Helmpflicht für Fahrradfahrer - sinnvoll oder nicht?
Natürlich verhindern Fahrradhelme Verletzungen und auch die Schwere von Verletzungen. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Aber so einfach ist es nicht.
Wusstet ihr, dass über 50% der Schädel-Hirn Traumata bei Stürzen im häuslichen Bereich und in der Freizeit ihren Ursprung haben? Ca. 25% der Traumata gehen zu Lasten der PKW-Fahrer. Der Anteil der Radfahrer tendiert in dieser Statistik gegen Null [siehe hier]. Warum also ausgerechnet die Radfahrer?
Damit plädiere ich nicht gegen das Tragen von Helmen auf dem Fahrrad (v. a. für Kinder und Senioren). Jedoch könnte man durch das Tragen von Integralhelmen in PKW wohl verdammt viele Verletzungen verhindern. Das geht doch nicht? Natürlich geht das. Motorradfahrer können solche Helme tragen und Rennfahrer ebenfalls. Es ist nur eine Frage des Willens oder der Helmpflicht. Und eine Helmpflicht im Haushalt wäre im Angesicht der Unfallzahlen und -ursachen nun in der Tat äußerst effektiv. Auch da beißt die Maus keinen Faden ab.
Es gibt ein schönes Interview in einem Fahrradblog, bei dem Radfahrer in Amsterdam befragt wurden, warum sie keinen Helm trügen. Die besten Antworten (nicht immer meine Meinung):
Because I look like crap with a helmet ...
Cause I don't fall ...
Only Germans do that ...
Because it's gay ...
... my hair ...
Auf die Frage, wenn es Gesetz würde, würdest du den Helm tragen?
Ja ... No
Interessante und kritische Ansätze zur Helmpflicht findet man auch bei der European Cyclists' Foundation. Und dann lese man sich noch was durch zu den Erfahrungen anderer Länder mit der Helmpflicht. Die Erfolge sind lange nicht so, wie man erwarten würde. Interessant auch, dass eine Helmpflicht nicht zu verachtende negative Effekte auf die Volksgesundheit haben wird. Helmpflicht heißt, weit weniger Menschen fahren mit dem Rad. Das führt zu einer Zunahme anderer kreislaufbedingter Krankheiten. Die Kosten für das Gesundheitssystem können ganz schnell höher sein, als ohne Helmpflicht. Alles dargelegt unter o. g. Quelle.
Ich bin also nicht gegen das Tragen von Helmen, das soll man meinetwegen mit Werbekampagnen unterstützen, aber von einer Helmpflicht halte ich nichts. Denn nichts ist so einfach, wie es zunächst scheint.
@zohan
Ich habe doch geschrieben, dass ich denke, dass bei einer Helmpflicht sehr viele Radfahrer vom Radfahren abgehalten würden, was ökologisch nicht gerade gut wäre. Zudem hatte ich auch erwähnt, dass es in meinen Augen nur Geldmacherei der Regierung ist, damit sie wieder etwas haben, wo sie dann durch Bußgelder wieder Einnahmen für das Steuersäckel haben, um damit heruntergewirtschaftete Länder wie Griechenland zu unterstützen.
Ich persönlich mag einfach keinen Helm tragen. Das hat bei mir nichts mit blöd aussehen oder zerstören der Frisur zu tun, ich finde es einfach zu umständlich. Und vermutlich wäre ich dann auch jemand von denen, der bei einer Helmpflicht noch weniger mit dem Rad fahren würde.
Meiner Meinung nach sollte jeder Erwachsene selber entscheiden können, ob er sich dem Risiko des Fahrradfahrens ohne Helm aussetzen möchte oder nicht. Trotz der Anschnallpflicht im Auto gibt es ja auch immer noch Leute, die sich nicht anschnallen und das sogar teilweise auch bei ihren Kindern nicht machen. Mich stört an dieser Idee auch die Regulierungswut der aktuellen Regierung. Da kann ich mich Richtlinie2 und Diamante eigentlich nur anschließen: was kommt dann als Nächstes?
