Konfession von Erziehungspersonal in kirchl. Einrichtungen

vom 15.10.2011, 17:34 Uhr

Nicht wenige Kindertagesstätten oder Kindergärten haben als Träger eine christliche Kirche, also entweder einen katholischen oder einen evangelischen "Vorstand". War es früher noch normal, dass man als katholischer Erzieher in einer evangelischen Einrichtung arbeiten konnte und als evangelischer Erzieher ebenfalls in einer katholischen Kindertagesstätte arbeiten konnte, zumindest nach meinem Empfinden, scheint es heute nicht mehr so zu sein.

Ich lese nicht selten von gesuchten Erziehern für Kindertagesstätten und dergleichen, die dann bitte schön auch die gleiche Konfession wie der Träger haben soll. Ein "zwingend erforderlich" fällt mir des öfteren extrem auf, was meine persönlichen Chancen auf eine Stelle als Erzieherin schon mindert. Ich habe die katholische Konfession und die meisten Einrichtungen sind eher evangelisch.

Sollte es heutzutage nicht egal sein, welche Konfession vorhanden ist, sondern dass man generell christlich lebt? Auch finde ich den Punkt der multikulturellen Vielfalt nicht ganz so unwichtig. Immerhin findet man auch in den kirchlichen Kindergärten Kinder, die eine ganz andere Religion haben. Welche Argumente kennt Ihr, weshalb eine gleich konfessionelle Betreuungskraft in der entsprechenden Einrichtung arbeitet? Sollte man da die Konfession vielleicht nicht als ein allzu schwerwiegendes Kriterium nehmen, sondern vielmehr auf die sonstigen Kompetenzen und vielleicht auch die Chemie zwischen dem bestehenden Betreuungspersonal und dem/ der neuen Kollegen/ Kollegin achten?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Leider ist es auch heutzutage nicht egal und daran scheitert es auch meist, wenn man als Erzieherin oder auch in der Altenpflege tätig ist und eine Anstellung in einer Einrichtung sucht, die an einer Konfession gebunden ist. Bei den katholischen Einrichtungen ist es sogar so extrem, dass sie nicht mal geschiedene Leute einstellen und wenn sich jemand scheiden lässt, während er dort arbeitet, kann er sogar mit einer Kündigung rechnen, weil dann der Vorstand entscheiden darf, ob man noch tragbar ist und weil es im Einstellungsvertrag festgehalten ist und für konfessionsgebundene Einrichtungen da Sonderverträge gibt, ist es sogar rechtens, wie eine Freundin von mir erleben durfte.

Ich finde es auch sehr schlimm, dass so sehr darauf geachtet wird. Da ich geschieden bin und nun auch noch nicht mal kirchlich verheiratet bin, dürfte ich nicht mehr in einer katholischen Einrichtung arbeiten. Evangelische Einrichtungen würden einen nicht annehmen und so bleibt dann nur noch eine staatliche Einrichtung. Das ist leider immer noch so und wird sich auch kaum ändern, weil die Eltern in einer solchen Einrichtung wollen, dass das Kind auch religiös erzogen wird. Und da sind sich die evangelischen und die katholischen Leute sich wohl nicht immer einig.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Also wenn ich mein Kind in eine kirchliche Einrichtung schicke, ist es mir persönlich eigentlich egal, ob die Erzieherin nun katholisch oder evangelisch ist. Meine Kinder waren, bis auf einen Kindergarten, nur in kirchlichen Einrichtungen. Meine Große sogar ein Jahr lang in einer evangelischen Grundschule. In den evangelischen Kindergarten wo meine Kinder waren, waren Erzieherinnen beider Konfessionen, teilweise gab es auch Erzieherinnen die keine Konfession hatten. Ich fand das nicht schlimm, da der kirchliche Hintergedanke trotz allem immer eine Rolle gespielt hat. In der evangelischen Grundschule war es etwas anders, da waren alle Lehrer und auch Erzieherinnen evangelisch, die haben auch nur Leute eingestellt die evangelisch getauft worden sind. Im katholischen Kindergarten von meiner Kleinen, gab es katholische und auch evangelische Erzieherinnen.

