Aggressives Tanzen

Ich war früher sehr regelmäßig (fast jedes Wochenende) auf Punkkonzerten. Und auch auf Metalfestivals, und muss sagen, dass ich zwar das Anrempeln (Pogen) kenne, doch das es nie so aggressiv war, wie beschrieben. Insbesondere wurde auch nie auf kleine/jüngere Teilnehmer eingetreten. Eher im Gegenteil. Meist wurde auf die jüngeren noch ein besonderes Auge geworfen, damit diesen nichts passiert. Und da ich immer zu der Gruppe der Jüngsten gehörte, weis ich das aus eigener Anschauung. Natürlich ist das jetzt auch schon einige Jahre her (Mein letztes Konzert ist fast 9 Jahre her), doch ich denke mal nicht, dass es sich so sehr geändert hat in der Szene. Besser gesagt, ich hoffe es nicht, denn ich wollte im Sommer mal wieder auf das eine oder andere Festival in der näheren Umgebung fahren und aggressives Verhalten hat für mich nichts mehr mit party-Stimmung zu tun!

Interessant fand ich die unterschiedlichen Sichtweisen in diesem Thread, bzw. die Tatsache, dass es aggressives Tanzen in verschiedenen Subkulturen gibt. Auf vielen Konzerten kommen ja unterschiedlichen Personen zusammen. Auch wenn alle Punk hören, so sind es dennoch verschiedene Altersklassen mit unterschiedlichen Interessen und Vorlieben. Und manch einer möchte sich abreagieren, während andere lieber an der Theke stehen und sich die Bühnenshow ansehen. So lange man sich dabei aus dem Weg geht, bzw. die Interessen des anderen respektiert, finde ich beides in Ordnung.

Umgefallen sind damals bei der Kelly Family schon massig Leute. Und dabei meine ich nicht nur das Umfallen durch Kreislaufzusammenbrüche, sondern durch Drängeln, Stagediving, Schubsen, Hüpfen, usw. kam es immer mal vor, dass mehrere Personen aufeinander fielen. Wer nicht gerade Klassik hört, bewegt sich manchmal auch gerne zur Musik. Und vor vielen Bühnen unterschiedlichster Künstler gibt es sowohl pogende Fans, als auch jene, die für einen Platz ganz vorne alles tun würde. Das kommt man sich natürlich körperlich näher und wer sich in den Mosh-Pit stellt, sollte wissen, was ihn dort erwartet.

In der Regel wissen die Besucher auf Konzerten auch, was sie erwartet, da Freunde Fans der Musik sind oder man selbst schon mal Videomitschnitte und Live-Aufnahmen gesehen hat. Da weiß man dann meist, ob die Band regelmäßig vor der Bühne eine Wall of Death initiiert und wer nicht dem Boden näher kommen möchte, sollte sich vielleicht nicht gerade in den gebildeten Graben stellen kurz vor dem Startsignal.

In Diskotheken habe ich es meist wesentlich ruhiger erlebt. Wenn es eine Fläche zum Pogen gab, dann war diese eher klein und so manches Mal gab es Probleme mit anderen Besuchern, die sich mit diesem Tanzstil nicht anfreunden konnten. Aus Angst um sein Mobiliar und einer Eskalation unterbinden größere Läden solche Pogogruppen meistens.

Solche Erfahrungen wie Du sie hier erwähnst, habe ich nun auch noch nicht ein einziges Mal machen müssen – glücklicherweise, wie ich meine, denn ich möchte ungern verletzt werden und hätte dann sicher entsprechend große Probleme aufgrund meiner gesundheitlichen Vorgeschichte. Jedenfalls kann ich aber nicht sagen, ob ich nun auch insofern etwas „Glück“ mit meinem Musikgeschmack habe, denn solche Metalkonzerte würde ich wohl aufgrund meines anders gelagerten Musikgeschmackes schon gar nicht besuchen wollen.

Die Konzerte, auf denen ich bisher als Gast war, waren allesamt friedlich und ich kann auch nicht sagen, dass es dort zu einer einzigen Schlägerei gekommen wäre, obwohl das Publikum wirklich bunt gemischt und auch die jeweiligen Darbietungen der entsprechenden Künstler, die hier aufgetreten sind, aus den unterschiedlichsten Richtungen gekommen sind. Allerdings war ich aber neulich auf einer anderen Veranstaltung, die nichts mit Musik zu tun hatte, sondern mit Motorrädern, und hier muss ich sagen, dass ich eine gewisse Gewaltbereitschaft verschiedener Besucher dieser Veranstaltung durchaus spüren konnte, wenngleich es auch hier nicht zu Schlägereien kam. Ich hatte aber hin und wieder das Gefühl, darauf vorbereitet sein zu müssen, dass einer dieser Besucher ausflippt, denn es lag definitiv etwas in dieser Richtung in der Luft.

