Sinn und Zweck einer Vorschule?

vom 23.10.2011, 20:21 Uhr

In einem anderen Beitrag habe ich gerade berichtet, dass sich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis scheinbar einige Kinder im Kindergarten langweilen. Woran das liegt, kann ich eben auch nicht so konkret beantworten, sondern ich stelle diesen Fakt nun einfach einmal als gegeben hin.

Einige Eltern kamen demnach auf die Idee, ihre Kinder im letzten Kindergartenjahr, also bereits mit fünf Jahren nicht in den Kindergarten sondern in die Vorschule zu geben. Scheinbar geht das. Dazu muss ich sagen, dass ich aus Österreich komme und hier ist es so, dass es seit einiger Zeit das verpflichtende letzte Kindergartenjahr gibt. Statt diesem Jahr, kann man nun eben scheinbar auch ein Jahr lang die Vorschule besuchen.

Ich habe mir noch nie ernsthaft Gedanken über das System der Vorschule gemacht, aber ich hätte bislang eigentlich immer gedacht, dass die Vorschule für jene Kinder gedacht ist, die eigentlich das Schulalter, also 6 Jahre erreicht haben, aber aus welchen Gründen auch immer, eben doch noch nicht ganz reif für die Schule sind. So habe ich die Vorschule als Zwischenlösung für diese Kinder gesehen, die eben zu alt für den Kindergarten sind, aber noch nicht schulreif sind.

Aber scheinbar ist es ja so, dass man eben schon mit 5 Jahren in die Vorschule gehen kann. Was lernt man dann in der Vorschule und worin besteht der Unterschied zum verpflichtenden letzten Kindergartenjahr? Auch im letzten Kindergartenjahr müssen ja bereits Vorschulübungen und dergleichen gemacht werden. Lernt man in der Vorschule mehr? Und falls das so ist, wie geht es den Kindern dann beim Schuleintritt? Kommt da dann nicht die Langweile auf, wenn sie schon mehr können als jene Kinder, die das letzte Jahr im Kindergarten verbracht haben? Und falls es doch keine Lernunterschiede geben sollte, worin liegt dann der Unterschied? Ich möchte noch anmerken, dass eine Volksschule der Grundschule in Deutschland entspricht.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Nun, ich wusste nicht dass man die Vorschule auch schon mit 5 Jahren besuchen kann. Ich kenne das so, dass man wenn man noch nicht so gut ist, also in einem Fach Schwierigkeiten hat, von der 1. Klasse in die Vorschule zurückgestuft wird, die im selben Schulraum mit den Kindern der 1. Klasse stattfindet, sodass das Kind und seine Schulkollegen nicht wirklich merken, dass jemand ein Vorschüler ist. Nur die Eltern und die Lehrer wissen es, und der Lehrer gibt dem Vorschulkind leichtere Hausaufgaben und ist nicht so streng hinter dem Kind, als wenn es in der 1. Klasse wäre.

Die Vorschule ist also eigentlich schon der Eintritt in die Volksschule und wird von dem Kind wahrscheinlich auch als solcher wahrgenommen. Wie du jedoch schon vermutet hast, wird beim tatsächlichen Schuleintritt in die 1. Klasse bestimmt Langeweile aufkommen, da das Kind das alles schon einmal gemacht hat, in nur sehr leicht abgeänderter Form - die Lernunterschiede sind also nicht wirklich groß.

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» katzenfeex3 » Beiträge: 201 » Talkpoints: 0,35 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich war selbst in der Vorschule. Das ist über 30 Jahre her, aber ich versuch mal, meine Erinnerungen noch zusammen zu kramen. Zuerst einmal ist die Vorschule meines Wissens nur verpflichtend für die Kinder, die noch nicht schulreif waren und zurückgestellt wurden. Für alle anderen ist es freiwillig. Meine Eltern haben sich damals dazu entschieden, weil die gesamte Vorschulklasse dann auch in der Grundschule zusammen blieb. Die nachträglich dazu gekommenen waren erst mal Außenseiter.

Die Vorschule war dann eine Kombination aus Schule und Kindergarten. Man musste noch nicht so lange still an einem Tisch sitzen und arbeiten - aber es gab eben auch schon die Tische und man konnte die Situation kennen lernen. Außerdem wurde mehr gelernt wie zum Beispiel die Farben, die auch im Alter von fünf Jahren und auch damals in der guten alten Zeit noch längst nicht jeder kannte. Es wurde außerdem viel gebastelt. Das übte das Stillsitzen, das konzentriert Arbeiten und natürlich die Feinmotorik, die man zum Schreiben braucht. Alles in allem ist es eine Art Vorbereitung auf die Schule.

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Du verwechselst das aber nicht mit einer Vorklasse denn das ist nicht unbedingt erstrebenswert? Als unser Sohn eingeschult wurde hat die Schule auch eine sogenannte Vorklasse gebildet und zwar aus Kindern die auf Grund ihres Alters nicht mehr in den Kindergarten gehen konnten aber zu dumm waren um eingeschult zu werden. In unserer 5000-Seelen-Gemeinde betraf das immerhin 15 Schüler. Die wurden auch nicht gemeinsam eingeschult, das kam erst ein Jahr später. Während dieser Zeit haben sie viel Kuschelpädagogik erhaltenum ihnen allgemeine Verhaltensregeln, gesellschaftliche Kompetenz, Pünktlichkeit und so weiter spielend beizubringen. Lesen, Schreiben und Rechnen standen dabei nicht im Vordergrund, wer wollte der konnte immer in seine Kuschelecke.

