neuer Mann oder alte Liebe?
Was für Gefühle löst die Tatsache, dass Dein Freund Dir in der Öffentlichkeit eher distanziert begegnet, in Dir aus?
Ich fühle mich zurückgesetzt und habe den Eindruck nicht wirklich gemocht zu werden; bzw. dass er vielleicht gar nicht (mehr) mit mir zusammen sein möchte. Aber inwiefern bringt mich das nun weiter, meines Gefühle dahingehend zu analysieren?
Wir können dir ja schlecht sagen, für was du dich entscheiden sollst. Es kann natürlich sein, dass S wesentlich besser zu dir passt als P. Das würdest du aber nur heraus finden, wenn du Nägel mit Köpfen machst und es ausprobierst. Das Problem an der Sache ist, dass sich auch ganz schnell herausstellen kann, dass das ein großer Fehler ist und der noch viel weniger zu dir passt, als es P tut.
Man merkt doch erst die kleinen Fehler des Partners, wenn man mit ihm länger zusammen ist. Es ist daher schon klar, dass S dir momentan vielleicht dann weniger fehlerhaft vorkommen mag. Und sicherlich erscheint er dir auch verschmuster, weil er eben Interesse an dir zeigt und bei P hast du nun schon festgestellt, dass er nicht so der Kuschelbär ist. Allerdings sollte dir schon klar sein, dass das mit S auch nichts anderes sein kann!
Es gibt einfach Männer - und auch Frauen - die das rumgekuschelt in der Öffentlichkeit nicht mögen. Das heißt aber noch lange nicht, dass er sich von dir distanziert oder sich für dich schämt. Und wenn du den Eindruck hast, dass irgend etwas nicht in Ordnung ist, dann solltest du ihn darauf ansprechen. Auch wenn er vielleicht nicht so gerne über seine Gefühle redet, wird er dir trotz allem mitteilen, wenn irgendwas nicht stimmt. Du solltest das meiner Meinung nach schon klären.
vde hat geschrieben:Was denkt Ihr darüber? Wart Ihr schon in ähnlichen Situationen? Was soll man da tun?
Hm, das ganze klingt für mich danach, als wärst du momentan sehr unzufrieden in deiner Beziehung und das würde dann auch erklären, warum ein anderer Mann die Chance hat, so nah an dich ranzukommen, denn wenn deine Beziehung gut und harmonisch laufen würde, würdest du so etwas ja gar nicht zulassen, denk ich. Anscheinend erhoffst du dir von S etwas, was du von P nicht bekommst, oder was da schon ne Weile verschwunden ist. Es ist klar, das was neues immer reizvoll ist, aber denk doch auch mal an die Zukunft, kann S dir all das, was du jetzt so an ihm schätzt auch nach einer gewissen Zeit noch bieten, oder wird es so wie bei dir und P laufen, das es auch abschwächt? Es ist ja normal, das man mit der Zeit etwas mehr Alltag in jede Beziehung bekommt, aber deswegen würde ich nicht gleich das Handtuch werfen.
Fairerweise würde ich dir raten, das du erstmal selber in dich gehst und dir genau überlegst, was du möchtest. Denk mal genau drüber nach, was dir wer geben kann und was dich evtl. an dem einen oder anderen auch stört. Wenn es dir hilft, kannst du dir ja auch eine Liste machen und dann hinterher sehen, was dabei heraus gekommen ist. Dann musst du abwägen, womit du leben möchtest, aber du solltest auch den beiden Männern gegenüber fair sein und mit ihnen reden. Beide kannst du ja nicht haben und das sollte dir auch klar sein, das so etwas nie für auf dauer gut gehen kann, also solltest du dich zum Wohle aller, schnell entscheiden.
Hm, das ganze klingt für mich danach, als wärst du momentan sehr unzufrieden in deiner Beziehung und das würde dann auch erklären, warum ein anderer Mann die Chance hat, so nah an dich ranzukommen, denn wenn deine Beziehung gut und harmonisch laufen würde, würdest du so etwas ja gar nicht zulassen, denk ich.
