Beichte: Sagt ihr dem Pastor eure Sünden?
Bei uns wurde die Beichte vom Pfarrer abgenommen und man ist nicht nur vor, sondern auch viele Jahre nach der Kommunion noch zur Beichtstunde gegangen. Vieles, was ich eventuell getan haben könnte oder was ich gebeichtet habe, habe ich mir im Grunde auch nur ausdenken können. Als Neunjährige hat man zum Einen da nicht den Sinn für so etwas und zum Andern musste man sich echt da mal etwas aus den Finger gesogen haben, was wiederum einer Lüge gleichkam, die beim nächsten Mal gebeichtet wurde. Im Grunde war diese Beichtaktion grundsätzlich kontraproduktiv.
Seit meiner Jugend war ich nun nicht mehr beichten. Sicherlich gebe es da die eine oder andere Sache, aber ich stehe der katholischen Kirche beziehungsweise der christlichen Kirche eher kritisch als wohlwollend gegenüber. Entsprechend ist auch meine Einstellung gegenüber so etwas wie der Beichte.
Die Kirche habe ich nun in den letzten Jahren auch nur zu Beerdigungen und zu Hochzeiten betreten, alles andere war und ist nicht so meine Welt gewesen und wird es auch nicht mehr sein. Zumindest, wenn ich dies vom jetzigen Standpunkt aus betrachte. Es kann sein, das ich irgendwann einmal anders denke und dann möchte, dass mir die Beichte abgenommen wird, aber das kann ich mir jetzt nicht mehr vorstellen.
Die letzte Beichte bekam ich mit 8 Jahren abgenommen. Vor der Firmung musste ich nicht beichten gehen und seitdem habe ich auch keine Kirche mehr freiwillig mehr aufgesucht. Mir ist es nicht wirklich peinlich über meine Sünden zu reden, aber der Pfarrer ist für mich persönlich der falsche Ansprechpartner.
Für viele andere Menschen finde ich die Beichte jedoch recht gut. Besonders wenn diese Menschen wirklich alles in sich hineinfressen und mit niemanden reden beziehungsweise niemanden haben. Da finde ich, dass der Glaube beziehungsweise die Beichte eine recht gute Lösung ist. Es gibt ja auch viele Pfarrer, die in der Seelsorge tätig sind, was übrigens auch eine gute Alternative zum Psychiater ist.
Einen Sinn sehe ich in der Beichte nicht, sondern eher einen riesengroßen Unsinn. Bereits ein acht- bis zehnjähriges Kind wird vor seiner Erstkommunion dazu genötigt, seine "Sünden" zu gestehen, um sie "vergeben" zu bekommen - und das vor einem Menschen, der mit dem eigentlichen potentiellen Fehlverhalten gar nichts zu tun hat. Wäre es nicht an diesem Punkt sinnvoller, wenn die Eltern ihrem Kind beibringen würden, dass man sich bei demjenigen entschuldigen sollte, dem gegenüber es sich falsch verhalten hat?
Was soll denn ein Kind aus der Beichte lernen? Diese Praktik vermittelt Kindern doch nur, dass man tun kann, was man möchte, solange es der Pfarrer nur erfährt. Ob man das, was man (überspitzt gesagt) bei seinem Gegenüber an physischem oder pychischen Schaden verursacht hat, wieder gut zu machen versucht, wird durch die Beichte nebensächlich. Schließlich muss man sich ja nicht ändern, sondern nur immer wieder brav die Beichte ablegen und zur "Strafe" ein paar Vaterunser herunterleiern.
Friedrich Nietzsche sagte zum Thema Beichte übrigens einmal sehr treffend: "Man lispelt mit dem Mündchen, man knickst und geht hinaus - und mit dem neuen Sündchen löscht man das alte aus."
Es mussten wohl alle Kinder, die katholisch sind oder waren vor der Ersten heiligen Kommunion zur Beichte. Das war in der Tat eine bittere Pille für einige. Ich fand es auch ganz schlimm. Wir mussten zu unserem Pastor, den wir fast alle nicht ausstehen konnten. Die Kinder hatten ja keine wirkliche Sünden auf sich genommen, so wussten sie auch nicht, was man beichten sollte.
Was mich immer mal interessiert hatte war, was sich wohl der Priester im Beichtstuhl gedacht hatte, wenn die Kinder kamen und so gut wie alle sich die gleichen Sünden zurecht gelegt hatten. Was sollten sie auch sonst machen, wenn es nichts zu berichten gab. Ich fand es einfach blöd. Ich bin dann später – nach der Firmung – weder zur Beichte noch zur Kommunion gegangen. Ich habe die Kirche nur noch betreten, wenn eine fremde Hochzeit anstand oder eine Beerdigung.Und dann bin ich eben ausgetreten. Wobei ich dann extra noch zum Gericht musste und dann noch einige Monate warten. Das kam mir vor, als wenn ich ein Zeitungs- oder Fitnessabo kündige, wo ich auch die Kündigungsfrist beachten muss.
