"Entschuldigung" sagen oder annehmen?

vom 06.10.2011, 21:12 Uhr

Angenommen ihr beschuldigt eine Person wegen eines bestimmten Vorfalles. Ein halbes Jahr später stellt sich heraus, dass diese Person unschuldig war und eine andere Person die Schuld trägt. Es geht dabei NICHT um eine Gerichtssache. Ihr möchtet euch dann entschuldigen. Wie würdet ihr das gestalten? Einen Brief schreiben? Hinfahren und klingeln und "Entschuldigung" sagen oder ein Geschenk machen?

Und wenn ihr die Person sein würdet, würdet ihr eine Entschuldigung annehmen, nach so langer Zeit ?

» Friedmann » Beiträge: 561 » Talkpoints: -1,05 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Wenn ich mich für irgendwas entschuldigen will, dann mache ich es persönlich und wenn es geht auch nicht am Telefon. Es sei denn, dass die Person zu weit weg wohnt, dass ich mal eben hinfahren kann. Ein Brief finde ich zu unpersönlich und wenn ich persönlich hinfahre um mich zu entschuldigen, dann würde ich auch ein kleines Geschenk, wie zum Beispiel Blumen mitbringen.

Ob ich eine Entschuldigung annehme kann ich dir nicht sagen. In der Regel bin ich nicht nachtragend. Aber da kommt es meines Erachtens schon darauf an, warum man mich weswegen beschuldigt hat und wer mich beschuldigt hat und wie die Entschuldigung gemeint ist. Deswegen kann ich nicht sagen, ob ich die Entschuldigung annehmen würde. Denn da wiegt doch das warum ich weswegen beschuldigt wurde.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Also sich am Telefon entschuldigen, das gibt es bei mir gar nicht. Ich entschuldige mich prinzipiell immer persönlich. Aber ob ich eine Entschuldigung annehme, das kommt immer darauf an, was vorgefallen ist. Ich selbst bin nicht nachtragend, aber ich vergesse nicht so schnell. Das akzeptiere ich auch bei meinem Gegenüber. Wenn es die Entschuldigung nicht annehmen möchte, dann muss ich es dabei belassen.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich würde auch eher sagen, dass es ein besseres Bild macht wenn man direkt hin fährt und sich persönlich entschuldigt und das ganze vielleicht mit einem kleinen Geschenk untermauert um auch auszudrücken, dass einem selbst die Situation wirklich Leid tut.

Ob ich selbst eine solche Entschuldigung annehmen würde, das hängt davon ab wegen was ich bezichtigt worden bin und ob es weitere Konsequenzen für mich hatte, zum Beispiel durch ein solches Gerücht meinen Arbeitsplatz verloren habe oder hinterher noch von weiteren Personen schief angesehen wurde/werde. Auch kommt es darauf an, wie ich zu der Person stehe die mich bezichtigt, denn wenn es sich dabei um sehr gute Freunde handelt oder Familienangehörige dann stellt ein solches Gerücht für mich schon einen erheblichen Vertrauensbruch dar, da man meine Glaubhaftigkeit in Frage stellt und offenbar kein Vertrauen vorhanden ist.

Dann ist es mit einer einfachen Entschuldigung für mich nicht getan und ich würde mit einer solchen Person die so etwas über mich verbreitet nichts mehr zu tun haben wollen, dass ich gar nicht erst die Türe öffnen würde wenn sie davor steht. Liegt aber auch daran, das ich mit solchen Dingen schon gebrandmarkt wurde und ich deswegen schon sehr nachtragend geworden bin.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich würde auch in jedem Fall persönlich dorthin gehen und mich entschuldigen. Ein Brief oder eine Sms wirken irgendwie feige und nicht wirklich ernst gemeint. Ich denke auch, dass du gut ein paar Blumen oder etwas Süßes wie Pralinen oder Schokolade mitbringen kannst.

Es ist schwierig zu sagen, ob man dann die Entschuldigung annehmen würde. Für mich käme es auch eher darauf an, was denn vorgefallen ist und wie gravierend es war. Es kann unter Umständen ja schon schlimm sein, wenn einem die beste Freundin oder ein guter Freund nicht glaubt und einen zu unrecht beschuldigt. Aber du solltest es unbedingt versuchen und schauen, ob du das nicht aus der Welt schaffen kannst.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Erst einmal kommt es schon darauf an, was vorgefallen ist und wie ernst das Thema ist, weshalb man eben die falsche Person verdächtigt hat. Wenn man dann herausfindet, man hat sich geirrt, ist es wohl besser, erst einmal einen telefonischen Kontakt zu versuchen und dann eben auf den persönlichen Kontakt ausweiten. Ich persönlich würde mich einfach überfallen fühlen, wenn ich in so einer Angelegenheit plötzlich aufgesucht werde und mir wäre es einfach zu viel beziehungsweise ich wäre dann überfordert.

