Beichte: Sagt ihr dem Pastor eure Sünden?

vom 19.10.2011, 12:58 Uhr

Ich bin katholisch erzogen worden. Als ich damals zur Erstkommunion gegangen bin, musste ich vorher auch beichten gehen. Ich muss sagen, dass ich das als Kind schon furchtbar peinlich fand dem Pastor zu erzählen, was ich alles falsch gemacht habe. Persönlich denke ich auch, dass ein acht jähriges Kind, was zur ersten Beichte gehen muss, damit es zur Erstkommunion gehen darf auch gar nichts schwerwiegendes zu beichten hat, wenn es ein relativ "normales" Kind ist.

Ich habe es immer gehasst und auch nach der Erstkommunion hat meine Mutter mich mehr oder weniger gezwungen immer wieder beichten zu gehen, wenn ich in ihren Augen gesündigt habe. ich fand es einfach schrecklich. Allerdings habe ich noch vor Augen, dass damals auch unheimlich viele Erwachsene Leute in der Kirche waren und warteten, dass ein Beichtstuhl frei wurde, damit sie dem Pastor die Sünden sagen konnten.

Dass das Bodenpersonal des "Lieben Gottes" die Sünden vergeben kann, fand ich schon immer ein wenig kurios und dass man dann auch noch mit ein paar "Vater unser" wieder frei von Sünden sein soll fand ich noch komischer. Ich war als Kind damals schon sehr skeptisch. Als ich dann älter wurde bin ich nicht mehr zur Beichte gegangen, weil ich es einfach lächerlich finde, wenn ich einem Menschen, der nicht mehr ist als ich selber, sagen soll, was ich gemacht habe. Ich bin auch der Überzeugung, dass ich nichts gemacht habe, was es wert wäre zu beichten.

Wie seht ihr das? Geht ihr in die Kirche und beichtet eure Sünden? Welches Gefühl habt ihr, wenn ihr einem fremden Menschen sagen sollt, was ihr gemacht habt? Fühlt ihr euch nach dieser Beichte wirklich besser? Welchen Sinn seht ihr in der Beichte?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Zunächst kenne ich eigentlich in erster Linie Pfarrer, die ihre Pfarrei leiten, denen man Beichtet. Pastoren sind vermutlich eher selten, kann mich aber irren. Tut aber nichts zur eigentlichen Frage.

Wieso sollte man, wenn man an die Beichte und deren Wirkung glaubt, auf die Idee kommen, nicht alles zu beichten? Wäre das nicht schon wieder eine Sünde? Was sollte es bringen zur Beichte zu gehen und dann doch Dinge für sich zu behalten? Weil der Pfarrer es nicht weiß oder weil man dafür keine Absolution erwartet? Wenn man sowieso an den ganzen Spaß nicht glaubt, dann macht das Beichten keinen Sinn.

Daher ist doch klar: wer aktiv zur Beichte geht, macht das aus freien Stücken und aus Überzeugung. Der wird auch alles vortragen, was zu beichten ist. Wer nicht vor hat, sich alles von der Seele zu reden, der geht in letzter Konsequenz auch nicht zur Beichte. Ich nehme mal alle die aus, die nicht freiwillig gehen bzw. denen dies als Pflicht auferlegt wurde und die eben nicht selbstbestimmt gehen können (z.B. eben Kommunionskinder).

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


@derpunkt: Ob nun der Pfarrer, der Pastor, der Kaplan oder sonst einer, der auch eine Messe lesen kann, ist völlig egal. Ich habe auch nicht gefragt, ob man was verheimlichen sollte. Meine Fragen hast du wahrscheinlich völlig falsch verstanden. Mich interessiert nicht, ob man aus freien Stücken dort hingeht.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Da ich gar nicht in die Kirche gehe, gehe ich natürlich auch nicht zur Beichte. Ich war auch erst ein einziges Mal bei der Beichte, nämlich vor der Erstkommunion. Das fand ich schon unglaublich erniedrigend und schrecklich, obwohl ich praktisch nichts zu beichten hatte. Als normales zehnjähriges Kind sollte man da eigentlich nicht viel zu sagen haben. So habe ich mir dann etwas aus den Fingern gesaugt, fand es aber eben total unangenehm, dass man überhaupt zu so einem Schritt gezwungen wird. Ich würde einem Kind so etwas auch nicht zumuten und jetzt, als Erwachsener, sehe ich einfach keine Notwendigkeit mehr für eine Beichte.

