Riesterflop - Wer macht sich da die Taschen voll?
Vor gar nicht allzu langer Zeit galten die Riester-Produkte zur Altersvorsorge noch als das non plus ultra. Mittlerweile haben sich die Prognosen auf die zu erwartende Rendite stark gewandelt oder gar ganz verflüchtigt. Jetzt ist Katzenjammer an der Tagesordnung, die Verwaltungskosten würden die Zulagen wieder aufheben oder gar übersteigen. Finanzexperten warnen schon, man müsse selbst um seine eingezahlten Beiträge fürchten.
Nun frage ich mich natürlich: Wer haut denn jetzt hier wem die Taschen voll bzw. wer macht sie sich auf wessen Kosten voll? Als Vorsorgeprodukt allererster Güte anfangs hochgejubelt - jetzt wird die Riester-Schatulle immer mehr zum Objekt der Begierde, juristische Nachspiele werden zusehends zum Arbeitsbeschaffungswerk für versierte Anwälte im Versicherungsrecht. Sind die Riester-Vorsorgeverträge für euch noch nachvollziehbar? Sollten derartige unüberschaubare und zum Teil unverständliche Produkte denn nicht schleunigst vom Markt genommen werden?
Die können meinetwegen die undurchsichtigsten oder durchsichtigsten Produkte verkaufen wie sie wollen, es ist allerdings ein Unding, dass solche Finanzprodukte vom Staat, bzw. vom Steuerzahler, noch teuer subventioniert werden. Und das auch noch über eine Diskreditierung, bzw. "auf Kosten" des staatlichen "Konkurrenzproduktes".
All die Kritik war von Anfang an bekannt. Wer es wissen wollte, konnte von den Problemen wissen. Man sollte immer höllisch aufpassen, wenn etwas hochgejubelt wird. Meist ist dann was im Busch, wie das Leben immer wieder zeigt. Hier war es von Anfang an die Kungelei zwischen Wirtschaft, Medien und Politik, die den Fisch vom Kopf her stinken ließ. Wer sich die Taschen damit vollgemacht hat? Zunächst mal alle, die mit dem Verkauf der Produkte zu tun hatten. Die ganze Nummer war ein Konjunkturprogramm für Banken und Versicherungen. Der 2. Streich mit der Pflegeversicherung wird vermutlich folgen.
Habe ich das Produkt je in Gänze verstanden? Nein. Es konnte mir auch niemand in Gänze erklären. Und wenn es an die Haken und Ösen ging, wurde es noch dunkler. Vor allem konnte mir niemand die grundsätzliche Problematik auflösen, warum ein (wie wir sehen) gefährliches und zudem bekannt teures Kapitaldeckungsverfahren irgendwie besser sein soll, als ein Umlageverfahren? Ich empfinde das als Raub von Volksvermögen.
Ganz richtig. Auch ich habe mich damals zu einem Beratungsgespräch hinreißen lassen, als die Welle der Medien größer wurde, die staatliche Rente in Frage gestellt und die Riesterrente auf ein Podest gehoben wurde. Doch diesem Beratungsgespräch, folgte ein weiteres, da ich einfach nicht überall blickte. Und wie von Richtlinie2 auch schon beschrieben wurde es immer undurchsichtiger, je tiefer auf Problematik oder Gefahren eingegangen wurde. Ich habe es ebenfalls bis heute nicht richtig verstanden.
Jedoch habe ich aus diesem Grund auch zum Glück die Finger davon gelassen, da ich noch von meinen Eltern beigebracht bekam "Nichts unterschreiben, wenn du es nicht verstehst, auch nicht wenn alle anderen das machen". Eigentlich ein logischer Spruch, doch viele machen das eben anders und jetzt haben sie den Salat. Den Bärenanteil werden natürlich die Banken erhalten haben, auch die Medien bekommen was ab. Inwiefern der Staat da involviert ist, weiß ich nicht, möchte aber auch keine Vermutungen anstellen. Aus Sicht der Banken ist das Konzept Riesterrente auf jeden fall aufgegangen, denn ob das wirklich seriös geplant war und die anfangs gegebenen Versprechungen ernst gemeint waren, meine ich zu bezweifeln. Ich habe mein Geld in Lebensversicherungen, Sparbüchern und wenigen Aktien gut angelegt, da weiß ich woran ich bin und darf mir dieses Fiasko dann aus ganz weiter Entfernung ansehen.
benutzer7 hat geschrieben:[...]Inwiefern der Staat da involviert ist, weiß ich nicht, möchte aber auch keine Vermutungen anstellen[...]
