Sex mal anders?

vom 04.10.2011, 20:50 Uhr

Unsere Gesellschaft ist heute wie in der Vergangenheit vom Sex nahezu komplett durchdrungen und auch überlebenswichtig für das Fortbestehen des Menschen. Immer wieder entfachen Schlagzeilen über entlassene Sexualstraftäter, betrogene Promis und dem abgestumpften Sex-Sinn der heutigen Gesellschaft hitzige Diskussionen in der Bevölkerung. Nichts kann gleichzeitig so schön, aber auch gefährlich werden wie Sex, denke man an AIDS und Geschlechtskrankheiten. Liest man die Zeilen davor, könnte man denken, für alle Menschen ist dieses brisante Wort mit den drei Buchstaben so wichtig, aber es geht auch anders. Asexualität ist die Antwort.

Ich bin heute über einen interessanten Artikel gestolpert, der sich mit Menschen beschäftigt, die einen anderen Bezug zu Sex haben, als der Durchschnittsmensch; sie haben einfach kein oder so gut wie kein Interesse an Sex beziehungsweise sie sind auf andere Art mit Sex verknüpft. Die hier angesprochene Gruppe nennt sich selbst asexuell und rückt immer mehr ins Licht der Öffentlichkeit. Der Amerikaner David Jay ist ein Experte auf diesem Gebiet und ist einer der ersten, der mit seiner Asexualität an die Öffentlichkeit gegangen ist. Ich finde interessant, wie viele unterschiedliche Formen es hierzu gibt. So unterscheidet Jay vier verschiedene Typen: 1. Menschen mit Sexualtrieb, aber ohne Emotionen hierzu, 2. ohne Sexualtrieb, aber mit romantischen Gefühlen für den Partner, 3. romantische Gefühle und Sexbedürfnis ist vorhanden, will aber vom Betroffenen nicht ausgelebt werden und 4. weder romantische noch sexuelle Gefühle sind vorhanden.

Ich habe länger über dieses Thema nachgedacht und finden an den ersten beiden beschriebenen Typen von Asexualität nichts besonderes. Meiner Ansicht nach ist es aber nichts außergewöhnliches, aber soll es möglich sein, weder romantische noch sexuelle Bedürfnisse zu haben, und dennoch glücklich zu sein? Warum haben einige sowohl romantische als auch sexuelle Bedürfnisse, wollen sie aber nicht ausleben? Ist es Angst?

» nathie1 » Beiträge: 36 » Talkpoints: 25,26 »



Ich kann mir gut vorstellen, dass man auch ohne romantische Gefühle und sexuelles Verlangen glücklich sein kann. Wenn man doch so etwas gar nicht erst empfindet, dann vermisst man es meiner Meinung auch gar nicht. Ich könnte mir das zwar nicht vorstellen, aber ich kenne durchaus Leute, die danach einfach kein Bedürfnis haben und damit trotzdem zufrieden sind. Nur sind die meisten Menschen eben einfach anders gestrickt, daher ist das wohl etwas ungewöhnlich, aber es soll trotzdem vorkommen.

Wenn man beides hat und es nicht ausleben will, ist das meiner Meinung nach schon viel belastender. Immerhin hat man dann das Bedürfnis nach Nähe und nach Sex und das ist sicherlich nicht gerade angenehm. Aber ich kann mir eben auch vorstellen, dass man Angst vor Bindungen hat und diese sind eben damit irgendwie auch verbunden und das ist dann sicherlich eine schwierige Situation.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Je länger ein Mann keinen Orgasmus hatte, desto eher ist er bestrebt wieder einen zu bekommen. Je länger eine Frau keinen Orgasmus hatte, desto weniger Interesse hat Sie daran wieder einen zu bekommen.

Ich glaube an diesem Sprichwort ist etwas wahres dran, das würde unter anderem erklären warum es viele Frauen gibt die zu so einem Asexuellem denken kommen.

Ich weiß gar nicht mehr wo ich das mal gelesen habe, aber ich glaube das ist der Grund warum es überhaupt Asexuelle Menschen gibt. Ich persönlich kann mir nur vorstellen das wenn man noch nie Sex hatte, und auch nie sonderlich daran interessiert war welchen zu haben, das man dann halt zu so einer Denkweise kommt. Frei nach dem Motto: Was man nicht kennt, das vermisst man nicht.

