Kinos leiden unter Wohnzimmertechnik
Ich habe gerade einen Bericht im Fernsehen gesehen dass die Kinos in den Fünfzigern im Durchschnitt 850 Millionen Zuschauer im Jahr hatten, jetzt sind es wohl so um die 150 Millionen Zuschauer pro Jahr. Damals hatte kaum jemand einen Fernseher und es gab auch wenig andere Unterhaltungsmöglichkeiten.
Ich denke auch dass ist der springende Punkt. Nicht nur die tolle Heimkinotechnik und die doch relativ preiswerten DVDs spielen da eine Rolle sondern auch die vielen anderen Alternativen (Computer, Internet, Spielekonsolen) dürften zum Niedergang der Kinos einen großen Beitrag leisten. Solange auch eine DVD preiswerter ist als zwei Kinokarten ohne Popcorn fällt so eine Entscheidung auch irgendwie leicht. Dazu kommt noch der Aufwand den man betreiben muss um in ein Kino zu kommen. Nicht jeder wohnt in einer Großstadt und ich muss zum Beispiel 30 Kilometer fahren um in ein Kino zu kommen. Da ich noch kein Auto habe bin ich auf öffentliche Verkehrsmittel mit mehrmaligen Umsteigen einschließlich Straßenbahnkarte oder auf jemanden der mich mitnimmt angewiesen. Das nach der Abendvorstellung kein Zug mehr fährt kommt dann noch dazu. Früher hatte fast jeder kleine Ort ein Kino und wenn es nur das Wanderkino war.
Ja, ich kann es mir sehr gut vorstellen, dass aufgrund der Technik, die man inzwischen zu sehr günstigen Preisen erhalten kann, das eigene Wohnzimmer dem Kinosaal vorzieht. Aber es sind ja nicht nur die technischen Gerätschaften, sondern auch andere Umstände. Vielleicht mag man es nicht, im Kinosaal von mehreren Seiten eingeengt zu werden. Dies geschieht vor allem, wenn man sich zu einer Vorstellung an einem Abend am Wochenende entschieden hat oder auch mal am Sonntag Nachmittag. Wer mit seinen Sitznachbarn schon einmal zusammen gerasselt ist, wird beispielsweise das heimische Wohnzimmer vorziehen.
Auch die Tatsache, dass Filme relativ schnell auf DVD oder auf BluRay erhältlich sind, führt dazu. Gefühlt erscheinen die DVDs bereits nach wenigen Wochen. Von früher weiß ich persönlich noch, dass man ein halbes Jahr und mehr auf das Erscheinen der DVD gewartet hat und dann noch einmal so lange, bis die Preise gesunken sind. Heute geht dies wesentlich schneller, und entsprechend weniger ist man motiviert, ins Kino zu gehen. Zudem die Eintrittspreise und "Nebenkosten" eben auch nicht gerade wenig sind und viel ausmachen.
Dass ein Film heute nicht mehr so lange Spielzeit hat, ist mitunter auch ein Grund, weshalb ich persönlich in sehr vielen Fällen eben auf das Erscheinen der DVD und auf den Service meines Filmverleihs warte. Nicht selten ist es in unserem -liebevoll gemeint- "Provinzkino" so, dass die Filme wirklich sehr lange Laufzeiten haben. Nach wenigen Wochen werden sie abgesetzt und das kollidiert dann doch teilweise mit der Zeit, die ich selbst für einen Kinobesuch aussuchen möchte. Ausnahme hier sind dann eben die großen und äußerst erfolgreichen Blockbuster, aber "Randfilme" laufen eben nur an einem bestimmten Tag und zu äußerst merkwürdigen Uhrzeiten.
