144.000 € für 5 Minuten - ethisch korrekt?

vom 14.10.2011, 19:01 Uhr

Als ich heute Morgen mit dem Auto auf dem Weg zur Uni war, hörte ich - wie jeden Morgen auch - BigFM. Normalerweise ist der Sender ja dafür bekannt, dass hier durchgehend mehr oder weniger ausschließlich Musik kommt. In einem der sonst so kurzen Nachrichtenblocks fiel mir eine kurze Diskussion auf, sehr wahrscheinlich in erster Linie wegen des hohen Betrages, der genannt wurde: Es ging um den Spieler Christian Träsch vom VfL Wolfsburg und seinem 5-minütigen Einsatz gegen die Türkei, als die deutsche Nationalmannschaft in Berlin mit 3-0 gewann. Hierfür soll er vom DFB satte 144.000 € erhalten haben! Ob es sich dabei um eine Siegprämie oder eher eine Auflaufprämie handelt, wurde nicht näher beleuchtet.

Aber selbst wenn: Findet ihr solch einen Betrag vor allem aus ethischer Sicht korrekt? In einer Gesellschaft, in der die Armutsgrenze womöglich bei gut 1000-1200 € im Monat liegt, darf es sowas meines Erachtens nicht geben. So kann man vielleicht erneut die Diskussion, ob Profi-Fußballer überbezahlt sind und ob diese Summen auch wirklich gerecht sind und sie es auch wirklich verdienen. Von Spielern wie Ronaldo, Messi & Co. spreche ich erst gar nicht, deren Jahresgehalt bei mindestens 13 Mio. € im Jahr liegt (entspricht mehr als 1 Mio. € im Monat, Sponsoreinnahmen nicht einberechnet!).

Im dazugehörigen Beitrag wurden auch Zuhörermeinungen gespielt, die ebenfalls eindeutig dafür waren, dass Fußballer überbezahlt sind. Einige waren dafür, dass vielmehr andere Berufe soviel verdienen sollten (in erster Linie medizinische Fachkräfte), andere wiederum schlugen vor, dass Spielergehälter stark an Leistungen bzw. Erfolge gekoppelt sein sollten. Wie ist eure Meinung dazu: Sind Fußballer generell überbezahlt? Was kann man dagegen tun? Neben der Jahresgage von Vereinsseite, gibt es ja auch noch unzählige Sponsorverträge, die teilweise das 2- bis 3-fache dessen betragen, was der Spieler jährlich vom Verein bekommt. Sollten da die Verbände, die UEFA oder gar die FIFA eingreifen und ein entsprechendes Gesetz in die Wege leiten?

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» getku » Beiträge: 883 » Talkpoints: 11,06 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ethik hat bei so etwas keinen Platz: Ob Musiker, Models oder Sportler - aufgrund eines besonderen Talents das viel gefördert wurde (was voraussetzt das sie z.B. eine bessere Kindheit hatten als ich) - sind sie ein Einzelstück. Unikate sind teuer und müssen entsprechend bezahlt werden.

Das er gerade für dieses Spiel so eine Summe kassiert hat, obwohl er nicht maßgeblich zum Erfolg beigetragen hat, liegt nur daran, dass seine Verträge so konstruiert sind. Da er im defensivem Mittelfeld spielt, können seine Einnahmen nicht aus Torprämien entstehen und müssen anders gestaffelt werden. So können solch bizarre Situationen zustande kommen.

Aber abgesehen davon: Das es seit Jahren keine Reallohnerhöhungen mehr für uns normale Leute gab lässt sich nicht dadurch ausgleichen, dass wir den Fußballern ihr Gehalt kürzen. Marschiert lieber auf den Bundestag und fordert das sofortige Ende der Lohnkürzung = Mehr Wettbewerbsfähigkeit - Spirale. Nur weil wir inzwischen das Polen der qualitativ hochwertigen Produkte sind heißt das nicht, dass wir nichts ändern können!

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


getku hat geschrieben:Sind Fußballer generell überbezahlt? Was kann man dagegen tun? Neben der Jahresgage von Vereinsseite, gibt es ja auch noch unzählige Sponsorverträge, die teilweise das 2- bis 3-fache dessen betragen, was der Spieler jährlich vom Verein bekommt. Sollten da die Verbände, die UEFA oder gar die FIFA eingreifen und ein entsprechendes Gesetz in die Wege leiten?