Ich finde es richtig, wenn jemand, der die Regeln der katholischen Kirche nicht beachtet, sich von dieser durch Kirchenaustritt trennt. Alles andere wäre scheinheilig und Lüge.
Nein, ich mache so etwas nicht. Das hat den Grund, dass ich Muslime bin. Allerdings würde ich das gar nicht machen, da ich nicht so sehr stark religiös bin. Ich finde, dass man seine Sünden für sich selber weiß und man seine Sünden nicht einem Priester oder so erzählen muss. Wenn man sich seinen Sünden bewusst ist, dann sollte man es nicht nochmal machen und darauf aufpassen, dass man nicht weitere Sünden begeht!
Ich bin evangelisch, gehe aber eher selten in die Kirche, weil ich sonntags oft arbeite und wenn ich frei habe, einfach lieber zu Hause anstatt in der Kirche ausschlafe. Jedenfalls habe ich mich gerade gewundert, ich wusste gar nicht, dass das bei den Katholiken tatsächlich noch so praktiziert wird mit dem Beichtstuhl. Ehrlich, ich hätte gedacht, dass das inzwischen auch dort überholt ist.
Ich habe weiß Gott gar nichts gegen Katholiken und jeder soll nur seins machen, ich mag auch Juden und Buddhisten, aber ich finde die Erfindung Beichtstuhl wirklich ebenfalls sehr kurios wie so einige Dinge im katholischen Glauben. Aber okay, dafür kam Martin Luther schon, damit fange ich nicht nochmal an.
Jedenfalls hat Gott in der Bibel gesagt, dass er keine menschlichen Vertreter braucht, also an sich auch keinen Papst und demnach auch niemandem, der im Beichtstuhl sitzt und Sünden vergibt. Auch die sind nicht Sündenfrei, wie können die dann anderen vergeben. Ich meine, jeder kann jedem etwas vergeben für sich selbst, aber keiner kann irgendjemanden lossprechen von dem, was er getan hat. Ich kann niemanden davon befreien, weder kann ich es ihm einfach wegnehmen und quasi ungeschehen machen, noch kann ich es auf meine Schultern nehmen. Wie soll das gehen? Das geht doch nicht! Einzelne Menschen aus Fleisch und Blut können sich alle nicht unter allen anderen heraus erheben. Für meine Begriffe hat dann keiner das Recht, hier irgendetwas für immer zu vergeben und von allen die Schuld zu nehmen. So was kann nur jemand, der über uns steht und das kann dann ja wohl nur Gott sein, wenn es ihn gibt.
Für mich klingt das nach Mittelalter: Du hast deine Mutter angeschwindelt? Bete 10 Rosenkränze an 10 Abenden hintereinander und wirf am besten noch ein paar Münzen in den Tetzelkasten! Das Anschwindeln eines deiner Geschwister kostet dich nur 7 Rosenkränze. Für die GEZ musst du 15 beten. Für mich persönlich steht das für Lug und Trug, man betrügt die Menschen damit. Niemand kann sagen, nachdem 10 Rosenkränze gebetet worden sind (wie geht das überhaupt), dass hinterher alles wieder gut, vergeben und vergessen ist. Wer will das denn einschätzen können.
Wie du, so musste ich auch vor der Erstkommunion beichten gehen und hatte auch die selbe Ansicht wie du. Ich konnte mir damals als Kind nicht vorstellen und kann es auch heute nicht, dass alles vergessen ist, nur weil irgend ein Pastor das nun weiß und ich ein paarmal das Vater unser gebetet habe. Ich fand das echt total blöd damals und bin auch seitdem nie wieder beichten gegangen. Ich denke, wenn es irgendwann soweit ist, muss man sich so oder so seinen Sünden wohl stellen, ob man die nun einem Pastor erzählt hat oder nicht, weil letztendlich ja doch Gott vergeben muss und nicht ein anderer Mensch, der einen besonderen Titel hat.
Ich kann mich nur an einen einzigen Beichtgang erinnern und bin mir nicht sicher, ob ich wirklich nur einmal die Beichte ablegen musste. Ist diese nicht auch vor einer Firmung vorgeschrieben? Ich meine nämlich, dass ich vor meiner Erstkommunion damals beichten gehen musste, aber ich kann mich nicht daran erinnern, danach nochmal hingegangen zu sein. Und ich erinnere mich außerdem daran, dass ich mir lange überlegt habe, was ich dem Pfarrer denn beichten könnte, denn einem acht- oder neunjährigen Kind oder wie alt ich damals auch genau war, fällt in der Regel nun wohl kaum irgendetwas Schwerwiegendes ein. Jedenfalls habe ich dann gebeichtet, dass ich meiner Schwester ein – übrigens harmloses – Schimpfwort entgegengeknallt habe. Und ich habe mitbekommen, dass der Pfarrer sich das Lachen verkniffen hat, denn ich konnte ihn noch leise lachen hören. Trotzdem waren die Sanktionen verhältnismäßig hart, denn ich sollte ein paar Vater Unser und noch irgendetwas beten, was ich natürlich auch getan habe. Besser gefühlt habe ich mich allerdings nicht, sondern eigentlich eher lächerlich gemacht. Schließlich habe ich die Beichte ernst genommen und bin ausgelacht worden, wenn auch nur leise.
