Wissenschaftliche Arbeiten: Wie sich selbst bezeichnen?
Ich muss in den nächsten Wochen einen Bericht über ein mehrwöchiges Praktikum, das ich diesen Sommer im Rahmen meines Studiums abgeleistet habe, schreiben. Das Ganze soll aber nicht einem Tagebuch gleichen, sondern eine wissenschaftliche Arbeit sein, in der ich die Einrichtung und meine Tätigkeit dort vorstelle und das angewandte Konzept oder Leitbild kritisch reflektiere usw.
Nun stehe ich allerdings trotzdem vor einem Problem, nämlich dass ich in fast der gesamten Arbeit wohl ziemlich häufig Sätze schreiben muss wie beispielsweise "Ich habe das und das gemacht", "Meine Aufgaben waren folgende", "Ich konnte feststellen, dass die Konzepte nur mäßig umgesetzt wurden", o.ä. Natürlich will ich dies so oft wie möglich umformulieren, dass kein "ich" oder "mein" etc. in der Arbeit vorkommen. ("Ich" finde ich sowieso ganz schrecklich und will es komplett vermeiden, selbst wenn es in diesem Fall vielleicht sogar akzeptabel wäre.)
Wie könnte ich das denn umformulieren? Gibt es da irgendwelche Standard-Floskeln? Ausdrücke wie "die Verfasserin vorliegender Arbeit" finde ich irgendwie auch recht komisch, insbesondere, wenn diese Ausdrücke in jedem zweiten Satz vorkommen.
Hat jemand Tipps diesbezüglich? Wie bezeichnet sich der Autor/die Autorin am besten selbst in wissenschaftlichen Arbeiten? (Seinen Namen nennen ist ja auch blöd, weil es sich ja nur um eine kleine Arbeit für die Uni handelt, nichts öffentliches.) Standet ihr schon einmal vor einem ähnlichen Problem?
Ich kenne dein Problem nur zu gut und habe neulich erst noch eine Seminararbeit für die Universität verfasst, in der es um die Innovationsfähigkeit von Unternehmern ging. Hier habe ich einen kleinen Auszug aus meiner Einleitung, damit du sehen kannst wie ich das Problem gelöst habe:
Diese Arbeit beschäftigt sich mit Verhaltensweisen und der Kompetenz des „networking“, die starken Einfluss auf die Innovationsfähigkeit eines Entrepreneurs haben. Im ersten Abschnitt werden theoretische Grundlagen, nämlich Entrepreneurship, Verhaltensweisen und Kompetenzen und der Begriff der Innovation definiert, bevor im Hauptteil der Fokus auf der Verhaltensweise der Hinterfragung gegenwärtiger Zustände und der Observationsfähigkeit liegt. Weiter wird im Hauptteil die Kompetenz des Aufbauens sozialer Netzwerke eines innovativen Entrepreneurs beleuchtet, bevor die Relevanz aller Merkmale anhand eines Praxisbeispiels gezeigt wird.
Neben einer Vielzahl von Faktoren der Innovationsfähigkeit eines Unternehmers liegt die Fokussierung dieser Arbeit auf den oben angegebenen Elementen, da diese zur Findung von Ideen einen elementaren Beitrag leisten. Am Schluss werden in einem Fazit noch einmal die wichtigsten Punkte aufgegriffen.
Erst mal Danke für deinen Beitrag! Also grundsätzlich arbeite ich ja auch mit solchen Floskeln wie "In dieser Arbeit soll gezeigt werden..." oder eben ganz viel mit Passiv-Formen, wie du es ja auch tust. Insbesondere in der Einleitung kommt man ja kaum umhin. Damit habe ich auch weniger Probleme.
Trotzdem wäre ich um den einen oder anderen weiteren Tipp noch sehr dankbar, weil sich meine Problematik ja insbesondere dadurch ergibt, dass ich über meine Zeit dort berichten muss, nicht etwa über ein neutrales Thema, das mit mir erst mal nichts zu tun hat. Wie beschreibe ich zum Beispiel konkret meine Tätigkeit? Wenn ich schreibe "Die erste Woche war insbesondere von der Tätigkeit auf der Station xy geprägt" (nur mal als Beispiel), dann ist ja gar nicht klar, dass ICH dort tätig war, oder? Natürlich kann sich der Dozent das denken, aber ich möchte das irgendwie schon konkreter ausdrücken.
Auch weiß ich nicht, wie ich das in der Einleitung formulieren soll, worum es geht. Mal spontan gesagt: "Diese Arbeit dient als Bericht über das im Rahmen des Studiums X an der Universität Y abgeleistete Praktikum in der Einrichtung Z. usw." - Ist denn dann klar, dass damit ICH gemeint bin, die das Praktikum abgeleistet hat? Ich bin mir da ziemlich unsicher. Daher bin ich wie gesagt für weitere Antworten dankbar!