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» Alchemist_Sehrtraurig » Beiträge: 134 » Talkpoints: -0,26 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Noch nie Sex gehabt zu haben, muss nicht zwangsläufig heißen, dass man keinen haben möchte oder es nicht ausprobieren möchte. Es ist doch bei den meisten, der Reiz etwas Neues und Aufregendes zu entdecken, was er vorher nicht kannte. Natürlich gibt es auch die Menschen, die es nie probiert haben und dennoch keine Sehnsucht verspüren, Sex zu haben.

Das Klischee, Männer wären umso schärfer auf Sex , umso länger es zurückliegt, Frauen aber nicht ist meiner Meinung nach an den Haaren herbeigezogen. Vielleicht mag es in früheren Zeit mal so gewesen sein, aber bei der heutigen Erziehung zum Thema Sex sind Frauen doch viel offener und selbstbewusster geworden. Daraus ergibt sich, dass sie ihre Bedürfnisse schon ausleben wollen. Ich habe schon immer öfter im Bekanntenkreis miterleben dürfen, dass die Frauen mehr Lust hatten als der Mann.

Für mich stellt sich immer noch die Frage, warum Menschen mit Bedürfnis nach Sex und Romantik dies nicht ausleben wollen. Kommt es so aus durch ein Trauma oder anderweitig einschneidendes Erlebnis? Oder ist es die fehlende Lust auf die ganzen Mühen, die es mit sich bringt?

» nathie1 » Beiträge: 36 » Talkpoints: 25,26 »



Unsere Gesellschaft zwingt uns doch fast in die Asexualität. Überall sind wir von nackten Körpern umgeben, in jedem zweiten Film gehts zur Sache und unter Jugendlichen sind Hardcorepornos genauso verbreitet wie lustige Clips mit Kätzchen. Von daher finde ich es vollkommen verständlich, dass ein Teil der Gesellschaft sich dagegen sträubt. Zwar wäre Asexualität für mich niemals ein Thema, aber ich glaube zu verstehen, was in den Leute vorgeht.

» Akairo2 » Beiträge: 17 » Talkpoints: 3,78 »


Ich bin dann wohl (leider sehr zu Lasten meines Freundes) eine Mischung aus Typ 4 und manchmal dann doch noch Typ 2. Mit Romantik hatte ich es sowieso noch nie so sehr. Okay, ich hatte es überhaupt noch nie mit Romantik und verstehe auch ehrlich gesagt einfach nicht, was an Kerzenlicht und Rosen so toll sein soll. Weil ich aber sehe, wie traurig meine scheinbare Emotionslosigkeit meinen Freund manchmal macht, dann gebe ich mir schon Mühe, auch mal romantisch und Zärtlich zu sein. Meisten geht das aber gnadenlos schief, weil er mir irgendwelche Liebesschwüre ins Ohr säuselt, die ich sowieso nicht richtig verstehe (akustisch) und dann fährt draußen ein Trecker vorbei und ich sag "Guck mal Liebling, ein Fendt 936 Vario!". Findet er irgendwie nicht so toll wie ich.

Mein Sexualtrieb ist ziemlich eingeschränkt. Ich würde sogar behaupten, dass ich gar keinen habe. Vielleicht hat das auch etwas mit meiner inneren Einstellung zu tun. Kinder will ich keine haben und Sex vor der Ehe ist für mich ein absolutes No-go. Nackte Menschen empfinde ich als abstoßend, ich selber bin hierbei keine Ausnahme und ich ekle mich vor mir selber. Wenn mein Freund, der mit mir wirklich ein hartes Los gezogen hat in dieser Beziehung, dann abends im Bett zumindest noch ein bisschen kuscheln will und mir das T-Shirt auszieht, dann frage ich mich permanent, was er daran nur findet. Ich kann so ein Verhalten einfach nicht verstehen, kann es nicht nachvollziehen, weil ich einfach komplett gegensätzlich empfinde. Wir haben darüber selbstverständlich auch schon gesprochen und er sagt auch immer, dass er meine Einstellung respektiert und er auch Verständnis für mich hat und mich deswegen nicht verlassen würde, aber ganz ehrlich, aus irgendeinem mir vollkommen schleierhaften Grund liebe ich diesen Mann.