Andererseits ist es halt auch so, dass wir nun die wären, die sich erstmal darüber aufregen, wenn diese Pflicht wirklich kommt, aber für die nächste Generation wäre es dann schon ganz normal, einen Fahrradhelm zu tragen, weil es eben so ist. Das liegt nun auch einfach in der Natur des Menschen, dass man ungerne seine bisherigen Freiheiten beschnitten kriegen möchte.
Dann wurde von einigen gesagt, dass die Autofahrer ja meist Schuld seien und so rücksichtslos. Andere haben gesagt, dass die Fahrradfahrer sich im Straßenverkehr absolut unmöglich verhalten. Ich habe für mich persönlich festgestellt, dass das eine absolute Ansichtssache ist, wo man sich gerade befindet. Sitze ich im Auto, rege ich mich über die unmögliche Fahrweise der Radfahrer auf. Wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin, dann schimpfe ich über die absolut rücksichtslosen Autofahrer.
Ich habe schon Gesichtsverletzungen nach einem Fahrradsturz gesehen, wo man die Person auf den ersten Blick gar nicht erkannte. Und das hätte in dem Maße ein Helm verhindern können. Daher ist die Idee gar nicht so schlecht und selbst TÜV geprüfte Helme kosten heute nicht mehr die Welt, so das es neben einem teueren Fahrrad die geringste Ausgabe wäre.
Dazu sehe ich gerade Leute bis etwa 40 Jahre hier sehr oft mit Helm auf dem Fahrrad. Denn wir haben quasi nur das Stadtzentrum in einem Tal und danach geht es in alle Richtungen steil Berg hoch. Teilweise haben wir hier Höhenunterschiede von 400 Meter zum Stadtzentrum. Ich glaube da kann sich Jeder vorstellen, was man für Geschwindigkeiten auf dem Fahrrad erreichen kann.
Und wenn alle mit einem Helm auf dem Fahrrad unterwegs sind, dann wirkt auch der einzelne Radfahrer damit nicht mehr so auffällig. Also ich selbst würde eine solche Regelung befürworten und mir eben auch einen Helm kaufen, wenn ich ein Fahrrad hätte.
Ich habe die Diskussion gestern auf NDR2 auch verfolgt und war teilweise wirklich erschreckt, was für Gründe einige Leute gegen einen Helm parat hatte. Der beliebteste war wohl "der Helm zerstört die Frisur". Also mal ehrlich, was ist denn das für ein Argument? Ich finde ja auch, dass es (gerade im Straßenverkehr) viele überflüssige Regelungen gibt, aber eine Helmpflicht fände ich doch sehr sinnig. Klar, vielleicht braucht man auf den Weg zum Bäcker wirklich keinen. Aber was ist denn mit den Leuten, die mit den Fahrrad auf Landstraßen (gern auch im Dunkeln) fahren? Da schüttle ich jedes mal den Kopf, wenn ich Fahrradfahrer ohne Helm sehe. Und mal ehrlich, eine Haarbürste bekommt man im Zweifelsfall doch auch mit dem Fahrrad noch mit transportiert.
Ich setze meinen Helm auch nicht immer auf, das gebe ich gern zu. Aber sobald ich aus dem Ort raus fahren will, setze ich einen auf. Ich finde das wirklich als einen wichtigen Sicherheitsaspekt. Genau so setze ich mich nur mit Motorradsachen aufs Motorrad und wünsche jeden Motorradfahrer in Tshirt und Sandalen regelmäßig eine saftige Strafe.
Auch das Argument, dass man dann eben selbst Schuld ist, wenn man sich bei einem Unfall eine Verletzung zuzieht fand ich blöd. Denn wenn ich als Autofahrer an einen Unfall beteiligt bin, bei dem ein Radfahrer verletzt wird, ist das für mich auch nicht gerade schön. Und wenn ein Helm dann doch schlimme Verletzungen verhindert hat, atmet man auch als Autofahrer auf.
