"Hotel Mama" angesagt wie nie

vom 01.11.2011, 13:52 Uhr

Mein Bruder ist auch so ein Fall, der bis an sein Lebensende bei Hotel Mama bleiben wird. Er ist mitlerweile 22 Jahre alt, hat noch nie gearbeitet in seinem Leben, war nun einige Jahre nur daheim ohne irgendetwas zu arbeiten und hat es nun geschafft das ihn eine Schule für 1 Jahr annimmt. Er bekomt zuhause die Wäsche gewaschen, gebügelt, in den Schrank gelegt, wird bekocht usw. und das für Lau. Sein Kindergeld das er nun wieder bekommt, weil er die Schule besucht, bekommt er für normale Kleidung und Arbeitskleidung, die er für gewissen Praktika´s benötigt. Da ihm das Leben so gefällt und er alles gemacht bekommt und es anders auch nicht kennt, wird er dieses Leben auch weiter führen, sollte er tatsächlich mal arbeiten gehen. Dies bezweifle ich jedoch, da man ja von den Eltern versorgt und bezuschusst wird. Er hat auch die Schule nur begnonnen, damit er wieder Kindergeld bekommt.

Ich bin mit 21 Jahren ausgezogen, nachdem ich meine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen habe und bin zu meinem Freund gezogen. Ich könnte es mir nicht vorstellen auf ewig bei Hotel Mama zu wohnen und mich bedienen zu lassen, wie mein Bruder es tut. Er kann nicht kochen, wenn er nachmittags von der Schule heim kommt, macht meine Mutter extra für ihn noch was warmes zu essen. Selbst kochen kann er leider nicht, da er immer alles gemacht bekam und es eben nie anders kennen gelernt hat.

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» SybeX » Beiträge: 3896 » Talkpoints: 11,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Also ich glaube nicht, dass es heute noch viele Familien gibt, in denen das wirklich so abläuft wie bei dir beschrieben. Der Unterhalt wird heute oftmals von beiden Elternteilen gezahlt, natürlich gibt es auch Fälle in denen die Mutter zahlt, aber bei mir zum Beispiel zahlen beide. Auch fallen mir jetzt spontan keine Familien ein, wo die Mutter wirklich noch Hausfrau spielt und wäscht und bügelt und die Kleider in den Schrank legt. Bei uns macht einiges davon die Putzfrau, aber an meinem Schrank hat sie nichts zu suchen und bei meinem Freund oder einigen anderen Bekannten ist das auch nicht mehr groß anders, da wird vielleicht ab und an von der Mutter gewaschen, aber bügeln und in den Schrank legen machen die meisten auch selbst, die wenigsten Mütter sind doch heutzutage noch dazu bereit das Heimchen zu spielen oder?

Ich selbst mache gerade mein Abitur, daher bin ich noch nicht von zu Hause ausgezogen. Allerdings verbringe ich auch einen Großteil meiner Zeit bei meinem Freund, der ein eigenes Haus hat und wie ich es auch vorhabe, erst zum Studieren ausgezogen ist. Ich würde ehrlich gesagt auch keinen Sinn darin sehen, vorher auszuziehen, denn wozu denn bitte? Wenn man kein eigenes Geld verdient, dann wird man eh mehr oder weniger von den Eltern finanziert und wohnt wahrscheinlich auch noch in deren Nähe, also wozu das ganze? Beim studieren ist das natürlich was ganz anderes, weil, viele ja auch nicht in der Nähe ihrer Heimatstadt studieren und das tägliche hin- und zurückfahren einfach zu teuer und zeitaufwendig ist. So wird es auch bei mir sein und dann werde ich natürlich auf jeden Fall ausziehen, nichts anderes würde ich wollen.

In einigen Fällen kann ich es verstehen, dass Leute noch bei ihren Eltern wohnen. Wenn man beispielsweise in einer Stadt wohnt, in der es eine Universität gibt und man dort einen Studienplatz bekommt, dann kann das durchaus praktisch sein. Man hat so einen sehr geringen Kostenaufwand und kann die Studienzeit zumindest in finanzieller Hinsicht eher genießen, als wenn man ein Studienkredit aufnehmen muss und so weiter. Allerdings würde ich das nicht so recht genießen können, denn es hat meiner Meinung nach mehr Nachteile als Vorteile. Obwohl man nun ein junger Erwachsener ist und eigentlich schon auf der Schwelle zur Selbstständigkeit sein sollte, ist man es nicht, man wohnt noch bei Mama und Papa, man führt keinen eigenen Haushalt.

