Anschluss an Kommilitonen - notwendig?
Ich habe jetzt zum Wintersemester mit dem Studium angefangen und bisher gefällt es mir auch eigentlich ganz gut, bis auf die ewige Fahrerei. Nun habe ich mich gefragt, wie das in der Universität eigentlich mit Freundschaften ist. Natürlich möchte ich Leute kennen lernen und mich mit diesen anfreunden, ich habe auch schon ein paar nette Menschen getroffen und hoffe auch, dass sich diese Freundschaften vertiefen. In den Vorlesungen ist mir aber auch aufgefallen, dass sich manche total abkapseln. Die sitzen einfach in der Vorlesung, kritzeln mit und sprechen mit keinem.
Da stellt sich mir die Frage, ob es eigentlich nötig ist, abgesehen vom Unterhaltungswert sich mit seinen Kommilitonen gut zu verstehen. Braucht man keinen Anschluss an diese, weil man eben alles selber erarbeiten muss und es nur zuhören und mitschreiben ist? Oder kommen auch Gruppenarbeiten auf einen zu? Ich hoffe ihr könnt mir mal erzählen, wie das so bei euch ist, die Frage beschäftigt mich die letzten Tage irgendwie.
Das kommt wohl sehr auf die Richtung des Studiengangs mit an, aber grundsätzlich ist es um einiges einfacher wenn man Anschluss an andere Mitstudenten hat da man selbst wohl nicht immer Anwesend ist und sich so auch einmal austauschen kann mit den Notizen als wenn man nur seine eigenen zur Verfügung hat. Auch lernt es sich meiner Meinung nach, um einiges einfacher in der Gruppe als alleine da so immer neue Aspekte mit eingebracht werden können in die Themen.
Ich selbst studiere ja nur als Abendstudium, und bei uns ist es Pflicht, dass die erste Abschlussarbeit als Gruppenarbeit angefertigt werden muss. Deswegen bin ich schon sehr froh, dass ich doch an einige meiner Mitstudenten Anschluss gefunden habe und mir so wertvolle Tipps immer holen kann und auch direkt jemanden hatte, mit dem ich die Abschlussarbeit schon Semester vorher vorbereiten konnte. Von mir selbst kenne ich es so, dass ich auch die ersten Lesungen viel alleine gesessen habe und für mich selbst geschrieben habe. Der Anschluss kam eigentlich erst hinterher, bei den Raucherpausen vor der Tür, denn dort kann man immer noch die besten Kontakte knüpfen.
Bei einer Bekannten von mir, die im selben Semester angefangen hat wie ich, hat sich das ganze anders ergeben und sie hat keinen Anschluss an ihre Mitstudenten gefunden und was dabei nun raus kommt, kannst du in dem anderen Beitrag, Kein Anschluss an Kommilitonen - Abschlussarbeit in Gefahr, nachlesen.
Wenn es "nur" darum geht, das Studium irgendwie durchzustehen und zu seinem Abschluss zu kommen, so ist es sicher in vielen Fällen denkbar und möglich, absolut isoliert (abgesehen von Kontakten zu Dozenten und Professoren) zu arbeiten. Ein "Kontakt" zu Kommilitoninnen und Kommilitonen ist nicht zwingend notwendig. Im Grunde ist man während des Studiums bzgl. der zu erbringenden Leistung sowieso auf sich allein gestellt.
Geht es aber beim Studium auch um die Vorbereitung auf das Leben, so verfehlt man mit so einer Einstellung sicher das Ziel in Gänze! Denn es geht ja gar nicht darum, in so einer Zwangsgemeinschaft (niemand sucht sich die Leute aus, mit denen man Studiert!) Freundschaften zu knüpfen. Aber in sozialer Interaktion sollte man schon stehen, um eben den Umgang mit anderen Menschen zu erlernen. Auch wenn es sich dann nicht um Freunde handelt. Es ist ja eher unwahrscheinlich, dass man sich später im Leben auch nur mit "Freunden" umgibt. Da muss dann auch mit Nachbarn, Kolleginnen und Kunden umgegangen werden, auch wenn man privat nichts mit manchen von denen zu tun haben will. Dennoch muss man offen genug sein, eben auch hier Wege zu einem verträglichen Umgang zu finden. Ignorieren ist da der falsche Weg und führt, wenn überhaupt irgendwohin, in eine Sackgasse bzw. ist wohl ein Garant dafür, dass es mal kracht.
Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich mein Studium begonnen habe bevor die Bachelor und Master Studiengänge bundesweit eingeführt wurden. Ich habe zwar am Rande mitbekommen, dass da einiges anders läuft bei den neuen Studenten, aber da ich damals mein Studium noch nach der alten Studienordnung begonnen habe, hatte ich mit der Geschichte selber nichts zu tun.
Gruppenarbeiten waren bei uns schon relativ häufig, wobei das aber auch ein bisschen von den Vorlieben des jeweiligen Dozenten abhing und noch entscheidender ist wahrscheinlich, was man überhaupt studiert. Bei Gruppenarbeiten ist es natürlich von Vorteil, wenn man gleich weiß, mit wem man zusammen arbeiten will. Aber mir ist es auch mal passiert, dass ich ein Seminar besucht habe, in dem ich keinen kannte, und in dem schon am ersten Tag Gruppenarbeit verlangt wurde. Ich habe dann trotzdem eine Gruppe gefunden, denn ich war ja nicht die einzige, die erst mal etwas ratlos dastand.
Die "Sonderlinge" hatten bei Gruppenarbeiten allerdings schon die Stellung von dem dicken Kind, das beim Sportunterricht als letztes in ein Team gewählt wird. Ich denke das liegt nicht nur daran, dass man so jemanden nur vom Sehen kennt, sondern vor allem, dass man sich ja auf seine Gruppenmitglieder verlassen muss. Wenn die Aufgabe zum Beispiel eine Präsentation ist und jedes Gruppenmitglied einen Teil davon übernimmt ist die ganze Präsentation im Eimer, wenn ein Gruppenmitglied seine Arbeit nicht ordentlich gemacht hat. Und jemand, dem es im Alltag egal ist was seine Kommilitonen um ihn herum machen, strahlt natürlich wenig Vertrauen aus.
Noch wichtiger finde ich den Anschluss an die Kommilitonen aber, wenn es um den Austausch von Mitschriften geht. Ihr habt ja heute soweit ich weiß eine Anwesenheitspflicht, aber bei uns war das nicht ganz so streng und da konnte man dann eben schon mal die Vorlesung am Montag Morgen ausfallen lassen und sich anschließend eine Kopie von jemandem besorgen, der da war. Und natürlich kommt es auch mal vor, dass man krank ist und einfach nicht da sein kann. Und wenn man sich auf eine Prüfung vorbereitet macht es eventuell auch Sinn, mit jemandem die Unterlagen zu vergleichen.
Zunächst einmal ist es nie gut, wenn sich jemand total von anderen Menschen abkapselt und zum Sonderling wird, egal ob nun in der Schule, im Studium, bei der Arbeit oder im Privatleben. Aber es ist auch nicht zwingend notwendig, immer mitten in einer dicken Clique zu sein.
Als ich studierte, habe ich nur ein Semester an meinem Studienort gewohnt. Weil die Wohnung teuer und gleichzeitig grauenhaft war, habe ich ab dem zweiten Semester gependelt und zuhause gewohnt, was problemlos möglich war. Natürlich ergab sich daraus die Tatsache, dass ich privat nicht mehr so intensiv mit meinen Kommilitoninnen zu tun hatte, die abends miteinander etwas unternommen haben oder auch mal am Wochenende, wenn sie nicht jedes mal heim fahren konnten. Die waren zum Teil dann schon enger miteinander befreundet und ich hin und wieder außen vor, was mir aber nichts ausgemacht hat, weil ich an meinem Heimatort eine gute Clique und Freundinnen hatte. Dennoch hatte ich auch an der Fachhochschule eine relativ gute Freundin und zwei oder drei Bekannte, mit denen man mal zusammen lernen, die Mittagspause miteinander verbringen oder Aufschriebe austauschen konnte.