Ehrlich gesagt verstehe ich auch heute noch nicht wirklich, was es damals an meiner Beichte zu lachen gab. Wenn die Beichte für Erstkommunion-Teilnehmer vorgeschrieben, also verpflichtend ist, dann wird dieser Pfarrer in der damaligen Zeit wohl einige dieser lächerlichen Beichten zu hören bekommen haben. Was nun daran so lachhaft sein soll, ist mir wirklich nicht ganz schlüssig, zumal ich sein Gesicht hätte sehen wollen, wenn ich ihm andere, wirkliche Sünden erzählt hätte, die man von einem so kleinen Kind wohl kaum erwarten dürfte.
Falls ich anschließend nochmal in der Beichte gewesen sein sollte, dann war das höchstens noch ein einziges Mal vor meiner Firmung. Aber seitdem war ich definitiv nicht mehr bei der Beichte, was vermutlich damit zusammenhängt, dass ich überhaupt schon einige Zeit lang nicht mehr in der Kirche war. Vor ein paar Wochen habe ich zwar meinen Ex-Partner in die Kirche begleitet und es hat mir auch ganz gut gefallen, aber ich möchte nicht wieder regelmäßig in die Kirche gehen, weil das einfach nicht mein Ding ist. Hin und wieder tue ich das sehr gerne, aber dann will ich es wirklich aus freien Stücken tun, denn gezwungen wurde ich lange genug, wie ich finde. Ich gehe auch nicht nur an den entsprechenden Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern in die Kirche, sondern eben irgendwann mal. Die Beichte ist für mich aber dann doch irgendwie wieder etwas anderes, weil sie noch eine engere Verbindung zur Kirche herstellt. Meine Sünden zu beichten, wäre nicht mein Problem, aber ich habe irgendwie doch das Gefühl, dass es nicht sein kann, dass ich vor einer wildfremden Person, die sich nur für die einzelnen Taten, aber nicht für die Rechtfertigungen oder Erklärungen, die dahinterstehen, erzählen soll, was ich falsch gemacht habe, damit diese über mich richtet.
Ich sehe darin wenig Sinn, auch, wenn ich den kirchlichen Sinn hinter der Beichte durchaus verstehe. Allerdings meine ich aber doch, dass eine eigentlich negative Tat durchaus nachvollziehbar sein kann, wenn wir mal von den ganz krassen Geschichten absehen. Diese Zusammenhänge und Gründe interessieren aber den Pfarrer wie gesagt nicht, der mir die Beichte abnimmt. Außerdem sieht die Beichte vor, dass ich von selbst wirklich alles unumwunden zugebe, von dem ich weiß, dass es nicht richtig ist und ich es nicht tun sollte. Was hat es für einen Sinn, wenn ich mehr oder weniger regelmäßig zu einem Pfarrer gehe, ihm erzähle, was ich erneut falsch gemacht habe, obwohl ich es besser weiß, aber mich sicher darauf verlassen kann, dass mir meine Sünden verziehen sind, wenn ich ein paar Gebete spreche? Ich versuche mich da dann doch, wenn ich mir meiner Schandtaten doch eh bewusst bin, denn andernfalls könnte ich sie vor einem Pfarrer auch kaum zugeben, eher in Wiedergutmachung denjenigen, denen ich irgendeine Art von Schaden angetan habe. Das finde ich sinnvoller und das lässt mich auch mich mit mir selbst wieder versöhnen und ins Reine kommen.
Ich persönliche bin noch nie in die Kirche gegangen um zu beichten. Dies habe ich auch in Zukunft nicht vor. Die Beichten mögen zwar auch eine Erleichterung sein, jedoch möchte man nicht unbedingt mit einer fremden Person über solche Sachen reden. Allerdings ist es ein großer Vorteil, wenn man den Pastor persönlich kennt. Dann fällt es einem nämlich wesentlich leichter, seine Sünden zu beichten. Ich sehe in den Beichten auch nur einen Sinn, nämlich der, dass man danach wahrscheinlich nicht mehr solche schlimmen Taten vollbringt. Einen anderen Grund für das beichten von Taten sehe ich nicht.
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