Dispositionskredit - unermessliche Höhen

vom 03.10.2011, 16:11 Uhr

Ich habe mir schon länger überlegt, wie es sein kann, dass jemand, der ein Gehalt von sagen wir mal 1500 bis etwa 1800 Euro erhält, einen Dispositionskredit in Höhe von mehreren Tausend Euro eingeräumt bekommt. Bei solch einer Summe besteht doch die Gefahr, dass man doch relativ schnell in eine Schuldenfalle gerät und den Dispositionskredit gar nicht mehr so schnell auslösen kann. Müsste da die Bank nicht schon vorher einen Riegel davor schieben, um diese Gefahr zu vermeiden? Ist es auch möglich, dass man selbst vielleicht um einen niedrigeren Dispositionskredit bittet? Wie kann man überhaupt so über seine Verhältnisse leben, dass man stets diesen Dispositionskredit so dermaßen ausschöpft? Wie kommt man am besten aus dieser Falle wieder heraus, ohne eine erneuten Kredit aufzunehmen? Es geht hier aber um keine Rechtsberatung oder dergleichen, sondern nur mal um ein paar Fragen, die ich mir persönlich stelle.

Ich selbst hatte recht lange nur ein Konto auf Guthabenbasis und habe später das Gespräch mit dem Bankberater gesucht, um mir einen relativ geringen Dispositionskredit einrichten zu lassen. Beziehungsweise ich habe erst einmal gefragt, ob es möglich sei. Das war dann auch kein Problem und damit habe ich eben, wenn es mal eng werden sollte, schon die Möglichkeit, den Dispositionskredit zu nutzen, versuche es aber selbst schon zu vermeiden.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ein Dispo bietet dem Nutzer allerdings auch sehr viele Fallen und die haben es unter Umständen auch in sich. Im Vorfeld sollte man daher so ist meine Erfahrung ein Haushaltsbuch führen, denn so hat man auch die optimale finanzielle Übersicht. Dann kann man eigentlich auch nicht über seine finanziellen Verhältnisse leben. Und man sollte den Dispo in einen überschaubaren Zeitraum auch wieder komplett tilgen. Schafft man das nicht, hat man nämlich die falsche Kreditart für sich gewählt. So können dann die Kosten dafür ins Unermessliche schnell steigen.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Meist wird es Dispositionskredit bis zum dreifachen des Gehalteinganges eingeräumt. Wer also so viel verdient, wie du schreibst, kann also knapp 5.000 Euro als Dispositionskredit genehmigt bekommen. Und bei den hohen Zinsen die man selbst bei einem eingeräumten Dispositionskredit bezahlen muss, machen es natürlich schwer diesen wieder zu begleichen, wenn man ihn im vollen Umfang ausgeschöpft hat.

Wenn man allerdings nur ab und an mal ins Minus gerät, weil vielleicht eine Nachzahlung beim Energievorsorger anstand, ist das ja kein Problem und die Zinsen sind auch nicht so hoch. Wer es allerdings nicht schafft sein Konto wieder ins Plus zu bekommen, der sollte dann über eine Umschuldung in Form eines Ratenkredites nachdenken. Denn damit sind die Zinsen und damit Gesamtkosten wesentlich geringer und man hat eine gleichbleibende Rate, welche monatlich zu zahlen ist.

Deine Frage, wie es manche schaffen immer über ihre Verhältnisse zu leben, ist nicht leicht zu beantworten. Bei dem einen ist es halt die fehlende finanzielle Erziehung, so das man eben mit seinem Geld nicht klar kommt. Andere haben vielleicht eine Sucht, wie Kaufsucht oder Spielsucht. Und wieder andere mussten vielleicht einige Dinge neu anschaffen und die Zinsen sind höher als das was sie zum Ausgleich des Dispositionskredits übrig haben.