Ich glaube, das trifft nur teilweise zu. Ich würde schon soweit mitgehen, dass in perfekten Beziehungen Außenstehende keine Chance haben und wenn ein Dritter interessant wird, irgendetwas fehlen muss. Aber wahnsinnig unglücklich bin ich auch nicht, das würde ich nicht sagen. Es ist halt nicht so, wie ich es mir vorstelle, aber verglichen mit früheren Beziehungen ist mein derzeitiger Freund schon „besser“ - netter, keine Konflikte, keine Auseinandersetzungen, ich muss mir keine Sorgen über seine Treue machen. Das ist schon recht angenehm.
Nur meine „Idealvorstellung“ von Beziehung ist eben doch noch etwas anders. Ich weiß schon, dass es dieses Ideal nie geben wird, aber körperliche Nähe ist mir auch sehr wichtig (und damit meine ich eben Kuscheln, Händchenhalten etc.). Ich erlebe manchmal ältere Ehepaare, wo der Mann ganz traurig ist, wenn die Frau mal nicht da ist und die man immer zusammen sieht – sowas will ich auch haben, diese enge Zusammengehörigkeit. Dieses Wir-gegen-den-Rest-der-Welt-Gefühl.
Für P spricht auf jeden Fall, dass er mir optisch besser gefällt. Ich möchte auch jemanden haben, der, sollte bei mir beruflich mal etwas schief gehen, in der Lage wäre, unseren Lebensstandard allein zu halten und das trifft eher bei P zu. Er kennt sich auch mit vielen Dingen aus. P denkt allerdings über vieles nicht so nach, er macht sich nicht so viele Gedanken. Das hat den Vorteil, dass er mir nie etwas übel nimmt, aber den Nachteil, dass er manchmal meine Gedanken nicht nachvollziehen kann und ich den Eindruck habe, an ihm vorbeizureden. Und ein klares Minus ist natürlich der teilweise Mangel an körperlicher Nähe. Er handelt auch manchmal etwas riskant und fährt teilweise viel zu schnell, da hätte ich Sorge, dass ihm irgendwann mal was passiert und ich dann wieder alleine dastehe und all meine Investitionen in die Beziehung umsonst waren. Ich mag auch einige seiner Freunde nicht so wirklich. Und ich hätte Sorge, dass er irgendwann feststellt, dass er doch nicht mehr mit mir zusammen sein möchte, mir fehlt die emotionale Sicherheit.
Für S spricht, dass er mir sehr schmeichelt und mir geradezu nachläuft, das gibt mir wirklich ein gutes Gefühl. Aber vielleicht würde mir das nach einer Weile auch zuviel werden, dass ich mich eingeengt fühle. Ihm scheint körperliche Nähe auch viel zu bedeuten und er ist ein sehr vorsichtiger Mensch, da müsste ich mir keine Sorgen machen, dass er irgendwann mal an der Leitplanke endet. Er ist optisch nicht so mein Typ, aber wenn er ein wenig an Frisur und Kleidung herumbastelt, könnte er aber durchaus attraktiv wirken. Er ist etwas reflektierter als P, aber er hat auch so eine Art sich etwas tolpatschig zu verhalten, ich glaube, das könnte in manchen Situationen ein wenig peinlich werden. Ich möchte ja auch einen Freund haben, den ich stolz vorzeigen kann und keinen, für den ich mich manchmal schämen muss. Auch scheinen seine Eltern etwas speziell zu sein und ich fürchte, da hätte man dann ab und an Konflikte mit den Schwiegereltern. Bei ihm denke ich aber, dass er mich sicherlich nie verlassen würde, d.h. ihn hätte ich – wenn ich mich für ihn entscheide – für alle Zeit sicher.
Ansonsten haben wir alle drei ähnliche Interessen und Zukunftspläne, einen ähnlichen Bildungsstand und sind in einem ähnlichen Alter.
