An Weihnachten nicht die Familie besuchen - wie erklären?
Auch, wenn ich es gern würde wollen, aber ich denke, dieses Jahr werden wir es wohl nicht schaffen, zu meiner Familie mehrere hundert Kilometer zu fahren. Weihnachten liegt für meinen Arbeitgeber sehr gut und auch sonntags muss ich arbeiten, egal, ob da ein Feiertag ist oder es sich dabei um einen ganz gewöhnlichen Sonntag handelt. Urlaub nehmen geht auch nicht, da wir Urlaubssperre für die Winterzeit haben.
Ein Teil meiner Familie hat da schon Verständnis für, ich denke, dieser Teil ist auch ganz froh, selbst mal etwas Ruhe zu haben. Aber wie ich es einem anderen Teil der Familie beibringen soll, ich habe keinen Schimmer. Das Problem hierbei ist, dass kaum Verständnis für Situationen oder Umständen anderer herrscht und auch die Tatsache des Arbeiten müssens wird klein geredet. Daher benötige ich ein paar Tipps, wie ich am besten damit umgehen kann und es eben nicht zu einer sinnlosen Diskussion kommt.
Ich würde es uns auch ganz gern offen lassen, ob wir überhaupt kommen könnten, aber das werde ich so nicht sagen. Es ist neben der Arbeit auch das Unwissen über die Wetterbedingungen. Die letzten Jahren waren wir zwar immer dort gewesen, aber da waren auch noch die Bedingungen und das Arbeitsverhältnis ganz anders gewesen und nicht mit dem jetzigen vergleichbar. Aber wenn wir nun sagen würden, dass wir vielleicht kommen, heißt es auch wieder, wir hätten gesagt, wir kämen auf jeden Fall.
Wie würdet Ihr in dieser Situation es handhaben und wie würdet Ihr argumentieren? Hättet Ihr Verständnis dafür, dass enge Familienmitglieder je nach Wetterbindung und definitiv aufgrund von Arbeit, weil eben Urlaubssperre ist, nicht an Weihnachten da sein könnten? Wie geht Ihr damit um, wenn Ihr dann mit Vorwürfen jedweder Art bombardiert werden würdet?
Ich muss sagen, dass ich auch nicht jedes Jahr an Weihnachten bei meiner Familie sein kann. Mein Partner hat seine Familie in unserer Nähe und daher verbringen wir die Feiertage dann meistens mit ihnen zusammen. Meine Familie wohnt auch über 100 km von mir entfernt und daher ist es dann doch unter Umständen stressig, sie auch an Weihnachten zu besuchen. Sonst haben wir es schon so gemacht, dass wir dann am ersten oder zweiten Weihnachtstags morgen zu meiner Familie gefahren sind und abends eben wieder zurück. Für meinen Partner ist das sehr stressig, da er zwischen Weihnachten und Silvester eigentlich nie frei hat und eben nur die Weihnachtstage mal zum erholen hat.
Meine Familie hat schon Verständnis dafür, wenn ich dann sage, dass wir eben nicht kommen können. Natürlich probiere ich trotzdem, dann wenigstens einen Tag dort zu sein, gerade weil auch mein Großvater zu dieser Zeit Geburtstag hat. Ich wäre schon verletzt und würde mich irgendwo schuldig fühlen, wenn meine Familie kein Verständnis hätte und sich darüber aufregen würde, dass ich an Weihnachten nicht kommen kann. Daher kann ich durchaus nachvollziehen, wie du dich dann fühlen musst. Du solltest schon offen sagen, dass du Urlaubssperre hast und das ihr deswegen nicht kommen könnt. Schlage doch deiner Familie vor, dass sie euch dann besuchen kommen können. Wäre das dann weniger stressig für dich?
Erst einmal finde ich es überhaupt nicht richtig, dir Vorwürfe zu machen. Die sind einfach nicht angebracht. Das müsstest du erst einmal richtig klären. Damit man dir am Telefon nicht einfach das Wort abschneidet meine ich, du solltest einen Brief schreiben, der für den Umlauf in deiner Familie gedacht ist. Lege darin genau in Einzelteilen deine derzeitige Situation offen, warum du gerne möchtest, aber nicht kannst. Da du ja auch auf das Geld angewiesen bist, kannst du nicht ohne Ersatz wegbleiben. Da außerdem noch Urlaubssperre ist, kannst du auch keinen Urlaub nehmen. Außerdem steht auch noch nicht fest, ob die Straßenverhältnisse in der Zeit so sind, dass ihr mit dem Auto fahren könnt.
Wenn du genug Platz hast, könntest du deine Familie zu dir einladen. Aber ich befürchte, dass du eine kleinere Wohnung hast und das zu viel für dich wird. Vielleicht schlägst du stattdessen vor, falls es möglich ist, Anfang Januar ein paar Tage zu deiner Familie zu fahren – so quasi ein verlängertes Wochenende – oder zwei Tage, wenn du und auch dein Mann das könnt. Auf jeden Fall bekäme deine Familie von mir erst einen lieben, netten Brief. Dann könnten sie sich Gedanken machen, ohne dich am Telefon zu sehr zu bestürmen.
