Undeutliches Sprechen - wie ändern?

vom 13.10.2011, 20:07 Uhr

Ich habe ein kleines Problem, und zwar rede ich sehr undeutlich. Seltsamerweise fällt das aber nicht allen Menschen auf. Einig sind sich alle darüber, dass ich sehr schnell und manchmal zu leise rede. Einige meiner Mitmenschen meinen dazu, mein "s" sei zu scharf, mein "r" klinge komisch und generell verschlucke ich ein paar Buchstaben beim Reden, was das Ganze sehr schwer verständlich mache. Was das "r" angeht, haben sie leider recht. Ich spreche es nicht deutsch aus, aber eigentlich rolle ich es auch nicht wirklich, wie zum Beispiel Spanier. Ich werde ständig gefragt, ob ich aus Russland oder aus Bayern käme (was beides nicht der Fall ist) und oftmals muss ich mich mehrere Male wiederholen, bis mich jemand neues verstanden hat. Leuten, die mich länger kennen, fällt das gar nicht mehr auf. Und auch wenn ich jemand Neues kennenlerne, verstehen mich einige auf Anhieb sofort, es kommt aber auch vor, dass mich jemand überhaupt nicht versteht. Es gibt auch einige wenige Leute, die mich trotz jahrelanger Bekanntschaft nicht verstehen und mit denen ich eine Konversation schon aus diesem Grund scheue. Dumm nur, dass mein Klassenlehrer zu diesen Menschen zählt und meine mündliche Mitarbeit sich in seinen Fächern verschlechtert hat.

Ich habe wegen des Problems bereits eine Logopädin aufgesucht, jedoch wurden nur die ersten vier Stunden von der Krankenkasse bezahlt. Außerdem meinte die Logopädin, dass man mir nicht wirklich helfen könne, weil kein richtiger Sprachfehler bei mir bestünde. Ich wollte mir mein sehr spezielles "r" abgewöhnen, doch daraufhin meinte sie, ein gerolltes "r" sei sogar besser für die Sprachhygiene. Ansonsten riet sie mir dazu, mit einem Sektkorken im Mund laut vorzulesen, weil das für eine deutlichere Aussprache sorge. Aber irgendwie will es nicht so recht klappen und das demotiviert mich ein bisschen. Mir wird auch immer unterstellt, ich sei nervös wegen meines schnellen Sprechens, obwohl ich immer so schnell rede und das nichts mit Nervosität zu tun hat.

Gibt es noch Rettung für mich? :|

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich hatte in meiner Kindheit auch Sprachfehler. Allerdings konnte meine Logopedin, damals noch nach der Schule großteils auskurieren. Eine Möglichkeit wäre, wenn du versuchst, alles ein wenig langsamer und lauter zu sprechen. Das machte ich, weil ich von Jahr zu Jahr immer noch leiser wurde. Inzwischen bin ich sogar eher einer der lauten. Schreibs dir einfach auf die Hand, auf den Schultisch oder sonstwo hin, dann erinnerst du dich auch bestimmt oft daran.

Eine nicht ganz so nette Methode ist eher unfreiwillig, wenn du noch in die Schule gehst. Wenn bei uns einer einen Sprachfehler hatte, wurde er von einigen Mitschülern verspottet und sie machten sich dauernd darüber lustig. Zwar nicht nett, half aber überraschenderweise, sich die Fehler abzugewöhnen.

» computer0410 » Beiträge: 71 » Talkpoints: 26,98 »


Also den Tipp der Logopädin finde ich gut, das dauert auch eine Weile. Singen hilft auch, hab ich gehört. Und versuch mal ganz bewusst zu sprechen. Also konzentriere dich darauf was du ausdrücken willst. Wenn du es dann richtig aussprichst, behalte dir das bei und versuche es immer wieder zu wiederholen. Oft ist eine leise Stimme auch Grund für mangelndes Selbstbewusstsein.