Im Grunde genommen würde ich dir raten, dich von beiden Männern zu distanzieren, da du beide letztendlich nicht wirklich willst - zumindest nicht als Gesamtbild, als Mensch mit Macken, Eigenheiten und Schwächen. Jeder der Männer hat Eigenschaften, die dir gefallen und andere, die dir weniger gefallen. So wie du schreibst, habe ich den Eindruck, dass dir letztendlich ein Puzzle aus beiden am liebsten wäre, vielleicht noch mit ein paar anderen Extras aufgehübscht, das du dann auch für immer behalten kannst, um deinem Sicherheitsbedürfnis Rechnung zu tragen. Bei keinem der beiden denkst du "Ja, das ist der richtige Mensch für mich, das ist mein Gegenstück", sondern es gibt nur Schilderungen, die die Vorzüge des einen oder die des anderen loben. Das ist ein bisschen wenig für eine Beziehung, beziehungsweise es läuft dann auf eine Zweckgemeinschaft hinaus - du bist nicht alleine und hast einen Menschen an deiner Seite, der ein tragbarer Kompromiss ist.
Ich habe so etwas noch nicht erlebt, da ich vermutlich zu idealistisch an Beziehungen herangehe. Natürlich passt nicht alles, aber wenn es deutliche Misstände gibt zwischen dem, was ich will und dem, was der andere mir geben kann, dann hat eine Beziehung für mich keine Chance. Ich habe allerdings auch keine Angst davor, allein zu sein und kann mir die Sicherheit, die ich benötige, auch selbst geben. Ich denke auch, dass man immer zuerst mit sich selbst zufrieden sein muss, um überhaupt eine Beziehung eingehen zu können. Sucht man Sicherheit und Schutz ausschließlich bei einem Partner, ist das für mich nicht ideal. All das, was ein Partner einem bieten kann, sollte immer nur Bonus sein und kein Ersatz für eigene Fehler, Problemchen und Unzulänglichkeiten.
Mit P hast du dich einigermaßen eingerichtet - er kuschelt zwar nicht so gerne, sieht dafür aber gut aus, würde euren Lebensstandard aufrechterhalten (das sollte übrigens auch jeder für sich selbst schaffen, einfach um unabhängig zu sein) und du kannst dich auf ihn verlassen. Dafür musst du eben damit leben, dass er nicht so viel Wert auf dauerndes Gekuschel legt, keine netten Freunde hat und sich zu hause auf dem Sofa eher langweilt (wieso geht er nicht ohne dich weg, das wäre doch auch möglich?). Nun kommt S dazu, der scheinbar in einigen Punkten besser ist, der dir aber scheinbar nicht die Sicherheit bieten kann, die du eigentlich erwartest. Dafür kannst du dich gut mit ihm unterhalten, vielleicht auch stundenlang mit ihm kuscheln und reden. Dafür sieht er eben nicht so gut aus - aber das könnte man ja ändern, wie du selbst geschrieben hast. Falls S sich also etwas aufstylen lässt, könntest du schon mit ihm leben. Ich weiß nicht, ob ich es vielleicht überlesen habe, aber mir fehlt gerade wirklich der Hinweis auf die Liebe. Du schreibst zwar, dass du dich damals in P verliebt hast, allerdings habe ich nicht den Eindruck, dass du ihn nach wie vor liebst. Welchen Sinn soll die weitere Beziehung mit ihm dann noch machen? Zweckbündnisse braucht heutzutage wirklich niemand mehr.
Sehr erschrocken war ich über deine Aussage, dass du alleine dastehen könntest und dass dann deine Investition in die Beziehung umsonst gewesen sei. Das ist eine sehr berechnende Aussage. In einer Beziehung gibt es niemals eine Garantie, man kann seine gesamte Investition über Nacht verlieren. Wenn man anfängt, seine Bemühungen um die Partnerschaft aufzurechnen, hat so eine Geschichte wirklich keinen Sinn mehr. Wenn man Zeit und Liebe in eine Beziehung investiert, muss man sich darüber im klaren sein, dass man nicht immer das zurück bekommt, was man investiert hat. Manchmal bekommt man mehr, manchmal weniger. Eine solche Investition ist auch niemals umsonst, wenn man in dem Moment glücklich ist. Du kannst nicht am Tag X etwas in eine Beziehung investieren und erwarten, dass sich deine "Spareinlage" nach drei Jahren erhöht hat. Ich denke auch, dass du zuerst einmal überlegen solltest, was du (du allein, losgelöst von sämtlichen Beziehungsgeschichten) wirklich willst.