Natürlich kommt es vor, dass ich etwas auf dem Herzen habe. Allerdings wäre ein fremder Pfarrer wohl die letzte Person, die ich in dieser Situation ansprechen würde. Ich vertraue mich dann lieber einem guten Freund an. Das ist dann auch jemand, der mich kennt und mir wohl eher einen Ratschlag geben kann als jemand, der überhaupt nichts mit mir zu tun hat und mich gar nicht einschätzen kann. Hätte ich ein ernsthaftes Problem, über das ich mit einem Freund nicht sprechen kann, und das mich sehr belastet, würde ich eher einen Termin bei einem Psychotherapeuten vereinbaren als zur Beichte zu gehen. Dabei handelt es sich dann zwar auch um eine fremde Person, aber eben um jemanden, der die Situation vermutlich differenzierter und lösungsorientierter betrachten wird als ein Pfarrer.

Ich finde es auch ganz großen Unsinn, dass jemand allein durch die Beichte von seinen Sünden befreit werden soll. Damit macht man es sich sehr leicht. Natürlich ist es gut, wenn man über manche Dinge mal sprechen kann, aber das erlöst einen doch nicht von eventuell begangenen Verfehlungen. Weil die Beichte nur ein Bericht ist und nicht auf eine echte Lösung hinarbeitet, könnte ich mir auch nicht vorstellen, dass ich mich nach einer Beichte besser fühlen würde.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Diamante hat geschrieben:Wie seht ihr das? Geht ihr in die Kirche und beichtet eure Sünden? Welches Gefühl habt ihr, wenn ihr einem fremden Menschen sagen sollt, was ihr gemacht habt? Fühlt ihr euch nach dieser Beichte wirklich besser? Welchen Sinn seht ihr in der Beichte?


Ich bin nur zweimal bei der Beichte gewesen, ein Mal davon war kurz vor meiner Kommunion. Als Kind ist man ja noch verhältnismäßig leicht zu beeinflussen, von daher war ich damals gläubig und wäre aus freien Stücken wohl auch hingegangen. Aber wie du schon gesagt hast, haben acht- oder neunjährige Kinder meistens keine wirklich schlimmen Dinge verbrochen. Was gibt es denn schon zu beichten außer "ich habe meine Eltern angelogen" oder "ich habe mich mit meiner besten Freundin gestritten"? Es gab also nichts, wofür ich mich hätte schämen müssen, sodass ich es nicht schlimm fand, zur Beichte zu gehen. Ich habe ehrlich gesagt auch gar nicht hinterfragt, was das Aufsagen von Gebeten bringen sollte. Eigentlich war ich als Kind meinen gleichaltrigen Freunden voraus, aber in der Hinsicht hatte meine Mutter mir eine Art Gehirnwäsche verpasst. Denn heute kann ich nur den Kopf darüber schütteln, dass ich sowas mitgemacht habe.

Heute würde ich mich nach der Beichte definitiv nicht besser fühlen. Ich bin auch nicht mehr gläubig, sondern Atheistin. Ich sehe keinen Sinn darin, jemandem, der mich nicht kennt, meine pikanten Geheimnisse zu erzählen. Ich will auch gar nicht wissen, wie viele Gebete ich dafür aufsagen müsste. :roll: Vor allem weiß ich nicht einmal, was als Sünde angesehen wird von der katholischen Kirche. Ich müsste beispielsweise beichten, dass ich Sex vor der Ehe hatte, denn das ist bei den Katholiken doch eigentlich verboten. Aber ich selber sehe es gar nicht als Sünde an und würde nach Erlangen der Absolution einfach damit weitermachen. Dann brauche ich auch gar nicht erst zur Beichte zu gehen.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich bin auch katholisch und musste vor meiner Kommunion und später dann auch bei der Firmung einmal in die Beichte. Ich war eigentlich nur diese zwei Male in der Beichte und habe auch nicht vor, erneut reinzugehen. Ich weiß nicht, wie es vor einer Hochzeit ist, ob man da auch beten muss, aber am liebsten möchte ich nie in meinem Leben mehr den Beichtstuhl betreten.