Ganz seltsam fand ich die Einstellung, dass der Helm für Kinder Pflicht sein soll und für Erwachsene nicht. Kann mit 14, 16, 18 oder 35 nichts mehr passieren? Schützt ein Helm Erwachsene weniger als Kinder? Die Einstellung kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Das Kostenargument kann man sowieso gleich vergessen, denn es gibt auch schon für unter 20,00€ gute Helme.
Ich bin daher ganz klar für eine solche Helmpflicht. Und das aus der Sicht eines Fahrradfahrers und auch aus der Sicht eines Autofahrers. Klar, es kann auch mit Helm etwas passieren. Und es kann natürlich auch im Haushalt oder sonst wo etwas passieren. Aber meiner Meinung nach vergleicht man da Äpfel mit Birnen. Als der Gurt im Auto Pflicht wurde und der Helm auf dem Motorrad haben auch viele geschimpft, inzwischen ist es Usus.
ChaosXXX hat geschrieben:[...] Denn wenn ich als Autofahrer an einen Unfall beteiligt bin, bei dem ein Radfahrer verletzt wird, ist das für mich auch nicht gerade schön.
Tja, so geht es mir als Radfahrer auch, wenn der Autofahrer sich ein Schädel-Hirn Trauma zuzieht, was weit, weit häufiger geschieht, als bei Radfahrern. Sinnvoller wäre es, eine Helmpflicht für Autofahrer zu fordern. Klingt dämlich, ist aber so.
ChaosXXX hat geschrieben:[...] Ganz seltsam fand ich die Einstellung, dass der Helm für Kinder Pflicht sein soll und für Erwachsene nicht. Kann mit 14, 16, 18 oder 35 nichts mehr passieren? Schützt ein Helm Erwachsene weniger als Kinder?
Wie häufig bist du denn als Kind mit dem Fahrrad hingeflogen und wie häufig als Erwachsener? Und dann sind es wieder besonders die Senioren, denen der Helm helfen würde.
ChaosXXX hat geschrieben:[...] Und es kann natürlich auch im Haushalt oder sonst wo etwas passieren. Aber meiner Meinung nach vergleicht man da Äpfel mit Birnen.
Nein, man vergleicht Schädel-Hirn Traumata. Wenn weit mehr Freizeit- und Haushaltsopfer in die Krankenhäuser eingeliefert werden, als Radfahrer, dann wäre eine Helmpflicht in der Freizeit weit wirksamer und sinnvoller, als eine Helmpflicht auf dem Fahrrad. Was spricht dagegen, beim Tapezieren einen Helm zu tragen? Klingt dämlich, ist aber so.
Unfälle mit dem Rad hatte ich in den letzten ca. 35 Jahren so einige. Vom "überraschend" auftauchenden Hindernis (einmal in Form eines parkenden Posttransporters), bis hin zum völlig verpennten Autofahrer, der danach eine beachtliche Delle im Auto und später auch im Ego (und in einem sehr drastischen Fall auch in der Nase) hatte. Und das einzige Mal, bei dem ich mir den Kopf verletzte war, als ich ziemlich angeduselt im stehen vom Fahrradsattel ruschte und gegen die Ampel pendelte. Hand- und Knieschützer wären vermutlich nützlicher gewesen.
Es gibt durchaus Radfahrer, bei denen ein Helm bestimmt beachtlich zur Sicherheit beiträgt, z.B. gehören die Kurierfahrer dazu, welche mit beachtlicher Geschwindigkeit durch den dichten Stadtverkehr fahren, aber ob es sinnvoll ist, alle vor sich hingurkenden Normalradfahrer mit einem Helm zwangszubeglücken? Zweifelhaft.
Sehr viel sinnvoller, als über eine eher überflüssige Helmpflicht zu schwadronieren, wäre es den Sinn von Fahrbeleuchtung mal wieder ins Bewusstsein zu rufen. Denn die meisten Unfälle und Beinahunfälle mit dem Rad hatte ich für meinen Teil, weil andere Radfahrer in der Dunkelheit ohne Licht (aber lustigerweise: Oft mit Helm) mir entgegenkamen.