Es stimmt schon, dass ich am liebsten beide kombinieren würde und ich verstehe auch, dass das vielleicht komisch klingt und mich als schlechten oder egoistischen Menschen dastehen lässt. Aber dafür sind mir andere Dinge, denen viele vielleicht Bedeutung beimessen, wiederum egal. Ich brauche z.B. keinen super Latin Lover, der sonstwas für Stellungen drauf hat oder sonstwie tolle Autos fährt – sowas ist mir alles unwichtig, ich möchte nur jemanden, bei dem ich mich wirklich gut geborgen und zugehörig, aber auch sicher fühle.
Aber Chrissiger hatte mir ja geraten, mir einmal die Vor- und Nachteile der beiden Personen vor Augen zu halten und das habe ich mit meiner Auflistung eben getan.
würde euren Lebensstandard aufrechterhalten (das sollte übrigens auch jeder für sich selbst schaffen, einfach um unabhängig zu sein)
Das finde ich auch, aber es kann ja trotzdem mal passieren, dass man den Job verliert und einige Zeit keinen neuen findet. Ich will und kann mich auch prima selber versorgen, aber ich möchte eine Sicherung für den Notfall haben, dass das mal nicht mehr geht.
Aber mal abgesehen davon, finde ich Zweckbündnisse gar nicht so übel. Ich habe in der Vergangenheit oft Beziehungen mit Leuten gehabt, in die mich mich Hals über Kopf verliebt habe und irgendwann hatte ich festgestellt, dass sie überhaupt nicht zu mir passen; leider manchmal erst nach einem Jahr oder später. D.h. ich war teilweise monate- oder jahrelang mit Leuten zusammen, die nicht zu mir passten und das hätte ich auch vorher – ohne rosa Brille – bemerken können, war aber scheinbar zu blöd dazu.
Die Beziehung mit P habe ich mir nicht nur aus dem Verliebtsein heraus ausgesucht, sondern ich habe auch abgewogen, ob er mir vom Charakter her entspricht. Das mit dem Kuscheln konnte ich ja vorher schlecht testen. Aber P passt besser zu mir, als es einer meiner vorherigen Freunde je tat. Auf S trifft das gleiche zu.
D.h. es ist für mich klar, dass einer der beiden derjenige sein wird, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringe. Es ist extrem unwahrscheinlich, dass mir jemand über den Weg läuft, der besser zu mir passt als die beiden. Nur leider weiß ich nicht, ob P oder S. Liebe stellt sich für mich dann ein, wenn ich das Gefühl habe, diesen einen gefunden zu haben und nach einer Weile, wenn man aufeinander eingespielt ist.
Nun habe ich erst recht das Gefühl, dass du eine Beziehung, die aufgrund divergenter Ansichten oder Vorstellungen nach ein paar Monaten oder Jahren auseinandergeht, als vertane Zeit einstufst. Das würde bedeuten, dass du sehr zielführend nach einem Partner suchst - also nach dem einen, mit dem du dein ganzes restliches Leben verbringen kannst. Kommt der Partner dafür nicht in Frage, scheint die Beziehung ja nutzlos zu sein. Würdest du das unterschreiben, selbst wenn du mit dem Partner in dem Moment glücklich sein solltest? Ich finde es wirklich vollkommen egal, wie sich eine Beziehung entwickelt. Die wenigsten halten für immer. Wenn man fünf oder zehn schöne Jahre miteinander hat, ist das doch auch ein Gewinn und sicher keine verschwendete Zeit.
