Warum wird über abwesende Personen gerne gelästert?

Heute im Wartezimmer beim Arzt ist es mir wieder besonders aufgefallen. Es saßen 2 Frauen dort, die ständig nur gelästert haben. Erst über irgendwelche Leute, die wohl beide kannten. Dann ging der erste aus dem Wartezimmer und schon war das Geläster wieder da und der Patient, der gerade rausging war dran. Sie unterhielten sich zwar leise, aber ich saß direkt neben der einen und konnte schon alles mitbekommen. Irgendwie war ich schon froh, dass die beiden Frauen vor mir dran waren, weil ich sonst das Gefühl gehabt hätte, dass sie auch über mich lästern.

Wenn man im Cafe sitzt, kann man auch beobachten, dass einige Leute über andere Leute lästern. Aber warum macht man das? Sicher kann sich keiner davon freisprechen und ich denke, jeder hat schon mal gelästert. Aber unverständlich ist es doch schon, dass man über Abwesende lästert, oder?

Warum man das macht, ist eine gute Frage. Vielleicht sind diejenigen, die es nötig haben, ständig über andere Personen, die gerade nicht anwesend sind, zu lästern, eher feige Typen, die sich niemals trauen würden, ihre Meinung der jeweils anderen Person direkt ins Gesicht zu sagen. Ich kenne aber jemanden, der sowohl anderen die Meinung sagt als auch über sie lästert, insofern geht diese erste Theorie meinerseits nicht ganz auf.

Ich kann aber von dieser Person sagen, dass sie jemand ist, der ständig das Gefühl haben muss, besser zu sein als andere und es wohl allein schon aus diesem Grund nötig hat, jedem die Nachteile der anderen aufzuzeigen, um sich selbst vor sich und anderen in ein besseres Licht zu rücken. Das Ziel dieser Übung wäre dann die selbst eingeredete Selbstsicherheit, die sie nur aufgrund des vermeintlichen Fehlverhaltens und der Schwächen anderer bewirken kann. Eigentlich ist das echt ein Armutszeugnis, denn man sollte seine Selbstsicherheit wohl aus seinen eigenen Stärken gewinnen können, nicht aus dem Messen an den Schwächen anderer. Bedeutet das also, dass man gleichzeitig auch weiß, dass man selbst keine wirklichen Stärken hat, sondern sich eben nur stärker sieht als die schwächeren anderen Menschen?

Vielleicht sollte man noch genauer definieren, was Lästern überhaupt ist. Ich bin der Meinung, dass das bloße Reden über eine Person, die nicht anwesend ist, noch nicht zwingend als Lästern zu bezeichnen ist, auch dann nicht unbedingt, wenn man dabei die negativen Seiten einer Person beleuchtet. Lästern ist es meiner Meinung nach erst dann, wenn das Ziel dieses Sprechens über die abwesende Person rein darin besteht, sie abzuwerten, ohne einen näheren Einblick in ihr Verhalten zu haben und sich dafür auch nicht zu interessieren. Wenn das Sprechen über einen Abwesenden also nur dem Zweck der Belustigung seiner Selbst und eines Gesprächspartners dienen soll, dann bezeichne ich das als Lästern, denn es geht hier nicht darum, einen Austausch mit einer dritten Person zu suchen, um der abwenden Person, über die man redet, im Endeffekt durch die in diesem Austausch gewonnenen Erkenntnisse weiterhelfen zu können, sondern eben nur darum, sie zu diffamieren oder sogar hinter ihrem Rücken und somit ohne ihr Wissen zu beleidigen, um ihr gegenüberstehend so zu tun, als wäre man ihr zugeneigt.

Ich kann sehr gut verstehen, dass man lieber über Personen lästert, die momentan nicht anwesend sind. Wenn die Person nicht anwesend ist, kann sie einem auch nicht widersprechen. Ich denke mal, dass die meisten sich einfach nicht trauen, der Person das ins Gesicht zu sagen.

Irgendwie muss man ja vom eigenen Leben ablenken und sich auf andere Menschen konzentrieren, die spannend zu sein scheinen. Ich weiß nicht, ob man ein Gespräch über abwesende Personen gleich als Lästern bezeichnen kann, es kommt schon auf die Formulierungen und die Wortwahl als solches an. Wenn man nun Tatsachen austauscht, sehe ich es nicht als Lästern und unterscheide da auf jeden Fall. Das mag manch andere Person anders für sich definieren, aber bei mir ist es eben so. Wenn ich nun mal jemanden sehe, der sehr schlank oder sehr dick ist, ist es bestimmt kein Lästern, wenn ich die andere Person nach ihrem Empfinden frage. Ich rede also auch gern mal über andere Menschen, aber dabei versuche ich eben nicht gehässig oder verletzend zu sein.

