Repräsentativität einer Umfrage
Ein Bekannter von mir wird in naher Zukunft vermutlich eine Umfrage durchführen, die so stark wir möglich repräsentativ sein soll. Es kommt hierbei nicht darauf an, dass sie zu 100 Prozent exakt oder genau ist, da sie nicht veröffentlicht werden soll. Dennoch sollten, sofern dies möglich ist, die Personen so ausgewählt werden, dass die Umfrage repräsentativ sein könnte.
Mein Problem ist nun, dass mich mein Bekannter gefragt hat, ob ich ihm helfen könnte. Nun sind wir uns allerdings nicht einig, was diese Umfrage erfüllen muss, um repräsentativ zu sein. Wir haben zu diesem Thema bereits einige Recherchen durchgeführt, doch konnten wir kaum etwas finden. Hauptsächlich gab es zwei verschiedene Meinungen.
Die erste Meinung war diese, dass eine Umfrage dann repräsentativ ist, wenn genügend Personen daran teilgenommen haben, also eine ausreichende Quantität gewährleistet wird. Wir waren uns jedoch nicht sicher, ob es wirklich so "einfach" sein kann, da wir bei dieser quantitativen Statistik lediglich eine gewisse Menge von nicht selektierten Personen befragen müssten. Also suchten wir weiter.
Das zweite mögliche Kriterium war das, dass wir eine gewisse Anzahl an selektierten Personen befragen müssten. Dies bedeutete, dass wir erst eine Vorab-Umfrage gestalten müssten und aus diesen Personen dann eine Endauswahl auslesen. Dieser Endauswahl würde die richtige Umfrage vorgestellt.
Nun sind wir jedoch unsicher, was nun stimmt. Hat eventuell jemand hier Erfahrungen und kann uns sagen, wann eine Umfrage repräsentativ ist; ob das erste, das zweite oder lediglich eines der beiden Kriterien zutreffen müssen.
Falls dies etwas nützt: Es geht um eine Umfrage, wie weit die autofahrende (wegen dieses Kriteriums erscheint und - leider - das zweite Kriterium der Repräsentativität sinnvoller) Bevölkerung unserer Stadt neuen Antriebsformen gegenüber abgeneigt bzw. zugeneigt ist. Es ist ein Teil einer Facharbeit.
Bin zwar definitiv kein Experte auf diesem Gebiet, aber soweit ich weiß, geht es bei einer repräsentativen Umfrage doch darum, möglichst viele Menschen der absoluten Allgemeinheit zu befragen. Das trifft zum Beispiel zu, wenn du die Leute fragst, wie oft sie duschen gehen. In diesem Fall muss natürlich keine Selektion vorgenommen werden. Schwieriger wird es, wenn du Menschen zu ihrem Handykonsum befragen willst. Dann müsstest Du natürlich zuerst (obwohl die Verbreitung von Handys heutzutage natürlich etwas größer ist) die Menschen mit Handy von den Menschen ohne Handy trennen. Es kommt meiner Meinung nach also immer auf den vorliegenden Sachverhalt an.
Es kommt ganz drauf an, wie Du die Qualität definierst. Meiner Meinung nach reicht die bloße Quantität nämlich nicht aus. Wenn Du Dich zum Beispiel in einen Laden stellst, der Android Geräte verkauft und Du fragt über ein Jahr hinweg an jedem Tag die 500 Kunden, die in den Laden kommen, ob sie sich das neue iPhone von Apple kaufen werden, dann hast Du am Ende eine Umfrage mit 150.000 Personen, von denen nur 2% das iPhone kaufen würden. Repräsentativ ist das dann nicht.
Das ist natürlich ein plumpes Beispiel, aber es verdeutlicht, dass die Qualität eindeutig eine große Rolle bei Umfragen spielt. Denn eine reine Quantität reicht nicht aus, um so spezielle Umfragen durchzuführen. Ihr solltest also ersteinmal sicherstellen, ob die Möglichkeit ein Auto zu führen (Führerschein+eigenes Fahrzeug) vorhanden ist, diese auch genutzt werden um meinetwegen in Richtung Stadtmitte zu fahren oder nicht. Denn wenn Du vor dem Arbeitsamt stehst und sich 70% kein eigenes Auto leisten können, dann werden diese sicherlich aufgeschlossener gegenüber Alternativen sein, als wenn du Du vor einem Golfclub stehst und die diversen Mercedes-, Porsche- und Maybachfahrer fragst. Ok, auch übertrieben, aber Du weißt was ich meine. Erstmal wirklich klar stellen, ob die Personen, die befragt werden, auch die Grundvoraussetzungen erfüllen.
Ihr müsst euch klar darüber werden, was das überhaupt heißt, wenn eine Befragung repräsentativ ist. Sie ist es ja immer nur mehr oder weniger, weil man nicht in der Lage sein wird, die komplette Grundgesamtheit zu befragen. Ergebnis ist also immer eine Aussage wie: Unser Ergebnis ist mit einer Schwankungsbreite von +/- 3,5% innerhalb eines Vertrauensintervalls von 95,5% repräsentativ.