Ich finde bei solchen Einrichtungen sollte eigentlich die Konfession egal sein, solange der kirchliche Hintergedanke einer solchen Einrichtung erhalten bleibt. Denn das ist ja eigentlich das wichtigste. Um nicht zu sagen finde ich es schon diskriminierend wenn andere Konfessionen schon bei der Bewerbung ausgeschlossen werden. Ich habe in meinen beiden Kindergärten nicht einmal erlebt, das sich die Erzieherinnen in Sachen religiöser Erziehung nicht einig waren.

» tearsdontlie1979 » Beiträge: 424 » Talkpoints: -0,05 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich habe auch schon überlegt, ob es vielleicht an den regionalen Begebenheiten angepasst ist oder es eben darauf ankommt, dass man auf dem Lande oder in der Stadt wohnt. Die Stellensuche in einer größeren Stadt scheint sich gerade in dem Betreuungsbereich doch auch mit einer anderen Konfession anzufreunden. Hier werden derzeit schon einige Erzieher gesucht, aber eben von kirchlichen Einrichtungen und ich habe dazu leider die falsche Konfession. Städtische oder gemeindliche Einrichtungen hingegen suchen merkwürdigerweise doch eher wenig bis gar kein Personal.

Dass die Eltern allein die Verantwortung tragen, zweifle ich mal an. Wie gesagt gibt es ausreichend kirchliche Einrichtungen zur Kinderbetreuung, in denen auch sehr viele Kinder mit einem Migrationshintergrund betreut werden. Diese haben nun auch nicht immer eine christliche oder gar eine katholische Konfession, sondern einen ganz anderen Glauben. Sicherlich wird es da auch mehr auf das Einzugsgebiet ankommen, aber grundsätzlich ist es doch schade, dass so in Schubladen noch heute gedacht wird.

Ich habe kirchliche Einrichtungen von innen gesehen und ich sage mal, dass da sicherlich mehr Wert auf Feiertage wie Ostern und Weihnachten gelegt wird, beziehungsweise es anders angegangen wird. Aber ansonsten kann ich von meinen persönlichen Erfahrungen nicht großartige erzieherische Unterschiede feststellen. Und so etwas wie Nächstenliebe wird auch im städtischen Kindergarten praktiziert - im Idealfall.

Auch diese Einstellungsmethoden sind mir nicht ganz so fremd und habe schon des öfteren davon gehört. Das scheint aber auch von Ort zu Ort und den eigentlichen Bedingungen unterschiedlich zu sein.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Es sind keineswegs die Eltern, die wollen dass ihr Kind in einem katholischen Kindergarten auch grundsätzlich von einer katholischen Erzieherin betreut wird, oder in einem evangelischen Kindergarten von einer evangelischen Erzieherin. Das ist ein Irrtum. Allein die kirchliche Behörde wünscht das so.

Die katholische Kirche grenzt sich da total ab. Für ihre Einrichtungen stellt sie nur die Menschen ein, die die entsprechende Konfession haben. Das ist nicht nur in Kindergärten der Fall, sondern auch in Krankenhäusern. Viele Mitarbeiter wollen aus der Kirche austreten aus diversen Gründen, tun es aber nicht, weil sie dann ihren Arbeitsplatz verlieren würden. Studenten behalten ihre Konfessionszugehörigkeit, weil sie später als Arzt sonst nicht eingestellt würden. Partner lassen sich nicht scheiden. Sie sind untragbar, wenn sie einen neuen Partner ehelichen. Also leben sie so zusammen und hoffen, dass keiner Wind davon bekommt. Selbst Mitarbeiter, die jahrelang in kirchlicher Einrichtung tätig sind und auch anerkannt etwas leisten, werden ohne Rücksicht gekündigt. Andersgläubige sind nicht erwünscht.

Meine Schwester und ich sind in einen evangelischen Kindergarten gegangen, der gleich neben dem katholischen war, aber viel schöner. Wir hatten das Glück, dass der katholische überfüllt war. Es hat keinem von uns geschadet. Ob das heute noch möglich wäre, da bin ich überfragt.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Hier möchte ich dann doch zur Aufklärung beitragen: früher war es keineswegs egal, welcher Konfession die Angestellten im Kirchendienst angehören. Eigentlich war es, jetzt mal aus katholischer Sicht, wesentlich strenger gehandhabt. Da war sogar verlangt, dass Menschen in der Verwaltung und auch die Putzkräfte der richtigen Konfession angehören und auch nach deren Regeln leben. Das schließt eben auch das Privatleben (definitiv keine Homosexualität, Zusammenleben mit einem Mann/einer Frau nur nach Heirat, keine Scheidung, …).

