Hat ein Psychologe auch privat das Bedürfnis, zu handeln?
Ich mache momentan das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg und habe danach vor, ein Studium anschließen zu lassen. Festgelegt hatte ich mich bisher auf Jura, allerdings mit der Option, mein Studienfach auch ganz neu zu bestimmen, falls sich an einer der Gegebenheiten, die mich überhaupt auf diesen Weg gebracht haben, etwas ändern sollte oder ich mich irgendwann doch für einen anderen Studiengang interessiere. Auf einem kleinen Umweg bin ich kürzlich auf das zweite Studienfach gestoßen, das mich interessieren würde und auch schon immer interessiert hat: Psychologie. In meiner Nähe gibt es eine Universität, die Psychologie als Studiengang anbietet, weshalb ich in dieser Richtung also momentan am Überlegen bin.
Nun stelle ich mir allerdings eine ganz grundlegende Frage und mich würde interessieren, ob von Euch jemand zufällig aus seinem Verwandten- oder Bekanntenkreis Erfahrungsberichte dazu hat oder aus eigener Erfahrung etwas darüber zu erzählen weiß. Ich denke mir in meiner momentanen Situation, in der sicherlich auch ein bisschen Naivität mitspielt, dass ein Psychologe sich während seines Studiums ein umfassendes Wissen aneignet und nach seinem Studium bestenfalls als Psychologe arbeiten wird. Ist es aber nicht so, dass man gerade aufgrund dieses Fachwissens während oder spätestens nach Abschluss seines Studiums auch im Verwandten- und Bekanntenkreis immer wieder mit der Problematik konfrontiert wird, Handlungsbedarf zu sehen und auch entsprechend zu handeln? Ich denke da gar nicht an Gesprächstherapien oder ähnliches, sondern eher auf eine gewisse Form von Einflussnahme durch den Psychologen auf den Freund oder Verwandten, bei dem ihm irgendeine Störung auffällt, die normalerweise behandlungswürdig ist.
Ich könnte mir vorstellen, dass ich in einem solchen Fall, in dem ich innerhalb meines engeren sozialen Umfeldes entsprechende Symptome erkennen würde, der betreffenden Person das Aufsuchen eines Psychologen nahelegen würde, allerdings denke ich, dass ich dann damit konfrontiert wäre, dass der Angesprochene mich nach einer genaueren Begründung fragt und ich somit meine Vermutung äußern müsste. Damit würde ich aber schon eine kleine Tür in Richtung Beratung öffnen, vielleicht würde ich sogar gebeten werden, dass man sich im Rahmen dieser Freundschaft als angesprochene Person an mich wenden darf, weil ich über das entsprechende Fachwissen verfüge. Sollte es sich im vorliegenden Fall dann aber um eines meiner Interessensgebiete handeln, dann sähe ich da den tatsächlichen Konflikt, dass ich mich vermutlich dafür verantwortlich fühlen würde, hier irgendwie helfend zur Seite zu stehen, vielleicht sogar wirklich in Form von Gesprächen, die ich dann aber eben nicht als Freund führen könnte, sondern vor dem Hintergrund meines Fachwissens mit der entsprechenden Taktik führen müsste – nehme ich wenigstens an.
Ich weiß nicht, ob verständlich wurde, was genau meine Frage ist, im Zweifelsfall wäre es nett, wenn Ihr nochmal nachhaken könntet. Im Grunde genommen geht es mir darum, dass ich mir nicht sicher bin, ob man während eines Psychologiestudiums auch mitbekommt, dass man eigentlich als Psychologe zweigleisig fahren sollte: einerseits als Privatperson, die keine entsprechenden Handlungen unternimmt, sobald sie in ihrem Bekanntenkreis Probleme sieht, aber zu diesen Leuten gehöre ich wiederum nicht, weil ich durchaus versuche, weiterzuhelfen – und mit einem Psychologiestudium könnte ich das sicherlich besser, weil gezielter. Aber dürfte ich das auch? Oder wäre es überhaupt gut? Und andererseits sollte man sich sicherlich nur in seinem Berufsleben als Psychologe „austoben“ und, auch, um zu einem guten Ergebnis zu kommen, nur die Menschen therapieren, die sich aus eben diesem Grunde bestenfalls freiwillig zu einem begeben haben.
Vielleicht weiß jemand von Euch, wie Psychologen den Umgang mit ihrem persönlichen sozialen Umfeld handhaben und ob sie tatsächlich in der Lage sind, nicht automatisch therapeutische Hilfe zu leisten, wenn einer ihrer Freunde ihrer Auffassung nach ernstzunehmende Probleme hat, die krankhafte Züge aufweisen.