Klar geht es auch ohne solche Verbindungen, aber mit ist es leichter. Freundin für´s Leben ist allerdings keine davon geworden, mit einer hatte ich noch ein paar Jahre Kontakt, aber wenn man weit auseinander wohnt, eigentlich nicht viel gemeinsam hat und sich dann vom Lebensstil her auseinander entwickelt, bricht der einfach irgendwann ab.
Es ist meiner Meinung nach schwer zu sagen ob man den Anschluss wirklich braucht, also ob dieser wirklich zwingend notwendig ist. Es gibt sicherlich immer einmal wieder Aufgaben, die man in einer Gruppe machen muss, aber ich habe es immer so erlebt, dass am Ende niemand alleine da gesessen hat und alle auch in eine Gruppe integriert wurden.
Allerdings würde ich niemandem dazu raten sich komplett abzukapseln. Auch wenn man eher der Typ ist, der sich gerne alle selbst erarbeitet und auch lieber alleine lernt, so ist es in machen Sachen doch sehr ratsam sich einmal mit ein paar Kommilitonen über den Stoff auszutauschen. Auch erhält man durch den Anschluss an die Kommilitonen häufig Informationen über Klausner und konkretere Inhalte, was vielfach sehr nützlich beim Lernen ist.
Aber ich bin auch der Meinung, dass du nicht sagen, dass jemand sich abkapselt nur weil er alleine in einer Vorlesung sitzt. Ich bin auch des öfteren alleine in einer Vorlesung gewesen. Das lag zum Teil daran, dass meine Freunde an einem anderen Ort im Raus saßen und mein Bus wieder einmal nicht der frühste war oder wir uns einfach auf verschiedene Vorlesungen verteilt hatten, sodass jeder dem anderen gesagt hatte, was in der jeweiligen Vorlesung behandelt wurde. Diese Methoden würde ich zwar nicht jedem empfehlen aber in gewissen Vorlesungen konnte man das bei uns ohne Probleme machen, sodass sich eine tolle Arbeitsteilung ergeben hat und man dennoch nichts verpasst hatte.
Es kommt dabei wirklich auf das Studienfach an. In Mathematik und Physik ist es sehr von Vorteil, wenn man seine Kommilitonen kennt und mit ihnen zusammenarbeitet. So dürfen Übungszettel bei uns in Gruppenarbeit abgegeben werden. Dadurch hat jeder einzelne natürlich viel weniger Arbeit. Am Anfang habe ich darauf keinen Wert gelegt bzw. habe keinen Anschluss gefunden, da man als Lehramtsstudent das schwarze Schaf unter all den Fachstudenten ist. Mittlerweile habe ich es zu schätzen gelernt und schreibe jetzt auch die Masterarbeit in Teamarbeit. Viele Arbeiten werden jetzt geteilt, sonst würde ich das alles nicht schaffen.
Ich denke schon, dass man einen gewissen Kontakt zu Kommilitonen halten sollte. Man muss ja nicht gleich dickste Freunde werden. Aber ich denke mir beispielsweise, dass es immer mal vorkommt, dass man mal krank ist und dann wäre es schon hilfreich, wenn man von jemandem die Mitschriften kopieren könnte. Oder oftmals wird auch ein Tipp für die Klausur gegeben und da sollte man schon jemanden wissen, den man dann fragen könnte. Ob es Gruppenarbeiten gibt, hängt vom Studienfach ab, bei mir gibt es so was nicht, Aber auch da ist es sicher von Vorteil, wenn man jemanden für eine Gruppe schon hat, sonst werden nämlich die übrig gebliebenen zusammengewürfelt und das ist ja auch nicht so optimal.
