Medikamente zu teuer in Deutschland

Die gesetzlichen Krankenkassen mussten im Jahre 2010 4,6 Milliarden Euro allein an Mehrwertsteuer aufwenden. Dieser Betrag war höher als die Apothekenhonorare. Innerhalb der Europäischen Union hat Deutschland den dritthöchsten Steuersatz für Arzneimittel, wo die Mehrwertsteuer 19 Prozent beträgt. Außer der Bundesrepublick hat nur Dänemark und Österreich einen höheren Steuersatz. Gar keine Mehrwertsteuer auf verschreibungspflichtige Medikamente berechnen Schweden und Großbritannien. Auch rezeptfreie Arzneimittel werden in fast ganz Europa mit unter 10 Prozent versteuert.

Es ist nicht zu verstehen, dass Deutschland auf lebenswichtige Arzneimittel den hohen Satz von 19 Prozent an Mehrwertsteuer fordert, dagegen auf Schnittblumen nur 7 Prozent fordert. Das Europäische Verbraucherzentrum fordert auch für Deutsche einen niedrigeren Mehrwertsteuersatz für Arzneimittel. Deutsche Verbraucher werden zu stark belastet durch hohe Mehrwertsteuer im europäischen Vergleich.

Schon Anfang vergangenen Jahres forderte die CDU für Medikamente eine niedrigere Mehrwertsteuer. Diese Forderung hängt immer noch in der Luft und das 20 Monate später. Bedient sich die CDU wieder einmal einer Hinhaltetaktik? Die Mehrwertsteuer für die Hotelübernachtungen wurde gesenkt auf 7 Prozent. Warum nicht die Mehrwertsteuer auf notwendige Medikamente? Aber die Politiker wissen sehr gut, dass die Menschen auf die Medizin angewiesen sind. Statt Senkung der Mehrwertsteuer kam dann die Erhöhung der Krankenkassenbeiträge (zusätzliche Zuzahlung) durch die Gesundheitskassen.

Zusätzlich zur Zuzahlung an Beiträgen muss ich nun noch für einen Blutdrucksenker knapp 14 Euro zu zahlen, da kein entsprechend anderes Nachahmerprodukt existiert. Dazu kommen noch weitere Zuzahlungen für andere Medikamente. Findet ihr auch, dass da was faul ist? Oder welche Meinung habt ihr dazu?

Ich finde hohe Preise für Medikamente eigentlich ganz okay, weil man weiß, dass es in manchen Ländern solche gar nicht gibt oder eben nur sehr wenig, darum denke ich, man darf ruhig mal mehr zahlen für etwas Wichtiges.

Wie du schon sagtest sind hier in Österreich die Medikamente noch ein bisschen teurer als in Deutschland, aber ich kenne eigentlich niemanden der sich je darüber beschwert hätte. Das Einzige das ich bis jetzt ein bisschen übertrieben fand, war ein Medikament gegen einen Ausschlag den ich plötzlich bekam, das war nämlich eine Salbe für knapp über 20 Euro, welche ich nur 3 Mal benutzt habe. Aber ansonsten kann ich mich echt nicht beklagen, denn solange die Medizin wirkt (und das tut sie), bin ich bereit, den dafür angemessenen Preis zu bezahlen.

Gerade für chronisch kranke ist die Zuzahlung bei den Medikamenten eine hohe Belastung. Wenn man nur ein Medikament braucht, dann ist das noch machbar, aber bei mehreren verschiedenen kann es ganz schön teuer werden. Ich habe aktuell vier verschiedene Medikamente, allerdings hatte ich auch schon mal mehr. Das kann ganz schön ins Geld gehen und wenn man darauf angewiesen ist, ist das schon schlimm. Allerdings kann man sich befreien lassen, wenn man die zumutbare Grenze überschreitet, das geht eigentlich ganz gut, insbesondere da gerade für chronisch Kranke die Grenze bei nur 1% des Lohnes liegt. Das ist relativ schnell erreicht, wenn man die Zuzahlungen, die Praxisgebühr usw. einrechnet.

Generell finde ich nicht unbedingt, dass Medikamente in Deutschland teuer sind. Wenn man bedenkt, was das Medikament so kosten würde, dann ist die Zuzahlung schon deutlich darunter. Mich stört allerdings auch die Mehrwertsteuer, hier könnte man durchaus den niedrigeren Steuersatz ansetzen, da das für viele Produkte, die nicht unbedingt lebensnotwendig sind, auch gemacht wird. Aber ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass das so schnell der Fall sein wird. Das Geschäft mit Medikamenten ist ein sehr einträgliches Geschäft und die Mehrwertsteuer daraus sehr wichtig für unseren Staat. Das ist sicherlich auch der Grund, warum das hier nicht offensiv weiter verfolgt wird.

Vielleicht habe ich mich nicht richtig im Anfangsthread ausgedrückt. Es ging mir auch darum, dass die Krankenkassen keine Zusatzbeträge hätten nehmen müssen, wenn die Mehrwertsteuer gesenkt worden wäre. Denn die volle Mehrwertsteuer zahlen ja die Krankenkassen und belasten durch Zusatzbeiträge dann wiederum die Mitglieder damit. Und das macht monatlich einschließlich der Medikamentenzuzahlung doch viel aus. Diese Beitragszuzahlung hat nichts mit einer teilweisen Befreiung der Medikamentenzuzahlung zu tun. Hätte die Regierung die Mehrwertsteuer nicht wahllos niederiger eingestuft, sondern nach Wichtigkeit für den Menschen, wäre der Staat auch nicht zu kurz gekommen. Im Endeffekt hätte sich das ausgeglichen.

Ich weiß nicht, ob man darüber Auskunft erhält, es Statistiken gibt oder sonstwas, aber ich glaube auch in der Pharmazie noch an Fairness und bezahle gern einen stattlichen Preis für die Medikamente, die ich in Deutschland kaufe und die aus Deutschland kommen. Warum das so ist, ganz einfach, Deutschland ist führend in der Forschung und Herstellung von Medikamenten.

Wir bezahlen also, so ist meine Hoffnung, diesen höhreren Preis, weil viel auch in die Kontrolle der Korrektheit und Qualität der Medikamente investiert wird, es gibt wenige Länder, die soviel Forschung betreiben wie Deutschland und die muss auch irgendwie bezahlt werden. Viel Kapital wird durch den Verkauf von Medikamenten erwirtschaftet. Ich kenne zwei Apotheker, sie sind die Eltern einer Bekannten und auch das Apothekerdasein ist nicht mehr so lukrativ, wie man es meinen würde. Von daher glaube ich schon, dass wir durch die hohen Preise einen Anteil haben an dem Kapital, dass der Forschung neuer Medikamente zugefügt wird. Und da wir alle davon profitieren, sollten wir uns auch alle mal zusammenreißen und für Gesundheit bezahlen. By the way, ich habe in Polen Medikamente gekauft für die Hälfte und lag anschließend mit einer Vergiftung zwei Wochen im Bett. Mag sein, dass das ein Zufallstreffer war, aber die Qualität hat ihren Preis und ich finde es zu 100 % gerechtfertigt.