Es sind also mehrere Argumente, die mich persönlich dazu veranlassen, doch das heimische Kino zu bevorzugen. Ich mag es an sich sehr gern, ins Kino zu gehen und die Atmosphäre zu genießen, aber ehrlich gesagt kommt es eben auch auf die Spielzeiten und eben meine eigene Zeit an, wie ich sie aufwende. Man kann sich eben wirklich darüber auslassen, welcher Umstand zuerst dazu geführt hat, dass immer weniger Menschen ins Kino gehen, aber ich denke, vielen geht es wie mir und leisten sich dann eben eher ein nettes Equipment für zu Hause, als sich unter Umständen im Kino mit irgendwelchen unsympathischen Menschen zusammen zu sein.
Ich kann es mir nicht nur vorstellen, ich meide das Kino selbst aus diesen Gründen. Grundsätzlich Negatives am Kino ist schonmal die Kulisse. Ich mag es nicht zweieinhalb Stunden mit 150 anderen Personen in einem Raum zu sitzen, überall knistert und knattert es, ab und zu klingelt ein Handy, alle tuscheln und viele lachen an den falschen Stellen - kurzum, es ist zu laut, unangenehm, riecht oft nicht gut und ist nicht gemütlich. In einem Kino kann man nicht wie zu hause "rumlungern", sich hinlegen oder mal eben ein neues Bier holen ohne viel Geld zu zahlen und mindestens zehn Minuten zu verpassen.
Das mal allein zum Kino ansich als Negativerlebnis. Zu der Technik muss ich sagen, dass ich schon seit es DVD gibt nicht mehr von Kinos angezogen werde. Mit HD machte es wieder einen Sprung, aber seit man auch zu Hause BluRay bzw. 3D sehen kann, ist ein Kinobesuch mehr als unnötig geworden. Der Sound ist klarer, denn durch die großen Räume und riesen Soundanlagen ist es zwar laut, füllt den Raum und hat ordentliche Bässe, aber die Qualität leidet darunter. Genauso verhält es sich mit dem Bild. Die Leinwand ist zwar riesig, aber die Auflösung leidet darunter.
Daher genieße ich lieber im eigenen Heim einen BluRay Film in meinem, naja man kann es inzwischen schon kleines Heimkino nennen, als im Kino. Da hab ich eine private Atmosphäre, ein besseres Bild, einen astreinen Ton und auf Wunsch auch eine kurze Unterbrechung für einen Toilettengang oder Neubesorgung von Essen beziehungsweise Trinken.
Ich glaube schon, dass manche Leute mehr Geld in ihr eigenes Heimkino investieren und infolge dessen seltener in das richtige Kino gehen. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass die weiter entwickelte Technik für den Hausgebrauch weitgehend alleine dafür verantwortlich ist, dass weniger Leute ins Kino gehen. Dabei kommt sicher einiges an Gründen zusammen. Ich selbst gehe aus verschiedenen Gründen nicht mehr ins normale Kino, allerdings hat das nichts damit zu tun, dass ich die Filme dann zu hause schaue. Das ist nicht der Fall und ich habe auch nur einen kleinen Fernseher, also keine mehrere Meter breite Leinwand, die Kinogefühl aufkommen lassen könnte. Ich meide das Kino, weil es mir dort viel zu laut ist, sowohl in Bezug auf den Sound als auch auf die anderen Besucher. Daher gehe ich lieber ins Autokino. Dazu kommen noch die höheren Preise der Multiplexe. Das sollte man auch nicht komplett vergessen. Ich bin mir sicher, dass schon allein durch diesen Punkt mehr Leute dem Kino fernbleiben als durch die verbesserte Heimkino-Technik.
Ansonsten ist es auch so, dass die Filme wirklich sehr schnell auf DVD, BluRay oder über Video-on-demand verfügbar sind. Gerade bei den ganzen Blockbustern geht es vielen doch einfach nur darum, den Film möglichst schnell zu sehen. Wenn jemand dann ohnehin einen breiten Fernseher und ein Soundsystem zu hause hat und nur den Film sehen will, wartet derjenige einfach auf die günstige DVD.