Sicherlich schon eine vieldiskutierte und etwas mühselige Frage. Natürlich findet im Profifußball eine haltlose Überbezahlung statt, aber das geht nur so lange wie die Leute das Geld auch in die Stadien tragen. Armutsgrenze spielt da keinerlei Rolle, siehe Dortmund, da kann kommen wer will, aber 80.000 schreien sich da die Kehlen raus und 75.000 davon zählen mit Sicherheit zu der von dir angesprochenen Klientel.

Ja, und was die Sponsor- und Werbeverträge angeht, kann man ja auch nur sagen "wie der Herr so das Gescherr". Wenn selbst Bundestrainer mit dem Verband in den Millionenpoker einsteigen um im Anschluss daran wohl nicht besseres zu tun haben hochdotierte Werbespots zu drehen und sich dabei noch in guter Gesellschaft mit Klubmanagern befindet, wie wollen die denn den Spielern dann noch irgendwelche Zurückhaltung und Ethik predigen?

Und zu guter Letzt, folgen dann im Fernsehen im Anschluss der Übertragung derer oder anderer überflüssiger Millionenspektakel, ein Spot im Fernsehen wo Klein-Fritzchen aufgefordert wird für die Millionen der vom Hungertod bedrohten Menschen in Afrika zu spenden. Ja, wie abartig ist das denn?

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» €uro » Beiträge: 141 » Talkpoints: 7,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich finde sowas einfach nur krank. 5 Minuten für 144.000 Euro wären hochgerechnet bald 2 Million Euro für eine Stunde. Es gibt viele Menschen, die verdienen solche Beträge in ihrem ganzen Leben nicht!

Ich finde auch, Fußballprofis sowie Profis vieler anderer Sportarten sind einfach übertrieben Überbezahlt. Und das, wo man immer wieder hört, dass diverse Fußballverbände kein Geld mehr haben. Die FIFA und wie auch immer diese ganzen Organisationen heißen (kenn mich da nicht ganz so aus) , sollten echt etwas gegen den extrem verschwenderischen Umgang mit Geld tun. Ich glaube zwar nicht, dass sich so etwas durchsetzen ließe, aber so sollte es nicht weitergehen..

» computer0410 » Beiträge: 71 » Talkpoints: 26,98 »



Ich bin ebenfalls der festen Überzeugung, dass es einfach nur bescheuert ist, einen Spieler 144.000 Euro zu geben nur, weil er 5 Minuten auf den Platz war. Denn es gibt tatsächlich viele Sportler die einen Haufen Asche bekommen und keine Leistung zeigen oder einfach nichts machen. Denn so etwas ist einfach nur unverschämt. Ich kann es noch nachvollziehen, wenn ein Sportler für sein Geld hart arbeitet und sich anständig verhält. Aber wenn jemand die ganze Zeit nur alles kaputt macht, überhaupt keine Leistung zeigt und sich nur daneben benimmt dem muss einfach nur das Gehalt gekürzt werden oder einfach gekündigt werden. Denn das Problem ist einfach das unser Land nicht genug Kohle hat und einem normalen Bürger gegenüber ist dies einfach nur eine Sauerei! Denn ein normaler Arbeiter verdient nie im Leben so viel, wie beispielsweise ein Profisportler und kann, unmöglich so viel Geld sparen. Außer, man hat bei einem Gewinnspiel gewonnen. Für 5 Minuten auf dem Platz ist das einfach nur zu viel Gehalt was sie dem Spieler reingedrückt haben.

» GI KA » Beiträge: 1629 » Talkpoints: 62,28 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich muss meinen Vorredner hier widersprechen bzw. sagen, dass ich deren Meinung nicht teile. Ich denke, dass es selbstverständlich ist, dass Fußballspieler viel, sehr viel Geld verdienen, jedoch denke ich nicht, dass es zu viel Geld ist. Ich denke, dass jeder genau das moralisch verdient, was er letztendlich bekommt. Ich denke, dass hier nicht der Wohltätigkeitsfaktor, sondern eher der gesamte Nutzen in globaler Hinsicht zählt.

