Ratsuchende Menschen, die aber alles ablehnen
Ich kenne mehrere Bekannte in meinem Umfeld, die wohl selbst nicht genau wissen, was sie wollen. Sie suchen hin und wieder einen Rat, fragen, was sie in welcher Situation tun sollen und erhalten dann doch auch hin und wieder Antworten darauf. Doch zu jeder Antwort, die man gibt, wird gleich abgeschmettert, entweder, weil man so schon gehandelt habe, weil diese Antwort warum auch immer nicht umsetzbar sei oder es wird sonst irgendetwas gesucht, um diesen Vorschlaf nicht anzunehmen.
Inzwischen habe ich auch schon keine Lust mehr, wenn ich gefragt werde, was zu tun sei, mir da noch großartig Gedanken zu machen. Sage ich nichts, ist man recht schnell beleidigt. An sich geht es mir dann doch auch am Allerwertesten vorbei, aber nicht selten wird man doch mit Vorwürfen konfrontiert. Gesagt, dass sowieso nur alles abgelehnt wird, wurde bereits und auch das wurde natürlich abgestritten.
Einerseits möchte ich helfen, aber andererseits weiß ich eben, es geht nach hinten los und ich habe auch keine Lust, mir da noch Gedanken um die Personen zu machen, mich da genauer zu äußern und so weiter. Mich zu distanzieren bringt auch nichts, weil de Kontakt dann einschlafen würde und das möchte ich nun doch vermeiden.
Wie soll ich mit solchen ratsuchenden Menschen umgehen, die aber sowieso meinen, es würde alles nichts bringen und man hat schon dieses und jenes ausprobiert? Soll man es dann darauf ankommen lassen und den Kontakt gegebenenfalls einschlafen lassen? Soll man sagen, dass man gar nicht weiß, was man dazu sagen soll und vielleicht auch weniger Anteilnahme nehmen, obwohl das Problem schon auch mich ein wenig beschäftigt?
Hast du diesen Personen denn schon mal gesagt, dass sie doch sowieso deine Ratschläge nie annehmen und es nichts bringt, wenn du dich jetzt wieder äußerst und sie es doch ablehnen? Vielleicht ist das den meisten einfach nicht bewusst. Ich weiß auch nicht, ob du wirklich den Kontakt einschlafen lassen willst, ist es so schlimm, dass das nötig ist?
Manche Leute wollen auch oftmals gar keinen wirklichen Rat, sondern einfach nur jemanden, der ihnen zuhört. Ihnen ist nicht klar, dass sie ihr Gegenüber vielleicht vor den Kopf stoßen, wenn sie alle Ratschläge ablehnen, aber sie machen es eben. Solange du diesen Menschen nicht sagst, dass es nichts bringt, wird das sicherlich so weiter gehen. Ich würde hier erstmal das Gespräch suchen und wenn es nichts bringt, kannst du immer noch darüber nachdenken, den Kontakt einschlafen zu lassen.
Es kommt hier darauf an, welchen Rat jemand sucht. Vielleicht hat diese Bekannte wirklich schon alles ausprobiert und schmettert deswegen ab. Vielleicht will diese Bekannte aber auch nur das bestätigt bekommen, was sie selber dazu meint um dann selber auch zu sagen, dass eben du es ja geraten hast.
Es ist immer schwer einem Außenstehenden einen Ratschlag zu geben. Wenn man die Leute kennt, warum dieser Mensch einen Ratschlag haben will ist das dann schon ein wenig einfacher. Wenn man allerdings einen allgemeinen Ratschlag geben soll, ist das schon schwerer und es kann ja wirklich sein, dass der/die Hilfesuchende schon vieles versucht hat.
Wenn man keine Ratschläge mehr geben kann oder will, dann sollte man es auch nicht machen und es ihr oder ihm einfach sagen oder eben stillschweigen. Wenn man das Gefühl hat, dass der oder diejenige einfach nur ein Gespräch sucht, sollte man vielleicht einfach mal überlegen, ob man das Thema wechselt. Denn es kann ja auch sein, dass dieser Mensche einfach nur reden will und eigentlich keinen Ratschlag braucht. Höre einfach zu und das hilft oft auch schon.