Du willst darauf hinaus, in wie weit Fachpersonal (ist ja im Endeffekt egal, ob das nun Psychologen oder Ärzte sind) Privatleben und Beruf von einander trennen können. Ich kann die Frage mit einem klaren Ja beantworten. Ok Können ist sie eine Seite, aber es ist auf alle Fälle mit ein Ausbildungsinhalt, dass man sich abgrenzen kann und das auch tun sollte. Kann man das nicht, macht einen der Beruf im Endeffekt fertig.
Ich habe auch schon bewusst erlebt, dass Menschen die einen solchen Beruf haben, dass auch durchaus trennen. Ob bewusst oder unbewusst- da bin ich mir nicht sicher. Eine Therapeutin sagte mal zu mir, wenn eine Freundin ihr sagen würde, sie hat die Diagnose Borderline bekommen, wüsste sie nicht wie sie mit der Freundin umgehen soll. Eher im Bezug zur Erkrankung. Und das obwohl die Therapeutin viel Kontakt mit Borderline- Patienten hat. Auslöser war eine Aussage von mir, dass viele meiner Freunde zu mir gesagt haben, seit dem ich Borderline habe, wüssten sie nicht mehr wie sie mit mir umgehen sollen. Ich denke die Therapeutin wollte mir damit sagen, dass das ein ganz normales Verhalten ist.
Ein Arzt aus meinem Behandlungsumfeld erzählt, dass seine Verwandtschaft ihm gegenüber auch immer wieder argumentiert, er sei ja Arzt und er müsse Anteilnahme zeigen und so weiter. Die Erwartungshaltungen der Familie sind ganz andere, als seine eigenen Handlungen und auch seine Erfahrungen. Ich kenne die ganze Geschichte dazu und sein Handeln war nachvollziehbar, basierte auf seinen Erfahrungen und er hatte im Endeffekt recht mit seinem Handeln. Zum Unverständnis damals für seine Familie.
Generell denke ich, dass Menschen mit einem Beruf in dem Bereich während ihrer Ausbildung viel über sich selbst lernen und auch einen anderen Umgang mit Menschen lernen. Sprich man wird sich oft ziemlich verändern und wird mit manchen Situationen einfach anders umgehen. Aber man wird hoffentlich auch lernen, sich im privaten Bereich zu distanzieren. Ratschläge ala geh mal zum Arzt etc. sind nun kein berufstypische Äußerungen. Das sagen auch Freunde zu einem. Aber man wird anders als Freunde antworten, wenn man direkt gefragt wird. Aber irgendwann wird man versuchen sich klar zu distanzieren und klar heraus stellen, wir sind Freunde und ich bin nicht dein Arzt/ Behandler etc.
Ja, es geht mir wohl hauptsächlich um die Trennung zwischen Beruflichem und Privatem, allerdings hast Du einen der Knackpunkte angesprochen, die mir in Bezug auf eben diese Fragestellung in den Sinn kamen und die ich selbst wohl weniger steuern kann, nämlich die andere Seite, also quasi meinen Gesprächspartner in einer entsprechenden Situation. Ich stelle mir vor, dass ich als Psychologe mit jemandem spreche, dem ich sage, er solle vielleicht einen Arzt aufsuchen, nachdem ich aus einem Gespräch, das ich mit ihm geführt habe, irgendeine vorliegende Symptomatik erkannt zu haben glaube und meine, dass er diese abklären sollte. Ich würde wohl besser nicht genauer werden, sondern nur den Tipp abgeben, dass derjenige zum Arzt geht und sich eine Überweisung zum Psychologen geben lassen soll. Aber wenn mein Gesprächspartner weiß, dass ich Psychologe bin, wird er mich sicherlich fragen, weshalb er das tun sollte, denn dann wird derjenige doch der richtigen Meinung sein, dass ich irgendeine bestimmte Problematik bei ihm befürchte und dann auch wissen wollen, was genau ich vermute.
Dass man in seinem Privatleben immer mit seinem beruflichen Fachwissen konfrontiert wird, auch insofern als man sicherlich des Öfteren entsprechende Fachfragen beantworten muss, ist wohl wiederum ganz normal und auch gar nicht wirklich schlimm, sondern eigentlich eine schöne und durchaus nützliche Sache, vor allem für die, die einen selbst fragen können. Aber gerade bei Psychologen und, wie von Dir richtig angemerkt, Ärzten ist die Sache doch ein wenig anders, weil sie sich in Bereichen bewegen, in denen ihre eigene Psyche möglicherweise bei zu vielem Wissen und Abbau dieser Grenzen, die man in seinem Privatleben zu seinem Beruf ziehen sollte, gefährdet sein könnte.