Solche Situationen kenne ich aus meiner Familie leider auch und ich erinnere mich noch gut an ein Weihnachtsfest vor ein paar Jahren, als ich meiner Schwester zugesagt hatte, zu kommen, um mitzufeiern, allerdings ging mir am 23.12. der Motor meines damaligen Renault Clio kaputt. Wir haben daraufhin am 24.12. den Wagen meines Schwagers ausgeliehen bekommen, an dem uns aber nach wenigen Kilometern der Turbolader kaputtging – somit konnten wir die Fahrt nicht antreten, die auch in meinem Fall knapp zweihundert Kilometer einfach dargestellt hätte. Ich musste meiner Schwester also, wie ich finde mit gutem Grund, absagen und sie hat mich allen Ernstes gefragt, ob das wirklich so passiert ist oder ob ich einfach keine Lust habe zu kommen und jetzt eine Ausrede suche. Damals war ich wirklich sprachlos und seitdem hatte ich auch ein großes Problem damit, wenn ich ihr aus anderen, noch weniger offensichtlichen Gründen absagen musste, weil ich immer, ähnlich wie Du, befürchtet habe, dass es Diskussionen geben würde.
Im Endeffekt kannst Du aber wohl nichts anderes tun, als Deine Verwandten mit den Gegebenheiten zu konfrontieren und es ihnen zu überlassen, ob sie das verstehen können oder wollen – oder eben nicht. Du musst arbeiten und bekommst nicht frei, allein das ist schon Grund genug für eine Absage, die jetzt außerdem auch noch wirklich rechtzeitig genug wäre, wie ich meine. Hierbei spielt es für mich auch überhaupt keine Rolle, ob Du den ganzen Tag arbeiten musst oder nur bis zum frühen Morgen, sodass man Dich damit überreden könnte, dass Du nach Deiner Arbeit noch genügend Zeit hättest, am Fest teilzunehmen und dort überhaupt erst hinzukommen. Genaugenommen muss doch eine Absage reichen, ganz egal, ob sie begründet wird oder nicht. Akzeptieren muss man eine Absage, und ob sie nachvollziehbar begründet wird oder nicht, ändert doch nichts daran, dass es sich um eine Absage handelt.
Was ich nicht wirklich verstehen kann, ist allerdings diese Anspruchshaltung Deiner Familienmitglieder, die ich von meinen eigenen Verwandten leider auch kenne. Du sollst diese weite Strecke zurücklegen, nicht sie. Also entscheidest doch auch nur Du, ob Du das bewerkstelligen kannst oder nicht und auch, aus welchen Gründen Du Dich dagegen entscheidest. Sicherlich kann ich nachvollziehen, wenn man als Verwandter traurig ist, wenn man einige Familienmitglieder am Weihnachtsfest entbehren muss, aber es ist doch nicht so, dass Du jedes Jahr absagen und nicht erscheinen würdest. Wenn die Gegebenheiten aber nun mal in einem Jahr so liegen, dass Du absagst, dann sollte man vielleicht mal fragen, ob Du an einer gemeinsamen Feier denn grundsätzlich interessiert wärst und sich dann als Verwandter überlegen, ob man Dir irgendwie entlastend entgegenkommen kann, anstatt in seiner eigenen unbegründeten Anspruchshaltung zu verharren.
Ich selbst habe auf jeden Fall Verständnis dafür, wenn jemand mir wegen der Witterungsverhältnisse absagt, weil ich einsehe, dass jeder damit unterschiedlich umgeht und nicht für jeden Schnee und Eis kein Problem darstellen. Die Begründung mit Deiner Arbeitsproblematik ist allerdings das, was ich hier als vorrangig sehe, da gibt es einfach nichts Weiteres zu sagen, das irgendetwas an Deiner Absage ändern könnte. Wenn Deine Verwandten also ein gesteigertes Interesse an einer gemeinsamen Feier haben, dann sollten sie sich lieber mit Dir zusammen überlegen, wie Ihr das bewerkstelligen könnt, ohne, dass Du dann zwangsläufig diese Strecke zurücklegen musst. Wenn sie dazu nicht bereit sind, dann sind sie eben verbohrt und müssen Dich entbehren. Ein Kompromiss, der allen zugute kommt, sieht jedenfalls anders aus als eine Anspruchshaltung auf einer Beteiligtenseite und ein Beleidigtsein, wenn eine Absage kommt.
Wie ich damit umgehe, wenn ich mit Vorwürfen bombardiert werde, ist ganz unterschiedlich. Manchmal äußere ich dann, dass ich die Vorwürfe als unbegründet empfinde und die Anspruchshaltung der Gegenseite nicht nachvollziehen kann, zumal ich sie als recht bodenlos empfinde, weil die Gegenseite ja genauso gut mal überlegen könnte, wie man ein gemeinsames Fest auf die Beine stellen könnte, ohne, dass ich ständig diese Fahrerei habe. Manchmal sage ich dazu auch gar nichts, andere Male rege ich mich darüber auf, je nachdem, wie schwer die erhobenen Vorwürfe mir gegenüber sind. Ich denke, das ist auch tagesformabhängig. Allerdings bemühe ich mich mittlerweile doch mehr darum, solche Äußerungen nicht allzu nah an mich heranzulassen, weil das alles nicht wirklich etwas bringt und manchmal auch die jeweilige Situation nur noch verschlimmert. Im Endeffekt versuche ich mir vor Augen zu halten, dass von der Gegenseite die Enttäuschung darüber geäußert wird, dass ich nicht am Fest teilnehmen kann oder will und dass es sich dabei eigentlich nur um eine Wertschätzung handelt, die hier in negativer Form ausgedrückt wird.
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