Du siehst, Gründe gibt es viele. Aber ich bin der Meinung, das hier eben auch die Banken in der Pflicht stehen und wenn man bei dem Beispiel von 5.000 Euro Dispositionsrahmen beginnt und 200 Euro davon zurückzahlen konnte, das der Rahmen eben auf 4.800 Euro gekürzt wird. Nur leben die Banken halt von den Zinsen und sind in erster Linie daran interessiert zu verdienen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Warum sollte die Bank das vermeiden wollen? Immerhin ist es eine lukrative Einnahmequelle die schnell viel Ertrag mit sich bringt wenn man die Zinsen betrachtet die zwischen 14-20% inzwischen liegen, je mehr dann natürlich von der Bank geliehen wird desto besser ist es für die Bank. Aus dem Grund richten viele Banken ihren volljährigen Kunden von sich aus einen Dispokredit ein, der nicht selten bei 5000 Euro liegt. Die Kunden sehen dann wie viel sie zur Verfügung haben, und leben einfach über ihre Verhältnisse da sie nur die Endsumme im Kopf haben aber nicht sehen das das ganze nichts anderes als ein Kredit ist. Dann muss es ein Auto sein, hier ein Iphone da weggehen und zeigen das man Geld hat, gerade wenn man jung ist. Dazu machen sich auch die wenigsten Gedanken über die horrenden Zinsen die dafür fällig werden und hat man sein Konto erst einmal soweit ausgereizt mit dem Dispokredit, dann kommt man mit dem Gehalt welches du beschrieben hast davon nur noch schwer wieder runter zu kommen. Natürlich kannst du auch jederzeit an die Bank heran treten und um einen kleineren Dispokredit bitten oder du lässt diesen komplett vom Konto raus nehmen. Normalerweise sollte das kein Problem darstellen, wenn du nicht gerade bei meiner Bank bist die sagen, jedes Konto braucht einen Dispokredit von mindestens Betrag X. Ob dieser genutzt wird oder nicht, das bleibt dem Kunden selbst überlassen aber es wird als Kundendienstleistung geführt die nur dem Kunden zu gute kommen soll, obwohl es in Tatsache auch anders aussieht.

Ich selbst habe einen Dispokredit eingerichtet, zum einen weigert sich die Bank auch den komplett heraus zu nehmen aber kommt mir auch sehr entgegen, wenn sich die Zahlungseingänge mit den Zahlungsausgängen teilweise überschneiden, dass das Konto dann einmal ein paar Tage im Minus ist. Jedoch gehe ich damit bewusst um, und kaufe mir keine unnötigen Sachen oder Statussymbole sondern benutze ihn nur wenn es gar nicht anders geht und ich sicher weiß das ich es innerhalb weniger Tage oder Monate wieder gedeckt bekomme.

Dazu brauche ich auch kein Haushaltsbuch in dem jeder Posten konkret aufgeführt wird, ein grober Überblick über die Finanzen reicht vollkommen aus um zu sagen ich habe Einnahmen X und Ausgaben Y die jeden Monat gleich sind, da ich genau weiß was ich mir leisten kann und was nicht. Zwar wird man auch jeden Tag in Versuchung geführt sich andere Dinge zu kaufen die man sich gar nicht leisten kann, aber das ganze hat mehr etwas mit Charakterschwäche zu tun als das es mit einem einfachen "über seine Verhältnisse leben" abwenden kann. Denn viele wissen das sie sich die Sachen nicht leisten können, aber müssen es unbedingt haben um ein Statussymbol zu haben welches sie in der Öffentlichkeit präsentieren können, durch den Dispokredit wird das ganze erst möglich gemacht und ist auch viel zu einfach zu bekommen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Bisher wurde eigentlich standardmäßig immer wieder gesagt, dass ein Dispositionskredit in Höhe von drei Gehältern durch aus in Ordnung ist. Ich denke aber heute räumen die Banken sogar gern noch mehr ein, weil sie dafür immens hohe Zinsen verlangen und relativ problemlos kassieren können. Greift die Falle Dispo dann erst, ist dem Kunden dann auch schnell ein Ratenkredit zur Umschuldung verkauft - uns solange das dann schön abgetragen wird, sind das für Banken bessere Kunden als fleißige Sparer.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ein Dispositionskredit kann das zwei oder das dreifache des Nettogehalts betragen. Ich finde das allerdings viel zu viel, wenn man bedenkt, dass man ja auch noch andere Ausgaben hat. Warum die Bank das macht? Um daran zu verdienen. Die Zinsen für die Beanspruchung dieses Kredits sind enorm hoch. Ich bin gerade dabei aus dieser kleinen Falle der Bank heraus zu kommen. Empfehlenswert ist es, sich das beanspruchte Geld erst einmal aus dem Bekanntenkreis zu leihen, um den Kredit zu tilgen oder um ganz davon herunter zu kommen. Nachdem das geschafft ist, würde ich den Dispositionskredit ganz abschaffen lassen. Das kannst Du, Du musst einfach nur Deiner Bank sagen, dass Du so etwas nicht möchtest. So kommst Du erst gar nicht in die Versuchung, den Kredit zu nutzen. Wenn Du dann doch ganz dringend Geld benötigst, kannst Du die Bank immer noch darum bitten.

