Wir streiten wer mehr arbeitet?
Ich und meine Freundin sind beide momentan noch in der Ausbildung. Das bedeutet, wir müssen beide arbeiten und alle zwei Wochen in die Berufsschule, da wir beide Blockunterricht haben. Ich habe eine 40 Stunden Woche und meine Freundin nur eine 37 Stunden Woche. Jeden Tag arbeite ich von 9 bis um 18 Uhr, damit ich freitags einige Stunden früher von der Arbeit heimkommen kann.
Meine Freundin hingegen fängt zwar schon um 7 Uhr an zu arbeiten, darf aber dafür aber schon um 16 Uhr immer nach hause gehen. Nur dienstags muss sie bis 18 Uhr bleiben. Dafür darf sie aber Donnerstags um 15 und Freitags sogar schon um 12 Uhr gehen.
Ich muss mir jede Woche anhören, wie anstrengend doch ihre Woche war und dass sie so fertig ist. Ich sehe das meistens mit ein wenig Humor, da ich viel mehr arbeite und weniger Abwechslung habe, finde ich meine Arbeitswoche viel anstrengender. Allerdings sieht das meine Freundin überhaupt nicht ein und wenn ich es ihr versuche zu erklären, wird sie immer gleich aufgeregt. Ich sehe das eigentlich nicht besonders ernst, aber irgendwie stört es mich schon. Ich könnte auch mal ein wenig Mitgefühl vertragen, statt mich jedes Wochenende dann quasi um sie kümmern zu müssen. Nur wie bringe ich ihr das bei?
Wozu Mitgefühl, wenn es dem Großteil der Bevölkerung ähnlich geht? Warum bist du dir so sicher, dass es dir schlechter ergeht, nur weil deine Arbeitszeiten für deinen Geschmack ungünstiger liegen? "Viel" Arbeiten ist nicht unbedingt eine Sache der abgerissenen Stunden, sondern hat auch etwas mit der Qualität und dem Anspruch der geforderten Leistung zu tun. Wie wollt ihr das denn bemessen?
Mitgefühl? Man kann doch keine Arbeit miteinander vergleichen und sagen "Ich arbeite härter" Für den einen ist ein reiner Bürojob stressig und für den anderen ist es Ausruhen. Der eine empfindet seinen Job als hart und der andere meint, dass der Job dieser Person einfach lau ist. Sorry, aber wenn deine Freundin durch den Job geschlaucht ist, warum sollte es nicht stimmen? Warum sollte sie einsehen, dass dein Job härter ist. Dein Job wird bestimmt für dich auch hart sein. Aber eben auf eine andere Art.
Ich denke, dass ihr beide einfach lernen solltet den Job des anderen zu respektieren und auch zu respektieren, dass jeder Job für sich hart ist und jeder es für sich so empfindet. Es kann doch nicht sein, dass scheinbar erwachsene menschen sich streiten "Mein Job ist härter als deiner". Ihr solltet lernen euch zu akzeptieren und zu respektieren. Dann kommt es auch, dass ihr lernt, dass jeder Job für denjenigen hart genug ist und kein Streit der Welt es wert ist.
Das erinnert mich an meinen Nochgatten, welcher Montagfrüh das Haus verließ und am Freitagnachmittag wiederkam. Dazu hatte er unter der Woche in aller Regel um 16.15 Uhr Feierabend bzw. wurde am Freitag 13 Uhr Schluß gemacht. Das ich mit Vollzeitjob, Haushalt, Kindern und kranken Eltern bzw. Schwiegereltern wesentlich mehr zu schaffen hatte, sah er nicht ein. Er wäre ja schließlich dafür die ganze Woche nicht zu Hause und unterrichten ist ja eh keine Arbeit. Sprich in seinen Augen habe ich eigentlich Geld fürs Nichtstun bekommen.
Wobei ich der Meinung bin, das man es nicht an den Arbeitsstunden alleine festmachen kann. Auch die körperliche Belastung muss dabei sehen und selbst die psychische Belastung darf man nicht dabei vergessen. Daher finde ich euere Diskussion mehr als kindisch, denn sie zeigt, wie unreif man ist, wenn man sich nur an einem Kriterium festmacht, wo doch wesentlich mehr Aspekte dabei berücksichtigt werden müssten.
