Sex mal anders?
ich denke schon, dass ein Mensch ohne sexuelle und romantische Gefühle glücklich sein kann, weil er eben nicht weiß wie es sich an fühlen würde, wenn er welche hätte. Es mag an den Haaren herbei gezogen zu sein, aber ein Angehöriger eines Naturvolkes, der irgendwo im Dschungel ohne alle technischen Neuerungen der letzten Jahrhunderte aufwächst, wird diese auch nicht vermissen, selbst wenn er wüsste, dass es sie irgendwo gibt. Von meiner Warte aus betrachtet stellt Asexualität allerdings eine bedauernswerte emotionale Verkrüppelung dar, da dem betroffenen Menschen so doch objektiv einiges entgeht.
Natürlich ist die Vorstellung für mich unvorstellbar, weil ich sowohl über ein ausgeprägtes Sexualbedürfnis als auch über "romantische" Gefühle verfüge. ich kenne aber nicht wenige Menschen, die von sich selbst behaupten, dass sie noch nie in ihrem ganzen Leben verliebt gewesen sein wollen. Ob das nun an verzerrter Selbstwahrnehmung liegt oder sie in diesem Sinne wirklich asexuell sind, kann ich nicht einschätzen. Aber es scheint zumindest keine Seltenheit zu sein.
Es gibt ganz unterschiedliche Gründe, warum Menschen auf die Auslebung ihres Sexualtriebs bewusst verzichten. Die Sexualität macht uns alle irgendwie wieder zu Tieren und manchem Menschen mag das Unbehagen bereiten. Der Sexualtrieb beeinträchtigt unter Umständen unser Denkvermögen. Wie oft hört man von der sinnbildlichen Entscheidung zwischen Kopf und Herz? Sehr oft ist ein solcher Verzicht aber auch religiös motiviert. Man denke zum Beispiel an den Zölibat, den katholische Priester ablegen müssen.
Ich persönlich glaube aber, dass die Unterdrückung sexueller Bedürfnisse ungesund für die menschliche Psyche sein kann und auf Dauer krank macht. Man kann auch nicht einfach aufhören zu atmen oder zu essen. Der Sexualtrieb ist also, zumindest bei den meisten Menschen, ein elementarer Bestandteil des Lebens, egal wieviel Bedeutung man ihm persönlich zuweist oder wie stark er ausgeprägt ist.
Ich hatte das Thema Asexualität auch erst kürzlich in meinem Bekanntenkreis, die Person um die es sich dabei handelte, gehört nach dem Modell dann wohl in die Gruppe 2, es ist (natürlich) eine Frau. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass Frauen eher von Asexualität betroffen zu sein scheinen, als die Männer. Sie hat zwar romantische Gefühle für ihren Freund, aber sie selbst verspürt überhaupt keinen Sexualtrieb und hat auch nur Sex mit ihrem Freund, um ihn zufrieden zu stellen. Ich habe dieses Phänomen häufiger schon beobachtet, ich kenne aus meinem Bekannten und Freundeskreis auch noch andere Frauen, denen es ähnlich geht, weil sie in Sachen Sex einfach keine Bedürfnisse haben. Diese Frauen befriedigen sich nicht selbst, sie bekommen keine Orgasmen und sind dazu nach eigener Aussage gar nicht fähig, sie verspüren keine Lust und sie haben nur Sex mit ihrem Partner, weil sie diesen Lieben.
Ich finde das in gewisser Hinsicht schon heftig, weil ich, als ein Mensch der sexuelle Lust verspürt und diese auch ausleben möchte, mir eben nicht vorstellen kann, dass andere diese Lust so gar nicht verspüren. Die Variante 1. finde ich aber wie du, nicht besonders selten. Ich denke, dass es viele Menschen gibt, sowohl Frauen wie auch Männer, die Sex nicht gleich mit Liebe verbinden. Ehrlich gesagt weiß ich aber nicht, was das mit Asexualität zu tun hat, für mich ist das eher eine Art Lebenseinstellung, es steht für einen eben fast, dass Sex reine Triebbefriedigung ist und man dazu keine Gefühle braucht. Dennoch kann man mit einem Partner, den man liebt, Sex haben, geht man fremd bedeutet das aber eben nicht, dass man emotional etwas an der Beziehung geändert hätte, es geht eben nur um die Triebe. Vermutlich wird diese Variante den Männern häufig nachgesagt, ich selbst finde aber, dass es mindestens genauso viele Frauen gibt, die genauso leben, es wird Frauen aber eben gerne nachgesagt, sie würden den Emotionen größere Bedeutung beimessen.
Variante 3 finde ich etwas befremdlich, es hört sich nach einer Art Verklemmung an. Es erinnert mich an einen Roman den ich mal gelesen habe, in dem es auch eine streng gläubige Frau gab, die meinte wegen ihres Glaubens keinen Sex haben zu dürfen. Dennoch hatte sie eben das Bedürfnis danach. Ich wüsste aber jetzt nicht, wieso diese Menschen sich das so verkneifen und denke mal, dass es sich dabei vielleicht um einen erzieherischen Defekt handeln muss oder so, ein Trauma also in dem Sinne oder eine Neurose, so dass sie sich im Bezug auf sexuelle Gefühle schuldig fühlen und daher nicht wagen, diese auszuüben. Oder sie sind eventuell nicht richtig aufgeklärt worden und haben somit eine verfälschte Beziehung zur Sexualität.