Ich denke aber, dass man sich den Stoff selber auch so erarbeiten kann. Es gibt ja verschiedene Lerntypen und manche lernen wirklich am Besten, wenn sie einfach nach der Vorlesung ein Buch lesen. Ich kann mir auch vorstellen, dass die Studenten, die sich so abkapseln, einfach dort in dem Ort schon groß geworden sind und ihren außer-universitären Freundeskreis haben und daher nicht so ein sonderlich großes Interesse an den Kommilitonen haben, weil sie sich vielleicht denken, dass sie für die Kommilitonen gar nicht genug Zeit hätten. Aber ich finde, dass zumindest ein rein kollegialer Kontakt (also dass man mal etwas Smalltalk hält und sich mit jemandem über das Fach austauschen kann) schon vorhanden sein sollte.
Man kann sicherlich auch ohne Anschluss durch das Studium kommen, aber ob das wirklich so erstrebenswert ist? Ich weiß ja nicht. Nicht nur, dass man mit einem guten Anschluss zu den Kommilitonen mehr wichtige Informationen austauschen kann; man lernt doch durch den Kontakt und der Zusammenarbeit mit anderen Studenten gewisse soziale Kompetenzen, die auch im späteren Berufsleben und im allgemeinen Leben wichtig sind. Studium bedeutet doch nicht nur aus schlauen Büchern zu lesen und fleißig Skripte abzuschreiben, sondern auch Lebenserfahrungen zu sammeln.
Mal angenommen ich wäre Personaler eines Unternehmens und wäre für die Einstellung neuer Mitarbeiter zuständig. Wenn ich die Wahl hätte zwischen jemanden, der zwar gute Leistungen vorweisen kann, aber den Eindruck eines zurückgezogenen Sonderlings macht, und jemanden, dessen Leistungen etwas schwächer sind, aber dafür teamfähig, offen und kommunikativ ist, würde ich mich für den letzteren Bewerber entscheiden. Bringt doch nichts, wenn man die ganze Theorie drauf hat, aber nicht mit Menschen umgehen kann. Das wäre weder bei Arbeit mit den Kunden noch mit den anderen Mitarbeitern praktisch. Ich finde, das muss schon ausgeglichen sein.
Ich habe mir über das Thema auch schon Gedanken gemacht, da ich ab Herbst diesen Jahres studieren werde. Ich bin für mich selbst zu dem Entschluss gekommen, dass ich in jedem Fall versuchen werde, an der Hochschule Freunde zu finden, auch wenn ich eigentlich kein Mensch bin, der von sich selbst gerne offen auf andere zugeht. Ich denke in erster Linie ist es aufgrund der Gruppenarbeiten, die an der Hochschule gemacht werden müssen, wichtig.
Ich mache ein duales Studium und da werden an der Hochschule angeblich viele Gruppenarbeiten gemacht. Wenn man sich gleich von Anfang an abkapselt, dann ist das für die Gruppenarbeiten und deren Ergebnis sicherlich nicht förderlich und letztendlich will man ja ein gutes Ergebnis erzielen. Wenn man dann außerhalb der Hochschule sich für die Gruppenarbeiten treffen muss, dann ist es ja auch hilfreich, wenn man sich untereinander versteht und ein bisschen voneinander weiß, als wenn man sich dann nur auf die Arbeit konzentriert und keinerlei Spaß hat.
Ansonsten ist es aber natürlich auch außerhalb der Gruppenarbeiten schön, wenn man jemandem hat, mit dem man sich unterhalten kann. Immer alleine in der Cafeteria zu sitzen und in den Pausen niemandem zum Reden zu haben ist schon ziemlich deprimierend. Also mir würde das nicht gefallen, auch wenn es sicherlich ein paar Leute gibt, die damit kein Problem haben. Das muss letztendlich jeder für ich selbst entscheiden. Und je nachdem, was einem wichtig ist, kann man dann versuchen, Anschluss zu finden oder eben nicht. Problematisch wird es, wenn man niemandem findet, mit dem man sich wirklich gut versteht. Davor habe ich momentan noch ein bisschen Angst, aber ich denke, ich muss jetzt einfach mal abwarten
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