Ich verstehe nicht, warum ihr euch darum streitet, welche euren beiden Ausbildungen anstrengender ist. Der eine Job ist vielleicht körperlich belastender, der andere auf geistiger Ebene, der dritte vielleicht zwischenmenschlich und emotional. Jede Arbeit kann unabhängig von den Arbeitszeiten zehrend sein und das erfährt im Laufe seines Lebens auch jeder Mensch.
Aber anstatt euch ständig gegenseitig in den Ohren zu liegen, dass eure Ausbildungen so anstrengend sind und zu versuchen, die Belastungen gegeneinander aufzuwiegen, solltet ihr lernen, euch Inseln zur Erholung zu schaffen. Das können Hobbys oder sportliche Aktivitäten sein, egal, ob ihr sie gemeinsam ausübt oder getrennt von einander. Oder ihr plant gemeinsame Unternehmungen fürs Wochenende, auf die ihr euch während der Arbeitswoche schon freuen könnt. Oder aber - wenn ihr weniger aktiv sein wollt - ihr entspannt euch einfach ganz gemütlich auf dem Sofa.
Wenn ihr jetzt schon darüber in Streit geratet, wessen Arbeit mehr "schlaucht", frage ich mich nämlich, was daraus erst werden soll, wenn ihr die Ausbildung beendet habt und nicht mehr die Abwechslung durch das Durchlaufen verschiedener Arbeitsbereiche und die Berufsschule habt.
Du kannst Arbeit nun wahrlich nicht nur an den Stunden festmachen, sondern eben auch daran, was gearbeitet wird. Ich gehe mal davon aus, dass Ihr Beide unterschiedliche Ausbildungen absolviert und entsprechend andere Berufsfelder lernt. Mich würde in dem Fall auch mal interessieren, welchen Beruf Deine Freundin erlernt und wie sie den verbringt. Sprich, ist sie nur am Sitzen, nur am Stehen oder ist es eine Mischung? Womit ist sie beschäftigt? Oder hat sie auch hin und wieder Freiluft? Denn das kann durchaus auch zu Müdigkeit führen.
Auch gehe ich davon aus, dass Deine Freundin ja wesentlich eher aufsteht als Du - wenn ich allein von Deinen Arbeitszeiten her ausgehe und auch das schlaucht. Besonders dann, wenn man vor noch nicht allzu langer Zeit nicht so früh aufstehen musste. Das kommt auch mit dazu. Also, reiß Dich eben auch zusammen und erwarte kein Mitgefühl, sage ihr aber, dass Du eben auch nicht untätig warst und genauso kaputt bist. Das Argument der Mehrarbeit zählt allerdings nicht.
Jeder hat ein anderes empfinden von anstrengender Arbeit, daher kann man das sicherlich gar nicht vergleichen. Vor allem weil ihr ja anscheinend auch verschiedene Berufe ausübt. Für deine Freundin scheint ihre Arbeit ja sehr anstrengend zu sein und sie sagt dir das dann eben auch. Es ist lieb von dir, dass du dich dann um sie kümmerst. Du empfindest deine Arbeit zwar auch als anstrengend, aber das scheint sich ja noch in Grenzen zu halten. Nur weil ihr unterschiedliche Arbeitszeiten habt, heißt es ja nicht, dass es deiner Freundin leichter fällt und weniger anstrengend ist.
Mir ist schon häufiger aufgefallen, dass Männer da wohl etwas mehr aushalten als Frauen. Wenn ich sehe, was mein Freund jeden Tag auf der Arbeit leisten muss und wie viele Überstunden er macht. Er steht dort oft unter sehr großem Druck und hat auch einiges an Verantwortung. Oft muss er auch durch Deutschland reisen und vor Kunden sprechen. Für mich wäre sein Beruf ganz und gar nichts und ich würde schon längst dem Druck nicht mehr Stand halten können. Jeder fasst Anstrengung und Arbeit eben anders auf.