Als unser Sohn die allgemeine Vorschule besuchte war er unheimlich Stolz darauf und damit ist für mich der Sinn auch erfüllt. Schulische Dinge wurden da auch nicht geregelt, soweit ich mich erinnern konnte wurde dort nur gebastelt und gemalt. Die Vorschule wurde auch von den Erziehern des Kindergartens organisiert, ein oder zwei Lehrer stellten sich nur einmal kurz vor und hatten mit der Vorschule eigentlich auch nichts zu tun.

Es wurde aber schon gesagt welche Materialien sie mitbringen müssen die für die Vorschule benötigt wurden, so wurde schon ein bisschen der gehorsam trainiert und auch das Stillsitzen. Hintergrund könnte auch sein dass die eventuell vorhandene Angst der Kinder vor dem neuen Lebensabschnitt genommen werden soll, aber wie gesagt, die Kinder freuen sich in der Regel doch auf die Schule. In meinen Augen ist die Vorschule aber auch überflüssig.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



So eine Vorklasse kenne ich ehrlich gesagt nicht, deswegen verwechsle ich das damit denke ich nicht. Die Vorschulklasse wird eben auch von den Volksschulen angeboten und nicht vom Kindergarten. Demnach sind dort eben auch keine Kindergartenpädagogen sondern eben Volksschul-/GrundschullehrerInnen.

Was sie darin genau lernen, weiß ich eben auch nicht und das würde mich eben interessieren. Es wird darin sicher auch gespielt, aber ich denke eben einfach einmal weniger als in einem Kindergarten. Bleibt die Frage, was sie sonst so dort machen. Wenn es bereits Übungen wie in der 1. Klasse sein sollten, dann hätten diese Kinder doch einen erheblichen Vorsprung, wenn sie dann in die 1. Klasse kommen. So wird es dann entweder für die anderen Kinder sehr mühsam oder für diese Kinder sehr langweilig.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


@tournesol: Danke für die zusätzlichen Informationen, ich kenne diese von dir beschriebene Vorschule nicht, habe auch noch nie davon gehört dass es so etwas gibt.

Ob so etwas wirklich Sinn macht ist nicht einfach zu beantworten, unsere Pädagogen hier in Deutschland stehen eher auf dem Standpunkt dass die Kinder die eingeschult werden am besten noch nicht Lesen und Rechnen können. Damit will man eben verhindern dass sich die Kinder im Unterricht langweilen oder dass es schwieriger wird ihnen die Lernmethoden der jeweiligen Lehrer einzutrichtern. Ich denke das hat schon etwas für sich. Auch wenn sich die Kinder im Kindergarten langweilen könnten, wohlfühlen dürften sie sich dort doch trotzdem. Warum soll man ihnen die unbeschwerte Zeit nehmen? Der Ernst des Lebens ereilt sie doch auch noch früh genug.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Mein Sohn war auch in der Vorschule. Es ist eine Art Förderunterricht wo die stärken und schwächen der Kinder gefördert werden. Mein Sohn hatte immer sehr viel Spaß in dieser Vorschule und es hat ihm auch nicht geschadet. Am ende dieser Vorschule hatten wir nochmal ein intensives Elterngespräch wo uns die Schwächen und Stärken unserer Kinder erklärt wurden und uns wurden dort auch sehr viele Tipps gegeben wie wir unsere Kinder im Alltag weiterhin spielerisch fördern können.

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» alkalie1 » Beiträge: 5526 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich komme auch aus Österreich und was du schreibst ist mir neu. Das kann aber auch wieder von Bundesland zu Bundesland anders sein. Hier in Kärnten ist die Vorschule tatsächlich nur für die Kinder, die eigentlich schon das Schulalter erreicht haben, aber noch nicht so weit sind.

In unserem Kindergarten ist es aber so, dass die Erzieher mit den Vorschulkindern auch Übungen machen. Zwar müssen die Kinder die nicht unbedingt machen, aber so versucht man die Kinder langsam an die Schule heran zu führen. Generell wäre ich aber für die Idee der verpflichtenden Vorschule (was ja hier auch seid einiger Zeit im Gespräch ist). Aber eben schon mit 5 Jahren.

Das Pensum was die Kinder hier in der Volksschule vorlegen, ist kaum zu meistern. Z.B. müssen die bis Weihnachten das Komplette Alphabet lesen und schreiben können. Und zwar in Wörtern nicht in Buchstaben. Wie soll das ein "kindergartenkind" in 3 Monaten schaffen? Die Kinder werden praktisch vom Spielzimmer ins "Berufsleben" gesteckt. Ich frage mich nur, warum das Pensum später so nach lässt, aber das ist ein anderes Thema.

» Naffi » Beiträge: 948 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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