"Entschuldigung" sagen oder annehmen?
Danke für die vielen Antworten. Also gut, ich werde versuchen den Fall mal zu beschreiben. Es handelt sich um ein Ex-Liebespaar. Beide haben sich nach vielen Streitereien getrennt und hatten dann nur noch sporadischen Kontakt. Über die Frau wurden dann plötzlich Gerüchte gestreut. Der Inhalt der Gerüchte deutete sehr daraufhin, das "Er" die Quelle war. Sie schrieb ihm eine E-mail, dass er das zu unterlassen hat, Unwahrheiten über ihn zu verbreiten. Sie erteilte ihm auch "Hausverbot" und drohte mit rechtlichen Konsequenzen.
Nun waren die Gerüchte wirklich mies und durchaus rufschädigend für sie. Und sie dachte, das "er" ja ein Motiv hatte, sie zu denunzieren. Auf diese E-mail hat er nie reagiert. Die Gerüchteküche ging aber weiter, obwohl er in ihrer Gegend nie wieder gesehen wurde. Es kamen immer neue Gerüchte zum Vorschein und so stellte sich erst nach langer Zeit heraus, das eine andere Person diese Gerüchte gestreut hat und sie wird vom schlechten Gewissen geplagt. Sie möchte dies nun irgendwie mitteilen, dass sich herausgestellt hat, das sie im Irrtum war. Sie möchte sich entschuldigen und ihm auch erklären, wie es dazu kommen konnte. Sie weiß aber nicht, wie sie das wieder gut machen kann. Sie hat natürlich auch Angst, dass er die Tür nicht aufmacht, wenn sie hingeht und per Post ist ihr das auch zu unpersönlich.
Ich denke nicht, dass man das so generell sagen kann. Es kommt natürlich auf die Situation an und vor allem auch darauf an, wie gut ich mit der Person befreundet bin. Wenn meine beste Freundin nun irgendetwas erfahren würde, was nicht stimmt und sie würde jemand anders mehr glauben schenken als mir und würde sich dann nach einem halben Jahr bei mir entschuldigen, dann könnte ich da wohl sehr gut drauf verzichten und wäre dann wohl trotzdem noch sauer und würde eine einfache Entschuldigung sicher nicht annehmen. Da müsste dann schon mehr kommen, als ein kleines "Sorry".
Wenn das nun mit jemandem passieren würde, der mich nicht so gut kennt, dann wäre das schon in Ordnung. Bei Leuten, die es aber einfach besser wissen sollten, wüsste ich eben einfach nicht, ob ich das jemals wirklich verzeihen könnte, aber es kommt eben auf die Situation an.
Ich würde mich auch nach so langer Zeit noch entschuldigen. Je nach Bekanntheitsgrad und "Vergehen", würde das sicherlich unterschiedlich ausfallen. Aber ich denke schon, dass man seinen Fehler auf jeden Fall eingestehen sollte. Wenn ich nun irgendjemand Bekanntes abgewiesen hätte, weil ich dachte, dass er vergessen hat mich anzurufen, dann würde ein einfaches Sorry für mich schon reichen, eventuell noch mit einem kleinen Geschenk, aber große Mühe würde ich mir da nicht geben.
Wenn ich nun meinen besten Freund die Freundschaft kündigen würde, weil das Gerücht herum gehen würde, dass er ein Gewaltverbrechen vergangen hat, was ich moralisch nicht vertreten könnte, dann würde ich mir schon etwas größeres einfallen lassen. Die Beispiele sind natürlich jetzt ein wenig aus der Luft gegriffen, aber es kommt eben wirklich darauf an, was passiert ist und wie gut man die Person kennt.
Es ist schwer das so Pauschal zu sagen. Die Frage ist zum einen wie schlimm die Beschuldigung war und was für Folgen sie hatte, auch wie nahe ich der Person stand würde einen Einfluss haben´, und vor allem auch wie der Kontakt jetzt aussieht. Also wenn ich gar keinen Kontakt mehr zu der Person habe, würde ich ihr wahrscheinlich einen Brief schreiben, und mich dadurch entschuldigen. Wenn ich noch Kontakt zu ihr habe, würde ich es auf alle Fälle Persönlich machen. Mann kann sich einmal täuschen, aber es ist gut wenn man dazu steht, besser gesagt es sollte normal sein, dass man zu seinen Fehlern steht.
Ob ich so eine Entschuldigung annehmen würde, würde auch von verschiedenen Faktoren abhängen. Zum einen wie sehr es mich verletzt hat, wie wichtig mir die Person war und noch ist und vor allem auch wie die Entschuldigung kam, also ob ich das Gefühl habe, dass es ernst gemeint war. Wenn mir die Person noch etwas bedeutet, würde ich sie auf jeden Fall annehmen. Wenn mir die Person egal ist, wäre es sehr Situationsabhängig.