Auch sinnvoller wären bessere und breitere Fahrradwege, die nicht als Parkplatz, Erweiterung des Fußgängersweges, Abstellfläche für alles mögliche und Kleinbiotop missbraucht würden. Oder hin und wieder schlichtweg verschwinden. Derzeit sind Fahrradwege auch so ziemlich der einzige Platz in Städten, wo sich Baumwurzeln völlig ungestört verbreiten können und dafür sorgen, das man ohnehin gebremst fahren muß, weil einen sonst die Huckel eine Acht ins Rad hauen.
Und dann werfe ich einen Blick in unser Nachbarland, wo Rad fahren als selbstverständliche Alternative existiert und was sehe ich: Gut ausgebaute Fahrradstrecken, klare Verkehrsregeln - und so gar keine Helmpflicht.
Eine bestehende Helmpflicht für Fahrradfahrer würde keineswegs die Unfallquote senken, das dürfte klar sein. Jedoch die Schwere eines Unfalls im Kopfbereich würden nicht so krass ausfallen. Es wird für Helmpflicht bei Kindern plädiert, was ich auch richtig finde. Aber bitte, wie soll man ein Kind von der Wichtigkeit eines Fahrradhelmes überzeugen, wenn die meisten Erwachsenen keinen tragen? Kinder sehen Erwachsene als Vorbild!
Viele Rennradfahrer erreichen auf normalen Bundesstraßen eine enorme Geschwindigkeit. Sie fallen in einen regelrechten Geschwindigkeitsrausch, tragen aber nicht immer einen Fahrradhelm. Damit gefährden sie sich selbst und spielen mit ihrem Leben. Eigentlich sollte man sagen, es ist ihr Leben, was geht es mich an. Das Tragen von Fahrradhelmen scheint ein Grund zu sein, sich darüber lustig zu machen, Diamante. Was für einen Helm das Mädchen aus deiner Nachbarschaft getragen hat, ist nicht klar. Es gibt vernünftige Helme, die einen Sturz auf den Kopf abmildern können und einiges kosten und es gibt billige, die ihr Geld nicht wert sind.
Wenn man sich einmal an den Anblick eines Fahrradhelmes gewöhnt hat, sieht man ihn als völlig normal an. Aber nicht nur Kinder und Senioren sollten einen solchen tragen, denn die fahren nicht so rasant schnell, wie der Rest der anderen Fahrradfahrer. Ich bin auf jeden Fall dafür, stets einen Helm zu tragen, zur eigenen Sicherheit. Das hat nichts mit Ankurbelung des Umsatzes durch Helmkauf und auch nichts mit Bußgeldern durch den Staat beim Nichttragen eines Fahrradhelmes zu tun. Es kommt einzig darauf an, die Sicherheit für das eigene Leben zu verbessern.
Gestern waren dazu im Radio nochmal interessante Diskussionen. Zuhörermeinungen, wie man würde doch sein Können einschätzen können, fand ich besonders lustig. Denn man kann nur sich selbst einschätzen, wobei da eben auch mancher zur Überschätzung neigt. Allerdings kann man nie wissen, wie gut Autofahrer oder andere Verkehrsteilnehmer mit ihrem Fahrzeug umgehen können.
Dazu waren dann auch einige Interviews mit Ärzten dabei, welche auch Statistikwerte anbrachten, als die Helmpflicht für motorisierte Zweiräder eingeführt wurde. Die Unfälle selbst sind nicht weniger geworden, wohl aber die Verletzungen im Kopfbereich nicht mehr so schlimm. Und das sollte Grund genug sein, das man einfach mal mit Vernunft an die Sache rangeht und nicht Angst um seine Frisur hat. Die sitzt nämlich auch nicht mehr, wenn man den Salto über eine Motorhaube hinter sich hat.
Richtlinie2 hat geschrieben:Tja, so geht es mir als Radfahrer auch, wenn der Autofahrer sich ein Schädel-Hirn Trauma zuzieht, was weit, weit häufiger geschieht, als bei Radfahrern. Sinnvoller wäre es, eine Helmpflicht für Autofahrer zu fordern. Klingt dämlich, ist aber so.
