Lieber ehrliche oder höfliche Kinder?
Schmeckt einem Kind das Essen nicht, wenn es zu Besuch ist oder besser, das Essen ist anders gewürzt, als es von zu Hause kennt und es entweder zu fade oder zu würzig ist, finde ich es persönlich nicht schlimm, wenn das Kind dies auch äußert. Nun aus Höflichkeit zu schweigen ist schon etwas, was ich in dieser Situation nicht ganz so angemessen finde. Immerhin soll das Kind doch ruhig äußern können, was ihm gefällt und was nicht. Ich persönlich denke nicht, dass man einem Kind dann das Wort verbieten sollte oder dergleichen. Auch das habe ich immer wieder meinen Tageskindern mitgeteilt, wenn ihnen das von mir gekochte Essen nicht geschmeckt hat. Schließlich hat jeder Mensch einen anderen Geschmack und das ist nun nichts, weshalb ich persönlich beleidigt wäre.
Findet Ihr es richtig, dass Kindern, denen ein Essen vielleicht anders oder eben fader oder würziger schmeckt, es dann nicht sagen sollten? Sollten Kinder bereits in relativ jungem Alter ruhig lernen, dass eben nicht alles nach ihrer Nase geht und deshalb lieber nichts sagen sollte? Widerspricht es sich, wenn ein Kind höflich seine ehrliche Meinung äußert oder kommt es schon auf den Ton an, der angeschlagen wird?
Meine Kinder waren höflich und ehrlich gleichzeitig. Man kann den Kindern nämlich auch beibringen, dass sie wirklich höflich sagen, dass es ihnen nicht so gut schmeckt und dann hat man auch keine unhöflichen Kinder. Meckern beim Essen gab es bei mir nicht. Man konnte höflich sagen, was einem nicht passt. Aber auch, wenn es gut schmeckt haben sie es gesagt. Es musste auch zumindest erst mal probiert werden, um überhaupt zu sagen, dass man es nicht mag. Aber auch das kann man dann immer nett sagen und das können auch Kinder und sollten auch Kinder.
Da meine Kinder auch zu Hause sagen dürfen, wenn ihnen etwas nicht schmeckt, haben sie auch in fremder Umgebung kein Problem damit. Selbst in einem Restaurant sagen sie das und notfalls wird halt das Essen auch untereinander getauscht, damit die Kinder auch satt werden.
Wenn ein Kind so erzogen wird, das es das ehrlich sagen kann, wenn es nicht schmeckt, dann erzieht man sein Kind sicherlich auch so, das es sowas höflich mitteilen kann. Was eben heisst, das es eine Wortwahl hat, welcher man sich dann nicht schämen muss. Also gibt es doch die Frage nach höflich oder ehrlich gar nicht, oder?
Ich kann jetzt nur von mir sprechen, aber ich habe es gelernt, meinen Missmut sowohl höflich als auch ehrlich zu äußern. So habe ich es bisher immer gehalten. Jetzt versucht die Mutter meines Freundes an mir zu drehen und mir beizubringen, dass ich, wenn mir etwas nicht schmeckt, es einfach aufessen sollte, das wäre dem Gastgeber gegenüber höflicher als zu sagen, dass man etwas nicht essen möchte.
Ich für meinen Teil werde meine Kinder so erziehen, dass sie sich ausdrücken können und dass sie klar und deutlich sagen können, dass sie etwas nicht essen möchten. Mir ist es einfach wichtig, dass die noch nicht vorhandenen Kinder sich nicht aus Höflichkeit dazu zwingen etwas zu essen, was sie nicht mögen und es trotzdem sagen können.
Punktedieb hat geschrieben: Also gibt es doch die Frage nach höflich oder ehrlich gar nicht, oder?
Das habe ich mir ja auch gedacht, aber ich habe es beispielsweise schon gelernt, lieber meine Klappe zu halten, als Kritik zu äußern. Dass dies auch für das weitere Leben nicht sonderlich förderlich ist, steht gar nicht mal zur Debatte. Aber ich habe schon teils die Eindrücke gewonnen, dass Eltern ihre Kinder nun auch so in diese Richtung erziehen, was ich nicht ganz so positiv finde. Und das bezieht sich gar nicht mal nur auf das Essen, sondern allgemein auf Situationen im Leben. Ich würde es mir grundsätzlich mehr wünschen, dass es Kinder gibt, die zwar höflich, aber eben ehrlich ihre Meinung äußern und ich sehe darin auch keinen Widerspruch, manche Eltern eben doch.