Am besten wäre es wohl, wenn du dir eine Übersicht mit deinen Wünschen und Anforderungen erstellst und danach zukünftige Partner castest. Diejenigen, die nicht mindestens 95 Prozent der Punkte erreichen, scheiden dann eben aus. Damit bekommst du dann ein wunderbares Zweckbündnis hin zu jemandem, der anhand der vorgelegten Kriterien einen guten Score erreicht. Wenn sich die Liebe dann bei dir automatisch einstellt, ist das umso besser. Verstehe das nicht so, dass ich nichts von Plänen halte - im Gegenteil. Allerdings plane ich nur für mich alleine, denn nur allein ich weiß, was ich noch in meinem Leben erreichen möchte und was auch realistisch ist. Kommt ein Partner ins Spiel, ist das eine unsichere Komponente. Du suchst aber im Grunde genommen genau diese Sicherheit.
Ansprüche finde ich nicht falsch, sondern normal. Ich finde es auch nicht egoistisch oder schlecht, wenn man gewisse Vorstellungen von einem Partner hat. Die hat wohl jeder mehr oder weniger ausgeprägt. Allerdings denke ich, dass diese Ansprüche an den Partner selbst gerichtet sein sollten. So stelle ich mir zum Beispiel auch vor, dass mein Partner ein gewisses Bildungsniveau hat, sein Hirn auch benutzt, keine Süchte hat oder kinderlos ist und das Stadtleben liebt. Das sind so kleine Details, von denen es sicher noch hundert weitere gibt, die aber ausschließlich in der Person des potentiellen Partners zu suchen sind. Allerdings hast du ja auch konkrete Erwartungen an den Menschen, die aus dem Miteinander zwischen dir und ihm erwachsen. Und so etwas kann man im Vorfeld einfach nicht steuern. Das muss man einfach ausprobieren, manchmal passt es und manchmal eben nicht. Meistens passt es nur für einen begrenzten Zeitraum. Wenn du von einem dieser Männer erwartest, dass ihr für die nächsten 40 Jahre glücklich zusammen seid, erwartest du zu viel, gerade wenn beide nicht "perfekt" sind (so perfekt, wie ein Mensch eben sein kann).
Falls du dich nun von P trennen und dich für S entscheiden würdest, könnte es auch sein, dass ihr nach einiger Zeit feststellt, dass diese Beziehung nicht mehr passt. Ich verstehe dich so, dass du es dann bereuen würdest, dich überhaupt von P getrennt zu haben, weil die Zeit mit S ja auch nur verschwendet war. Und das wiederum verstehe ich einfach nicht, weil es diese Sicherheit ohnehin niemals geben wird, zumindest nicht zwischen zwei Menschen in einer Liebesbeziehung. Eines bleibt vermutlich auf der Strecke - die vielen Gemeinsamkeiten oder eben die Liebe.
Nun habe ich erst recht das Gefühl, dass du eine Beziehung, die aufgrund divergenter Ansichten oder Vorstellungen nach ein paar Monaten oder Jahren auseinandergeht, als vertane Zeit einstufst. Das würde bedeuten, dass du sehr zielführend nach einem Partner suchst - also nach dem einen, mit dem du dein ganzes restliches Leben verbringen kannst. Kommt der Partner dafür nicht in Frage, scheint die Beziehung ja nutzlos zu sein. Würdest du das unterschreiben, selbst wenn du mit dem Partner in dem Moment glücklich sein solltest?
Ja, das würde ich so unterschreiben. Ich hatte z.B. nach meiner letzten Beziehung wirklich das Gefühl, meine Zeit und Energie vertan zu haben. Denn ich hatte so viel für diesen Mann gemacht, dass ich nach der Trennung das Gefühl hatte, ausgenutzt worden zu sein. Ich hatte den Gedanken, dass diese Beziehung total sinnlos war und ich in der Zeit auch einen anderen, mit dem ich wirklich zusammen passe, hätte finden können.
Aber ich verstehe auch Deine Sichtweise. Man kann auch so denken, dass der Moment zählt und man nicht immer daran denken soll, ob man in drei Jahren noch den gleichen Partner hat und es sich daher lohnt, in eine Beziehung zu investieren. Aber ich kann so nicht denken, für mich ist es wichtig, auf die Zukunft zu schauen, ich kann nicht mit so einer Ungewissheit leben. Es ist aber spannend, auch mal dazu deine ganz andere Meinung zu lesen.
