Dinge aus Sentimentalität aufbewahren, aber nicht nutzen

vom 09.10.2011, 12:13 Uhr

Bei mir liegt bzw steht überall altes Zeug rum. Ich will mich von vielem trennen, aber ich kann einfach nicht. Mit jedem Stück verbindet man bestimmte Erinnerungen, die man einfach nicht verlieren will. Solche Sachen wie alte Porzellanteller würde ich sowieso aufbehalten. Wenn ich mich von einem Gegenstand nicht trennen will, aber nichts mehr damit mache, landet es Kartonweise am Dachboden. Kann ich jedem nur raten, gibt nette Überraschungen, wenn man dort mal aufräumt ;)

» computer0410 » Beiträge: 71 » Talkpoints: 26,98 »



Ich bin vermutlich auch so eine sentimentale Type und ich habe mit Erstaunen, aber auch leicht amüsiert irgendwann festgestellt, dass ich das wohl von meinem Vater haben muss, der mir auch schon immer sagte, dass ich gut auf irgendwas Bestimmtes aufpassen soll, damit es nicht kaputtgeht und ich traurig bin, als ich noch ein Kind war. Ich habe allerdings kein altes Geschirr, aber doch einiges andere, das ich nicht benutze und aus rein sentimentalen Gründen überhaupt noch besitze.

Meine erste Armbanduhr ist beispielsweise eine solche Errungenschaft, die ich noch besitze. Ich erinnere mich auch an den Tag, an dem ich sie bekam, noch außerordentlich gut, weil ich mir damals vorkam wie jemand, der für den Friedensnobelpreis vorgesehen ist. Und als mein Vater mir die Uhr damals umlegte, habe ich mich mit meinen sechs Jahren gefühlt wie mit einem Orden bestückt oder zum Ritter geschlagen. Diese Armbanduhr ist relativ schwer und auf dem Ziffernblatt sind Tom und Jerry zu sehen. Die Uhr musste man regelmäßig aufziehen, damit sie nicht stehenbleibt, aber damit habe ich irgendwann aufgehört. Vermutlich ist das Uhrwerk mittlerweile kaputt, ich weiß es nicht mal. Aber die Uhr sieht noch aus wie neu, wenn man davon absieht, dass irgendwann das Lederarmband ausgetauscht werden musste, weil es gerissen war. Die Uhr ist aber mittlerweile immerhin auch schon 26 Jahre alt und ich denke, ich werde sie nie wieder hergeben, weil sie mir wirklich viel bedeutet. Sie zu verlieren, wäre für mich jedenfalls wirklich sehr traurig.

Aus derselben Zeit habe ich auch noch einen – nach wie vor funktionierenden – Kassettenrekorder und einen Bugs Bunny als Stofftier, der damals, als ich ihn bekam, auch tatsächlich ein Stück größer war als ich selbst. Beides benutze ich nicht mehr, allerdings habe ich das Radio hin und wieder noch vor wenigen Jahren im Bad zum Duschen laufen lassen und weiß daher auch, dass es noch funktioniert.

Mein Vater hat mir damals zum 18. Geburtstag eine Aktenmappe geschenkt, die er mit allen möglichen Andenken, Urkunde und selbstgemalten Bildern gefüllt hat, die allesamt von mir stammen. Es existieren auch noch wirklich alte Bilder von mir, die ich gemalt habe, bevor ich schreiben konnte. Auch meine Krabbeldecke gibt es noch und einiges andere, das sicherlich schon an die dreißig Jahre alt ist. Vor wenigen Monaten haben meine Eltern mir anlässlich eines Besuchs bei mir noch zwei alte Kartons aus ihrem Keller mitgebracht, die mit ähnlichen Sentimentalitäten gefüllt sind. Außerdem haben sie mir mein gelbes Dreirad mitgebracht, das zwar schon ordentlich gelitten hat, denn es war ja immerhin auch jahrelang mein einziges und viel genutztes, leider aber auch häufig zweckentfremdetes, Fahrzeug, aber es wurde mittlerweile repariert und wäre jetzt auch wieder soweit einsatzbereit – vorausgesetzt, man kann eine Bremse entbehren, denn die fehlt.