Da diese Frau bereits per e-Mail Kontakt gesucht hat und keine Antwort erhielt, würde ich bezweifeln, dass nun direkt ein persönlicher Kontakt oder ein Brief auch angenommen wird. Die Mail kann der Mann bereits ignoriert haben oder auch gar nicht erhalten haben, das weiß ich nicht und macht die Geschichte leider nicht einfacher. Jedenfalls sollte die Frau versuchen, ob sie ihren ehemaligen Partner nicht einfach mal anruft und sagt, was geschehen ist. Wenn er nicht darauf reagiert, sollte sie es vielleicht mit einer Postkarte versuchen, und nicht einen Brief schreiben. Ich könnte mir vorstellen, dass der Brief beispielsweise auch ungelesen entsorgt werden könnte.
Wenn nun gar nichts mehr geschieht und keine Reaktion kommt, gibt es unter Umständen noch die Möglichkeit, eine dritte, aber unabhängige Person, wie einen Schlichter einzuschalten. Es geht ja darum, dass der Verdacht eben falsch war und es eben auch leid tut, dass man die falsche Person verdächtigt hat. Es ist zwar lobenswert, dass diese Verdächtigung nun aus dem Weg geräumt wird, wenn aber diese verdächtigte Person gar nicht erst das Gespräch mit der ehemaligen Partnerin haben möchte, bleibt wohl nichts anderes übrig, als es auf sich beruhen zu lassen.
Aber Nein! Die Frau hatte nur damals, als das Gerücht die Runde machte ein E-mail an ihn gesendet, mit dem Inhalt, dass er das zu unterlassen hat. Sie hat ihm auch Hausverbot gegeben und mit rechtlichen Konsequenzen gedroht. Auf diese E-mail hatte sie nur eine Lesebestätigung bekommen, aber keine Antworten.
Dieser Verdacht ist entstanden, weil im Inhalt der Gerüchtes leider immer sein Name erwähnt wurde. Es sah wirklich so aus, als ob er das Gerücht gestreut hätte. Diese Gerüchte wurden aber immer seltsamer, so das sie dahinter kam, dass er es nicht sein kann.
Sie hat nun keinen Kontakt mit ihm aufgenommen, möchte die Sache aber gerne klären und auch aus der Welt schaffen Sie möchte ihren Fehler wieder gut machen, hat aber große Angst, vor seinem berechtigten Zorn. Sie fragt sich, ob sie es wagen kann, bei ihm zu klingeln, um sich zu erklären. Sie würde ihm ein kleines selbstgemachtes Geschenk ,als Wiedergutmachung geben wollen. Das Geschenk ist nichts teures. Es ist eine selbstgezüchtete kleine Pflanze. Sie möchte halt nichts kaufen, sondern die Ernsthaftigkeit der Entschuldigung untermalen ?
So eine Entschuldigung sollte auf jeden Fall persönlich gemacht werden. Am besten fährt man vorbei und gibt offen und ehrlich zu, dass es einem Leid tut. Einen Brief finde ich total unpersönlich und ein Geschenk finde ich in dieser Situation einfach nur unangebracht. Wenn dann sollte man auch den Mumm haben und seinen Fehler zu geben. Und eine späte Entschuldigung ist besser als gar keine Entschuldigung. So würde ich es als Gegenüber jedenfalls sehen.
Ich würde, wenn ich in dieser Situation wäre, dann würde ich wahrscheinlich zu der Person nach Hause fahren, wenn ich weiß, dass sie zu Hause ist und auch alleine ist. Dann würde ich sie fragen, ob ich zu ihr nach drinnen kommen darf und ob sie kurz Zeit hat um mit mir über ein paar Dinge zu reden. Dabei ist es natürlich wichtig, ob die Person weiß, dass man gedacht hat, dass sie schuldig ist, oder nicht. Wenn sie es weiß, dann wird sie einen wahrscheinlich nicht in das Haus lassen. Dann wäre es natürlich logisch, wenn die Person einen nicht in die Wohnung oder in das Haus lassen würde.
Jedenfalls würde ich der Person dann sagen, dass ich sie verdächtigt habe und dass ich es nicht in Ordnung finde, dass ich das gemacht habe. Dann würde ich mich offiziell entschuldigen und sagen, dass es mir sehr leid tut und dass ich mir wünschen würde, dass ich das rückgängig machen könnte. Vielleicht auch noch, dass ich es verstehen könne, wenn die Person dann sauer auf mich ist.