Falls du dich nun von P trennen und dich für S entscheiden würdest, könnte es auch sein, dass ihr nach einiger Zeit feststellt, dass diese Beziehung nicht mehr passt. Ich verstehe dich so, dass du es dann bereuen würdest, dich überhaupt von P getrennt zu haben, weil die Zeit mit S ja auch nur verschwendet war.
Ja, das stimmt.
Also, um die Gefühle ins Spiel zu bringen. Ich hatte ja nun schon mehrere Beziehungen und traue mir zu, andere halbwegs einschätzen zu können. Meine bisherigen Freunde konnten weder P noch S das Wasser reichen. Ich glaube nicht, dass ich irgendwann mal einen treffen werde, der die positiven Eigenschaften von P und S vereint. D.h. ich bin mir sicher, dass entweder der eine oder der andere dieser Mann fürs Leben ist, der den ich irgendwann mal heiraten werde, mit dem ich zusammen alt werde. Ich weiß nur nicht, welcher. Und wenn ich den falschen wähle, wird der andere weg sein und ich habs dann versaut und finde nie mehr einen, der diesen Platz einnehmen könnte.
Und das wiederum verstehe ich einfach nicht, weil es diese Sicherheit ohnehin niemals geben wird, zumindest nicht zwischen zwei Menschen in einer Liebesbeziehung. Eines bleibt vermutlich auf der Strecke - die vielen Gemeinsamkeiten oder eben die Liebe.
Es gibt ja aber schon Paare, die sich einmal finden und für den Rest des Lebens zusammen bleiben. In meinem Freundeskreis haben auch manche schon mit 18 geheiratet und sind nun schon viele Jahre glücklich und harmonisch zusammen. Was machen die anders?
vde hat geschrieben:Aber inwiefern bringt mich das nun weiter, meines Gefühle dahingehend zu analysieren?
Vermutlich sollten Deine Antworten Dir insofern hilfreich sein als Du merkst, dass es Dir in einer Beziehung eben doch nicht nur um die verstandsmäßig zu entscheidenden Punkte geht, sondern ein Gefühl davon ausgeht, die Bereitschaft und den Wunsch danach zu entwickeln, mit einem Menschen eine Beziehung einzugehen. Es ist eben nicht der Fall, dass sich eine Beziehung mit jemandem, die man aus hauptsächlich rationalen Gründen eingeht, auch bei bloßem Vorhandensein dieser Gründe funktioniert, eben, weil damit ein Gefühl verbunden ist oder eines durch die Beziehung ausgelöst wird.
Du schreibst, dass Du anfangs sehr verliebt in Deinen Freund P warst, aber Du schreibst auch, dass die rosarote Brille und das Verliebtsein immer wieder weggegangen sind. Was blieb anschließend bei Deinem Freund? Ein entsprechend größeres Gefühl? Oder doch nur noch die rationalen Gründe für das Aufrechterhalten der Beziehung? Wenn Du schreibst, dass es Dich emotional bedrückt, dass Dein Freund Dir in so mancher Hinsicht das Gefühl gibt, zurückgestellt und ihm nicht so wichtig zu sein, dann hört sich das für mich so an als würdest Du Dein eigenes Gefühl, das Du ihm entgegenbringst, nicht als von ihm erwidert empfinden. Ich bin mir allerdings noch nicht abschließend sicher, ob es sich dabei wirklich um Liebe oder eine Form davon handelt, die Deiner Empfindung nach nicht erwidert wird oder ob es Dir mehr um Dein Selbstbewusstsein geht, das durch Euren Auftritt in der Öffentlichkeit leidet, in der er sich zurückhaltender verhält.