Etwas, das eigentlich nicht mir gehörte, habe ich außerdem im Schlafzimmer: den alten Fernseher meines Großvaters. Nachdem er vor einigen Jahren gestorben war, habe ich ihn mitgenommen und war dankbar darüber, etwas zu haben, von dem ich weiß, dass er es bis zuletzt genutzt hat. Das mag sich seltsam anhören, zumal es sich hier eben um ein Fernsehgerät handelt und nicht um einen kleineren persönlichen Gegenstand. Die persönlichen Gegenstande haben allerdings meine Tante und mein Vater an sich genommen und ich denke, dass das so auch völlig in Ordnung geht. Ich wollte dennoch eine konkrete Erinnerung an meinen Opa haben und der Fernseher war so ziemlich das einzige, das noch zu vergeben war, also habe ich nicht lange überlegt.

Weggeben will ich von alledem nichts und es mag zwar sein, dass all diese Plütten ordentlich Platz kosten, aber sie sind mir doch alle irgendwie wichtig. Ich sehe gern, womit ich als Kind gespielt habe und hoffe immer noch leise darauf, dass ich diese Spielsachen, Bücher und wenigen Stofftiere, die ich hatte und nach wie vor habe, weitergeben kann – an meine eigenen Kinder. Einzig meinen kleinen Stoffhasen, der schon mehrfach genäht wurde und auch nur noch zwei Augen, aber kein Gesicht mehr hat, weil er so abgenutzt ist, der außerdem Bestandteil vieler Fotos ist und mittlerweile auch schon mindestens 28 Jahre auf dem Buckel hat, werde ich nicht weitergeben. Der bleibt meiner.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Aus Sentimentalität verwahrt man vieles und stopft sich so die Schränke voll. Einiges habe ich auch aufbewahrt, aber Geschirr, das kaputt ist und nicht mehr benutzt werden kann, das habe ich denn doch nicht. Meine verstorbene Mutter hatte mir mal einen großen Stoffclown genäht, der mich am Geburtstagsmorgen in der Tür stehend überraschte. Den habe ich noch und werde ihn auch nicht hergeben. Ferner habe ich noch ein altes Radio von ihr, das ich zwar nicht anmache, aber trotzdem im Schrank stehen lasse. So gibt es viele Kleinigkeiten, die mit einer Erinnerung verbunden sind. Da fällt mir eine Muschel ein, die ich von meiner Schwester bekam. Sicherlich sollte man ab und zu mal ausmisten, aber das fällt mir sehr schwer.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Wir habe bei uns im Schrank auch noch Geschirr von unserer Urgroßmutter. Das Geschirr hat sie aber noch nicht einmal selbst gekauft, es stammt noch von ihrer eigenen Mutter, die es von ihrer Mama zur Hochzeit geschenkt bekommen hat. Das Geschirr war damals sehr wertvoll und ist wenig benutzt worden, es war für Festtage bestimmt. Das sieht man auch, denn es ist noch sehr gut erhalten und es hat sicherlich auch noch seinen Wert. Es wäre daher wirklich sehr schade, das ganze Geschirr einfach wegzuschmeißen, nur weil man es eben nicht mehr benutzt. Es gehört zur Familie und daher wird es auch bleiben. Abgesehen davon steht es in unserem beleuchteten Woihnzimmerschrank und hier sind eh keine Nutzgegenstände verstaut, sondern eben mehr so Sachen für Dekoration.

Ich selbst habe in meinem Zimmer aber auch Gegenstände, die in dem Sinne schon lange nicht mehr benutzt werden, wie beispielsweise einen Füller in einem kleinen durchsichtigen Glasetui. Ich habe diesen Füller noch nie benutzt und habe es wohl auch nicht vor, aber er ist auch schon sehr, sehr alt und hat meinem Urgroßvater gehört. Nur weil er nicht mehr benutzt wird schmeiße ich ihn aber sicherlich nicht weg, natürlich sind das Erinnerungsstücke, die in gewisser Weise ihren Wert haben, manchmal nicht nur sentimentalen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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