Wie hier schon mehrfach geäußert, finde auch ich, dass der Ton die Musik macht. Denn zwischen "Ich mag das nicht so gern, weil es sehr scharf ist." und "Der eklige Schlangefraß ätzt mir die Zunge weg, das Zeug esse ich nicht!" besteht ein deutlicher Unterschied, auch wenn es inhaltlich in die selbe Richtung läuft.
Beim Essen fängt es an, aber es geht ja eigentlich generell darum, dass man lernt seine Meinung auf höfliche Art und Weise mitzuteilen. Meine Schüler finden zum Beispiel eine Menge Sachen bescheuert, die ich sehr gerne mag. Damit habe ich überhaupt gar kein Problem, so lange sie in der Lage sind mir das vernünftig zu sagen. Gemecker oder Gepöbel dulde ich in keinem Bereich, aber eine höflich artikulierte Meinung ist völlig in Ordnung, auch wenn sie sich komplett von meiner unterscheidet. Leute, die nie ihre eigene Meinung vertreten und es für höflich halten, einfach immer alles abzunicken, finde ich ganz schrecklich. Und so etwas muss von klein auf gelernt werden, vor allem, wie man das ausdrückt.
Ich denke nicht, dass diese beiden Eigenschaften einen Gegensatz darstellen müssen. Man kann höflich und zugleich ehrlich sein. Wenn man aus scheinbarer Höflichkeit nicht die Wahrheit sagt, ist das eine falsche Form von Rücksichtnahme. Man muss auch nicht direkt das ganze Repertoire an Schmähwörtern für etwas auffahren, das einem missfällt. Allerdings schätze ich es, wenn Menschen (Erwachsene sowie Kinder) ihre ehrliche Meinung nicht verstecken. Man kann seine Meinung ja auch ganz nüchtern vertreten.
Natürlich geht es nicht immer nur nach der Nase einer einzelnen Person und als Gast hat man auch nicht unbedingt die Möglichkeit, Ansprüche zu stellen. Dennoch kann doch jeder sagen, ob es ihm geschmeckt hat oder nicht. Oft wird man ja auch gefragt, ob das Essen geschmeckt hat und ich fände es falsch, dann zu sagen, dass alles ganz toll war, obwohl es einem nicht geschmeckt hat. Ich würde einem Kind auch gar nicht erst beibringen, dass es lügen soll. Allerdings würde ich ihm schon mit auf den Weg geben, dass die Kritik angemessen formuliert sein sollte. Das Kind muss ja dann nicht unbedingt sagen, dass das Essen "zum kotzen" geschmeckt hat, sondern es kann ja auch einfach sagen, dass es ihm nicht geschmeckt hat, dass es generell nicht sein Fall war oder dass es die Art der Zubereitung nicht mochte. Es kommt auf eines raus, aber es ist eben nicht unhöflich, im Gegensatz zu dem ersten Ausdruck.
Ich würde ein Kind allerdings nicht dazu zwingen, Sachen erst zu probieren. Es gibt genug Sachen, die man vielleicht aus Prinzip oder aufgrund der verwendeten Inhaltsstoffe nicht leiden kann. Ich finde es nicht schlimm, wenn ein Kind dann direkt sagt, dass es das Essen nicht mag. Auch das sollte man jedem Menschen zugestehen.
Cologneboy2009 hat geschrieben:Allerdings würde ich ihm schon mit auf den Weg geben, dass die Kritik angemessen formuliert sein sollte. Das Kind muss ja dann nicht unbedingt sagen, dass das Essen "zum kotzen" geschmeckt hat, sondern es kann ja auch einfach sagen, dass es ihm nicht geschmeckt hat, dass es generell nicht sein Fall war oder dass es die Art der Zubereitung nicht mochte.
