Krankenkassen Insolvenz - Wie viele wird es treffen?

vom 14.10.2011, 19:10 Uhr

Fast jede zweite Krankenkasse ist in Deutschland latent bis massiv Insolvenzbedroht. Vorstände verschiedenster Krankenkassen sind schwer unter Beschuss und auch ihnen droht man mittlerweile Konsequenzen an. Einige sprechen von einem Desaster, andere hingegen von einer politisch gewollten Marktbereinigung.

Nur frage ich mich, mit dem Kassensterben bleiben ja auch Hunderttausende wenn nicht gar Millionen Versicherte auf der Strecke. Wer fängt diese auf und (gerade ältere) zu welchen Konditionen? Seht ihr auch Vorteile wenn dieser Kassensumpf mal trocken gelegt würde?

Benutzeravatar

» €uro » Beiträge: 141 » Talkpoints: 7,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das ist natürlich eine sehr schwierige Frage und erst letztens sind wieder offiziell welche in Insolvenz gegangen und es gab natürlich einen riesigen Andrang auf die verbleibenden und diese wiederum wählen sich natürlich die besten aus. Ich glaube nicht das unsere Regierung schon einen Notfallplan für die Menschen hat die keiner versichern will, insbesondere die Älteren unter uns. Ich denke mal diesbezüglich wird es sicherlich noch mächtig krachen in Deutschland.

Benutzeravatar

» alkalie1 » Beiträge: 5526 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich bin voller Hoffnung, dass die Krankenkassen reihenweise Insolvenz anmelden müssen. Genügend Kandidaten gibt es ja. Fast alle Krankenkassen in Deutschland haben in den vergangenen Jahrzehnten nur Misswirtschaft betrieben und die einfachsten Grundregeln der Marktwirtschaft missachtet.

Seit Jahren wurde bei den Krankenkassen kein Wert auf Prävention gelegt, sondern immer nur dann gezahlt wenn der "Schaden" bereits eingetreten war. Das beste Beispiel hierfür ist Krebsvorsorge, die es zwar gibt, aber von den versicherten zum Teil selbst gezahlt werden muss.

Nun aber zurück zum eigentlichen Thema. Wenn eine Krankenkasse Insolvenz anmelden muss, dann wird irgendeine andere Krankenkasse diese "kaputte" Krankenkasse aufnehmen. Ähnlich läuft es am freien Markt auch: Unternehmen A ist pleite, Unternehmen B schluckt dieses zu den vorteilhaftesten Konditionen.

Das heißt im Endeffekt, dass hier endlich eine Marktbereinigung stattfinden wird, die aus weit über 200 gesetzlichen Krankenkassen hoffentlich eine überschaubare Zahl machen wird. 95 Prozent der Leistungen der gesetzlichen Kassen sind sowieso gleich und damit für jeden Versicherten identisch.

Die letzten, die sich hier Gedanken machen müssen sind die Versicherten selbst. Seit 2007 besteht in Deutschland Versicherungspflicht im Bereich der Krankenversicherung. Das bedeutet für jeden Bürger, dass er sich entweder in einer gesetzlichen oder in einer privaten (unter bestimmten Voraussetzungen) Krankenversicherung versichern muss. Die gesetzlichen Versicherer haben hier eine Versicherungspflicht für jeden, der Versicherungspflichtig ist, das heißt, sie müssen jeden nehmen, der sich bei ihnen versichern möchte.

Fazit: Keine Angst, alle Versicherten werden hier das kleinste Problem haben und wir dürfen hoffen, dass künftig nur noch die Krankenkassen überleben, die auch mit ihren Geldern auskommen und damit in Absehbarer Zeit keine größeren Einschnitte in der Gesundheitsversorgung zu befürchten sein werden.

Benutzeravatar

» martin22 » Beiträge: 231 » Talkpoints: 0,58 » Auszeichnung für 100 Beiträge



martin22 hat geschrieben:[...] Fast alle Krankenkassen in Deutschland haben in den vergangenen Jahrzehnten nur Misswirtschaft betrieben und die einfachsten Grundregeln der Marktwirtschaft missachtet.[...]

Welche Marktwirtschaft? Die Krankenkassen agieren (unfreiwillig) in einem zutiefst von Lobbyismus und politischen Interessen geprägtem Raum, den man durch eine künstliche Konkurrenz und komplizierte Abrechnungsmodelle zu verwettbewerblichen versucht. Die Krankenkassen suchen sich zudem ihre Kunden nicht aus, sondern die Kundenstruktur ist v. a. geprägt von einer historischen Entwicklung. Glück für die Kassen, zu denen sich die gesunde, junge, wechselfreudige Klientel hin bewegt. Ja und natürlich gibt es auch Kassen, die höhere oder niedrigere Verwaltungsausgaben haben.

Zudem hat Marktwirtschaft im Bereich Gesundheit ohnehin wenig zu suchen, weil sich niemand Krankheit als Produkt selber aussucht. Gerade der Gesundheitsschutz ist also ein Schutz, den man im Rahmen einer Gemeinschaft lösen sollte.

Das eigentliche Problem liegt bei uns neben den oben angesprochenen Problemen zudem darin, dass wir ein paralleles privates Gesundheitssystem haben, in das sich die (meist gesünderen) Besserverdiener, oder Beamte zurückziehen können. Zudem ist das System durch Grenzen gedeckelt.

Ein möglicher Lösungsansatz wäre also, jeden in der gesetzlichen Kasse zu verpflichten, die Kassen auf wenige regionale Anbieter zu beschränken, die Deckelungen deutlich zu erhöhen (wenn überhaupt eine Deckelung). Das geht woanders auch, ohne dass dort der Sozialismus ausgebrochen wäre. Das Gegenteil kann man in den USA oder auch gerne in England bewundern.

Insolvenzen von Kassen wird es geben, aber momentan ist wohl die finanzielle Situation nicht so dramatisch. Als Kunde hat man dann Scherereien, sollte aber unterkommen. Helft älteren Menschen, die davon betroffen sind, die wissen oft nicht, was sie tun sollen.

Benutzeravatar

» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^