Ich weiß, dass über mich aufgrund meines Aussehens und meiner Körperfülle auch gern gelästert wird. Wenn es zu offensichtlich stattfindet, sage ich schon mal etwas dazu, ansonsten ist es mir gerade bei Menschen, die ich nur einmal sehe, so ziemlich egal. Sie kennen mich nicht, sie beurteilen einen Ausschnitt aus meinem Leben und wissen sonst rein gar nichts von mir. Solche Leute können mir ehrlich gesagt den Buckel herunterrutschen und damit lebe ich ganz gut. Würde ich mir nun den Kopf zerbrechen oder mich sonst wie irgendwie davon beeindrucken lassen, hätte ich wohl den ganzen Tag nichts anderes zu tun.

Ich denke, dass jeder über jeden lästert, wenn derjenige nicht anwesend ist. Und ehrlich gesagt, mache ich das auch und ich denke, dass man auch manchmal über mich redet, wenn ich nicht dabei bin. Es fängt doch schon im Kindesalter an, dass man über andere Kinder lästert. So war es auch bei mir im Kindergarten, wo natürlich nur über Kleinigkeiten gelästert wurde. Aber das zieht sich dann über die Grundschule, usw. hin. Und auch wenn man erwachsen ist, wird es meistens noch schlimmer.

Wenn ich beispielsweise auf der Arbeit war, wurde auch immer sehr viel gelästert. Kaum war die eine Kollegin oder der Kollege nicht da oder nicht im Raum, wurde direkt los gelästert. Dabei waren es dann meistens immer die selben Personen, die direkt das Wort ergriffen haben. Ich fand es immer sehr amüsant, da man manchmal auch echt witzige Sachen zu hören bekam. Dann waren wir manchmal zu dritt in dem Raum und jeder lästerte seinen Teil dazu. Aber es waren keine schlimmen Sachen, sodass man vielleicht von Mobbing reden kann. Es waren auch nur Kleinigkeiten, wie etwa, dass sich Kollegen beim Chef ein schleimen oder wie sie wieder gekleidet sind. Das ist eigentlich ganz normal, dass es auf der Arbeit so läuft. Und über mich wurde auch geredet, wie mir eine Kollegin erzählt hat. Aber es war wohl nur aus Eifersucht, was ich nicht verstehen konnte. Eine Kollegin, kam einfach nicht darauf klar, dass ich mich so gut eingelebt habe und die Arbeit gut gemacht habe. Aber damit konnte ich leben.

Sowas hätte sie mir niemals ins Gesicht sagen können, da sie einfach zu ängstlich in dieser Hinsicht war. Wenn man mit anderen über die Person redet, wenn sie nicht anwesend ist, dann fällt es einem einfach leichter. Man möchte ja auch die ehrliche Meinung von den anderen Leuten hören, was sie über die Person denken. Und wenn die Person anwesend ist, dann wird das nie ehrlich ausgehen. So ist es leider und wird wohl auch immer so bleiben.

Ich unterhalte mich auch gerne mit Freunden über andere Personen. Wenn ich diese kenne, dann aber auch nur Dinge, die ich den Personen direkt ins Gesicht sage, da ich mir sonst eben nicht gut dabei vor komme und ein schlechtes Gewissen hätte. Ich mag so hinterhältige Lästereien nicht und wenn ich eine Meinung über jemandem habe den ich kenne, dann sage ich das auch dieser Person direkt.

Wenn nun jemand eine schräge Figur hat, den ich nicht kenne, dann unterhalte ich mich auch schon einmal darüber. Allerdings würde ich das nun nicht als böswillige Lästerei ansehen, sondern eben eher als Feststellung und allgemeine Unterhaltung. Man kann sich auch sachlich über andere unterhalten, ohne dabei beleidigend oder herablassend zu sein, was dann für mich eben eher nicht als Lästerei zählt.

Ich denke aber, dass es vielen Leuten Spaß macht über andere zu lästern und das passiert ja auch ständig. Es ist ja auch ein gutes Thema und andere Leute sieht man ständig, da geht einem nie der Gesprächsstoff aus.