Dann käme es eben auch darauf an, ob man stetig weiter beschuldigt wurde, obwohl man selbst als Verdächtige immer wieder sagte oder auch bewies, dass man eben nicht der Verursacher oder was auch immer in solch einer Situation gewesen ist. Dass dann ein Rückzug stattfindet und man fast schon resigniert, ist letztendlich doch nur eine logische Konsequenz und in meinen Augen mehr als verständlich. Durch die Resignation würde ich es ehrlich gesagt mir sehr schwer tun, wenn nun unerwartet eine Entschuldigung käme.

Ich kann aber sagen, dass ein Geschenk als Erstkontakt noch nicht wirklich in Ordnung wäre. Auf mich würde so etwas wie Bestechung wirken und durchaus auch eine manipulative Beeinflussung sein. Daher würde ich in solch einer Situation, sowohl als Verdächtige, aber auch als eine Person, die eben diese Person zu Unrecht verdächtigt hat, Abstand von einem Geschenk nehmen.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Schwierige Situation, würde darauf ankommen wie gut ich die Person kenne. Kenne ich diese Person sehr gut, und wir waren sehr gut befreundet oder sie zählt sogar zur Verwandtschaft, würde ich da persönlich hin fahren, um mich zu entschuldigen. Bei einem Mann würde ich auf ein Geschenk verzichten, bei einer Frau maximal einen kleinen Strauß Blumen mit nehmen. Aber dann nicht nur entschuldigen, sondern fragen ob man sich in Ruhe über die Sache einmal unterhalten kann.

War ich mit dieser Person nur locker befreundet, würde ich vielleicht erst einmal einen Brief schreiben. Kommt eben auch drauf an ob ich mit der Person mich vielleicht enger befreunden möchte. Oder ich würde anrufen, und fragen ob ich zu einem klärenden Gespräch mal vorbei kommen könnte. Da würde ich allerdings kein Geschenk mitnehmen.

» tearsdontlie1979 » Beiträge: 424 » Talkpoints: -0,05 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Man sagt zwar immer "Ich entschuldige mich", aber ich finde das ehrlich gesagt sprachlich ziemlich vermessen, ja geradezu beleidigend. Wie kann sich jemand, der sich wie ein Ar*** benommen hat, selber die Schuld nehmen? Gerade in so einem schwierigen Fall, wie er hier geschildert wird, meine ich, dass man durchaus etwas demütiger sein darf. Im Alltag mag dieses "Ich entschuldige mich" für kleinere Sünden in Ordnung gehen, wenn ich es auch trotzdem stillos finde, aber es scheint mir allgemein akzeptiert.

Jedoch ist ehrlich gesagt meine Haltung, dass man sich nicht selber entschuldigen kann, sondern dass man nur sein Gegenüber um eine Entschuldigung für sein eigenes, mieses Verhalten bitten kann. Im Englischen sagt man auch "I beg your pardon" und nur das finde ich moralisch und sprachlich korrekt und zudem logisch.

Das macht man, soweit das nach Schwere "der Tat" und räumlicher Entfernung möglich ist, von Angesicht zu Angesicht und selbstverständlich lässt man dem Gegenüber die Möglichkeit, einen eben auch nicht zu entschuldigen. Keinesfalls darf man dann beleidigt sein. Scheint der Graben trotz der Bitte unüberbrückbar, zeigt sich der andere untröstlich, dann drückt man erneut seine Reue aus, akzeptiert die Situation, zeigt Verständnis, selbst wenn man beschimpft wird und deutet an, dass die Tür immer offen steht und man sich jederzeit über eine Kontaktaufnahme freuen würde, wenn und falls der andere das irgendwann für angemessen hält. Je nach Situation, die ja auch eskalieren kann, könnte man das sogar nachträglich noch in einem kurzen, persönlichen Brief erneut klarstellen.

Ein Entschuldigungsgeschenk fände ich unmöglich.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Was Richtlinie2 sagt, ging mir auch schon des Öfteren durch den Kopf und ich bevorzuge insofern übrigens, nebenbei angemerkt, die Formulierung „Es tut mir leid, dass...“ oder bzw. und: „Ich möchte Dich um Verzeihung bitten“. Jemanden um Entschuldigung bitten kann man allerdings auch, insofern nimmt der, der darum gebeten wird, einem selbst ja in der Tat die Schuld und nicht man sich selbst, was auch ich ziemlich vermessen finde.