Das alleine schon hätte ich mir nie vorstellen können, da ich schon als junges Mädchen mir immer vorgestellt habe, einmal ganz alleine in einem großen Haus zu leben. Was für mich noch viel seltsamer ist, ist, dass ich eine große Angst davor habe, ihn doch zu verlieren. Und dass, nachdem ich schon gefühlte zwei Millionen Mal mit ihm Schluss machen wollte, ganz einfach weil mich dieses Gefühl ihn zu lieben so sehr belastet. Denn letztendlich fühle ich mich abhängig von ihm. Wenn er bei mir ist will ich ihm nah sein, wenn er nicht da ist vermisse ich ihn.

Andererseits will ich ihm in der Öffentlichkeit ganz und gar nicht nahe sein, niemand soll sehen, dass ich eine Schwäche habe. Eine Schwäche für ihn, aber eine Schwäche. Und aus dieser Angst ihn zu verlieren mache ich dann auch Dinge, für die ich mich absolut nicht interessiere und die mich wirkliches einiges an Überwindung kosten. Dann gehe ich halt gemeinsam mit ihm Duschen, wenn ihm das so wichtig ist. Für mich ist das einfach nur abstoßend und es ist schon schwer genug, mich selber nicht anzusehen. Wenn ich dann auch noch einen zweiten nackten Körper vor mir habe, den ich ebenfalls nicht sehen und am liebsten auch nicht berühren will wird es wirklich schwierig für mich.

Ich weiß nicht, wie so etwas zustande kommt. Der Sexualtrieb ist ja eine ganz natürliche menschliche Eigenschaft, die ja auch gar nichts schlimmes ist. Im Gegenteil, ohne ihn würde die menschliche Rasse aussterben. Jede Tierart, die sich sexuell vermehrt würde ohne Sexualtrieb aussterben. Vielleicht haben Menschen wie ich eine gestörte Wahrnehmung oder vermehrt psychische Probleme. Wobei ich mich generell nicht als asexuell bezeichnen würde, schließlich bin ich eine ganz normale kerngesunde Frau.

Vielleicht will ich das alles ganz einfach nicht und unterdrücke meine Triebe. Vielleicht nehme ich den Sittenverfall in der Gesellschaft allgemein, in meinem näheren Umfeld ganz besonders viel zu tragisch und setzte mich dagegen unterbewusst stärker zu Wehr als ich es vielleicht eigentlich möchte. Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe einfach kein Bedürfnis. Aber glücklich bin ich trotzdem, mehr oder weniger. Aber an diesem "weniger" kann Sex ganz bestimmt auch nichts ändern.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich glaube nicht daran dass es wirklich Menschen gibt, die niemals in Ihrem Leben das Verlangen nach sexueller Stimulation haben. Der Mensch ist nicht ohne Grund so gemacht, dass er von Natur aus einen gewissen Sexualtrieb, einen Überlebenstrieb hat. Denn gäbe es diesen Trieb nicht, so wären wir schon seit vielen Millionen Jahren ausgestorben.

Selbst bei den christlichsten, spießigsten und frommsten Familien gibt es Kinder. Und wenn die Herrschaften noch so fein und verklemmt tun, irgendwann hatten diese auch mal Geschlechtsverkehr, denn auch dort entstehen die in Rollkragen-Pullis eingewickelten Kinder nicht durch ein Wunder. Auch wenn man noch nie Sex hatte, irgendwann fängt man ja auch mal an sich selbst zu befriedigen und das tun die meisten ja wohl auch schon vor ihrem ersten Mal. Das zeigt dass in dieser Phase der Sexualtrieb zu wachsen beginnt. Sex ist etwas völlig natürliches und deswegen verstehe ich auch nicht warum die Menschen immer noch so prüde damit umgehen.

Für mich persönlich ist Sex sehr wichtig. Ich verbinde Sex mit Gefühlen und mit Liebe, denn für keine Sache der Welt muss man einer Person mehr vertrauen als bei dieser. Das fängt damit an dass man sich regelmäßig auf Krankheiten etc. testen geht und sich darauf verlassen kann dass der Partner gesund ist und hört dabei auf dass ich weiß das alles was in meinem Schlafzimmer passiert auch dort bleibt.

» Tobeeas » Beiträge: 102 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Tobeeas hat geschrieben: Auch wenn man noch nie Sex hatte, irgendwann fängt man ja auch mal an sich selbst zu befriedigen und das tun die meisten ja wohl auch schon vor ihrem ersten Mal.