Wobei es äußerst selten vorkommen dürfte, dass ein Autofahrer von einem Radfahrer umgefahren wird. Außerdem bieten Autos andere Sicherheitsvorkehrungen wie z.B. Airbags und Gurte. Beides hat ein Fahrrad nun mal nicht zu bieten.
Wie häufig bist du denn als Kind mit dem Fahrrad hingeflogen und wie häufig als Erwachsener? Und dann sind es wieder besonders die Senioren, denen der Helm helfen würde.
Ach ich bin auch als Erwachsener schon hingefallen. Unter anderen bin ich letztens mit dem Fahrrad gegen einen Zaun gekippt, weil sich mein Vorderrad in einer Rille verklemmt hatte. Ich war froh, einen Helm zu haben in dem Moment. Sicher hätte ich mir keine tödlichen Kopfverletzungen ohne Helm zugezogen, aber einige fieses Kratzer hat mir der Helm erspart. Dafür kämme ich mir auch gern nochmal schnell die Haare wenn ich mit dem Fahrrad z.B. auf Arbeit gefahren bin. Mache ich ja beim Motorrad nicht anders. An Hand des Alters eine solche Pflicht eingrenzen finde ich Blödsinn. Denn wo zieht man die Grenze?
man vergleicht Schädel-Hirn Traumata. Wenn weit mehr Freizeit- und Haushaltsopfer in die Krankenhäuser eingeliefert werden, als Radfahrer, dann wäre eine Helmpflicht in der Freizeit weit wirksamer und sinnvoller, als eine Helmpflicht auf dem Fahrrad. Was spricht dagegen, beim Tapezieren einen Helm zu tragen? Klingt dämlich, ist aber so.
Dagegen spricht gar nichts. Warum sollte es auf Baustellen in vielen Bereichen sonst eine Helmpflicht geben? Was den Vergleich hinken lässt ist, dass es sich einmal um den öffentlichen Bereich und einmal um den privaten Bereich handelt. Auf dem eigenen Grundstück gilt auch keine StVo, warum sollte man also im eigenen Haushalt solche Dinge regeln?
Vorgeschriebene Warnwesten bei Fahrten im Dunkeln oder beim Spazieren auf der Straße (Außerorts) fände ich ehrlich gesagt auch nicht die schlechtesten Vorschriften. Wenn ich dran denke, wie spät man manchmal Fußgänger oder Fahrradfahrer sieht, wird es mir schon ganz mulmig. Klar in der Stadt und/oder am Tag ist das nicht so ein Problem, aber sobald es keine Straßenlampen mehr gibt, kann das verdammt brenzlig werden.
Ich kann wirklich nicht verstehen, was gegen einen Helm auf dem Fahrrad spricht. Als Fahrradfahrer ist man im Verkehr nun einmal sehr gefährdet, warum lehnt man dieses (wenn auch kleine) Stück an Sicherheit so strikt ab? Nur weil die Haare dann nicht mehr liegen?
ChaosXXX hat geschrieben:[...]Wobei es äußerst selten vorkommen dürfte, dass ein Autofahrer von einem Radfahrer umgefahren wird. Außerdem bieten Autos andere Sicherheitsvorkehrungen wie z.B. Airbags und Gurte. Beides hat ein Fahrrad nun mal nicht zu bieten.
Was hat das damit zu tun? Du kannst aber nicht wegdiskutieren, dass weit mehr Autofahrer ein Schädel-Hirn-Trauma erleiden, als Radfahrer.
Die Hannelore-Kohl-Stiftung (und die sind seit Jahren eifrig als Pro-Helm Lobbyisten tätig) hat selber mal Zahlen genannt. 26% der SHT (Schädel-Hirn-Traumata) erleidet man als PKW Insasse, 14% in der Freizeit und 1% als Radfahrer oder Fußgänger. Wenn man nun noch berücksichtigt, dass mehr Wege mit dem Auto zurückgelegt werden, als mit dem Fahrrad, dann lässt sich sogar ausrechnen (ich spare mir das), dass das Wegerisiko mit dem Auto fast dreimal so hoch ist, ein SHT zu erleiden. Wieso zum Teufel fordert niemand eine Helmpflicht für Autofahrer?