» Jenna87w » Beiträge: 2149 » Talkpoints: 0,47 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Es ist letztlich auch viel zu viel. Auf diese Weise können die Banken allerdings sehr viele Kunden an ihrem Liquiditätstropf halten und zusätzlich horrende Summen kassieren, denn die Zinssätze liegen oftmals im zweistelligen Bereich.

Man sollte als Bankkunde also auf jeden Fall sehr vorsichtig mit der Nutzung eines Dispokredits sein, denn dieser kann sehr leicht zur Schuldenfalle werden, weil das Geld so leicht verfügbar ist.

» Anja81 » Beiträge: 57 » Talkpoints: 17,49 »



Vermutlich ist ein erst einmal eingeräumter und entsprechend hoher Dispositionskredit auch für viele Menschen einfach zu verlockend, vor allem für diejenigen, die mit ihrem Geld nicht vernünftig und mit Bedacht umgehen, sondern eher in den Tag hinein leben und sich keine größeren finanziellen Gedanken machen. Ich kenne selbst solche Menschen, die sich tatsächlich alles mögliche anschaffen, bis eben kein Geld mehr aus dem Automaten kommt und die dann erst realisieren, dass sie wohl ein Problem haben dürften. Dass dieses Geld, das sie seit Wochen aus dem Automaten entnehmen, allerdings schon nicht ihr eigenes ist, sondern geliehenes, das sie teuer zurückzahlen müssen, ist diesen Menschen gar nicht bewusst. Solche Leute gibt es wirklich und zwar gar nicht mal so wenige.

Ich selbst hatte ebenfalls jahrelang ein Konto auf Guthabenbasis und es ergab sich irgendwann, dass ich bei meinem Arbeitgeber einen Aufhebungsvertrag unterzeichnen sollte, nachdem ich mehrere Wochen arbeitsunfähig krankgeschrieben war. Von Seiten des Personalbüros begann man mich unter Druck zu setzen, dass ich den Aufhebungsvertrag unterzeichnen solle und mein Gehalt auch erst nach Eingang des unterzeichneten Aufhebungsvertrages überwiesen werden würde. Das ist zwar eine Erpressung, Tatsache blieb aber dennoch, dass mir dadurch erstmal ein entsprechendes finanzielles Problem ins Haus stand, bis diese Sache durch meinen Anwalt geklärt wurde. Ich musste also zu meiner Bank gehen und vorsorglich um die Einräumung eines Dispositionskredites in Höhe meines üblichen Nettogehaltes bitten, um die erste Schwierigkeit überbrücken zu können. Dass ich danach allerdings arbeitslos war und somit leichte Schwierigkeiten hatte, meinen Dispositionskredit, den ich tatsächlich nutzen musste, weil mein Gehalt eine Zeitlang von meinem ehemaligen Arbeitgeber einbehalten wurde, liegt auf der Hand.

Geschafft habe ich es dennoch, aber es war mühsam. Und hätte ich ein entsprechend höheres Gehalt oder höhere Verpflichtungen und somit auch einen höheren Dispositionskredit gehabt, so wären meine Schulden auch noch entsprechend größer gewesen. Wie hier allerdings auch schon erwähnt wurde, genügt es dann, wenn irgendeine Sonderausgabe hinzukommt, die das Minus auf dem Konto noch vergrößert. Es gibt also sicherlich verschiedene Möglichkeiten, um so sehr ins Minus zu geraten, aber dass das für die Bank zunächst kein größeres Problem darstellt, ist auch wiederum klar, weil sie eben nicht gerade wenig Geld daran verdient.

Die Bank ist auch nicht dafür zuständig, mir beizubringen, wie ich mit meinem Geld umgehe, sondern ihr Hauptaugenmerk liegt wohl in der eigenen Wirtschaftlichkeit und möglichst hohen Gewinnen. Insofern ist auch klar, dass gern mal etwas mehr Geld angeboten wird als nötig oder sinnvoll - im Endeffekt ist eben doch der Verstand und das Verantwortungsbewusstsein des Kunden, bezogen auf sich selbst, gefragt.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Das Einräumen eines solchen finanziellen Spielraums ist ja kein Recht welches der Kunde einfordern kann, sondern eine Dienstleistung der Bank. Wobei mittlerweile es schon einen echten Wettbewerbsnachteil darstellen würde, wenn kein solcher Dispositionsrahmen angeboten werden würde. Was dann die Höhe angeht, handhaben das die Banken ja unterschiedlich. Wichtig ist aber zu wissen, dass man als Kunde immer die Möglichkeit hat, hier rüber zu "verhandeln". Wobei das keine echte Verhandlung ist - man fragt lediglich nach, ob der Spielraum nicht zu erhöhen wäre und kann idealer Weise auf ein gestiegenes Einkommen oder ähnliches verweisen. Will man die Kreditlinie senken (warum auch immer), sollte es aber ohne die Formulierung einer "Bitte" gehen!