In unserer Zeit und vor allem durch die europäischen Richtlinien wurde aber auch hier immer mehr der Selektion ein Riegel vorgeschoben. So darf die Kirche auch heute die Konfession als Einstellungskriterium nehmen (also ist das keine Diskriminierung auf Grund der Religion - Tendenzbetrieb!). Aber eben nicht mehr generell, sondern nur noch bei Posten welche die Kirche nach außen repräsentierten. Und meiner Meinung nach wird dies durch Erzieher und Erzieherinnen getan. Schließlich ist an der Stelle wirklich viel an Kundenkontakten vorhanden. Da würde sich die Kirche unglaubwürdig machen, wenn hier Personen eingestellt werden würden, die eben (offen) nicht an die Gebote eben des Arbeitgebers gebunden wären.

Das nun ein kirchlicher Kindergarten Kinder aufnimmt, welche einer anderen Religion angehören (vielmehr deren Eltern) ergibt sich aus einer Zwangslage. Deshalb werden aber der Kindergarten und dessen Träger nicht das Konzept eben des Kindergartens umkrempeln. So kann natürlich ein moslemisches Kind in den Kindergarten aufgenommen werden. Deshalb wird aber dennoch die Weihnachtsgeschichte Thema im Dezember und auch Ostern wird entsprechend gefeiert. Und wenn ein protestantisches Kind in einem katholischen Kindergarten erzogen wird, dann werden trotzdem alle Sakramente als solche hoch gehalten. Und eben nicht nur die, die in der evangelischen Kirche heilig sind.

Übrigens ist es natürlich so, dass es immer von den Erzieherinnen und Erziehern abhängt, wie extrem der Glaube gelebt wird. Vielmehr regelt das die Leitung des Kindergartens. Und das macht natürlich sehr viel aus, was die Toleranz anderer Religionsgemeinschaften angeht. Aber als Eltern weiß man natürlich (hoffentlich), in welche Richtung es eben geht, wenn das Kind in einen kirchlichen Kindergarten geht. Jetzt dann später zu verlangen, dass vor dem gemeinsamen Essen nicht gebetet wird oder dass keine christlichen Lieder gesungen werden, wäre etwas absurd.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich habe zwar nun keine Erfahrungen mit Kindergärten dieser Art, aber dazu wurde eigentlich von meinen Vorrednern auch schon alles gesagt. Allerdings weiß ich zwei andere Fälle, von denen ich Dir näher berichten kann, wie es dort gehandhabt wird, weil sie nach demselben Prinzip funktionieren, auch, wenn es dabei in einem Fall nicht um Kinder geht.

Vor vielen Jahren habe ich im Diakonischen Werk in Stuttgart gearbeitet, welche eine Institution ist, die von der evangelischen Kirche unterhalten wird. Als ich mich damals auf die entsprechende Stellenanzeige beworben habe, stand dort auch geschrieben, dass eine Zugehörigkeit zur evangelischen Kirche wünschenswert wäre und ich weiß noch, dass ich mit meiner katholischen Konfession ein wenig Sorgen hatte, dass ich aus diesem Grund gleich wieder uninteressant sein könnte, weil ich auf den Job damals wirklich angewiesen war. Ich wurde aber zum Vorstellungsgespräch eingeladen und auch eingestellt. Direkt danach habe ich mich mit einer Kollegin am ersten Arbeitstag über die Frage unterhalten, weshalb eigentlich eine evangelische Konfession als wünschenswert angegeben worden war, nachdem es sich um eine Tätigkeit im Sekretariat handelte und ich dort wirklich gar nicht mit religiösen Belangen konfrontiert wurde. Sie erklärte mir, dass eine Zugehörigkeit zur evangelischen Kirche gar nicht entscheidend sei, sondern dort vor allem gewünscht würde, dass man einem christlichen Glauben angehört, wobei aber wieder keine Rolle spielt, welchem genau.

