 » Talkpoints: 40,45 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde das eigentlich nicht schlimm; wenn die Eltern und das betroffene Kind sich dabei wohlfühlen, dann spricht doch nichts dagegen, auch über 30 noch bei den Eltern zu leben. Wenn alle damit zufrieden sind, dann hat doch keiner einen Nachteil davon?

Außerdem war es doch zu früheren Zeiten ohnehin üblich, so lange bei den Eltern zu wohnen, bis ein fester Partner da ist. Also würde ich diejenigen, die es heute genauso machen, nicht verurteilen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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