Warum sagt man, dass das Herz die Gefühle bestimmt?

Immer wieder hört man, dass man auf sein Herz, also auf seine Gefühle hören soll, wenn man vor einer Entscheidung steht. Aber warum ist das Herz angeblich an den Gefühlen Schuld? Es ist doch das Gehirn, was unsere Gefühle steuert und nicht das Herz.

Wenn ein Mensch ein Herz transplantiert bekommt, ändern sich ja auch nicht die Gefühle für den Menschen, den er vor der Transplantation geliebt hat. Aber warum ist das Herz so bestimmend, wenn man von Gefühlen redet? Das Herz ist doch nichts weiter als eine Pumpe, die das Blut durch den Körper pumpt und ob es nun eine künstliche Pumpe ist oder ein Herz eines verstorbenen Menschen, es ändert nichts an den Gefühlen. Wie kam man darauf, dass das Herz was mit Gefühlen zu tun haben soll?

Eine Möglichkeit wäre, dass man das sagt, weil das Herz auf die Gefühle reagiert. Wenn man zum Beispiel verliebt ist oder ängstlich ist, dann fängt das Herz ja auch an schneller zu schlagen und der Blutdruck steigt. Das wäre für eine Möglichkeit, wieso man sagt, dass die Gefühle im Herzen sind.

Ich sehe da schon einen Zusammenhang. Wenn man zum Beispiel erschreckt wird, sagt man ja auch oft sprichwörtlich "Mir ist fast das Herz stehen geblieben" oder "Mir ist das Herz in die Hose gerutscht". Und tatsächlich bleibt das Herz in einem Schreckmoment für einen winzigen Augenblick stehen.

Und wenn man verliebt ist oder sich auf etwas ganz besonders freut, hat man ja auch ein sehr starkes Herzklopfen, was man mitunter sogar selbst hört. Denn eigentlich ist ja wie du bereits gesagt hast nicht das Herz der Auslöser von Gefühlen, sondern das Gehirn, aber am Herz werden die Emotionen eben einfach oftmals sichtbar.

Auch wenn das Gehirn die Gefühle steuert, kann man Herz und Hirn nicht von einander getrennt betrachten, da verschiedenste Empfindungen auch immer die Herztätigkeit beeinflussen. Einige Beispiele dazu haben meine Vorredner ja bereits gegeben. Um zu erklären, woher die Redewendungen wie "Hör auf dein Herz" kommen, ist aber ein kleiner geschichtlicher Exkurs vonnöten:

Die Idee, dass das Herz der Sitz der Gefühle und der menschlichen Seele sei, stammt aus der Antike. In Ägypten unterschied man zwischen dem physischen Herzen, das verschiedene Krankheiten beherbergen konnte und dem Herzen als Sitz des Gefühlslebens. Die Griechen gingen davon aus, dass das Herz das Zentrum des menschlichen Denkvermögens und der Lebenskraft sei. Im lateinisch-sprachigen Raum bezeichnete das "cor" (Herz) den Sitz des Geistes und des Lebens. Auch in der Bibel lassen sich einige Hinweise darauf finden, dass das Herz als Zentrum des menschlichen Empfindens gesehen wurde.

Im Mittelalter wurden dann vor allem im westlichen Raum die Ideen der Antike adaptiert, sofern aus dem Altertum noch Überlieferungen vorhanden waren. Erst im Laufe der frühen Neuzeit wurde der Grundstein für heutige medizinische Forschungen gelegt, die uns letztlich die Erkenntnis brachten, dass das Gehirn die Gefühle steuert. Die alten Vorstellungen über das Herz sind aber zumindest in Redewendungen u.ä. erhalten geblieben, was ja dank der Reaktionen des Herzens auf die vom Hirn gesteuerten Empfindungen auch nicht verwunderlich ist.

Ich könnte mir vorstellen, dass diese ganzen Redewendungen, die auf das Herz abzielen einem alten Weltbild entsprechen. Früher - in der Antike oder speziell im Mittelalter - wusste man ja noch nicht so viel vom Gehirn oder vom Herz oder anderen Körperfunktionen und hatte ganz andere Vorstellungen. So sollte auch auch der Verstand im Herzen sitzen. Info