Dennoch glaube ich, dass es gar nicht möglich sein wird, sein fachliches Wissen in seinem Privatleben komplett auszublenden und dass man als Psychologe ziemlich schnell Gefahr laufen wird, doch die eine oder andere Frage zu stellen, die sich in Richtung therapeutischer Ansatz bewegt, aber eben schon zu weit geht. Man kann das ja, diese ganzen strategischen Vorgehensweisen, die jede Therapieform stützen, erlernt man im Laufe des Studiums, also wird man sie vermutlich hin und wieder auch im Privatleben in Anwendung bringen. Bei Vorliegen weniger schlimmer Syndrome mag das vielleicht auch wiederum für diejenigen, die davon profitieren können, hilfreich sein, aber ich bin mir nicht sicher, ob es das auch für den Psychologen ist.
Es ist schwierig zu erklären, wie sich meine Gedanken darüber genau darstellen, aber ich denke, dass die Grenze zwischen Distanz zum Beruf und Nähe zu einer menschlichen Seele, in diesem Fall der Seele eines Freundes oder Familienangehörigen, wohl schneller mal verschwimmen können und ich bin mir nicht sicher, ob das wiederum ganz normal ist oder ob ich mir das viel zu schwerwiegend vorstelle. Vielleicht ist es auch gar nicht so, dass man als Psychologe quasi den Röntgenblick für alle psychischen Belastungen in seinem direkten Umfeld hat und kann rechtzeitig genug, bevor diese also sichtbar werden, die Anwendung der entsprechenden Fragestellungen vermeiden, um eben auch nicht das Risiko einzugehen, irgendwann doch einen Freund zu therapieren und damit zu weit zu gehen.
Ich weiß auf was du in etwa hinaus willst. Klar werden die Grenzen verwischen. Und klar handelt man anders, wenn man quasi vom Fach ist. Das ist aber in jedem Beruf so. Geht mir mit meinem Beruf auch so. Ich achte anders auf Dinge, die mal meinen erlernten Beruf betroffen haben und kann das auch bis heute nicht ablegen.
Freunde und Familie therapieren. Ärzte behandeln selten ihre Angehörigen. Einfach weil kein professionelles Arbeiten möglich ist und auch Grenzen verwischen. Ähnlich wird es mit Sicherheit auch bei Psychologen aussehen. Wobei ich mir das noch schwieriger vorstelle, aus verschiedenen Gründen. Die Beziehung zu Freunden und Familie ist ja generell anders und enger. Klar kann auch die Beziehung zu einem Therapeuten enger werden, also auf der Basis von was erzählen und so. Aber ich würde es mir nun schwer vorstellen, jemand zu therapieren, von dem ich jede Macke kenne. Klar lernt ein Therapeut auch Macken kennen. Aber ich fände es nun relativ doof, wenn nun irgendwelche Sandkastengeschichten ausgepackt werden. Vielleicht kannst du nachvollziehen, was ich damit aussagen möchte?
Generell ist es auch so, dass Therapeuten lernen sich von den "Leiden" der Patienten zu distanzieren. Das wäre bei Freunden und Familie ja nicht wirklich möglich. Manche Therapien wären auch nicht wirklich möglich. Da wäre die Belastung für den Freund oder den Familienangehörigen der halt Therapeut ist einfach zu hoch. Einfaches Beispiel: Der Freund oder Familienangehörige ist suizidal. Dem Therapeuten würden es wahrscheinlich schwer fallen den Freund oder Familienangehörigen in eine Klinik zwangsweise einzuweisen. Mit ein wenig mehr Distanz ist das durchaus möglich. Dann kommen noch so Sachen dazu wie der "Patient" sagt er will das nicht- kann man da wirklich Grenzen ziehen? Wem zu Liebe handelt man und so weiter?
Jemand aufgrund von Symptomen zum Arzt schicken. Heikle Sache, schon als Laie. Klar nimmt man manches anders wahr. Das mit Sicherheit. Aber sieht man das nicht vielleicht bei Freunden und Angehörigen nicht ein wenig anders? Sieht man da nicht vielleicht über manches hinweg, weil der Andere quasi schon immer so war?