Ein Beispiel für eure Befragung. 40% von 300 zufällig Befragten geben an, am Kauf eines Elektroautos interessiert zu sein, 60% nicht. Die Schwankungsbreite (= Konfidenzintervall - Formel ist mir jetzt aber zu kompliziert hier irgendwie "abzubilden" - kann man jedenfalls berechnen) beträgt hier 5,7%, das Vertrauensintervall 95,5%. Das bedeutet, mit 95,5%iger Wahrscheinlichkeit liegt der wirkliche Wert (wenn man also die Grundgesamtheit komplett befragt hätte) an Personen, die am Kauf interessiert wären, zwischen 34,3% und 45,7%. Will man das Ergebnis repräsentativer machen, müsste man mehr Leute befragen. Man könnte z. B. die Schwankungsbreite auf 3,1% herunterbringen (bei immer noch 95.5%iger Wahrscheinlichkeit). Dann müsste man für diese nahezu Halbierung der Schwankungsbreite, schon 1000 Leute befragen, also mehr als dreimal so viel.
Das Problem ist aber, wie wollt ihr denn eine Repräsentativität überhaupt herstellen? Auf welche Merkmale wollt ihr abstellen? Dass ihr nur Autofahrer befragt, muss nicht zwangsweise sinnvoll sein. Aber nehmen wir der Einfachheit halber mal an, ihr wollt nur deren Meinung wissen. Dann könnt ihr noch darauf achten, dass die z. B. vom Geschlecht her so verteilt sind, wie es normal ist, dass jedes Alter vertreten ist. Aber was ist z. B. mit dem Bildungsstand oder mit dem Einkommen? Denn das können entscheidende Variablen sein. Der Witz ist am Ende, gerade Zufallsstichproben sind repräsentativ. Der Zufall garantiert das zwar nicht, aber man kann am Ende wenigstens die Genauigkeit des Verfahrens angeben (weswegen die Zufallsauswahlen dann auch als repräsentativ gelten).
Alles sehr unklar, aber soweit ich mich erinnere, haben wir das früher im so gehalten, die Auswahl der Grundgesamtheit irgendwie zu begründen, jedenfalls zu erwähnen und dann irgendwas zu faseln, von wegen, Umfrage könne nicht repräsentativ sein und erhebt nur den Anspruch, Tendenzen aufzuzeigen. Sprecht das mit eurem Dozenten ab und schaut in die Arbeiten anderer. Mir scheint jedoch, dass ihr noch nicht mal mit dem Thema Konfidenzintervall was anfangen könnt, denn dann wüsstet ihr, das es nicht zwingend hilft, mehr Leute zu befragen. Bekanntestes Literaturbeispiel: Präsidentschaftswahlkampf in den USA 1936. Da war eine Stichprobe von ca. 2000 Interviews erheblich genauer als über eine Millionen verschickter Fragebögen. Eure Befragung wird nie repräsentativ sein. Stellt ihr euch z. B. in eine Fußgängerzone und befragt z. B. nur Autofahrer aus eurer Stadt, mit Alters- und Geschlechtsvorgabe (das kann man dem Interviewer ja vorgeben), dann könnte schon die Tatsache, dass man in einer Fußgängerzone fragt, das Ergebnis versauen. Denn die Leute haben ja bestimmte Gründe dort zu sein. Zu bestimmten Zeiten trifft man möglicherweise auch nur bestimmte Leute. Den Anspruch repräsentativ sein zu wollen, würde ich in so einer Arbeit nie erheben.
Okay, das scheint uns dann doch zu umständlich. Wir denken, dass wir es so machen:
Zuerst werden wir unseren Lehrer (ist die Facharbeit in der Oberstufe der Schule, deswegen kein Dozent @ Richtlinie 2) fragen werden und dann mit dessen Hilfe entscheiden, wie die Umfrage durchgeführt werden soll. Da er die Facharbeit letztendlich bewertet reicht es an sich ja auch aus, dass er die Umfrage angemessen findet, alles andere ist - zumindest für den Moment - irrelevant.
Sollte der Lehrer, wider unserer Erwartungen, uns jedoch keine Hilfestellung geben, dann werden wir eine Zufallsuntersuchung durchführen und letztendlich erwähnen, wie die Statistik zu Stande gekommen ist. Hierbei werden wir dann auch schreiben, dass die Statistik aus einer so gut wie möglich durchgeführten Umfrage erstellt wurde, jedoch keine exakte Präzision erbracht werden kann.
Ich hoffe dann mal, dass eine dieser beiden möglichen Lösungen zum gewünschten Ziel führt, nämlich eine gute Note zu erhalten; wobei ich hoffe, dass der Lehrer dabei so nett ist, beratend zur Seite zu stehen und somit Anweisungen bezüglich der Umfrage zu erteilen.
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