Ich finde es unglaublich schwer, Dir irgendeinen Rat zu geben, weil ich denke, dass Du für Dich in Erfahrung bringen solltest, ob Du Deinen Freund P liebst oder nicht. Für mich hört es sich weniger so an, weil Du eben hauptsächlich rational argumentierst. Das ist aber doch weder für Dich noch für Deinen Freund P die richtige Verfahrensweise, oder meinst Du, dass Du irgendeine Entscheidung für P treffen kannst, die dafür sorgt, dass Du es für immer und ewig mit ihm aushalten kannst, ohne in Zukunft solchen Verlockungen wie S zu erliegen? Wohl kaum, denn wenn es zu einer solchen Problematik einmal kommt, wie hier nun geschehen, und man sich dann ernsthaft fragen muss, ob dieser andere Mensch ein besserer Partner für einen wäre, dann ist die aktuelle Beziehung wohl nicht mehr nur am Kippen, sondern sollte grundlegend überdacht werden. Allerdings meine auch ich, dass es bei diesem Überdenken nicht darum geht, ob Du Dich nun von P trennst, um zu S zu gehen, sondern, ob es eine emotionale Grundlage für das Aufrechterhalten der Beziehung mit P gibt oder nicht. Wenn nicht, kannst Du Dich doch eigentlich nur trennen.
Was S angeht, so denke ich, dass auch dieses Unterfangen zum Scheitern verurteilt ist. Aufgrund einer Unzufriedenheit in der aktuellen Beziehung eine neue einzugehen, die vermeintlich in bestimmter Hinsicht etwas besser laufen könnte, kann nicht wirklich funktionieren. Du merkst doch selbst aktuell, dass Dir das Gefühl fehlt, also solltest Du vielleicht genau das suchen: das Gefühl, das der andere Dir entgegenbringt und das Gefühl, das Du ihm entgegenbringst. Eine Beziehung einzugehen, kann ich persönlich mir nur vorstellen, wenn ich wirklich „Ja“ zu einem Menschen sagen kann, weil er mich begeistert und erreicht, sowohl geistig als auch emotional. Ein „wäre etwas besser“ würde mir niemals reichen.
Insgesamt finde ich Deine Vorgehensweise, Beziehungen rational zu begründen, einfach nicht richtig und eigentlich müsste Dir klar geworden sein, dass es auch so nicht funktioniert. Bisher hattest Du also die entsprechenden Gefühle und die gingen irgendwann wieder – also endete die Beziehung und Deine Schlussfolgerung lautete, dass Beziehungen, die auf einem Gefühl aufgebaut werden, nicht halten. Nun hast Du eine Beziehung aus rationalen Gründen aufrechterhalten und wirst damit konfrontiert, dass auch das nicht funktioniert. Die Erkenntnis muss doch lauten, dass es bisher nicht den passenden Menschen für Dich gab, nicht aber, dass eine Beziehung grundsätzlich funktionieren kann, wenn man sie aus rationalen Gründen aufrecht erhält. Wieso sollte diese Verfahrensweise denn richtiger sein, wenn auch sie so offensichtlich nicht funktioniert?
als würdest Du Dein eigenes Gefühl, das Du ihm entgegenbringst, nicht als von ihm erwidert empfinden.
Ja. Das würde ich so sagen.
Das ist aber doch weder für Dich noch für Deinen Freund P die richtige Verfahrensweise, oder meinst Du, dass Du irgendeine Entscheidung für P treffen kannst, die dafür sorgt, dass Du es für immer und ewig mit ihm aushalten kannst, ohne in Zukunft solchen Verlockungen wie S zu erliegen?
Ja, das denke ich. Ich kann mich nämlich zusammenreißen, ich bin noch nie fremdgegangen und tue soetwas auch nicht.
Du merkst doch selbst aktuell, dass Dir das Gefühl fehlt, also solltest Du vielleicht genau das suchen: das Gefühl, das der andere Dir entgegenbringt und das Gefühl, das Du ihm entgegenbringst. Eine Beziehung einzugehen, kann ich persönlich mir nur vorstellen, wenn ich wirklich „Ja“ zu einem Menschen sagen kann, weil er mich begeistert und erreicht, sowohl geistig als auch emotional. Ein „wäre etwas besser“ würde mir niemals reichen.
Ich habe für beide positive Gefühle, ich würde vielleicht das Wort „Liebe“ nicht verwenden, aber eine große zwischenmenschliche Verbindung ist das schon, eine gefühlsmäßige Vertrautheit und ein Zusammengehörigkeitsgefühl.