Zum Glück kenne ich wenig Menschen, die so sind, aber ich hatte mal eine Freundin, die mich wegen jedem Schritt, den sie machte um Rat bat. Sie rief auch fast jeden Tag an, um für allen möglichen Kleinigkeiten meine Meinung einzuholen. Tatsächlich war es aber so, dass sie letztendlich entweder das machte, was sie sowieso schon vorgehabt hatte oder - wenn es um ein wirkliches Problem ging - meinen Rat nie befolgte. Im Prinzip war mir das egal, aber diese Probleme kamen nie vom Tisch und sie jammerte immer und immer wieder wegen der gleichen Sachen herum. Irgendwann war ich soweit, dass ich keine Ratschläge mehr gab, sondern einfach nur mehr oder weniger zuhörte und sie jammern ließ.
Ich glaube heute, es ging ihr auch gar nicht darum, eine Lösung zu finden, sondern sie wollte nur jemand haben, dem sie ihr ewiges Leid klagen konnte. Außerdem weiß ich heute auch, dass sie mich mit ihrer angeblichen Ratsuche bei der Stange halten und mir vermitteln wollte, dass sie mich braucht. Als ich für sie nämlich keinen Nutzen mehr hatte (dies zu erklären würde zu weit führen), beendete sie die Freundschaft ruck zuck.
Ich habe selbst Gott sei Dank nur eine solche Person an der Backe und habe das Spiel auch lange Zeit unbewusst mitgemacht. Es war der reinste Teufelskreis. Jedes Treffen wurde von ihren "Problemen" dominiert, wodurch sie sich einfach betüdelt und in den Mittelpunkt gestellt fühlte - denn darum ging es ihr wirklich. Zu dem lag ich dann abends im Bett und hab mir Sorgen um sie gemacht.
Mir musste es dann erst selbst mal schlecht gehen, um das Schema zu erkennen und da habe ich mich zurückgezogen. Wir sind heute noch befreundet, aber ich habe mir abgewöhnt allzu sehr auf sie einzugehen und versuche Gespräche in unverbindlichem Fahrwasser zu halten in dem ich ihre Lieblingsthemen meide wie die Pest. Das fängt schon an, dass ich sie nie frage, wie es ihr geht - sie zieht eigentlich grundsätzlich eine Schnute, wenn sie irgendwo hinkommt und dann bekommt man auch eine episch lange Antwort.
Ich weiß ja nicht wie gut nun deine Ratschläge sind, vielleicht liegt es ja daran dass sie keinen Anklang finden? Nein mal im ernst, manche Zeitgenossen wollen einfach nur über ihre Probleme reden und dass ihnen jemand zuhört. Gute Ratschläge laufen da völlig ins Leere. Auch ist es doch so dass jeder Außenstehende überhaupt nicht einschätzen kann welche Faktoren überhaupt greifen und wie wichtig dem Erzählenden diese sind. So bleibt dir immer nur ein Stückwerk wie ein Puzzle wo du dir die fehlenden Teile selber suchen und einsetzen musst.
Ich kenne leider auch mehrere solcher Personen. Eine Person davon ist eine gute Freundin von mir. Sie zieht ständig die gleiche Sorte von Kerlen an und seit Jahren funktioniert das mit denen nicht. Ich stehe ihr zwar immer mit Rat und Tat zur Seite und versuche sie allgemein von Beziehungen mit diesen Typen abzuhalten, aber das bringt bei ihr nur wenig. Da wir sowieso nicht mehr ganz so viel Kontakt haben, habe ich mich mittlerweile daran gewöhnt und akzeptiere das einfach so, wie es eben ist. Ich versuche so gut wie es geht für sie da zu sein und sie zu beratschlagen, auch wenn ich weiß, dass es am Ende sowieso nichts bringt. Aber da wir uns immer sehr gut verstanden haben, macht es mir dann auch nicht so viel aus, auch wenn es mich in der bestimmten Situation eben schon nervt.