Solltest du interessiert sein, verweise ich mal auf einen Beitrag von mir, von Mitte September: Riester-Räuberei - Neudeutsch: Mitnahmeeffekte. Da geht es v. a. auch um die Beteiligung (nicht des Staates) der Politik, bzw. um die Vernetzung einiger wichtiger Leute. Da findest du auch ein paar Links zum Verfolgen.
Der Flop beim Riestersparen ist schon seit Jahren mein Lieblingsthema, sehr zum Unmut unseres Versicherungsvertreters der immer regelmäßig zur Mittagspause in unser Amt kommt um seine Kunden zu betreuen die ich dann wiederum mit meinen Parolen verunsichere. Aber Fakt war und ist trotz aller Nachbesserungen, so ein Riestervertrag ist ein äußerst schlechtes Geschäft für den Sparer. Es ist richtig, wer sich nicht nur auf die vollmundigen Versprechungen verlassen hat und selber recherchierte der konnte auch schon damals kritische Stimmen vernehmen. Heute ist das erfreulicherweise häufiger zu erfahren, aber die positiven Meinungen oder soll ich sagen die Werbetrommel der Versicherungen und des Staates sind schon recht mächtig. Aber auch wer einfach nur rechnen kann der musste sehen dass da etwas nicht passen konnte.
Qui bono, wem nützt es? Der Staat ist daran interessiert dass seine Schäfchen später die Sozialkassen entlasten, auch ist abzusehen dass das Solidaritätsprinzip in ein paar Jahren nicht mehr funktionieren wird. Die Versicherer hatten damals garantiert die Sektkorken knallen lassen und schon einmal ein paar Lustreisen für ihre Mitarbeiter organisiert damit die entsprechenden Abschlüsse auch gebührend gefeiert werden können. Die Riesterrente war ja auch ein Einfalltor für viele weitere Versicherungen und vorsorgliche Kundenbesuche.
Ich hatte mir damals natürlich auch ein paar Angebote machen lassen, wer will schon Geld verschenken wenn er es umsonst bekommen kann? Durchrechnen lassen habe ich es mir auf Basis eines normalen Vertrages und auch als Aktiensparplan und das von drei oder vier verschiedenen Anbietern. Die Voraussetzungen für eine gute Rendite war eigentlich für mich persönlich optimal, mein Sohn war noch sehr klein, ich war und bin Alleinverdiener mit einem guten Einkommen und war auch damals noch jung genug um die renditestärkere Variante mit den Aktienfonds wählen zu können. Das Ergebnis war verheerend, selbst bei den kühnsten Prognoserechnungen wurden die Zulagen durch die Gebühren vollständig aufgezehrt, überhaupt war die errechnete Rente auf Grundlage der Zulagen äußerst gering und das bei einer Laufzeit von dreißig Jahren.
Zum Glück für den Verbraucher mussten ja zu jeder Berechnung umfangreiche Informationen geliefert werden, ich glaube das waren für jede Variante immer mindestens zwanzig Seiten die sich kaum jemand durchgelesen haben dürfte. Wer es doch tat der merkte ganz schnell dass Kinder meistens bis zum 26. Lebensjahr berechnet wurden obwohl dass nur auf wenige zutraf, die Zahlungen immer maximal ausgelegt waren um die vollen Zulagen zu bekommen und auch die Anpassung der Beiträge durch angenommene regelmäßigen Gehaltssteigerungen eingerechnet wurden. Alles Dinge die man wissen muss. Abgesehen von dem damaligen aufwendigeren Prozedere der regelmäßigen Beantragung gab es auch in den normalen Bestimmungen viele andere Punkte die für mich kritikwürdig und damit nicht akzeptabel waren.
Die Spitze waren aber die unheimlich hohen Gebühren die ständig fällig wurden und wo ein Großteil gleich am Anfang abgezogen wurde. Unrühmlicher Spitzenreiter war die Allianz die mir für ein Riesterprodukt satte 16 Prozent an Gebühren berechnen wollte. Das muss man sich erst einmal vorstellen, von 1000 Euro meiner Einzahlungen gehen 160 Euro für die Verwaltung an die Versicherung, diese Summe muss meine Geldanlage erst einmal wieder reinholen um überhaupt einen Gewinn zu erwirtschaften.
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