Arbeitgeber verschwiegen das man schwanger ist

vom 27.09.2011, 08:09 Uhr

Ich arbeite für einen Arbeitgeber der immer am Anfang nur befristete Arbeitsverträge ausstellt. Ein Arbeitgeber hat laut Gesetz die Befugnis einen Arbeitnehmer innerhalb von 2 Jahren 4-mal befristet zu verlängern und danach muss er sich entscheiden, ob er ihn fest einstellt oder nicht. Meine Arbeitskollegin hatte ihr zwei Jahre Befristung fast rum und es näherte sich der Termin der Entscheidung. Sie bekam ihren festen Arbeitsvertrag und zwei Tage darauf, gab sie dem Arbeitgeber Bescheid, dass sie schwanger sei. Nun ging das Getratsche in der Firma los. Sie wusste natürlich schön länger dass sie schwanger war.

Sie hatte bewusst ihre Schwangerschaft bis zu diesen Datum verschwiegen, weil sie denkt, das sie keinen festen Vertrag bei einer Schwangerschaft bekommen hätte. Nun kann der Arbeitgeber sie nicht mehr kündigen und selbst nach der Elternzeit muss der Arbeitgeber sie wieder einstellen. Er wurde getratscht, wie abgebrüht sie wäre. Sie hätte es mir Absicht gemacht. Aber mal ehrlich gesagt, hättet ihr es nicht auch so gemacht? Ich hätte genauso gehandelt wie meine Kollegin. Kennt ihr vielleicht auch so eine Situation?

» rola28 » Beiträge: 493 » Talkpoints: 0,05 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich persönlich kenne eine solche Situation nicht, schon aus anatomischen Gründen :wink: Aber nachvollziehen kann ich die Entscheidung der Kollegin schon. Wer gibt denn freiwillig eine gute Chance auf einen festen Arbeitsvertrag her? Das Getratsche der anderen würde ich auch überhören, wenn diese Leute mal ehrlich zu sich selber wären, fiele ihnen ein, dass da nichts Verwerfliches dran ist und sie vielleicht auch so handeln würden.

Allerdings kann ich auch die Seite des Arbeitgebers verstehen, dass ihn das nicht so sehr begeistern wird. Aber das ist nun mal das Risiko eines Unternehmers. Und dieses wird in einer gut laufenden Firma mehr als gut abgegolten, nämlich durch gute Betriebsergebnisse.

» Squeeky » Beiträge: 2792 » Talkpoints: 6,18 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Sicherlich hätte ich genauso gehandelt. Allerdings hätte ich wohl ein wenig länger als nur zwei Tage gewartet. Das sowas natürlich Gerede aufbringt, dürfte klar sein. Und je länger sie gewartet hätte mit der Offenbarung der Schwangerschaft, desto weniger Getratsche hätte es deswegen gegeben. Aber bei zwei Tagen ist eigentlich klar, das sie nur auf den Arbeitsvertrag spekuliert hat.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Nachvollziehen kann ich die Entscheidung Deiner Kollegin vollkommen. Wenn ich ehrlich bin, wenn ich an ihrer Stelle gewesen wäre, hätte ich genauso gehandelt. Das es dann natürlich Getratsche gibt, ist doch vollkommen normal. Wenn die Kollegen darüber nicht Tratschen würden, dann würde was nicht stimmen :D. Ich hätte vielleicht noch ein wenig länger wie nur 2 Tage mit der Offenbarung der Schwangerschaft gewartet. Aber für die Kollegin sind es doch nur Vorteile, sie hat nun erst mal einen festen Job, auf den sie nach ihrem Mutterschutz auch wieder drauf zu greifen kann. Heutzutage muss doch jeder schauen wo er am Ende bleibt.

» tearsdontlie1979 » Beiträge: 424 » Talkpoints: -0,05 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das Verhalten deiner Freundin ist vollkommen legitim. Der Arbeitgeber muss nicht darüber informiert werden, dass eine Schwangerschaft vorliegt. Das sind persönliche Sachen, die nicht relevant für die Entscheidungsfindung des Arbeitgebers sein sollten. Klar wird sich der Chef vielleicht hinterher geärgert haben, dass deine Freundin so kurz nach der Unterzeichnung des unbefristeten Arbeitsvertrages wegen Schwangerschaft ausfällt. Aber im Grunde genommen hätte das ja auch zu jedem beliebigen anderen Termin passieren können.