Und was den Haushalt betrifft, da muss man ganz klar sagen, es erleiden mehr Menschen den Tod durch einen Treppensturz (etwa fünfmal mehr) als beim Radfahren. Selbst Bettstürze sind doppelt so gefährlich. Ketzerisch? Wieso? Helmpflicht auf Treppen würde vermutlich mehr nützen, als eine Helmpflicht auf dem Rad.
Aber es kommt noch dicker. Ist es denn wirklich so, dass ein Helm so schützt, wie es immer selbstverständlich behauptet wird? Selbst da gibt es große Zweifel. Schau dir mal die Studie "Cycle helmet laws – facts, figures and consequences" an (hier die deutsche Übersetzung). Hier wurde die Wirkung der Einführung der Helmpflicht in Australien untersucht. Das Ergebnis ist eher ernüchternd.
Und schon gewusst? Die Helmtragequote von verunfallten Personen mit SHT ist größer, als die Helmtragequote in der Gesamtbevölkerung. Die o. g. Stiftung vermeldete, 85% der Radfahrer mit SHT hätten keinen Helm getragen, was aber umgekehrt bedeutet, 15% haben trotz Helm ein SHT erlitten. Nun tragen aber nur ca. 6% der radfahrenden Bevölkerung überhaupt einen Helm. Man muss einen Moment nachdenken, was das bedeutet. Letztlich heißt das nämlich, der Helm erhöht das Risiko, ein SHT zu erleiden. Helmträger verunglücken häufiger. Hoppla. Könnte das vielleicht daran liegen, dass Helmträger sich in falscher Sicherheit wiegen und riskanter fahren? Es gibt sogar Hinweise, dass Radfahrer, die Helm tragen, von Autofahrern riskanter überholt werden.
Viele Erfahrungen haben zudem gezeigt, dass die Zahl der Radfahrer bei Einführung einer Helmpflicht deutlich abnimmt (Australien -36%, Neuseeland -19%). Dadurch sind Radfahrer wiederum weniger sichtbar im Straßenbild, was wiederum negativ auf deren Wahrnehmung durch Autofahrer durchschlagen dürfte.
Ich bin nicht gegen das Tragen von Helmen, aber man darf nicht zu viel davon erwarten. Die Dinger helfen gewiss bei kleineren Unfällen, Schürf- und Platzwunden, aber wenn dich ein Autofahrer mit Tempo 50 ummangelt, dann macht ein Styroporhelm keinen großen Unterschied mehr (siehe auch mal hier zur Untersuchung von Skihelmen bei 30 km/h und 50 km/h). Oder schau mal, was hier in der Conclusion steht. Ginge es wirklich darum, Unfälle und Todesfälle zu vermeiden, gäbe es wirksamere Methoden, als eine Helmpflicht für Radfahrer.
ChaosXXX hat geschrieben:[...]Ich kann wirklich nicht verstehen, was gegen einen Helm auf dem Fahrrad spricht. Als Fahrradfahrer ist man im Verkehr nun einmal sehr gefährdet, warum lehnt man dieses (wenn auch kleine) Stück an Sicherheit so strikt ab? Nur weil die Haare dann nicht mehr liegen?
Radfahrer sehr gefährdet? Wie gesagt, das Wegerisiko im Auto ein SHT zu erleiden ist nahezu dreimal so hoch, wie mit dem Fahrrad. Dass eine Helmpflicht insgesamt das Radfahren sicherer macht, daran bestehen begründete Zweifel, wie auch schon die Erfahrung in Ländern mit Helmpflicht gezeigt hat.
Aus meiner persönlichen Sicht spricht aber trotzdem nichts dagegen, wenn man sich für einen Helm entscheidet. Er kann bei kleineren Debakeln sicherlich helfen. Aber seine Wirkung wird vermutlich überschätzt, was hoffentlich keine riskantere Fahrweise provoziert (ich sage nur ABS). Allerdings sehe ich keine Vorteile durch eine HelmPFLICHT. Wie wäre es mit einer besseren Verkehrsplanung und geringeren Geschwindigkeiten innerorts?
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