» schmusebär » Beiträge: 12 » Talkpoints: 2,28 »



Das besonders schnelle Sprechen, das Du hier erwähnst, halte ich für einen der Hauptgründe dafür, dass man Dich angeblich schlecht verstehen kann. Ich selbst kenne auch jemanden, der sehr schnell spricht und sich in seiner Geschwindigkeit auch beinahe überschlägt. Wenn ich mit dieser Person längere Zeit nicht telefoniert habe, brauche ich auch tatsächlich immer wieder meine Zeit, bis ich mich da „hineingehört“ habe. Ich denke, dass Deine Aussprache deutlich besser verstanden werden würde und auch Dein r kein Problem mehr sein dürfte, wenn Du Deine Sprachgeschwindigkeit verringern könntest. Wo ein r in einem Wort vorkommt, ist eigentlich so ziemlich jedem, der Deine Sprache spricht klar. Insofern würde zwar Dein r möglicherweise noch auffallen, aber nicht mehr als unverständlich gelten.

Ich kann Dir nur empfehlen, einmal den Tipp zu befolgen, einen längeren Text zu sprechen oder laut zu lesen und dabei ganz bewusst darauf zu achten, dass Du so langsam sprichst, dass es sich für Dich selbst einen Tick zu langsam anhört. Wenn Du eine Möglichkeit dazu hast, nimm diesen gesprochenen und sich für Dich etwas zu langsam anhörenden Text mal auf Band auf oder sprich ihn direkt ins Handy oder den PC und erstelle eine Sprachdatei, die Du Dir anschließend anhörst. Du wirst sehen, dass Deine Sprachgeschwindigkeit dann genau richtig und sehr angenehm ist, wenn sie sich für Dich beim Sprechen so anhört, als sei sie eine Ecke zu langsam. Und ich bin mir sicher, dass Du dann auch gleichzeitig hören wirst, dass Deine Aussprache wesentlich besser zu verstehen ist.

Berichte uns, wenn Du dieses Experiment gemacht hast, mal, ob es hilfreich für Dich war, das würde mich interessieren. Das Üben mit dem Korken halte ich übrigens ebenfalls für sinnvoll, allerdings würde ich mit diesem Training erst beginnen, wenn Du an der Verlangsamung Deiner Sprachgeschwindigkeit erfolgreich arbeiten konntest, weil ich denke, dass dann auch erst diese Übungen erfolgversprechend sein können und werden.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich würde Dir zu dem gleichen raten wie deine Therapeutin. Laut vorlesen und das über Monate hinweg. Das kommt nicht von alleine. Hier in Hamburg gibt es auch einmal wöchentlich so eine Sprachgruppe. Diese trifft sich einmal in der Woche und hält sich gegenseitig Vorträge. Da kann man dann auch die Aussprach üben. Die helfen einem dann auch und sagen, was man besser machen könnte. Wichtig ist auch beim Lesen, dass man laut vorliest. Es bringt nichts, wenn man den Text langsam liest. Sinnvoll ist es auch, wenn Du einer zweiten Person vielleicht Deinem Partner, den Text mal vorliest. Nimm Dir doch einfach mal am Morgen die Tageszeitung und halte Deinem Partner auf dem Laufenden. Dann wirkt diese Übung nicht ganz so komisch und hat auch noch einen Sinn.

Das Hilfsinstrument Korken habe ich auch schon mal gehört. Hier braucht man aber sehr viel Durchhaltevermögen. Das wäre mir doch ein wenig zu viel. Denn das strengt dann auch an. Am Anfang mag das ja auch noch ganz lustig sein, aber dann wird es irgendwann nervig. Wichtig beim laut lesen ist, dass man es regelmäßig trainieren muss. Es bringt einfach nichts, wenn Du Dich nur einmal die Woche hinsetzt. Es ist ein kontinuierlicher Prozess, der großer Aufmerksamkeit bedarf. Falls es Dich beruhigt: Ich habe das gleiche Problem, nur halt nicht mit den rollenden "r". Aber ich rede manchmal zu leise oder zu undeutlich oder zu schnell für manche Menschen. Mein Vater musste sich, als ich noch kleiner war, meiner leisen Stimme anpassen. Er hat mich immer schlecht verstanden und musste nachfragen. Auch heutzutage ist das ab und zu noch so, aber er meint, wenn ich bei ihm bin, dann widmet er sich immer mehr mir zu, um mich zu verstehen. Ich habe einfach eine Stimmenfrequenz, die für seine Ohren zu leise eingestellt ist. Manche stellen sich auf mich ein, andere fragen nach. Das ist dann eben so. Aber um dem aus dem Weg zu gehen heißt es: üben, üben, üben!

» Humpen2020 » Beiträge: 356 » Talkpoints: 0,63 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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