Ich bin auch der Meinung, dass man gar nicht so pauschal sagen, welche Arbeit nun anstrengender ist. Das ist auch bei jedem Menschen anders, wie er das empfindet. Das beste Beispiel sind mein Mann und ich. Wir haben uns damals ja auf der Arbeit kennengelernt. War arbeiteten beide in der Systemgastronomie, wo wir unterschiedliche Schichten hatte und überwiegend stehen mussten. Die Arbeit war in meinen Augen auch recht stressig, da man ständig unter einem gewissen Erfolgsdruck stand. Während mein Mann diese 8-Stunden-Schichten recht gut weg gesteckt hatte, war ich abends immer total fertig, obwohl man die Arbeit doch wirklich gut miteinander vergleichen kann. Mich hat vor allem das lange Stehen total fertig gemacht, aber mein Mann hatte da keine Probleme. Ich bin daher auch der Meinung, dass die meisten Männer vor allem körperliche Arbeit deutlich besser aushalten können.
Aus diesem Grund kann man also gar nicht sagen, dass es deiner Freundin da besser geht, weil sie weniger Stunden als du arbeitet. Es kann ja sein, dass sie das früher Aufstehen schlimmer empfindet und daher immer so kaputt ist. Ich kenne ganz viele Menschen, die lieber später anfangen würden und dann auch in Kauf nehmen, dass sie dann eben auch abends später nach Hause kommen. Also da solltest du deine Freundin nicht so wirklich belächeln. Man kann das einfach nicht miteinander vergleichen und daher ist es auch total unnötig, darüber zu streiten. Mach ihr einfach klar, dass du Verständnis dafür hast, dass sie kaputt ist, aber dass deine Woche ebenfalls sehr anstrengend war und sie da von dir kein Mitgefühl erwarten kann - allerdings kannst du dann auch keines von ihr verlangen
Das ist eine blöde Situation aber diese ist sehr weit verbreitet. Nahezu jeder will den anderen verklickern, dass er hart arbeitet. Es arbeiten doch einige hart. Der eine mehr und der andere weniger. Es kommt natürlich auch auf die jeweilige Beschäftigung an. Wenn ein Bauarbeiter jammert, dass seine Arbeit so hart und anstrengend ist, dann kann ich das auch verstehen. Was ich zwar nicht kann ist das überprüfen, ob es wirklich so hart zugeht bei ihm oder ob er hier nur schauspielert um etwas Aufmerksamkeit zu ergattern. Das man sich deswegen streitet muss nun wirklich nicht sein. Für den einen ist der Job eben anstrengend und für den anderen nicht.
Allerdings finde ich etwas unpassend, dass du dir die Wochenstunde als Argument heranziehst. Ich weiß zwar nicht ob ihr beide der gleichen Tätigkeit nachgeht oder ob ihr völlig verschiedene Berufe ausübt aber ein Vergleich der Wochenstunden muss nichts heißen. Es gibt Leute die haben in drei Stunden genauso viel Stress wie andere in einer ganzen Woche. Du solltest hier einfach etwas mehr Verständnis für deine Freundin zeigen.
Eine Tätigkeit gegen die andere aufrechnen, das geht nicht. Jeder Mensch empfindet die Arbeit anders. Der eine ist fröhlich beim Arbeiten, weil er es gerne macht, der andere macht die Arbeit griesgrämig und ist froh, wenn der Feierabend endlich da ist, weil er Arbeit grässlich findet. Aber da er auch leben will, muss er arbeiten um an Geld zu kommen. Die gleiche Arbeit machen zwei Menschen so unterschiedlich gerne oder ungern, dass man richtige Vergleiche nicht anstellen kann. Dem einen reichen für sein Pensum sechs Stunden, der andere braucht acht Stunden und ist schweißgebadet vor Anstrengung.
Man kann nicht einfach die Anzahl der Stunden miteinander vergleichen bei zwei verschiedenen Tätigkeiten. Wenn dann am Wochenende der eine oder andere Seufzer kommt und über die schwere Arbeit geklagt wird, sollte man das hinnehmen und ein paar Worte des Trostes sagen. Im Gegenzug wird man ja vielleicht selbst auch bedauert, wenn man sagt, dass es wieder einmal hart war. Zerstört euch nicht eure harmonische Zweisamkeit wegen eines läppischen Streites über mehr oder weniger Arbeit.
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