Und dass jetzt die anderen Arbeitskollegen tuscheln ist ja auch verständlich. Die sind wahrscheinlich noch befristet eingestellt und haben Angst, keinen unbefristeten Vertrag zu bekommen.Aber ich bin überzeugt, dass jede der Arbeitskolleginnen genauso gehandelt hätte. Immerhin steht da ja die berufliche Zukunft auf dem Spiel. Ich kann nur hoffen, dass der Chef jetzt nicht seinen Unmut an deiner Freundin auslässt. Wenn er nämlich sauer auf sie sein sollte, so könnte er jede Chance nutzen, um sie zu schikanieren. Und dann finden sich ganz schnell Gründe für Abmahnungen. Aber wenn der Chef ok ist, sollte es damit keine Probleme geben.

» bigfoot11de » Beiträge: 575 » Talkpoints: 3,11 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Gesetzlich sehe ich kein Problem, allerdings moralisch. Wenn man zu Beginn eines Arbeitsverhältnisses so etwas verschweigt, hat das schon minimal was von Vertrauensbruch, nennen wir es ein "Geschmäckle". Mich würde das allerdings auch nicht davon abhalten genauso zu handeln. Denn nicht umsonst ist die Frage nach einer Schwangerschaft im Bewerbungsgespräch verboten und die Lüge bei so einer Frage erlaubt. Es war natürlich schon etwas verwegen, die Schwangerschaft bereits 2 Tage nach Vertragsschluss zu "überreichen".

Nun liegt hier allerdings nur sehr bedingt der Beginn eines Arbeitsverhältnisses vor, denn der Arbeitgeber kennt die Bewerberin seit 2 Jahren und die Übernahme in die Festanstellung ist ohnehin nur eine Formsache. Man könnte sogar sagen: Geschieht doch ganz recht, denn du Arbeitgeber, hast diesen Befristungswahnsinn auch bis zuletzt ausgenutzt und mich 2 Jahre lang immer wieder zittern lassen. Jetzt gebe ich dir ein bisschen was davon zurück. Schlimm, dass man heute schon so denken muss.

Ein souveräner Arbeitgeber wird jedoch mit den Schultern zucken. Frauen bekommen nun mal Kinder, das weiß man und damit muss man rechnen. Alles andere wäre fahrlässig und naiv. Also sollte er hingehen und es den Frauen leicht machen, die überschaubare Schwangerschaftszeit zu überstehen und die Zeit so schmackhaft zu gestalten, dass die Frau dann schnell an ihren Arbeitsplatz zurückkehrt. Ach, was bin ich doch für ein Träumer.

Eine souveräne Arbeitnehmerin würde jetzt hingehen und das Gespräch suchen. Sie würde dem Arbeitgeber klar machen, dass sie sich über die Festanstellung wirklich freut und wie sie aus heutiger Sicht ihre Zukunft im Unternehmen sieht, damit der Arbeitgeber frühzeitig planen kann. Wenn sie dem Arbeitgeber überschaubare Sicherheit gibt, gleicht das sicher das "Geschmäckle" ein wenig aus. Ach, ich bin so herrlich naiv.

Kollegentratsch gibt es doch immer, das vergeht, wenn sie ihre Arbeit zur Zufriedenheit erledigt. Ich frage mich allerdings, wie die Kollegen von der Schwangerschaft erfahren haben?

Stellt sich der Arbeitgeber nun quer, würde ich mir als Arbeitnehmerin den Stress nicht antun - und dem werdenden Kind auch nicht. Es gibt immer noch die Möglichkeit, einen Aufhebungsvertrag auszuhandeln. Eine Rechtsschutzversicherung, die das Arbeitsverhältnis abdeckt ist hier hilfreich.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Natürlich hat sie auf einen festen Arbeitsvertrag spekuliert, das ist doch nichts Verwerfliches und hätte jeder von uns gemacht. Es ist auch ihr gutes Recht, die Schwangerschaft vorher zu verschweigen: bei einem Vorstellungsgespräch oder einem Gespräch zur festen Übernahme muss keine Frau angeben, ob sie ein Kind will oder schwanger ist. Frauen sind immer noch genug benachteiligt in der Arbeitswelt, da ist es weder abgebrüht noch arglistig, wenn sie dieses Recht in Anspruch genommen hat. Natürlich schreit der Arbeitgeber nicht Juhu, aber es interessiert einen Arbeitgeber auch nicht, ob der Angestellte Juhu schreit, wenn er entlassen wird.

Das Getratsche finde ich bösartig und es ist traurig, wie missgünstig manche Menschen sind. Diejenigen, die am meisten schimpfen hätten es meiner Ansicht nach zu hundert Prozent genauso gemacht, wären sie an der Stelle der Kollegin gewesen. Oder können die es sich alle leisten, einen Arbeitsplatz freiwillig aufzugeben?