Zur Sache selbst würde ich ebenfalls sagen, dass es hier zunächst davon abhängt, was genau vorgefallen ist, wie schwerwiegend die Anschuldigung war und wie unnachgiebig man selbst bei der Schuldzuweisung im jeweiligen Moment gewesen ist. Ein paar mehr Hintergründe wären also notwendig, um die Sachlage besser beurteilen zu können, denke ich, denn es gibt auch Schuldzuweisungen in weniger schlimmer Form, die keine größeren Auswirkungen haben und die eine ausdrückliche Bitte um Verzeihung auch nicht so sonderlich notwendig machen wie wiederum andere, finde ich. Für mich hört es sich allerdings so an, als gäbe es zwischen Dir und dieser Person seit dem Streit aufgrund der Schuldzuweisung, die sich nun als unberechtigt herausgestellt hat, keinen Kontakt mehr, also durchaus so, als sei hier mehr vorgefallen.

In diesem Fall – und vielleicht sicherheitshalber ganz generell – würde ich wohl den persönlichen Kontakt suchen und auch nicht mit Geschenken oder ähnlichem auftauchen, die Wiedergutmachung bedeuten sollen, sondern ich würde die betreffende Person aufsuchen und um ein Gespräch bitten, in dem ich dann versuchen würde, sie entsprechend um Verzeihung zu bitten. Je nach genauer Sachlage wäre ich vielleicht auch der Meinung, dass mein Verhalten nicht zu entschuldigen ist und wäre ich dieser Meinung auch im hier diskutierten Fall, so würde ich genau diese Erkenntnis der jeweiligen Person auch mitteilen. Ich würde das Gespräch dann vor allem so führen, dass ich der Gegenseite sage, dass ich weiß, dass dieser Vorfall und vor allem meine Schuldzuweisung wohl einiges in dieser Beziehung zerstört haben dürfte und dass ich auch nicht gekommen bin, um einfach wieder zum Alltagsgeschehen überzugehen, wenn mir verziehen wurde, sondern dass der Zweck meines Besuches vor allem darin besteht, diese Person um Verzeihung zu bitten und sie darüber in Kenntnis zu setzen, dass ich nun weiß, wer wirklich der Schuldige war und meinen Vorwurf zurückziehen möchte.

Ob der andere mir dann wirklich verzeiht und mich „entschuldigt“, ist wieder eine ganz andere Frage, die sicherlich auch nicht in meiner Hand liegt oder von mir irgendwie zu begünstigen ist. Dass solche Vorfälle aber immer ihre Auswirkung auf eine zwischenmenschliche Beziehung haben, liegt auf der Hand. Schon daher würde ich mein Ziel nicht zu hoch stecken und auch nicht auf eine Versöhnung spekulieren, sondern wirklich nur Aufklärungsarbeit betreiben wollen und meine Bitte um Verzeihung vorbringen.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Natürlich ist es viel einfach einen Brief oder eine E-Mail zu schreiben. So geht man eventuellen Unannehmlichkeiten einfach aus dem Weg und überlässt das Ruder der anderen Person. Aber ich persönlich fände es besser, persönlich vorbei zu schauen und das Gespräch zu suchen. So können die Missverständnisse am besten aus der Welt geschafft werden und kann hat die Möglichkeit alles ins Reine zu bringen.

Wenn du etwas mitbringen möchtest, würde ich nichts zu großes aussuchen. Vielleicht einen kleinen Strauß Blumen oder selbstgebackene Muffins. Ein zu großes und unpersönliches Geschenk sieht in meinen Augen verlogen und falsch aus. Wenn mir jemand etwas großes zur Versöhnung schenken würde, dann wäre ich im ersten Moment wirklich skeptisch und hätte das Gefühl, da will sich jemand von seiner Schuld frei kaufen.

Wenn die Entschuldigung ernst gemeint war und von Herzen kam, dann würde ich sie auch nach so langer Zeit noch annehmen. Es kommt natürlich immer darauf an, was passiert ist aber ich würde früher oder später doch nachgeben und die Entschuldigung annehmen. Du brauchst einfach ein bisschen Mut um dich bei der Person zu entschuldigen, der Rest wird sich dann schon von alleine regeln.

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» Sissley » Beiträge: 1131 » Talkpoints: 5,54 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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