Ich fand es schon damals uninteressant, wie du bereits gesagt hast, hat man als 8-/9-jähriges Kind noch nicht viele Sünden zu beichten. Ich habe damals erzählt, dass ich meiner Mutter nicht gehorcht habe und keine Hausaufgaben gemacht habe und ähnliches. Mehr viel mir auch nicht dazu ein. Bei der Firmung war es dann ähnlich. Seine meisten privaten Schandtaten möchte man ja eigentlich keinem anvertrauen und ich würde es auch einem Priester verschweigen.

Ich denke der Sinn der Beichte liegt darin, dass sie Menschen bestärken soll, die etwas schlimmes getan haben. Die Beichte finde ich interessanter für Kriminelle oder Leute, die grundsätzlich ihre Mitmenschen anlügen oder hinters Licht führen. Ganz normale, ehrliche Leute, wie es hoffentlich die meisten von uns sind, werden nicht viel zu erzählen haben. Vielen Mördern wird es aber vielleicht helfen mit ihrer Situation besser fertig zu werden, weil sie zum Beispiel im Affekt gehandelt haben oder ihre Tat zu tiefst bereuen. Es wird ihnen eine positive Stütze sein, ihre Sünden vor Gott zu bringen.

Wenn ich meine Sünden aber loswerden möchte, dann bete ich im Stillen zu Gott und gehe nicht in die Kirche. Den Gottesdienst finde ich von Grund aus ziemlich langweilig und die Beichte mag ich eigentlich überhaupt nicht.

» iCandy » Beiträge: 1584 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich war auch nur zweimal beichten und das war auch in der Vorbereitungszeit zu meiner Kommunion, da ich ebenfalls katholisch bin. Dort musste ich dann einmal in der Sakristei offen dem Pastor gegenüber sitzen und beichten und einmal eben unerkannt im Beichtstuhl. Ich weiß noch, dass ich vorher große Angst hatte, gerade weil ich in diesen dunklen Beichtstuhl musste. Aber es gehört eben zur Kommunionsvorbereitung dazu.

Ich hatte mir damals einen kleinen Zettel geschrieben, auf dem ich die Dinge vermerkt hatte, die ich eben beichten wollte. Meine Mutter hatte mir damals geholfen, die Sachen aufzuschreiben. Ich hatte allerdings keine besonderen Dinge zu beichten, nur eben Sachen, die ein Kind schon mal falsch machen könnte. Wie zum Beispiel nicht immer folgsam zu sein oder mal das Geschwisterchen zu ärgern. Danach mussten wir dann nur noch in die Bußandacht für Kinder. Diese fand dann hin und wieder mal in der Woche abends statt. Meine Oma oder mein Vater ist dann mit uns dorthin gegangen. Ich finde auch, dass man seine Sünden auch leise für sich in einem Gebet beichten könnte. Ich weiß noch, dass ich damals während der Beichte im Beichtstuhl oder beim Pfarrer direkt, keine 5 mal das Vater unser beten musste. Er sagte dann nur etwas wie, dass mir meine Sünden vergeben werden. Einmal wurde das Vater unser dann zusammen gesprochen und damit war ich dann entlassen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich bin zwar katholisch, aber dennoch nicht wirklich sehr gläubig und meine letzte Beichte ist schon Ewigkeiten her. Genauer gesagt, habe ich auch nur die Beichte, während meiner Kommunionsvorbereitung mitgemacht, denn irgendwie habe ich es bis heute nicht verstanden, warum ich einen fremden Menschen, meine Sünden erzählen sollte. Wenn ich mich mit Gott hätte aussprechen wollten, dann könnte ich das auch, wenn ich alleine bin und durchs beten, denk ich. Damals musste ich das allerdings machen, mit der Beichte, weil es ja zur Erstkommunion dazu gehörte. Ich bin zwar mit Sicherheit heute nicht sündenfrei, aber dennoch gehe ich nicht zur Beichte und ich denke, das mir das der liebe Gott auch nicht wirklich böse nehmen wird. :wink:

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» Chrissiger » Beiträge: 1296 » Talkpoints: -2,34 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich kann durchaus von mir behaupten, dass ich nicht unmittelbar an den von Menschen erdachten Gott glaube. Ich habe einen Glauben, aber das ist mein individueller (Zum Glück leben wir nicht mehr im 17. Jahrhundert...). Daher bin ich noch nie Beichten gegangen. Ich kenne auch niemanden persönlich, der so etwas schon einmal praktiziert hätte.

Ich finde es gut, dass man auf diesem Wege seine Sorgen und Leiden loswerden kann. Es hat ja auch einen psychologischen Effekt, wenn man dem Pastor von seinen Süden erzählt, nämlich den, dass man es überhaupt erzählt und nicht in sich hineinfrisst, was ansonsten wahrscheinlich passiert wäre. Ob nun der Pastor einen Südenfrei machen kann oder im Namen von Gott verzeihen kann, dem wage ich zu bezweifeln. Jedenfalls nicht bei unseren heutigen Pastoren. Wenn die von Gott auserkoren wurden, dann möchte ich hier nicht dazugehören. Klar, es gibt auch gute Pastoren, aber ich denke nun mal nicht, dass diese entscheiden können, ob einem Vergeben wird. Ich möchte mir auch gar nicht vorstellt, welche Pastoren in den vergangen Jahrhunderten ihre Macht an anderen missbrauchten.

Gut finde ich, wie gesagt, dass man sich mal unverbindlich aussprechen kann. Wenn man sich regelmäßig ausspricht, dann hat das auch den positiven Effekt, dass man sich die Lasten von der Seele reden kann und gleichzeitig, dass der Pastor kein Fremder ist sondern auch mal einen Tipp mit auf den Weg geben kann. Solch eine mini "Therapie" kann für den einen oder anderen ein guter Weg sein, seine Probleme in den Griff zu bekommen. Hier hat er dann eine Anlaufstelle. Nur würde ich diese Beichte nicht zum Standard werden lassen. Es sollte kein Zwang sein. Das würde keinen Sinn ergeben.

Ich für meinen Teil habe mich entschieden (vielleicht liegt es auch daran, dass ich es nicht anders kenne), dass ich nicht zur Beichte gehe. Für mich wäre das etwas befremdliches, zumal ich den Pastor eh nur als Kummerkasten oder Seelensorger ansehen würde und nicht als Person, die meine Sünden vergeben kann. Und da ich nicht der Typ Mensch bin, der jedem seine Probleme aufs Auge drückt, ist die Form der Beichte nichts für mich.

» Humpen2020 » Beiträge: 356 » Talkpoints: 0,63 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich bin ebenfalls katholisch und war vor meiner Kommunion beichten. Damals war das für mich schon völlig unnötig, weil mir nichts so schlimmes eingefallen war, das ich unbedingt beichten muss. Ich habe damals zusammen mit meinem Vater überlegen müssen, was ich zur Beichte sagen soll, denn ich hatte nichts so schlimmes angestellt. Aber da man beichten musste, mussten wir uns etwas überlegen. So sagte ich dem Beichtvater dann eben ein paar lapidare Sachen, die eigentlich überhaupt für eine Beichte unnötig gewesen wären.

Seit meiner Kommunion habe ich die Kirche nur noch betreten, wenn ich einen dringenden Grund hatte. Also wenn jemand selbst Kommunion hatte und wir waren eingeladen. Deshalb war ich seit damals auch nicht mehr beichten und habe das auch künftig nicht vor. Für mich ist die Beichte wertlos, denn meiner Meinung nach kann mir niemand meine Sünden erlassen. Wenn ich tatsächlich etwas schlimmes gemacht habe, ist es weiterhin schlimm, auch wenn ich es gebeichtet habe. Zum Glück hat mich meine Mutter nie dazu gezwungen weiterhin in die Kirche zu gehen, denn das hätte ich sicherlich nicht mit mir machen lassen.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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