Nun wohne ich seit geraumer Zeit in Bayern und wir haben hier in einem Nachbardorf ein sehr groß angelegtes Behindertenheim, das eigentlich das gesamte Dorf umfasst und in einem Kloster angesiedelt ist. Im Laufe der Jahrzehnte gab es entsprechende Neubauten aufgrund des hohen Zulaufs, und in diesem Dorf leben und arbeiten nun körperlich und geistig Behinderte zusammen mit Klosterschwestern und entsprechend ausgebildetem Personal, also hauptsächlich Heilerziehungspflegern. Bei dem Kloster handelt es sich übrigens um ein katholisches und ich weiß, da einige meine Bekannten und auch ehemalige Kollegen dort arbeiten, dass auch in diesem Kloster eine Einstellungsvoraussetzung ist, dass man die entsprechende Konfession vorweisen kann. Ich dachte nun, dass aufgrund der Tatsache, dass die katholische Kirche doch starrer zu sein scheint, sicherlich hier entsprechend mehr Wert darauf gelegt werden würde, dass man eben der katholischen Kirche zugehörig ist, wenn man sich um eine Position bewirbt. Allerdings trifft das tatsächlich ebenfalls nicht zu, denn auch hier liegt das Hauptaugenmerk auf einer Zugehörigkeit zu einer christlichen Kirche, nicht aber zwingend der katholischen.

Grundsätzlich scheint es also ratsam zu sein, sich bei evangelischer oder katholischer Konfession zu bewerben, ganz unabhängig davon, ob es sich beim Träger der jeweiligen Einrichtung nun um dieselbe Konfession handelt oder nicht. Es mag sein, dass diejenigen, die die Entscheidungskraft haben, sich – teilweise vielleicht auch abhängig vom Vorhandensein gleich qualifizierter Zugehöriger ihrer eigenen Konfession – für einen Mitbewerber entscheiden, aber versuchen würde ich es dennoch, weil ich weiß, dass die Zugehörigkeit sich hauptsächlich auf den christlichen Glauben beziehen muss.

Ob es nun sonderlich wichtig ist, dass ein Mitarbeiter die jeweilige Konfession vertritt oder ob man einer Konfession nur angehört, ohne aber den Glauben wirklich angenommen zu haben und danach auch strikt zu leben, stellt sicherlich eine ganz eigene Diskussion dar. Ich denke zwar auch, dass es sicherlich nicht als fachliche Qualifikation angesehen werden kann, wenn jemand nun katholisch oder eben evangelisch ist, aber diesen Trägern geht es eben auch nicht nur um die Qualifikation, sondern noch um diesen zusätzlichen Punkt, den ich aus Sicht der jeweiligen Religion sogar nachvollziehbar finde – wenngleich ich auch meine, dass da ein für sich ganz eigenes Problem angesiedelt ist, das in die Richtung geht, dass wohl doch nicht alle Menschen gleich sind, sondern die, die der „richtigen“ Konfession angehören, eben gleicher sind, was wiederum meinem Verständnis von Nächstenliebe – und somit immerhin einem Gebot – widerspricht.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Mich würde eher wundern, wenn in katholischen Kindergärten nichtkatholische Erzieher arbeiten dürften. Eine nichtkatholische Erzieherin kann doch Kinder gar nicht im katholischen Glauben erziehen, bzw. würde ihren eigenen Glauben, sei es evangelisch, islamisch, jüdisch oder atheistisch verraten. Außerdem sind katholische Kindergärten auch dazu angehalten, andersgläubige Kinder zu missionieren, auch wenn das viele Eltern nicht wissen. Also aus kirchlicher Sicht ist es völlig verständlich, nur katholische Erzieher einzustellen und auch gar nicht anders denkbar. Die katholische Kirche will auch nicht nur eine christliche Erziehung, sondern eine katholische.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich bin evangelisch und habe ein Jahrespraktikum in einem katholischen Kindergarten gemacht. War auch von den anderen Erzieherinnen kein Problem. Wir hatten auch eine konfessionslose Erzieherin dort arbeiten. Was mir allerdings sehr übel aufstieß war, dass ich ebenfalls mit in die Kirche musste, wenn irgendwas war (z.B. Aschermittwoch) und sich der Pastor gewundert hatte, warum ich keine Ahnung von dem ganzen Katholischen hatte. (Wie denn auch, ging ich doch jeden Sonntag brav in den evangelischen Gottesdienst)

» AngelHawk » Beiträge: 437 » Talkpoints: 5,40 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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