Zu dem Punkt das man je nach Beruf immer mal wieder privat was gefragt wird. Nachvollziehbar. Ich kenne das auch aus meinem Beruf, habe da aber teilweise bestimmte Sachen einfach nicht gemacht. Eben weil ich auch noch ein Privatleben habe und nicht meine Freizeit noch mehr mit meinem Beruf verbringen wollte. Klar beantworte ich mal Fragen und so weiter. Aber irgendwann ist auch mal Schluss. Und ich gehe mal stark davon aus, dass Psychologen die Grenzen schon im Studium bei gebracht bekommen. Zum Schutz für sich selbst.
Ich denke eben nicht, dass man sich bei Freunden denken wird, dass die ja schon immer so waren und es damit gut sein lässt, vor allem wohl, weil viele psychische Probleme erst irgendwann auftreten oder durch eine Veränderung einer Situation erst ausgelöst werden. Ich habe in meinem Freundeskreis Menschen mit großen Ängsten, Depressionen und Burnout-Persönlichkeitsstörungen. Nicht jeder von ihnen war schon immer so, sondern bei einigen habe ich diese Entwicklung irgendwann mitbekommen und mir eines Tages gedacht, dass derjenige ein Problem hat und wohl dringend zum Arzt sollte, damit ihm geholfen werden kann. Wäre mir das als Psychologe aufgefallen, so hätte ich sicherlich die Antwort auf die Frage geben müssen, weshalb derjenige denn zum Arzt gehen soll. Der Betroffene wird sich doch denken, dass ich irgendeine Vermutung habe, was genau bei ihm vorliegen könnte, und wenn ich dann schon vom Fach bin, muss ich in einer solchen Situation sicherlich auch antworten und begründen.
Nun ist es aber so, dass ich mir nicht sicher bin, ob allein darin schon ein Problem bestehen würde. Wenn Freundin A plötzlich einen Todesfall zu beklagen hat und anschließend die Symptome einer Anpassungsstörung zeigt, ihr Leben langsam den Bach runtergeht und sie sich vertrauensvoll an mich wendet, weil ich ihre Freundin bin, dann kann mir als Freundin und Psychologin auffallen, was bei ihr für ein Problem vorliegt und ich werde ihr raten, dass sie zum Arzt geht und sich eine Überweisung zum Psychologen holt. Wenn sie mich also, weil ich ja vom Fach bin, fragt, warum sie zum Psychologen gehen soll, würde ich ihr wohl sagen müssen, was ich vermute. Möglicherweise wäre das aber noch kein Fehler oder etwas, das als problematisch zu sehen wäre, sondern das Problem nähme erst konkretere Züge an, wenn sie mich bitten würde, mit mir darüber sprechen zu können, quasi in meiner Funktion als Psychologe und Freund.
Ich denke, genau da wäre der Moment, die Grenze zu ziehen, gekommen, denn dass es nicht möglich ist, Menschen, die man nicht objektiv betrachten kann, zu therapieren, glaube ich auch. Insofern wäre es tatsächlich nicht nur falsch, sondern auch nicht möglich, Menschen des eigenen sozialen Umfeldes zu therapieren und man könnte seine Ablehnung in einem Fall wie dem oben geschilderten auch entsprechend begründen. Allerdings finde ich es schwer, dieses Szenario auf einer reinen Spekulation aufzubauen und daraus irgendwann die Entscheidung für oder gegen die Wahl dieses Studienganges zu treffen, ohne zu wissen, ob daran irgendein Funken stimmt – deshalb hatte ich hier gefragt.
Mir ging es weniger um Spekulationen. In meine Post floss auch einiges aus meiner eigenen Erfahrung mit rein. Wobei ich auch ein paar Punkte konkretisieren kann.
Nicht jedes anderes Verhalten wird als psychische Erkrankung wahrgenommen, gerade wenn man den Menschen schon länger kennt. Die meisten meines damaligen Freundeskreise kannten mich schon mehrere Jahre als ich die Diagnose Borderline bekam. Viele kannten mich gar nicht anders. Aber viele hatten auf einmal ein Problem damit, als die Diagnose Borderline kam. Viele hatten mir im Vorfeld geraten professionelle Hilfe zu suchen. Was ich immer wieder ablehnte, aufgrund schlechter Erfahrungen. Allerdings war mit Sicherheit keiner der Leute der Meinung es ist Borderline. Die meisten Behandler die mich vor der Diagnose kannten, würden heute wahrscheinlich noch von anderen Erkrankungen ausgehen. Meine Hausärztin, die mich da schon weit über 20 Jahre kannte, meinte zu mir als ich ihr sagte, ich habe Boderline: Nein, sie haben kein Borderline. Und ich denke viele kennen mich einfach nicht anders. Borderline ist ja nichts was vom Himmel fällt. Und viele Menschen die mich schon lange kennen, würden viele Verhaltensweise als eben typisch für mich abstempeln, aber sie nicht in Zusammenhang mit Borderline sehen.
