Ausbildung anstrengender als Studium?

vom 10.10.2011, 14:47 Uhr

Leider gibt es doch immer noch sehr viele Vorurteile gegenüber ein Studium, die sich hier auch widerspiegeln. Die meistens sind aber schlicht falsch. Man kann nicht einfach pauschal sagen, dass ein Student mehr Freizeit hat. Erst einmal bekommt ein Auszubildender in der Regel ausreichend Geld, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Ein Student hat erst einmal gar nichts, mit etwas Pech noch nicht einmal Bafög. Und nicht jeder wird durch die Eltern gesponsort. Das bedeutet, dass viele Studenten Neben- und Ferienjobs benötigen, um ihren Lebensunterhalt finanzieren zu können.

Studenten haben normalerweise vielleicht etwas mehr Freiheiten in ihrer Zeiteinteilung. Keine festen Arbeitszeiten, manchmal nur wenige Pflichtveranstaltungen - das mag für einen Außenstehenden weniger anstrengend aussehen. Ist es aber nicht unbedingt. Man bekommt eben nur nicht so sehr mit, wenn der Student in der Klausurphase jeden Tag bis spät in die Nacht lernt, um überhaupt irgendwie die 10 Klausuren innerhalb zwei Wochen zu meistern.

Es ist auch eher eine Frage des persönlichen Empfindens. Wer eine Ausbildung schon als sehr anstrengend empfindet, wird bei einem Studium ganz sicher auch Probleme haben. Es gibt aber auch viele, die eine Ausbildung als sehr einfach empfinden.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich finde, dass man auf keinen Fall sagen kann, als Student führe man ein lockeres Leben verglichen mit jemandem in der Ausbildung. Alle meine Freunde und Bekannten, die sich in der Ausbildung befinden, wohnen noch in Hotel Mama. Dagegen sind alle Freunde, die ein Studium begonnen haben, ausgezogen. Sie müssen sich selber um Rechnungen usw. kümmern, einen Haushalt führen, kochen usw. während die Azubis weiterhin ein bequemes Leben bei Mutti führen. Ich habe oft das Gefühl, dass die Auszubildenden unter meinen Freunden für ihr Alter noch weniger selbstständig sind. Außerdem haben nicht alle Studenten Anspruch auf Bafög und wenn sie Bafög bekommen, reicht es oftmals nicht zum Leben aus. Also darf man sich neben der Uni noch einen Nebenjob suchen. Ich habe eine Freundin, die neben ihrem Studium zwanzig Stunden die Woche, also halbtags arbeiten geht. Nebenbei muss außerdem noch gelernt werden und das je nach Studiengang nicht gerade wenig! Eine Freundin von mir, die Medizin studiert, darf beispielsweise an den meisten Tagen von 8.00 bis 18.00 Uhr in der Uni bleiben und sucht trotzdem noch einen Nebenjob.

Im Moment mache ich ein Praktikum und in meiner Abteilung sitzt auch ein Azubi. Tut mir Leid, das sagen zu müssen, aber ich finde seine Aufgaben absolut anspruchslos verglichen mit dem, was Studenten lernen. Außerdem ist die Berufsschule ein Witz, ich habe so einige Freundinnen, die eine kaufmännische Ausbildung machen (für die nur Abiturienten bevorzugt werden) und bekomme mit, was da alles gelehrt wird. Das kann man nicht einmal mit den Niveau der Oberstufe auf dem Gymnasium vergleichen, geschweige denn mit einem Studium.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich finde nicht, dass man das pauschalisieren kann. Es kommt sicherlich auf den Typ Mensch an und darauf, um welche Ausbildung bzw. um welches Studium es sich handelt. Ich stand zum Beispiel mal vor der Entscheidung, ob ich eine Ausbildung oder ein Studium machen soll. Ich habe dann diverse Probearbeitstage in den Ausbildungsbetrieben gehabt und habe mich dabei chronisch unterfordert gefühlt und gelangweilt. Die ersten drei Stunden war es noch interessant, weil es da viel Neues zu entdecken gab.

Aber wenn man dann mehrere Tage im selben Betrieb einschnuppert, sitzt man nur da und langweilt sich zu Tode, weil es immer dasselbe ist. Ich brauche einfach mehr Abwechslung im Beruf und keinesfalls Routine, sonst langweile ich mich viel zu schnell. Das ist bei mir so und ich habe keinen Ausbildungsberuf gefunden, der mich thematisch, aber auch von der Abwechslung her ausreichend gefesselt und interessiert hat, also musste ein Studium her.

Ich bin dann auch dazu übergegangen, diverse Universitäten zu besichtigen und in Studiengänge reinzuschnuppern, wobei ich auch dort festgestellt habe, dass mich manche Studienfächer unterfordert und gelangweilt haben. Ich habe mich letzten Endes für ein Fach entschieden, das mich ausreichend gefordert und gefördert hat und mich immer noch interessiert. Es ist immer vom Einzelfall abhängig, was einem liegt und was einem zusagt.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich fand die Ausbildung erheblich anstrengender als die Uni. Wechselschicht, Wochenenddienste, Rufbereitschaft und nach zwei Wochen Schichten ohne Kollegen empfand ich als ziemlich fordernd. Tage mit Berufsschule waren auch nicht ohne, da es im ganzen Kammerbezirk nur drei Schulen gibt. Ich hatte es mit fünfzig Kilometer Anfahrt dabei noch richtig gut getroffen. Zudem war die Verantwortung sehr hoch.

Das erste Studium war zwar zeitaufwendig und hatte einige Dienste vor Veranstaltungsbeginn, aber Verantwortung trug man nur für sich selbst. Das zweite Studium habe ich an der normalen Uni neben einem Vollzeitjob durchgezogen. Das war im Vergleich zur Ausbildung noch mehr ein Spaziergang.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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