Auf jeden Fall würde ich mich persönlich bei der Person entschuldigen. Wenn man dies in der Form eines Briefes oder schlimmstenfalls einer Email oder privaten Nachricht bei Facebook machen würde, dann würde die Entschuldigung nicht richtig rüberkommen und die Person würde denken, dass man sie verarscht oder es nicht ernst meint.
Ich würde, wenn ich an der Stelle der beschuldigten Person wäre, würde ich vielleicht wirklich eine Zeit lang überlegen (Daran sollte man auch denken, wenn man sich entschuldigt, das dauert seine Zeit). Das kommt eben immer darauf an. Meiner Meinung nach ist dann auch wichtig, wie die Person die Entschuldigung rüberbringt. Wenn sie persönlich zu mir kommt und mit mir redet, dann würde ich die Entschuldigung eher akzeptieren als wenn sie mir eine Nachricht über Facebook oder eine Sms schreibt.
Na dann will ich mal die Geschichte auflösen. Die Frau ist am Montag hingefahren und hat dort geklingelt. Sie hatte auch einen Brief und ein Geschenk dabei ( so eine kleine Pflanze). Als er geöffnet hat, war er zornig und hat sie auch nicht reingelassen. Sie hat ihm dann wohl einfach das Geschenk in die Hand gedrückt und kurz ihre Entschuldigung erklärt und ist dann davon gelaufen. Sie hat dann beim umdrehen noch gesehen, das er ihr aus dem Fenster hinterher geguckt hat.
Eine Stunde später hatte sie dann das Gefühl, dass sie ihn anrufen und alles erklären sollte. Da war er am Telefon wohl erst gnatzig, hatte aber den Brief schon gelesen. Und so hatte sie eine Gelegenheit sich zu erklären. Ich denke, dass beide vielleicht hinterher erleichtert waren. Er sagte wohl, dass ihm ein Stein vom Herzen gefallen sein soll.
Ihr geht es eigentlich immer noch nicht so gut, weil er nicht gesagt hat, ob er die Entschuldigung angenommen hat. Darüber hat er sie wohl im Unwissen gelassen.
In weiten Teilen stimme ich Richtline2 zu. Ich denke auch nicht, dass man sich selbst entschuldigen kann, sondern maximal um Entschuldigung bitten kann. Ich habe manchmal den Eindruck, dass Leute sich leichtfertig entschuldigen und dann auch direkt davon ausgehen, dass ihnen natürlich vergeben wird, allein aufgrund der Tatsache, dass sie sich entschuldigt haben. Dabei ist es meiner Ansicht nach nur möglich, dem anderen seine Sichtweise zu schildern und ihn um Verzeihung zu bitten. Als derjenige, der um Entschuldigung bittet, hat man allerdings keinen Anspruch darauf, dass der andere einem auch vergibt.
Grundsätzlich finde ich es aber immer löblich, wenn jemand einen Fehler eingesteht und entstandenes Unrecht aufklären möchte. In vielen Fällen wird dies überhaupt keine Auswirkungen auf das Leben der beiden Personen haben, aber ich finde es dennoch gut, wenn man Probleme auch nach langer Zeit noch klären kann oder dies zumindest versucht. In diesem konkreten Fall ist nun scheinbar nicht so ein großer Schaden bei dem zu Unrecht Verdächtigten entstanden, aber auch hier gibt es wohl einen Menschen, der sich vielleicht immer wieder mal fragt, warum er bezichtigt wurde, diese Gerüchte verbreitet zu haben.
Wie man den Entschuldigungsversuch gestaltet, ist sicher von mehreren Faktoren abhängig. Falls die beiden Personen nicht zu weit voneinander entfernt wohnen, wäre ein persönliches Treffen sicher das Beste. Allerdings fände ich es an Stelle des Mannes seltsam, wenn die Frau plötzlich vor der Tür stehen würde, vorausgesetzt die beiden hatten seit dem Vorfall keinen Kontakt mehr. Falls die Sache dann schon länger her ist, würde ich mich an seiner Stelle auch fragen, was sie plötzlich will, und sie vielleicht schnell wieder abweisen.
Falls zwischen den beiden absolute Funkstille herrschte, würde ich vielleicht zunächst einen Brief schreiben und hoffen, dass sich der andere meldet. Allerdings sollte es sich schon um einen richtigen, handschriftlichen Brief handeln und nicht um eine hingeschmierte E-Mail. Ich finde einen normalen Brief auch nicht zwangsläufig unpersönlich. Ein vernünftig geschriebener Brief kann mehr aussagen als ein unbeholfenes Gestammel an der Haustür. Vor allem ist der andere damit nicht direkt mit jemandem konfrontiert, mit dem er vielleicht nichts mehr zu tun haben möchte.
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