Lästern hinter dem Rücken einer anderen Person ist eigentlich eine Gemeinheit. Schnell wird mal etwas gesagt, was eigentlich keiner sagen wollte und sollte. Die Person über die gelästert wird, stellt man bloß und verleumdet sie, ohne dass das gewollt war. Aber es ergibt sich schnell in der Runde. Und das kann sehr unangenehm werden. Bei Klatsch und Tratsch sollte man sich nicht beteiligen und sich lieber zurückhalten. Wenn man lästert, denkt man sich nichts Schlimmes, aber was macht der Andere daraus? Der macht sich vielleicht lustig über die Person, weil er gar nicht kapiert hat, um was es wirklich geht. Und derjenige, über den gelästert wird, was macht der, wenn er das mitbekommt? Er wird totunglücklich sein und sich absondern.

Ich bin allgemein der Meinung, dass es sich nicht gehört, wenn man lästert. Aber es gibt, denke ich, keinen Menschen, der von sich ehrlich behaupten kann, dass er noch nie in seinem Leben gelästert hat und dass er sich dabei schlecht gefühlt hat.

Ich weiß auch nicht, wieso die Menschen das machen. Aber ich denke, dass einer der Gründe der ist, dass man sich langweilt. Dadurch, dass man dann eben eine Person hat, die beide kennen, hat man ein Gesprächsthema und die Langeweile ist weg. Von daher denke ich, dass sehr viele Leute nur lästern, weil ihnen langweilig ist. Das ist natürlich auch nicht richtig.

Aber ich denke, dass das zwischen lästern und einfach nur über eine Person reden, noch ein Unterschied ist. Wenn man über die Taten einer Person redet und man ihr auch schon gesagt hat, dass man es nicht gut findet, was sie gemacht hat, dann ist es meiner Meinung nach in Ordnung und kein Lästern mehr.

Man kann sich ja durchaus einfach so über jemanden unterhalten. Dann würde ich das aber nicht als lästern betrachten. Das muss dann nur eben neutral und wertungsfrei sein. Aber ich gehe mal davon aus, dass du das jetzt nicht meinst, oder? Wobei das als Außenstehender auch falsch betrachtet werden kann. Man kann ja durchaus Feststellungen machen. Wir haben neulich auch Fakten über eine bestimmte Person zusammen getragen und uns darüber dann unterhalten, ohne das wird das jetzt irgendwie gewertet haben.

Aber wer es jetzt ganz furchtbar findet, wenn man tatsächlich über eine Person herzieht: ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass derjenige das noch niemals in seinem Leben gemacht hat. Es ist das eine, ob man darüber dann im Nachhinein Stolz ist oder es vielleicht bereut. Aber ich kenne niemanden! der sich noch nicht abfällig bis gar böse über irgend wen geäußert hat. Ich würde fast soweit gehen und sagen, dass derjenige dann lügt. Das hat dann absolut etwas von Doppelmoral!

Ich stehe dazu: es gibt einfach mal Menschen, die kann ich nicht leiden und die zeichnen sich nicht gerade durch ihr nettes Wesen aus. Wobei ich es grundsätzlich besser finde, denen direkt zu sagen, was mich an ihnen stört. Manche Menschen kommen nur einfach nicht damit klar und drehen es dann tatsächlich um. Wie auch immer: ich gestehe. Ich lästere hin und wieder.

Ich kenne es leider auch, dass hinter dem Rücken anderer gelästert wird und als Erklärung würde mir auch nur einfallen, dass die betreffenden Personen einfach zu feige sind, jemandem etwas direkt ins Gesicht zu sagen und so dann hinter dem Rücken dieser Person lästern. Man muss natürlich unterscheiden zwischen richtigem Lästern und einfachem Erzählen über Personen, die eben im Moment nicht anwesend sind. Oft sind die Übergänge dabei allerdings fließend.

Da bei mir bei der Arbeit auch gerne gelästert wird und sogar die Chefin dabei mitmacht oder oft sogar anfängt, habe ich keine Möglichkeit mich davor zu drücken und muss mir diese Lästereien quasi anhören. Ich habe mir aber angewöhnt, nichts dazu zu sagen, oder eben nur das, was ich der Person, über die gelästert wird, auch direkt sagen würde. So höre ich mir die Lästereien zwar an, wenn ich daneben stehe, aber ich mache nicht mit, weil ich das auch einfach nur feige finde.