Bei dieser Gelegenheit fiel mir allerdings aber auch mal wieder auf, dass ich einen direkten Zusammenhang zwischen der allgemeinen Gewaltbereitschaft und dem Konsum von Alkohol erkennen kann. Bei der gerade eben erwähnten Veranstaltung war es auch tatsächlich so, dass sehr viel Alkohol getrunken wurde und Bier wohl das am häufigsten konsumierte Getränk an diesem Abend war, der über mehrere Stunden ging. Ich vermute, dass auch bei den von Dir erwähnten Konzerten Alkohol ausgeschenkt und reichlich konsumiert wird?

Insgesamt erinnert mich Deine Schilderung sehr an die Hooligans bei verschiedenen Fußballspielen, die sich ja leider ebenfalls übel daneben benehmen. Auch hier gibt es scheinbar keinen guten Ton und nichts, was man als Unbeteiligter richtig machen oder zur Entschärfung einer solchen eskalierenden Situation beitragen kann. Man hat also schon verloren, wenn es ein Besucher der jeweiligen Veranstaltung auf Ärger abgesehen hat – und was kann man daran schon gut finden? Sicherlich rein gar nichts, also halte ich davon auch entsprechend wenig.

Wenn dann auch tatsächlich noch Unbeteiligte in ein solches Geschehen unmittelbar hineingezogen werden, finde ich das noch viel abscheulicher, allerdings meine ich, dass es an Negativem eigentlich schon ausreicht, wenn die eigene gute Stimmung und Freude über das, was man hier beim jeweiligen Event erleben wird oder erlebt hat durch diese Gewaltaktionen von anderen Veranstaltungsbesuchern untereinander zerstört oder wenigstens beeinträchtigt wird. Mir würde es jedenfalls schon die Freude verderben, wenn ich lediglich als Zuschauer eine solche eskalierende Situation miterleben müsste, dafür bräuchte ich nicht einmal in dieses Geschehen hineingezogen werden.

Ich war mal auf einem Festival, an dem H-Blockx gespielt hat und muss sagen,es gibt wirklich Fans die zu weit gehen. Gegen ein bisschen ' Pogen' wie man so schön sagt, hab ich echt nichts. Aber leider bekam ich da einen Ellbogen ins Gesicht und als wäre es nicht genug ist mir mein Schuh abgefallen und einer der Konzertbesucher hat ihn genommen und auf die Bühne geworfen.

Natürlich konnte ich mit diesem Fuß nicht mehr abstehen weil ich mir sonst noch Verletzungen am Fuß zugezogen hätte, wenn jemand drauf getreten wäre. Das einzige was mir übrig blieb war aus der Menge an den Rand zu hüpfen und mir das Konzert von da fertig ansehen.Ich persönlich finde so ein Verhalten richtig rücksichtslos gegenüber anderen Konzertbesuchern die einfach die Show ansehen wollen.

Ich bin auch oft auf Metal Konzerten und ich muss sagen, dass es auf denen eigentlich recht friedlich zugeht. Damit meine ich nicht, dass es dort keine Moshpits, Walls Of Death oder ähnliches gibt, jedoch ist die Verletzungsgefahr sehr gering, da die Besucher von Metal Konzerten wie gesagt im Gegensatz zu manchen Hardcore bzw. Metalcore Teenagern, welche eh mehr Wert auf einen hohen Alkoholpegel als auf gute Musik legen, eher friedlich sind.

Dies lässt sich anhand einiger Erfahrungen gut beschreiben. Im Moshpit geht es natürlich immer wild zu, man bekommt regelmäßig Ellenbögen ins Gesicht oder ein Knie in den Bauch, erstaunlich fand ich jedoch was passierte, als ich einmal zu Boden viel. Gegen meine Erwartungen blieben alle Mosher rund um mich stehen, drängten die wild tanzenden weg und hoben mich auf!! Ich bedankte mich und der Spaß ging weiter. Es ist also auf Metal Konzerten prinzipiell so, dass einem aufgeholfen wird, wenn man hinfällt.

Das aggressive, gefährliche Tanzen findet man eben größtenteils auf Hardcore Konzerten, während es beim Metal zwar ebenso vertreten ist, die Fans jedoch um einiges netter sind.