Ansonsten bin ich aber einfach nicht so, dass ich von anderen so wahnsinnig begeistert bin und geradezu extaseähnliche Zustände erlebe. Das gehört einfach nicht zu meinem Wesen. Ich kann für andere schwärmen, aber das tue ich irgendwie für beide.
Insgesamt finde ich Deine Vorgehensweise, Beziehungen rational zu begründen, einfach nicht richtig und eigentlich müsste Dir klar geworden sein, dass es auch so nicht funktioniert. Bisher hattest Du also die entsprechenden Gefühle und die gingen irgendwann wieder – also endete die Beziehung und Deine Schlussfolgerung lautete, dass Beziehungen, die auf einem Gefühl aufgebaut werden, nicht halten. Nun hast Du eine Beziehung aus rationalen Gründen aufrechterhalten und wirst damit konfrontiert, dass auch das nicht funktioniert. Die Erkenntnis muss doch lauten, dass es bisher nicht den passenden Menschen für Dich gab, nicht aber, dass eine Beziehung grundsätzlich funktionieren kann, wenn man sie aus rationalen Gründen aufrecht erhält. Wieso sollte diese Verfahrensweise denn richtiger sein, wenn auch sie so offensichtlich nicht funktioniert?
Eigentlich würde ich dir da widersprechen. Meine früheren Beziehungen sind deswegen wieder auseinander gegangen, weil ich mich auf mein Verliebtheitsgefühl verlassen habe und vorher gar nicht ausgiebig geprüft habe, ob wir zusammen passen. Und dann habe ich nach einer Weile gemerkt, dass man ganz andere Vorstellungen vom Leben hat oder andere, gegensätzliche Interessen und Wünsche, charakterlich immer aneinander geraten ist. D.h. ich war zwar verliebt, aber in die falschen und wäre ich vorher rational an alles heran gegangen, dann hätte ich erkannt, dass es die falschen sind und hätte die Beziehungen gar nicht erst begonnen.
Meinen jetzigen Freund hatte ich mir aus rationalen Gründen ausgesucht, aber ich war auch etwas verliebt. Nun ist es so – und da bin ich vielleicht eine Ausnahme – dass Verliebtheit bei mir nicht lange anhält, sondern das Kribbeln schnell wieder weg ist. Das stört mich aber nicht, denn im Idealfall mündet das in ein Gefühl der Geborgenheit. Das kommt daher, dass ich erlebe, dass jemand zu mir passt und man sich charakterlich ergänzt. D.h. die Kriterien, die ich vorher rational geprüft habe, sind dann halbwegs erfüllt und daher geht es mir eigentlich ganz gut. Es geht mir besser als in allen Beziehungen vorher und ich bin nicht unglücklich.
Ich erlebe zwar keinen extatischen Rausch, aber auf den lege ich auch keinen Wert. Wenn es S nicht gäbe, würde ich nie auf die Idee kommen, mich von P zu trennen.
Das Problem ist nur, dass ich mich von S aus den genannten Gründen etwas zurückgewiesen fühle. Zum einen habe ich dann den Eindruck, dass er meine Zuneigung nicht erwidert, zum anderen fühlt man sich natürlich geschmeichelt, wenn einem jemand wirklich hinterherrennt. Wobei ich nicht glaube, dass S mich absichtlich zurückweist, ich denke, der mag diesen Kontakt ach vor anderen nicht so und es liegt nicht an mir. Dennoch würde ich mich mit jemanden, der das anders handhabt, wohler fühlen. Und meinem Selbstbewusstsein tut es natürlich auch gut, umworben zu werden.
Also vielleicht habe ich mich in dem einen Punkt auch falsch ausgedrückt. Wenn ich P für S verlassen würde, also meinen bisherigen Freund verlassen würde, dann wäre dieser sicherlich weg und ich könnte nicht mehr zurück. Anders herum sieht es nicht ganz so aus. P ist momentan für mich ein platonischer aber sehr guter (und eigentlich mein bester) Freund. Ich denke, er wird mir auch als Freund erhalten bleiben, wenn ich die Beziehung mit P fortsetze.
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