Erstens denke ich, dass man nur so viel bekommen kann, was man sich durch seine Arbeit erarbeitet hat. Hier gibt es nunmal Unterschiede in der Qualität der Arbeit und natürlich mögen manche Personen auch sagen, dass ein Fußballspieler nur wenig arbeitet. Tatsache ist es jedoch, dass ein Fußballspieler bzw. viele Fußballspieler Millionen von Menschen unterhalten können. Wieso sollten sie dafür nicht viel Geld bekommen? Vielleicht, ja, wahrscheinlich, ist die Arbeit leichter als die Arbeit eines Sanitäters, der Leben rettet und nur einen Bruchteil des Fußballergehaltes bekommt, jedoch muss man auch beachten, dass dies nur einzelne Erscheinungen sind. Ein Fußballspiel betrifft viel mehr Menschen als ein einzelner Einsatz. Ich denke, dass - solange wir im Kapitalismus leben, was ich persönlich gutheiße - es gerechtfertigt ist, dass ein Fußballer so viel bekommt. Alleine durch die Werbung, die bei den Fußballübertragungen geschaltet wird, ist es schon zu erkennen, dass hier Millionen umgesetzt werden - und dies tut auch den Steuereinnahmen gutes, durch die wiederum andere Sachen wie wohltätige Einrichtungen finanziert werden. Daher denke ich, dass man den Nutzen global und nicht separatistisch sehen sollte, und hier denke ich, dass jeder das bekommt, was er sich verdient hat - nicht unbedingt, das was der Schwierigkeit der Arbeit angemessen ist. Zudem kann man Schwierigkeit der Arbeit gar nicht richtig festlegen, immerhin ist es dabei so, dass es hier nunmal Talente gibt.

Insgesamt denke ich somit, dass ein Fußballspieler bzw. ein Fußballspiel für genug Unterhaltung sorgt und genug Geld einspielt, sodass ein maßgeblich an dieser Einnahme beteiligter Fußballspieler auch angemessen entlohnt werden sollte. Insofern denke ich, dass es prinzipiell keine Überbezahlung gibt.

» belial94 » Beiträge: 183 » Talkpoints: -0,62 » Auszeichnung für 100 Beiträge


@belial

Wenn du schon mit dem Aspekt der Unterhaltung kommst, würde ich dich gerne fragen wollen, wie viele Menschen die Bankenmanager o.ä. Personen unterhalten und ob das auch im Sinne des Entertainment ist, den sich Mio. von Menschen sich zu Gemüte führen? Abgesehen davon verstehe ich nicht so genau, wieso du die Unterhaltung so groß schreibst und die Entlohnung an dieser gemessen werden soll. Ein banales Beispiel: Menderes Bagci, der langjährige DSDS-Kandidat, unterhält sicherlich auch bundesweit Mio. Menschen, verdient aber sicherlich keine Mio., geschweige denn einen Bruchteil davon. Dass die ganzen Gelder stark mit Sponsoren in Verbindung stehen, stimme ich dir zu, da muss dann das jeweilige Unternehmen für sich entscheiden, ob es Sinn macht Umsätze in 2-3 Spieler zu investieren. Aber ob Fußballer für Einsätze von 1-5 Minuten Beträge im 6-stelligen Bereich kriegen müssen, ist sehr kritisch zu sehen meines Erachtens, auch wenn die ganzen Beträge vertraglich geregelt sind, dann müssen eben andere Lösungen angestrebt werden.

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» getku » Beiträge: 883 » Talkpoints: 11,06 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Wie bereits geschrieben kommt es nicht nur auf einen Aspekt an. Beim Fußball ist das nunmal die Unterhaltung, bei Bankenmanagern ist es so, dass diese eine große Verantwortung tragen. Mehr, als diese jedoch durch ihre Tätigkeit zumindest im Ermessen der Bank verdient haben, werden sie wohl auch nicht bekommen. Das sind dann zwar teilweise immense Summen, doch finde ich, dass diese Personen dafür gearbeitet haben und ich finde, dass sie es sich ruhig erlauben können, das zu nehmen, was ihnen angeboten wird. Warum auch nicht? Ohne die Bankenmanager gäbe es keine Banken und daraus resultierend kein Kreditsystem, wenn man das mal etwas überspitzt ausdrücken möchte. Dies würde der gesamten Bevölkerung schaden, denn Kredite sind - ich denke, dass ich dies nicht näher erläutern muss - wichtig, damit die Wirtschaft wachsen kann und Arbeitsplätze geschaffen oder zumindest erhalten bleiben können.