» kerry3 » Beiträge: 892 » Talkpoints: 18,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich hätte in einer ähnlichen Situation wahrscheinlich genauso gehandelt. Ich kann aber auch die Kollegen verstehen und der Arbeitgeber wird sicherlich auch nicht wirklich glücklich damit sein. Immerhin verursacht eine Schwangerschaft einer Arbeitnehmerin ja auch Kosten, die manche Arbeitgeber gerne vermeiden würden. Auch für die Kolleginnen fällt wahrscheinlich Mehrarbeit an. Und auch andere Dinge können die Folge sein, die alle Mitarbeiter im Endeffekt in irgendeiner Form mittragen müssen.

Rola28 schreibt nun nicht in welchem Beruf sie arbeitet. In manchen Berufen ist es sicherlich sinnvoll, eine Schwangerschaft so früh wie möglich mit zu teilen. In dem genannten Fall ist es dann an sich sinnvoll auf den unbefristeten Vertrag zu warten, auch wenn das halt Ärger mit den Kollegen bringt. Für die werdende Mutter hängt da je nach dem noch mehr mit dran. Nehmen wir mal an, sie hätte halt zwei Wochen bevor der befristete Vertrag kam gesagt, dass sie schwanger ist. Ihr wäre der Vertrag wahrscheinlich nicht verlängert worden. Somit hätte sie zum Arbeitsamt gemusst und die hätten dann wahrscheinlich noch gesagt, dass ihre Arbeitslosigkeit selbst verschuldet ist, da sie ja hätte warten können mit der Bekanntmachung der Schwangerschaft.

Ich habe keine Ahnung, wie weit die Schwangerschaft schon fortgeschritten ist und in welcher Branche gearbeitet wird. Deshalb würde ich mich da nun auch nicht an den zwei Tagen hoch ziehen. Wenn in dem Beruf schwer gehoben werden muss, kann man es wahrscheinlich nicht länger verschweigen. Je nach Schwangerschaftsverlauf fallen mehr Untersuchungen an, die man dem Arbeitgeber gegenüber auch erklären muss. Von einem möglichen Beschäftigungsverbot mag ich gar nicht erst sprechen.

Generell mag es sicherlich Arbeitgeber geben, die einer Arbeitnehmerin die schwanger ist, den Vertrag auch in einen unbefristeten Vertrag umgewandelt hätten. Als werdende Mutter wäre mir das Risiko aber zu groß und der Schutz des Kindes und die Sicherung der finanziellen Zukunft geht da in meinen Augen vor. Und genau das hat die werdende Mutter an sich gemacht.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Ich kenne die Situation nicht, aber ehrlich gesagt hätte das doch jeder so gemacht. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich etwas länger als 2 Tage gewartet hätte, bis ich das erzählt hätte, denn das hätte man sich ja vorher denken können, dass das Getratsche gibt. Aber andererseits gibt es doch immer irgendwelches Getratsche und wenn es nicht die Schwangerschaft + Vertrag wäre, dann hätte man über was Anderes getrascht. Ich hätte wohl noch so mindestens 1-2 Wochen gewartet, ehe ich dem Arbeitgeber das erzählt hätte und den Kollegen hätte ich so etwas sowieso erst erzählt, wenn man etwas gesehen hätte. Kommt ja auch immer drauf an, wie weit man in der Schwangerschaft schon ist.

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Dass die Kollegin den Arbeitgeber zwei Tage nach der Übernahme in ein festes Arbeitsverhältnis über die Schwangerschaft informiert hat, ist gar nicht mal so verkehrt. Denn ab dem Zeitpunkt, an dem der Arbeitgeber über die bestehende Schwangerschaft informiert ist, gelten für werdende Mütter einige Besonderheiten, die die Ausstattung des Arbeitsplatzes, die Arbeitszeiten, Kündigungsschutz und einiges mehr betreffen. Von daher ist eine frühzeitige Anzeige einer Schwangerschaft schon sinnvoll.

Wenn die Kollegin nun noch gewartet hätte, um aus der ganzen Sache ein wenig die Brisanz zu nehmen, hätte sie unter Umständen das Ungeborene oder sich selbst gefährdet (abhängig von der Tätigkeit natürlich) oder aber es hätte die Möglichkeit bestanden, dass jemand von der Schwangerschaft erfährt und es weitergetragen. Dann hätte der Arbeitgeber eine Kündigung aussprechen können (Gründe finden sich immer :wink: ), bevor die Kollegin ihn von sich aus auf die Schwangerschaft aufmerksam gemacht hätte.

» Squeeky » Beiträge: 2792 » Talkpoints: 6,18 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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