Ich kenne nun die Regel, dass es kein Problem ist, einen Dispositionsrahmen eingeräumt zu bekommen, der in etwa das dreifache des Nettoeinkommens ausmacht. In deinem Beispiel wären dies dann auch ca. 4500-5400 Euro. Ob das schon ausreicht, in der "Schuldenfalle" zu landen, vermag ich nicht zu sagen. Wobei natürlich bei wegfallendem Einkommen die Sache schon "ernst" sein könnte, weil bei einem 5000 Euro Darlehen über den Dispositionskredit und angenommenen 10% Zinsen (was wohl eher "günstig" ist) Kosten von etwa 40 Euro im Monat anfallen (wenn man annimmt, dass dann 0 Euro zufließen). Wenn die nicht getragen werden können, wäre man in der "Schuldenfalle".

Im Voraus wird die Bank dem Kunden da dann auch eher selten einen Riegel vorschieben können. Schließlich kennt die Bank die Gewohnheiten des Kunden vor dem Einräumen eines Dispositionskredits nicht! Wenn sich aber über eine lange Zeit herausstellt, dass Kunden gar nicht mehr ins "Haben" kommen und das Konto praktisch immer überzogen ist (evtl. sogar mit einer negativen Tendenz), dann rühren sie sich und bieten "Hilfen" an oder aber kündigen den Dispositionskredit komplett.

Aber letztlich ist ja immer der Kunde für die eigenen Finanzen verantwortlich. Will man den Dispositionskredit senken, dann genügt es ja einfach, mehr Geld auf dem Konto zu belassen! Mit anderen Worten: Einfach weniger auszugeben. Damit trägt sich der Kredit ja von selbst ab. Und das senkt auch die Zinslast. Der Vorteil beim Dispo ist ja auch, dass nur für den tatsächlichen Schuldbetrag Zinsen berechnet werden.

Umschuldungen sind zwar auch denkbar, machen aber nur Sinn, wenn man schnell den Dispo ausgleichen will oder sich zu wenig Disziplin zutraut oder aber die Beträge so hoch sind, dass man sich Vorteile auf Grund des geringeren Zinssatzes verspricht. Wer aber glaubt monatlich eine Rate X sicher bereitstellen zu können, kann diesen Betrag einfach auf dem Konto belassen und damit sinkt der in Anspruch genommene Kredit genau um den Betrag X.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Die Banken verdienen ihr Geld damit, das ist keine Frage. Die Dispozusage wird bei einer Umschuldung als Zusage in der Regel stehen bleiben und wenn das eigene Verhalten nicht angepasst wird, kommt dann häufig schon bald die nächste Umschuldung. Im Prinzip ein Teufelskreis. Das einzige was wirklich hilft, ist seine Ausgaben zu planen, Haushaltsbuch führen und sich sein Budget bar abzuheben. Die Kredit oder Bankcard sollte man nur im Notfall einsetzen. Am besten sein Budget bereits nach dem Gehaltseingang auf einmal oder wöchentlich bar abheben, je nachdem wieviel einem zur Verfügung steht.

Klingt zwar altmodisch aber wir sind nicht mehr in den frühen Neunzigern, wo teilweise mit der Höhe des Dispos geprahlt und die Mastercard (damals Eurocard) ständig spazierengeführt wurde. Zudem kann es sehr schnell passieren, dass die Bank zwar 2-3 Umschuldungen vornimmt, dann aber aufgrund automatisierter Kreditvergabesysteme einem die "Rote Karte" zeigt.

Außerdem könnte man sich mal die Zinsen, die man für den Dispo zahlt aufs Jahr zusammenrechnen, das ist oft schon das Budget für einen Urlaub.

Der ursprüngliche Zweck des Dispositionskredites ist eigentlich eine kurzfristige Finanzreserve für eine unvorhergesehene Ausgabe (z.b. Autoreparatur) zu haben, die dann auch wieder zurückgeführt wird.

» Rob37 » Beiträge: 64 » Talkpoints: 33,52 »


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