Abgesehen davon gibt es auch vermehrt große Multiplexe und nur wenige, kleine Programmkinos. In den Multiplexen laufen leider meistens nur belanglose Blockbuster. Ich habe den Eindruck, dass es auch immer weniger kleinere Produktionen und anspruchsvollere Filme in den Kinos laufen. Mit den Filmen lockt man meistens nicht so viele Zuschauer an, am besten laufen wohl typische Hollywood-Produktionen. Werden aber praktisch nur noch diese gezeigt, verliert das Kino auch noch einen Teil der Zuschauer, nämlich diejenigen, die diese Filme nicht so gerne sehen wollen.
Ich denke nicht das es allein an der Technik liegt, das die Besucherzahlen in den Kinos zurück gehen. Hauptsächlich denke ich liegt es auch an den steigenden Eintrittspreisen und vor allen auch die netten Preise für Popcorn und Co. Vor allen weil die ganze Technik ja eigentlich noch in den Anfängen steckt, besonders was die 3D Technik angeht. Klar mit Blue Ray, Beamer, SoundSystem und einem großen Fernseher oder einer großen Leinwand, kann man schon Kinofeeling zaubern. Aber die ganze Technik kostet ja auch erst einmal eine Stange Geld, und die neusten Filme brauchen ja auch ca. 6 Monate bis sie dann auf DVD erscheinen.
Ich kann mir schon vorstellen, dass die Kinos darunter leiden, allerdings sehe ich bei mir selbst diese Entwicklung nicht. Das Heimkino ist an sich ja schon was sehr feines, zu Hause haben wir einen großen LCD, aber im Haus meines Freundes haben wir auch schon auf Leinwand und Beamer umgerüstet. Das war auch ganz praktisch, weil wir an sich nämlich eh kein Fernsehen schauen, sondern hauptsächlich DVDs und da ist es natürlich schön, wenn man das zu Hause so machen kann, wie im Kino. Es hat ja sogar noch einige Vorteile, denn die Snacks sind zu Hause nicht nur deutlich günstiger, sondern man hat auch noch die größere Auswahl und abgesehen davon ist man zu Hause gänzlich ungestört und muss sich nicht damit herumnerven, dass andere meinen wider Verbot im Kino rauchen oder auf ihrem Handy herumknipsen zu müssen.
Dennoch muss ich für meinen Teil sagen, dass ich schon so bin, dass ich eben die Produktionen bestimmter Regisseure verfolge, dass heißt dann für mich aber auch, dass ich den Film nicht erst ein halbes Jahr nach seiner Veröffentlichung sehen möchte. Kommt also ein neuer Film heraus, dann möchte ich ihn in der Regel auch direkt sehen und gehe dann ins Kino. Ist der Film gut gewesen, kaufe ich ihn mir auf DVD und schaue ihn dann ab und an zu Hause. Ins Kino gehe ich also, trotz Heimkino.
Dass Kinos unter Umsatzeinbußen leiden, das ist sicher unbestritten, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass hier nun ausschließlich die Heimkino-Technik oder überhaupt die Technik schuld ist. Vielmehr ist es doch so, dass die Kosten für die Lebenshaltung insgesamt steigen und dann in der Regel erst mal versucht wird, zu sparen oder mehr zu verdienen. Da mehr verdienen nicht ganz so einfach ist, werden viele Menschen an Luxus sparen und dazu gehört dann auch der Kinobesuch. Denn machen wir uns nichts vor: ein Kinobesuch ist heute recht schnell ein teures Vergnügen.
Dass man dann vielleicht sagt, man schafft sich lieber teure Technik an, um die Filme dann zu Hause anzusehen, ist sicher nicht von der Hand zu weisen. Hier investiert man dann einmal, kann diese Dinge dann aber häufiger nutzen. Gerade auch, wenn man einen Film mehr als einmal ansieht oder aber die DVDs dann wieder gut weiter verkauft, lohnt sich so eine Anlage schnell.
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