Die Variante 4. finde ich dann aber doch am gruseligsten. Ich kann mir auch schwer vorstellen, dass das biologisch in dem Sinne tatsächlich gegeben ist, heißt also, dass diese Menschen wirklich keinerlei Bedürfnisse dieser Art haben. Ich bin einer solchen Person auch noch nie begegnet und denke, dass es sich dabei dann wohl um Einzelgänger handelt, die auch keinen großen Wert auf engere Freundschaften legen werden. Interssieren würde mich aber eben, ob das biologisch so gegeben ist oder ob es sich auch hier um einen Aspekt handelt, der durch eine falsche Erziehung oder schlechte Erfahrungen hervorgerufen wird. Es ist ja doch sehr ungewöhnlich und ich stelle mir ein solches Leben auch befremdlich vor, zumal Sexualität und romantische Gefühle bei einigen Menschen einen Großteil des Lebens ausmachen.
Ein interessanter Beitrag, aber ich finde auch, dass bei manchen Punkten gar nichts so außergewöhnliches dabei ist. Ich kenne persönlich auch einige Menschen, die Sex eher als "Hobby" sehen, als sie damit Emotionen oder romantische Gefühle verbinden. Dies ist keine Seltenheit mehr, ich finde es eher schon ziemlich häufig. Ich meine, ich höre oft genug Menschen, die zwar den ganzen Tag von nichts Anderem mehr reden und wenn man in die Disco geht nur darauf ist, irgendein Mädchen zu finden, um halt mit ihr "unromantischen" und ohne Emotionen Sex zu haben. Hierbei möchte ich nicht die Jungs als die bösen Buben darstellen, ich kenne genug Mädchen bei denen dies auch der Fall ist.
Ich möchte hierbei auch auf eine These eingehen, die hier gestellt wird. Von wegen, dass die Männer immer die "Sexsüchtigen" sind. Dies ist totaler Schwachsinn. Diese Weisheit konnte wohl in der Vergangenheit teilweise zutreffen, aber ich weiß, vor allem aus meiner Jugend, dass dies gar nicht mehr so ist. Desto länger eine Frau keinen Sex mehr hat, desto hibbeliger wird sie. Sie hat auch einen verstärkten Drang danach und verliert nicht die Lust daran, einen Orgasmus zu haben. Mir kommt es in meiner Generation mittlerweile so vor, dass die Frauen einen verstärkten Drang haben, Sex zu haben. Ich weiß aber nicht, ob dies nicht bei den Frauen unbedingt "billig" ist. So entstehen sehr schnell die Worte, die ich hier nicht unbedingt äußern muss.
Zurück zum Thema sagt dies eigentlich, dass Frauen nicht unbedingt daran verankert sind, asexuell zu werden. Dies ist völliger Schwachsinn aus meiner Sicht. Früher eher schon, aber heutzutage sind Frauen viel selbstbewusster und wollen ihre Bedürfnisse und Lüste auch erfüllt haben. Und deshalb ist, dass Wort nicht "natürlich" die Frau, sondern auch nur ein Zufall. Ich weiß jedoch nicht, wie ich heutzutage diese Asexualität einordnen soll. Ich kann mir einerseits, in der heutigen Zeit, keinen Menschen mehr vorstellen, der keine Lust auf Sex hat. Dies liegt aber wahrscheinlich daran, dass ich teilweise im falschen Kreis aufgewachsen bin, weil es bei mir im Freundeskreis immer das Thema Nummer eins war. Aber dennoch habe ich auch andere Beispiele und darunter zähle ich auch selbst.
Ich erlebe ja oft, dass Menschen in meinem Freundeskreis, einfach nur darauf warten, bis sie endlich wieder eine Freundin haben um mit ihr Sex zu haben und schon alleine dieser Gedanke, erweckt einen Ekel in mir. Ich meine damit, dass ich es nicht verstehen kann, wie man so "sexuell verankert" sein kann, dass man sich selbst Druck macht eine Freundin zu suchen um seine sexuelle Lust zu stillen. Ich muss sagen, dass ich diese Einstellung gar nicht verstehe und Menschen auch bei mir ein paar Worte zu hören bekommen, wenn ich diese Einstellung miterlebe.
Jedoch, kenne ich auch das Gegenbeispiel. Ich habe Menschen in meinen Bekanntschaftskreis, die gar kein Sex haben wollen. Nicht aus dem Grund, weil sie daran keinen Spaß hätten, sondern einfach aus dem Grund, dass diese sich davor ekeln, weil die nicht wissen, was daran so "geil" sein soll. Und ich muss sagen, dass ich diese Ansicht teilweise teile. Ich habe jetzt zwar eine Freundin und habe auch ab und zu mit ihr Sex, aber ich kann nicht von mir sagen, dass ich es zwei bis dreimal in der Woche brauche, um meine Lust zu stillen. Ganz im Gegenteil. Ich glaube sogar, dass ich teilweise mit meiner Freundin auch so aufwachsen könnte. Ich habe zwar Sex, verspüre damit aber nicht gleich Romantik. Es ist zwar schön, aber mehr auch nicht. Es ist nicht so, dass ich ohne nicht mehr Leben könnte. Aber ich denke, dass die Meinungen hier weit auseinander gehen, deshalb mache ich jetzt hier auch ein Punkt.
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