Ein anderer Bekannter von mir rennt seit zwei Jahren derselben Frau nach, die zudem noch verheiratet ist. Er ruft täglich an und will über seine Probleme reden, die doch immer die gleichen sind. Einen Rat nimmt er dabei nicht an und das nervt tierisch. Deswegen bin ich auch dabei den Kontakt einschlafen zu lassen, weil mich das einfach stört und ich keine Lust mehr auf dieses Thema habe, auch wenn er an sich ein netter Kerl ist.
Ich denke, dass Du einmal versuchen solltest, nicht die Antworten auf die Fragen zu geben, die Dir gestellt werden, sondern die richtigen Gegenfragen zu stellen, damit sich der Fragende selbst die Antwort auf seine Frage geben kann. Das hat den Vorteil, dass Du Dir nicht abgeblockt und abgelehnt vorkommst und außerdem weiß man im Prinzip, was man tun kann und sollte, allerdings ist das nicht immer so richtig greifbar, und aus diesem Grund fragt man auch wohl jemand anderen um Rat.
Die richtigen Antworten kann man sich aber nur selbst geben, und wenn man durch gezielte Fragen eines anderen darauf gestoßen wird, erfährt man direkt, was richtig für einen ist, weil man es sich eben aus seiner eigenen subjektiven Sichtweise auf seine Situation selbst beantwortet. Das birgt einen enormen Effekt der Erleichterung für den Fragestellenden und ist auch längst nicht so anstrengend und aufwendig oder riskant in Sachen Streit, der sich aus einem solchen Gespräch entwickeln könnte wie eben dieser umgekehrte Weg des Antwortens.
Versuch das mal, indem Du die Person, die Dich fragt, was sie tun soll, Deinerseits fragst, was sie denn für Möglichkeiten hat. Kein Mensch wird Dir sagen, dass er das nicht weiß, normalerweise fangen die betreffenden Personen dann zaghaft an, aufzuzählen, was sie für möglich und machbar halten. Wenn Du im Hinterkopf noch einen anderen Weg hast, den sie einschlagen könnten, versuch doch, sie wiederum mit Fragen dorthin zu bringen, sich das, was Du denkst, durch den Kopf gehen zu lassen, indem sie sich genau diesen Weg erst einmal selbst durch ihre Antworten auf Deine Fragen bewusst machen.
Ich glaube, dass den meisten Menschen gar nicht klar ist, warum in so einem Fall so agiert wird. Es geht doch viel mehr um Brainstorming und nicht darum, dass man einen Rat auf einem Silbertablett serviert bekommt, den man dann 1:1 umsetzen kann/soll. Manchmal kommt man im Gespräch auf Ideen, die man vorher so gar nicht hatte oder man wandelt Ideen ab und passt sie den Bedürfnissen an.
Ich verstehe nicht, wie man so beleidigt sein kann, wenn der Rat nicht gleich angenommen und umgesetzt wird. Es kann doch tatsächlich sein, dass bestimmte Ideen schon selbst gekommen sind und die Umsetzung gescheitert ist. Würdet ihr etwa einen Rat noch einmal umsetzen, wenn ihr vorher schon festgestellt habt, dass das nicht funktioniert? Warum in so einem Fall beleidigt, eingeschnappt und gekränkt sein?
Täubchen hat geschrieben:
Ich verstehe nicht, wie man so beleidigt sein kann, wenn der Rat nicht gleich angenommen und umgesetzt wird.
Das habe ich ehrlich gesagt auch nie verstanden. Ich habe es auch schon erlebt, dass Leute es anscheinend persönlich genommen haben, wenn man ihren Rat am Ende dann doch nicht angenommen hat und eine andere Lösung versucht hat. Ich verstehe Ratschläge als Tipps oder Vorschläge, wie man eine Aufgabenstellung angehen kann (aber nicht unbedingt muss). Manche Ratschläge funktionieren auch gar nicht unter allen Bedingungen gleichermaßen gut, und letztlich muss es doch der Betroffene selbst entscheiden können, wie er dann am Ende an die Sache herangeht.
Wenn ich selbst um Rat gebeten werde, dann bin ich niemandem böse, wenn er es dann nicht so macht, wie ich es vorschlagen würde. Ich gebe eben einen Tipp oder steuere eine Idee aus meinem eigenen Erfahrungsschatz bei, aber warum sollte ich mich gekränkt fühlen, wenn man es dann doch anders macht?
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