Warum sollte man? Alleine die Vorstellung, an mir selbst rum zu spielen widert mich dermaßen an, dass mein Frühstück umgehend wieder nach hause will. Selbstbefriedigung ist ja nun wirklich etwas absolut unnatürliches, zumindest sehe ich das so. Ich kann mir kaum etwas anwiedernderes vorstellen. Der Sexualtrieb dient im Grunde einfach nur der Vermehrung. Und dazu braucht es nunmal einen Kopulationspartner, sonst wird das mit der Vermehrung schließlich nichts. Warum sollte man dann überhaupt aus einem anderen Grund als der Vermehrung Sex haben wollen? Und dann auch noch ganz alleine ohne einen Kopulationspartner? Nicht jeder will so etwas und somit fängt auch nicht jeder an, seinen Trieben, sofern sie denn vorhanden sein mögen, mittels Selbstbefriedigung Folge zu leisten.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich kann mir nicht vorstellen das man ohne romantische Gefühle und sogar auch ohne Sex sich immer wohl fühlen kann. Man hat doch das Bedürfnis seinen Partner zu begehren oder haben die keine Beziehungen? Vielleicht haben diese Menschen auch einfach nur Angst davor etwas zu empfinden. Man zeigt sich ja nun verletzlich wenn man Gefühle zeigt oder sie sogar lebt.

Man kann nicht nur verletzt verletzlich sondern auch enttäuscht und ich könnte mir vorstellen das man nach einer schlechten Erfahrung etwas nicht noch einmal erleben möchte und es vielleicht auf diesem Weg versucht zu umgehen. Für mich wäre es nichts muss ich sagen den ich habe gerne diese Gefühle.

» kirsche678 » Beiträge: 519 » Talkpoints: -2,50 » Auszeichnung für 500 Beiträge


olisykes91 hat geschrieben:
Tobeeas hat geschrieben: Auch wenn man noch nie Sex hatte, irgendwann fängt man ja auch mal an sich selbst zu befriedigen und das tun die meisten ja wohl auch schon vor ihrem ersten Mal.


Warum sollte man? Alleine die Vorstellung, an mir selbst rum zu spielen widert mich dermaßen an, dass mein Frühstück umgehend wieder nach hause will. Selbstbefriedigung ist ja nun wirklich etwas absolut unnatürliches, zumindest sehe ich das so. Ich kann mir kaum etwas anwiedernderes vorstellen. Der Sexualtrieb dient im Grunde einfach nur der Vermehrung. Und dazu braucht es nunmal einen Kopulationspartner, sonst wird das mit der Vermehrung schließlich nichts. Warum sollte man dann überhaupt aus einem anderen Grund als der Vermehrung Sex haben wollen? Und dann auch noch ganz alleine ohne einen Kopulationspartner? Nicht jeder will so etwas und somit fängt auch nicht jeder an, seinen Trieben, sofern sie denn vorhanden sein mögen, mittels Selbstbefriedigung Folge zu leisten.


Ich glaube nicht, dass wirklich jeder sich selbstbefriedigt und schon gar nicht, dass die meisten das auf jeden Fall vor ihrem ersten Mal tun. Aber dass Selbstbefriedigung etwas total unnatürliches ist, finde ich auch totalen Quatsch. Natürlich dient Sex eigentlich nur der Vermehrung, aber mittlerweile eben auch nicht nur; sonst gäbe es doch sicher keine Verhütungsmittel und soviele Sex Spielzeuge, die man auch gut und gerne ohnen einen Partner benutzen kann.

Wieviele Menschen haben Sex aus dem Grunde, dass sie sich vermehren wollen? Wahrscheinlich einige; aber ich denke die meisten haben Sex aus dem Grund, weil es Spaß macht und sich gut anfühlt. Und wenn nun die Lust da ist, aber kein Partner, warum nicht selbst Hand anlegen? Ist ja kein Ding, wenn es Leute gibt, die da nicht so für zu begeistern sind, aber warum Leute "verurteilen" denen danach ist. Nicht dass ich sowas schlimm finde oder sonst was, aber hast du nur mit deinem Partner Sex wenn ihr ein Baby zeugen wollt?

Ich finde Sex völlig überwertet und mir persönlich ist dieser auch nicht wirklich wichtig in einer Beziehung. Ich kann auch gut und gerne eine Zeit lang darauf verzichten. Dennoch mag ich es meinem Partner "nahe" zu sein und auch mag ich das Gefühl; ganz einfach.

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» Nana_2011 » Beiträge: 2250 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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