Zu deinem anderen Beispiel lässt sich sagen, dass Menderes Bagci scheinbar nicht so viele Personen unterhält. Es gibt selbstverständlich einen Unterschied, ob man eine Millionen Personen für eine Stunde zweitklassig unterhält und wenn man mehrere Millionen Personen mehrere Stunden so erstklassig unterhält, dass hierüber sogar noch Tage später geredet wird. Wenn Menderes Bagci mehr verdient hätte, bekäme er sicherlich - zum Beispiel durch Sponsoren - auch mehr Geld; im Gegensatz dazu steht, dass auch kein Sponsor Geld einfach zum Fenster raus wirft und zu viel zahlt - das macht dann den Unterschied eines erstklassigen Fußballspielers und eines wenn überhaupt zweitklassigen Möchtegern-Sängers aus.

» belial94 » Beiträge: 183 » Talkpoints: -0,62 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Fußballer sind auf jeden Fall überbezahlt. Man beachte mal was die an Gehalt bei ihrem Verein bekommen. Moralisch kann man das einfach nicht mehr vertreten, was da in Sportlerkreisen passiert. Dennoch muss man auch beachten, dass es nicht unser Geld ist, von welchem diese Spieler bezahlt werden. Es bezahlt der Verband, der Verein oder die Sponsoren. Die Sportart Fußball ist einfach ein riesen Geldfänger, mit welchem der Fußball an sich arbeitet. Alleine das Geld was durch Werbeeinahmen, Fernsehrechte und Stadioneinnahmen zu den Vereinen zurückfließt, ist beachtlich. Und die ganzen Menschen die sich Fußball im Stadion oder Fernsehen angucken, tragen dazu bei.

Wären die Preise für die TV-Rechte nicht so hoch, würden die Spieler auch nicht so gut bezahlt werden. Wäre ein Mensch nicht bereit die 25 Euro fürs Stadion auszugeben, würden die Fußballer nicht so gut bezahlt werden. Da sie es aber sind, verhält sich die Sportart wie ein wirtschaftliches Unternehmen und wird aus meiner Sicht zurecht so gut bezahlt. Wenn ein Unternehmen in der Wirtschaft gut verdient, verdienen Mitarbeiter auch gutes Geld. Ist es nicht so, werden einige Entlassen oder das Gehalt wird gekürzt. Angebot nach Nachfrage.

» Dumpfbacke » Beiträge: 56 » Talkpoints: 24,13 »


Natürlich ist es pervers, wenn ein Mensch so viel mehr Geld als andere in so kurzer Zeit verdient. Das hat auch nichts mit Unterhaltung, Verantwortung o. ä. Quatsch zu tun, es sind Preise, die der Markt hergibt. Und in diesem Markt steckt eben so viel Geld.

Niemand ist der Menschheit so viel Wert. Eine Krankenschwester trägt auch eine enorme Verantwortung, ja sogar ein Busfahrer. Es wird aber nicht nach Verantwortung bezahlt. Bankenmanager (und nicht nur die) können, was sie in letzter Zeit häufig bewiesen haben, im Grunde handeln, wie sie wollen. Eine echte Verantwortung gibt es nicht. Je höher die Position im Management, die sich mitnichten immer erarbeitet wurde, desto eher findet sich bei Vollversagen ein anderer Job. Nein, das sind Auswüchse des kapitalistischen Systems, nicht mehr und nicht weniger. In meinen Augen die pure Perversion. Man kann nur hoffen, dass dabei wenigstens der Fiskus noch seinen Schnitt macht, aber selbst das ist ja heute mehr als fraglich.

Das hat aber übrigens nur zum Teil mit Stadionbesuchen zu tun. Vereine verdienen an Transfers, an Handel, Conference und Catering, an der TV-Vermarktung und vor allem an der Werbung. Der Stadionbetrieb spielt zwar eine gewichtige Rolle, aber ich denke, die liegt etwa so bei 20% des Umsatzes. Werbung dürfte bei 30-40% liegen. Ich gehe dabei mal von einem Bundesligaverein aus. Und Werbung bezahlen wir natürlich auch alle über den Kauf von Produkten.



Nebenbei: Ist es nicht aktuell so, dass zig Vereine, v. a. in England und Spanien, kurz vor der Pleite stehen? Da war doch was? Irgendwas habe ich da neulich bei Sport-Inside gesehen. Schon etwas länger her, wird diese Thematik hier beleuchtet.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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