Vielleicht lernt man manches anders zu sehen, wenn man das halt studiert. Ich persönlich stelle es mir sehr schwierig vor, dann nicht hinter jedem sagen wir anderem Verhalten im Umkreis eine psychische Störung zu vermuten. Ich denke da muss man sich halt eben echt klar distanzieren. Du meinst, du würdest dann halt Freunden etc. sagen, du geh mal zum Arzt, ich vermute das und das. Aus meiner Sicht her. Ich habe viele Jahre den Kontakt zu Personen gemieden, die nur ansatzweise was mit Psychologie zu tun hatten. Und ich kenne viele die ähnlich handeln. Auch aus der Angst heraus.
Hätte ich jemand gekannt und der wäre mir auf der Ebene näher gekommen und ich hätte mal geredet und der hätte mich dann zu einem Arzt geschickt- ich glaube ich hätte erst mal gefragt: Kannst du nicht? Bitte? Eventuell wäre auch irgendwann der Punkt gekommen, an dem ich mich von demjenigen verlassen gefühlt hätte, weil er seine professionelle Distanz wahren wollte. Es ist für psychisch kranke Menschen oft schwer das dann zu trennen. Der Gedanke, erst schickt er mich zum Arzt, warum macht er es nicht selbst, warum lässt er mich nun allein?
Problematisch kann es auch werden, wenn die Behandlung vielleicht nicht so läuft wie dein Bekannter es sich wünschte. Dann wirst du konfrontiert mit so Aussagen wie: Du bist viel netter, mit dir kann ich viel besser reden! Oder auch klaren Nachfragen, dass und das ist so gelaufen- haben die anderen das richtig gemacht? Wie hättest du es gemacht?
Deshalb denke ich, man selbst nimmt da irgendwann Abstand von. Oder man hat generell ein Helfersyndrom und auch wenn das nun gemein und hart klingt, aber dann ist der Beruf nicht unbedingt das Wahre. Weil man dann generell Probleme hat alles zu trennen. Oder sich an den Problemen anderer, auch der Patienten, aufreibt.
Ob dir das wirklich hilft eine Entscheidung zu treffen, steht auf einem anderen Blatt. Aber ich würde das nun auch nicht als wirkliches Entscheidungskriterium nutzen. Du solltest dich aber fragen, ob du nur Psychologie studieren möchtest, weil du jemand bestimmten helfen möchtest. Und dir sollte klar sein, dass man in dem Studium auch unheimlich viel über sich selbst lernt, was sicherlich nicht immer schön ist. Ich selbst habe mal darüber nachgedacht Psychologie zu studieren. Allerdings nachdem ich die Diagnose schon hatte. Ein Grund dafür wäre sicherlich, dass ich manche Sachen mit Sicherheit besser nachempfinden kann. Ein Grund wäre sicherlich auch, weil ich gerne die Schiene fahren, meckern kann jeder, man muss es erst mal selber machen. Gründe dagegen sind vor allem, dass ich das meisten definitiv gegen mich verwenden würde. Also die Inhalte des Studiums und das was ich über mich erfahren könnte.
Ich nehme nicht an dass du die Hobbypsychologen auch mit in deine Frage einbeziehst denn die lassen in der Regel keine Gelegenheit aus mit ihrem Pseudowissen zu glänzen und es anzubringen.
Ich kenne nur zwei Psychologen persönlich und dass sind ganz angenehme Leute bei denen man auch nicht den Eindruck vermittelt bekommt dass sie ihren Beruf auch mit in das Private nehmen. Man hat auch nicht das Gefühl auf der Couch zu sitzen. Gut, wenn man eine Frage hat dann erhält man von ihnen auch eine Antwort, aber das ist ja normal. Vielleicht liegt es aber auch daran dass sie solche Gespräche auf privater Basis gerne vermeiden weil sie auch noch nebenberuflich stark angagiert sind was so die ehrenamtlichen Tätigkeiten betrifft. Auch gibt es unzählige Fachgebiete in der Psychologie so dass ein Arbeitspsychologe nicht unbedingt der Fachmann für die zwischenmenschlichen Beziehungen ist.
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