Nougat hat geschrieben:"Diese Arbeit dient als Bericht über das im Rahmen des Studiums X an der Universität Y abgeleistete Praktikum in der Einrichtung Z. usw." - Ist denn dann klar, dass damit ICH gemeint bin, die das Praktikum abgeleistet hat?
Ich finde es schon eindeutig, dass du damit gemeint ist und mir wäre mit diesem Satz schon klar, dass du das Praktikum selbst absolviert hast und nicht bloß allgemein berichtest. Wenn du dann noch einen konkreten Zeitraum erwähnst, wird es noch deutlicher.
Wenn ich schreibe "Die erste Woche war insbesondere von der Tätigkeit auf der Station xy geprägt" (nur mal als Beispiel), dann ist ja gar nicht klar, dass ICH dort tätig war, oder? Natürlich kann sich der Dozent das denken, aber ich möchte das irgendwie schon konkreter ausdrücken.
Wenn du eine gute Einleitung hast, in der deutlich wird, dass DU das Praktikum absolviert hast und darüber im weiteren Verlauf berichten wirst, ist ein solcher Satz definitiv ausreichend, auch wenn du nicht konkret erwähnst, dass DU dort tätig warst. Denn wenn zum Beispiel in der Einleitung steht: "Das Praktikum fand in der Einrichtung X statt" und danach irgendwann folgt: "Während der ersten Woche erfolgte der Einsatz überwiegend auf Station Y" ist doch klar, dass du dort eingesetzt wurdest, denn du berichtest schließlich über dein Praktikum. Ich glaube du machst dir da ein wenig zu viel Gedanken.
Ist es denn eigentlich überhaupt notwendig, dass du es so umschreibst? Ich finde es zwar so auch definitiv schöner, aber von Praktikumsberichten kenne ich es durchaus, dass man in der Ich-Form schreiben kann. In wissenschaftlichen Berichten ist das aber nicht angebracht. Hier würde man dann tatsächlich "Frau/Herr XY" (Deckblatt) und dann der Autor/die Autorin, der Verfasser/die Verfasserin schreiben. Vielleicht wäre in deinem Fall ja auch noch ein "der Student/die Studentin" oder "der Praktikant/die Praktikantin" möglich, wenn du es schön formulierst. Ansonsten ist es schon richtig, dass du in der Passiv-Form schreibst und so mache ich es auch meistens, weil es sich einfach am besten anhört.
Es ist natürlich verständlich, wenn es sich beim Schreiben für dich selbst etwas befremdlich anhört, Wörter wie "ich" oder "mein" zu verwenden. Schließlich sollst du deinen Bericht auf wissenschaftlichem Niveau formulieren und bist es aus anderen Arbeiten nicht gewohnt, deine Meinung über Personalpronomen kund zu tun.
Ein Praktikumsbericht ist aber, auch wenn es sich um eine wissenschaftliche Reflexion handelt, etwas völlig anderes als eine theoretische Abhandlung. Man beschreibt schließlich die eigenen Erfahrungen und Beobachtungen, die man gemacht hat, und nicht etwas, was man durch dritte Personen -sprich andere Autoren- heraus gefunden hat. Deine(!) Erlebnisse sind es, über die der Leser mehr erfahren möchte. Sich selbst in der dritten Person zu benennen oder gar durch möglichst viele Passivsätze so wenig wie möglich zu erwähnen, scheint mir dem entsprechend eher kontraproduktiv zu sein.
Wenn du es trotzdem unbedingt vermeiden möchtest, von dir selbst als "ich" zu sprechen, kannst du auch auf das allgemeinere "man" zurückgreifen, ohne in eine Aufreihung von passiven Formulierungen zu verfallen. Im Zweifelsfall würde ich an deiner Stelle aber einfach noch einmal Rücksprache mit deinem Praktikumsbetreuer von der Hochschule halten.
Nougat hat geschrieben: Wie beschreibe ich zum Beispiel konkret meine Tätigkeit? Wenn ich schreibe "Die erste Woche war insbesondere von der Tätigkeit auf der Station xy geprägt" (nur mal als Beispiel), dann ist ja gar nicht klar, dass ICH dort tätig war, oder? Natürlich kann sich der Dozent das denken, aber ich möchte das irgendwie schon konkreter ausdrücken.
In einer wissenschaftlichen Arbeit haben solche Beschreibungen gar nichts verloren. Da interessiert es keinen, was genau du gerade getan hast. Dort wird nur allgemein über das Thema und die Ergebnisse berichtet.
Wenn es aber ein Tätigkeitsbericht sein soll, dann kannst du auch natürlich auch ganz normal schreiben, was du getan hast. Aber dazu solltest du unbedingt vorher mit dem Betreuer abklären, ob es wirklich ein solcher Tätigkeitsbericht werden soll.
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