Somit hat man auch weniger Freiheiten, denn wenn man mal seinen Partner mit nach Hause nimmt, ist es wesentlich schwieriger hier ungestörten Sex zu haben, das fände ich persönlich schon ziemlich nervig. Ein gemütlicher Abend mit gemeinsamem Baden und massieren wäre eigentlich nur möglich wenn man sturmfrei hat oder das elterliche Haus groß genug ist um sich gegeneinander aus dem Weg zu gehen. Mir persönlich wäre das schon ziemlich lästig und ich würde mich in einer solchen Beziehung auch irgendwie nicht so wirklich wohl fühlen.

Letztendlich aber kenne ich durchaus den einen oder andere, der noch als Erwachsener zu Hause wohnt, erstaunlicherweise allerdings nur Männer. Ich muss gestehen, dass mich das schon irgendwie abtörnt, wenn ich höre, dass man in diesem Alter noch zu Hause wohnt, dass gäbe einen dicken, fetten Minuspunkt, wäre ich auf Partnersuche. Ich schätze mit einem solchen Menschen würde ich gar nicht so wirklich zusammen sein wollen, einfach weil man nicht so wirklich ungestört sein kann und ihn immer zu sich mitnehmen muss und vor allen Dingen auch, weil diese Verhaltensweise von einem Mangel an Ehrgeiz und Selbstständigkeit zeugt und dass ist nicht gerade das, was ich haben möchte. Ein Mann wird erst attraktiv, wenn er wirklich auf eigenen Beinen steht.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ehrlich gesagt würde ich mich vermutlich einfach nur schämen, wenn ich mich in einem Alter von 34 Jahren noch von meiner Mutter betüddeln lassen würde und es nicht auf die Reihe bekäme oder zu faul dazu wäre, mein eigenes Leben mit einem eigenen Haushalt zu führen, das wäre mir doch deutlich zu unselbständig. Ich finde auch, dass man ab dem Moment, in dem man von zu Hause auszieht, einen ganz neuen Lebensbereich beschreitet, der einen persönlich in vielerlei Hinsicht reifen lässt. Und ich bin mir sicher, dass diese persönliche Reife vielen Hotel-Mama-Bewohnern abzusprechen ist. Allein das wäre für mich also ein Grund, aus diesem „Hotel“ auszuziehen: ich brauchte damals einfach mein eigenes Leben, ich war neugierig und wissbegierig und regelrecht scharf darauf, endlich meine ganz eigenen Erfahrungen zu machen. Diese waren zwar sicherlich nicht immer schön, aber sie waren wichtig – eben für meine Reife und insofern auch dafür, erwachsen werden zu können.

Ob die Nesthockergeneration wirklich wieder angesagt ist, kann ich nicht wirklich abschließend beurteilen und ich kenne nun auch niemanden, der noch bei seinen Eltern wohnt und über 20 ist. Mir wäre also dahingehend kein wirklicher Trend aufgefallen, allerdings kann ich mir schon vorstellen, dass es – übrigens aus verschiedenen Gründen – einen Trend in diese Richtung geben könnte bzw. bereits gibt, denn eines ist wohl ziemlich klar: wer länger zu Hause bei seinen Eltern wohnt und so seine Lebenshaltungskosten stark reduziert, kann auch innerhalb kürzerer Zeit eine größere Summe Geldes anhäufen – oder eben mehr ausgeben.

Ich denke, dass ich schon darauf achten würde, meine Kinder zur Selbständigkeit zu erziehen und auch zu motivieren, nicht allzu lange zu Hause zu wohnen. Zwar finde ich es grundsätzlich in Ordnung, wenn man während der Berufsausbildung noch bei den Eltern wohnt und könnte mir auch vorstellen, einen Studenten nicht unbedingt aus dem Haus zu werfen, allerdings wäre mir dann doch wichtig, dass er sich um die wichtigsten Dinge in seinem Leben dennoch selbst kümmert und ich denke, dass es für einen volljährigen Menschen ganz grundsätzlich möglich sein sollte, dass er sich um seine eigenen Belange ebenfalls bemüht, so beispielsweise also darum, dass er seine Termine im Blick hat, seine Wäsche selbst wäscht und auch ansonsten recht selbständig ist und lebt, nur eben mit dem Zusatz, dass er zu Hause seine Unterkunft hat.