Das funktioniert nur solange, solang die Kinder nicht raus kommen oder in den Kindergarten bzw. Schule kommen. Denn dann fangen diese Formulieren spätestens an, wenn sie das nicht vorher schon einmal irgendwo aufgeschnappt habe. Zudem müssten dann auch alle aus dem Umfeld der Kinder mitziehen, gerade wenn sie das Sprechen anfangen plappern sie irgendwann alles nach was sie hören. Idee ist gut, die Umsetzung scheitert jedoch meistens daran.
Ebenfalls sehe ich es auch nicht zu eng, dass sie wenigstens einmal probieren sollen. Wie sollen sie etwas ablehnen, was sie noch nicht probiert haben und kennen? Woher wollen die Kinder dann wissen das es nicht schmeckt. Zudem diese Antworten auch aus Trotz kommen, wenn es nicht das Lieblingsessen gibt und es nicht immer nach dem Willen des Kindes geht. Du hast es auch schon geschrieben, man kann sich nicht immer nach jedem Gast richten und warum sollte ich jeden Tag dem Kind sein Lieblingsessen vorsetzen wenn ich als Elternteil auch einmal mein Lieblingsgericht kochen möchte? Auch bei uns war es so üblich, dass man wenigstens probieren musste bevor man sich ein Urteil darüber machen konnte. Natürlich durfte bei uns auch niemand sagen, dass das Essen zum kotzen ist, sondern musste schon angemessen sein. Ein Vorposter hatte es ja schon schön beschrieben, der Ton macht die Musik.
Ich denke auch nicht, dass sich beide Eigenschaften gegenseitig ausschließen sondern viel mehr das eines auf dem anderen Aufbaut. Ich habe noch nie einen höflichen Lügner gesehen die hatten bislang alle etwas Asoziales an sich. Und wenn jemand zwar ehrlich ist aber unhöflich, dann wird man als unverschämter Rüpel bezeichnet. Beides extreme Varianten, aber so möchte ich nur einmal deutlich machen, dass das eine schlecht ohne das andere geht zumindest zum Teil.
@Sorae: Auch der Umgangston von anderen Kindern muss nicht die eigenen Kinder derart prägen, das sie sich unhöflich ausdrücken werden. Da kommt immer noch die Vorbildfunktion vom Elternhaus. Klar, bringen meine Kinder auch mal diverse Kraftausdrücke mit nach Hause. So was bleibt nicht aus, aber während der Kindergartenzeit habe ich ihnen erklärt, das es keine schönen Wörter sind, Alternativen gleich dazu gesagt. Dazu eben auch der Nachsatz, das ich solche Wörter zu Hause nicht hören möchte. Hat prima geklappt.
Nun gehen sie ja in die dritte Klasse und bringen auch weiterhin diverse Wörter mit, welche ich zu Hause nicht hören will. Und da kommt wieder zum tragen, was zu Hause für ein Umgangston herrscht. Wenn man nämlich dort einen höflichen Umgangston benutzt, dann werden das Kinder auch so übernehmen.
Ein Kind muss nicht unbedingt das essen, was ihm nicht schmeckt. weil es anders hergestellt wurde. Es hat genau wie ein Erwachsener das Recht, seine Meinung offen und ehrlich zu äußern, aber in einem höflich/freundlichen Ton und nicht schimpfend. Manchen Menschen schmecken nun mal nicht alle Gewürze gleich gut und Kindern eben auch nicht. Warum sollen sie das nicht sagen dürfen. Bestimmte Lebensmittel findet einer gut, der andere muss sich bemühen, nicht zu würgen.
Warum soll ein Kind gezwungen werden, etwas zu probieren, von dem es von vorne herein weiß, dass es das nicht essen kann, weil es ihm nicht schmeckt. Nein, es muss nicht probiert werden, wenn das Kind das Gericht kennt und genau weiß, dass ihm übel davon wird. Das gibt es doch bei Erwachsenen auch, dass die dann dankend ablehnen. Wenn ein Kind weiß, dass es seine Meinung äußern darf, wird es das auch tun und zwar so, wie es das zu Hause gelernt hat, ehrlich und höflich.
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