Dauerhaft unterstützen würde ich es als Elternteil sicherlich nicht, dass mein Kind ewig zu Hause wohnen bleibt und sich dort einen Lenz macht, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass das diesem jungen und irgendwann schlimmstenfalls älteren Menschen irgendwie gut tut. Ich denke, man sollte schon so lebenshungrig sein, dass man sich recht frühzeitig als junger Mensch in Richtung Selbständigkeit und Unabhängigkeit orientiert und sein eigenes Leben auf solide Beine stellt, anstatt andere für einen arbeiten zu lassen. Ich fände es vermutlich eher bedenklich, einen Menschen eben so zu erziehen und denke, dass ich schon aus diesem Grund gesteigerten Wert darauf legen würde, meinen Kindern das entsprechende Verantwortungsgefühl für sich selbst und andere mit auf den Weg zu geben - auch in der Hoffnung, dass sie dann ihren eigenen Weg gehen, wenn es an der Zeit ist.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Dass das Hotel Mama sehr beliebt ist, merke ich oftmals in meinem eigenen Umfeld. Ich bin mit 18 sofort ausgezogen und habe davor schon gar nicht mehr zu Hause gewohnt, aber für die formellen Dinge wie Post etc. war ich halt daheim gemeldet. Meine Frau zog bereits mit 15 Jahren zu mir, sodass wir die ersten waren die ausgezogen sind! Unser Freundeskreis lebt teilweise mit 25 noch zu Hause und für mich ist das schon unverständlich.

Die meisten heranwachsenden ziehen zu Hause meiner Meinung nach einfach nicht aus, weil sie entweder Geld sparen wollen oder daheim wirklich das Hotelleben herrscht. Das bedeutet, dass die Mutter einem ständig alles nachträgt, sodass der dort wohnende heranwachsende einfach keine Aufgaben hat. Unter solchen Umständen bleiben die meisten daheim wohnen. Mir wurde auch alles nachgetragen und danach sah meine erste Wohnung auch genau so chaotisch aus, weil ich nämlich nichts auf die Kette bekommen habe.

Den Aspekt des Geldes sparen kann ich in jedem Falle nachvollziehen, denn Geld wächst gerade in Ausbildungsjahren nicht auf den Bäumen. Weiterhin kann ich auch nachvollziehen, dass Heranwachsende nicht ausziehen, wenn Mutter alles erledigt. Da sehe ich eher die Mütter in der Schuld, weil sie sind, in meinen Augen selber schuld, dass sie dem Kind das Hotel Mama so schmackhaft machen.

» paddelfisch » Beiträge: 655 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Eine ehemalige Arbeitskollegin meiner Mutter ist schon Mitte 30, war noch nie verheiratet und wohnt immer noch bei ihren Eltern. Sie hat zwischendurch nie woanders gewohnt und ist wieder zu den Eltern zurückgezogen. Sie lebt fast genau wie in dem Artikel beschrieben: sie bekommt die Wäsche gewaschen, gebügelt, gefaltet und in den Schrank geräumt. Sie muss sich um nichts im Haushalt kümmern und wird mehr oder weniger total verwöhnt. Sie weiß immer noch nicht, wie man eine Waschmaschine bedient. Sowas wusste ich beispielsweise schon mit 13 oder 14.

Ich selbst bin mit 20 von zu Hause ausgezogen, das hatte aber in erster Linie mit dem Studium zu tun. Meine Schwester ist zwei Jahre später auch mit 20 ausgezogen. Ich musste damals 9 Monate lang kämpfen, dass ich überhaupt ausziehen darf. Meine Mutter hat damals ziemlich Stress gemacht und wollte mich erst ausziehen, wenn ich verheiratet bin. Als meine Schwester schon soweit war, hat meine Mutter kaum noch Widerstand geleistet.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich bin sozusagen zweimal von zu Hause ausgezogen. Das erste Mal mit 20 weil ich da eine Ausbildung angefangen habe die nicht in der Nähe von meinem Wohnort lag und nach der Ausbildung habe ich noch knapp ein Jahr in der Stadt gearbeitet. Dann habe ich in der Nähe von meinem Wohnort ein tolles Jobangebot erhalten und bin wieder nach Hause. Da genügend Platz war bin ich wieder zu Hause eingezogen. Allerdings nicht so richtig Hotel Mama, denn meine Wäsche habe ich selber gewaschen und ums Essen habe ich mich auch selber gekümmert. Aber halt doch zu Hause.

Richtig ausgezogen bin ich dann erst als ich Schwanger war und zu meinem Freund gezogen bin. Da wir eine Fernbeziehung hatten wollte ich in meinem Heimatort keine Wohnung haben. Und schlussendlich bin ich dann ja eh zu ihm gezogen. Für mich und meine Eltern hat es so gepasst und ich war dann auch knapp 30 als ich ausgezogen bin.

Aber ich kenne auch genügend Leute die noch zu Hause wohnen. Ein Bekannter ist jetzt knapp 50 und er ist noch nie von Hotel Mama ausgezogen. Es ist einfach praktisch und man wird ja verwöhnt von vorne bis hinten.

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» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,91 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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